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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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liche Tage in der Verborgenheit verlebte. Endlich lockten
ihn Leichenſpiele, die der König Priamus für einen ver¬
ſtorbenen Anverwandten hielt, zu der Stadt hinab, die er
früher nie betreten hatte. Priamus ſetzte nämlich bei die¬
ſem Feſte als Kampfpreis einen Stier aus, den er bei
den Hirten des Ida von ſeinen Heerden holen ließ. Nun
traf es ſich, daß gerade dieſer Stier der Lieblingsſtier des
Paris war, und da er ihn ſeinem Herrn dem Könige nicht
vorenthalten durfte, ſo beſchloß er wenigſtens den Kampf
um denſelben zu verſuchen. Hier ſiegte er in den Kampf¬
ſpielen über alle ſeine Brüder, ſelbſt über den hohen Hektor,
der der tapferſte und herrlichſte von ihnen war. Ein anderer
muthiger Sohn des Königs Priamus, Deiphobus, von
Zorn und Schaam über ſeine Niederlage überwältigt,
wollte den Hirtenjüngling niederſtoßen. Dieſer aber flüch¬
tete ſich zum Altare Jupiters, und die Tochter des Pria¬
mus, Kaſſandra, welche die Wahrſagergabe von den
Göttern zum Angebinde erhalten hatte, erkannte in ihm
ihren ausgeſetzten Bruder. Nun umarmten ihn die Eltern,
vergaßen über der Freude des Wiederſehens die verhäng¬
nißvolle Weiſſagung bei ſeiner Geburt, und nahmen ihn
als ihren Sohn auf.

Vorerſt kehrte nun Paris zu ſeiner Gattin und ſeinen
Heerden zurück, indem er auf dem Berge Ida eine ſtatt¬
liche Wohnung als Königsſohn erhielt. Bald jedoch fand
ſich Gelegenheit für ihn zu einem königlicheren Geſchäfte,
und nun ging er, ohne es zu wiſſen, dem Preis entgegen,
den ihm ſeine Freundin, die Göttin Aphrodite, verſpro¬
chen hatte.


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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/33>, abgerufen am 27.02.2025.