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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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finstre sich zu Memnon, die lichte zu Achilles gesellen
sollte. Laut schrieen die Bewohner des Olymps auf bei
diesem Befehle, die einen vor Freude, die andern vor Leid.

Die beiden Helden aber stritten fort, ohne die Schick¬
salsgöttinnen zu erblicken. Sie kämpften gegen einander
bald mit der Lanze, bald mit Schwertern, bald mit Stei¬
nen; keiner erzitterte; fest standen sie wie die Felsen. Und
eben so unentschieden zog sich rechts und links von ihnen
der Kampf ihrer Genossen hin, Blut und Schweiß floß
auf den Boden, und die Erde deckte sich mit Leichen.
Endlich aber siegte das Geschick. Achilles stieß seinem
Gegner die Lanze so tief in die Brust, daß sie zum Rü¬
cken herausfuhr, und er mit dumpfem Dröhnen in sein
Blut auf dem Kampfplatz niedersank.

Jetzt flohen die Trojaner, von dem verfolgenden Achil¬
les wie von einem Orkane gejagt, während er Memnons
Leichnam seinen Freunden zum Berauben überließ. Aurora
stieß am Himmel einen Seufzer aus und hüllte sich in
Gewölk ein, daß die Erde Finsterniß bedeckte; ihre Kin¬
der, die Winde, flogen auf ihr Geheiß herunter auf die
Ebene, ergriffen den Leib des Erschlagenen und entführ¬
ten ihn durch die Lüfte aus den Händen seiner Feinde.
Nichts blieb von ihm auf der Erde übrig, als die Bluts¬
tropfen, die herabträufelten, während er von den Winden
emporgetragen ward. Daraus wurde ein blutiger, un¬
versieglicher Strom, der in späten Tagen noch am Fuße
des Ida jedesmal am Todestage des Memnon flüssig
wurde und mit Modergeruch dahinfloß. Die Winde hiel¬
ten sich mit dem Leichnam nicht allzuhoch über der Erde
und flogen mit ihm in der Quere dahin; die Aethiopier
aber, die sich von dem erschlagenen Beherrscher nicht

finſtre ſich zu Memnon, die lichte zu Achilles geſellen
ſollte. Laut ſchrieen die Bewohner des Olymps auf bei
dieſem Befehle, die einen vor Freude, die andern vor Leid.

Die beiden Helden aber ſtritten fort, ohne die Schick¬
ſalsgöttinnen zu erblicken. Sie kämpften gegen einander
bald mit der Lanze, bald mit Schwertern, bald mit Stei¬
nen; keiner erzitterte; feſt ſtanden ſie wie die Felſen. Und
eben ſo unentſchieden zog ſich rechts und links von ihnen
der Kampf ihrer Genoſſen hin, Blut und Schweiß floß
auf den Boden, und die Erde deckte ſich mit Leichen.
Endlich aber ſiegte das Geſchick. Achilles ſtieß ſeinem
Gegner die Lanze ſo tief in die Bruſt, daß ſie zum Rü¬
cken herausfuhr, und er mit dumpfem Dröhnen in ſein
Blut auf dem Kampfplatz niederſank.

Jetzt flohen die Trojaner, von dem verfolgenden Achil¬
les wie von einem Orkane gejagt, während er Memnons
Leichnam ſeinen Freunden zum Berauben überließ. Aurora
ſtieß am Himmel einen Seufzer aus und hüllte ſich in
Gewölk ein, daß die Erde Finſterniß bedeckte; ihre Kin¬
der, die Winde, flogen auf ihr Geheiß herunter auf die
Ebene, ergriffen den Leib des Erſchlagenen und entführ¬
ten ihn durch die Lüfte aus den Händen ſeiner Feinde.
Nichts blieb von ihm auf der Erde übrig, als die Bluts¬
tropfen, die herabträufelten, während er von den Winden
emporgetragen ward. Daraus wurde ein blutiger, un¬
verſieglicher Strom, der in ſpäten Tagen noch am Fuße
des Ida jedesmal am Todestage des Memnon flüſſig
wurde und mit Modergeruch dahinfloß. Die Winde hiel¬
ten ſich mit dem Leichnam nicht allzuhoch über der Erde
und flogen mit ihm in der Quere dahin; die Aethiopier
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[341/0363] finſtre ſich zu Memnon, die lichte zu Achilles geſellen ſollte. Laut ſchrieen die Bewohner des Olymps auf bei dieſem Befehle, die einen vor Freude, die andern vor Leid. Die beiden Helden aber ſtritten fort, ohne die Schick¬ ſalsgöttinnen zu erblicken. Sie kämpften gegen einander bald mit der Lanze, bald mit Schwertern, bald mit Stei¬ nen; keiner erzitterte; feſt ſtanden ſie wie die Felſen. Und eben ſo unentſchieden zog ſich rechts und links von ihnen der Kampf ihrer Genoſſen hin, Blut und Schweiß floß auf den Boden, und die Erde deckte ſich mit Leichen. Endlich aber ſiegte das Geſchick. Achilles ſtieß ſeinem Gegner die Lanze ſo tief in die Bruſt, daß ſie zum Rü¬ cken herausfuhr, und er mit dumpfem Dröhnen in ſein Blut auf dem Kampfplatz niederſank. Jetzt flohen die Trojaner, von dem verfolgenden Achil¬ les wie von einem Orkane gejagt, während er Memnons Leichnam ſeinen Freunden zum Berauben überließ. Aurora ſtieß am Himmel einen Seufzer aus und hüllte ſich in Gewölk ein, daß die Erde Finſterniß bedeckte; ihre Kin¬ der, die Winde, flogen auf ihr Geheiß herunter auf die Ebene, ergriffen den Leib des Erſchlagenen und entführ¬ ten ihn durch die Lüfte aus den Händen ſeiner Feinde. Nichts blieb von ihm auf der Erde übrig, als die Bluts¬ tropfen, die herabträufelten, während er von den Winden emporgetragen ward. Daraus wurde ein blutiger, un¬ verſieglicher Strom, der in ſpäten Tagen noch am Fuße des Ida jedesmal am Todestage des Memnon flüſſig wurde und mit Modergeruch dahinfloß. Die Winde hiel¬ ten ſich mit dem Leichnam nicht allzuhoch über der Erde und flogen mit ihm in der Quere dahin; die Aethiopier aber, die ſich von dem erſchlagenen Beherrſcher nicht

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/363>, abgerufen am 25.11.2024.