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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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einen Grund von Steinen, und thürmten dann aufge¬
schüttete Erde zum Grabhügel.

Auf die Bestattung folgten die Leichenspiele zu Ehren
des gefallenen Helden. Achilles berief alles Griechenvolk
zusammen, hieß es in weitem Kreise sich setzen, und stellte
Dreifüße, Becken, Rosse, Maulthiere, mächtige Stiere,
kunstfertige Weiber aus den Gefangenen, in köstlichen Ge¬
wanden, dazu lautres Gold, als verschiedene Preise auf.
Zuerst kam das Wagenwettrennen an die Reihe. Er
selbst nahm keinen Theil an diesem Kampfe; lag doch sein
geliebter Wagenlenker im Grabe! Dagegen erhub sich
Eumelus, der Sohn Admets, der wagenkundigste Held;
Diomedes, der die dem Aeneas geraubten Rosse anschirrte;
Menelaus mit seinem Hengste Podargus und Agamemnons
Stute Aethe; dann als Vierter Antilochus, der junge
Sohn Nestor's, dem sein Vater allerlei weise Ermahnun¬
gen für das Wettrennen ertheilte; als Fünfter endlich
schirrte Meriones seine glänzenden Rosse an den Wagen.
Alle fünf Helden bestiegen den Wagensitz, und Achilles
schüttelte die Loose, in welcher Ordnung sie aus den
Schranken fahren sollten. Da sprang zuerst das Loos
des Antilochus aus dem Helme, dann kamen Eumelus,
Menelaus, Meriones, zuletzt der Tydide. Zum Kampf¬
schauer ward der graue Phönix, der Kampfgenosse seines
Vaters, von dem Peliden bestellt. Jetzt erhuben alle fünf
Fürsten zumal ihre Geißel, schlugen mit den Zügeln, er¬
mahnten die Rosse und durchstürmten das Blachfeld; dicker
Staub erhob sich, wild flatterten die Mähnen der Pferde,
die Wagen rollten bald tief an der Erde, bald flogen sie
in schwebendem Sprunge durch die Luft. Hoch standen
die Lenker in den Sitzen, und jedem klopfte das Herz

einen Grund von Steinen, und thürmten dann aufge¬
ſchüttete Erde zum Grabhügel.

Auf die Beſtattung folgten die Leichenſpiele zu Ehren
des gefallenen Helden. Achilles berief alles Griechenvolk
zuſammen, hieß es in weitem Kreiſe ſich ſetzen, und ſtellte
Dreifüße, Becken, Roſſe, Maulthiere, mächtige Stiere,
kunſtfertige Weiber aus den Gefangenen, in köſtlichen Ge¬
wanden, dazu lautres Gold, als verſchiedene Preiſe auf.
Zuerſt kam das Wagenwettrennen an die Reihe. Er
ſelbſt nahm keinen Theil an dieſem Kampfe; lag doch ſein
geliebter Wagenlenker im Grabe! Dagegen erhub ſich
Eumelus, der Sohn Admets, der wagenkundigſte Held;
Diomedes, der die dem Aeneas geraubten Roſſe anſchirrte;
Menelaus mit ſeinem Hengſte Podargus und Agamemnons
Stute Aethe; dann als Vierter Antilochus, der junge
Sohn Neſtor's, dem ſein Vater allerlei weiſe Ermahnun¬
gen für das Wettrennen ertheilte; als Fünfter endlich
ſchirrte Meriones ſeine glänzenden Roſſe an den Wagen.
Alle fünf Helden beſtiegen den Wagenſitz, und Achilles
ſchüttelte die Looſe, in welcher Ordnung ſie aus den
Schranken fahren ſollten. Da ſprang zuerſt das Loos
des Antilochus aus dem Helme, dann kamen Eumelus,
Menelaus, Meriones, zuletzt der Tydide. Zum Kampf¬
ſchauer ward der graue Phönix, der Kampfgenoſſe ſeines
Vaters, von dem Peliden beſtellt. Jetzt erhuben alle fünf
Fürſten zumal ihre Geißel, ſchlugen mit den Zügeln, er¬
mahnten die Roſſe und durchſtürmten das Blachfeld; dicker
Staub erhob ſich, wild flatterten die Mähnen der Pferde,
die Wagen rollten bald tief an der Erde, bald flogen ſie
in ſchwebendem Sprunge durch die Luft. Hoch ſtanden
die Lenker in den Sitzen, und jedem klopfte das Herz

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[294/0316] einen Grund von Steinen, und thürmten dann aufge¬ ſchüttete Erde zum Grabhügel. Auf die Beſtattung folgten die Leichenſpiele zu Ehren des gefallenen Helden. Achilles berief alles Griechenvolk zuſammen, hieß es in weitem Kreiſe ſich ſetzen, und ſtellte Dreifüße, Becken, Roſſe, Maulthiere, mächtige Stiere, kunſtfertige Weiber aus den Gefangenen, in köſtlichen Ge¬ wanden, dazu lautres Gold, als verſchiedene Preiſe auf. Zuerſt kam das Wagenwettrennen an die Reihe. Er ſelbſt nahm keinen Theil an dieſem Kampfe; lag doch ſein geliebter Wagenlenker im Grabe! Dagegen erhub ſich Eumelus, der Sohn Admets, der wagenkundigſte Held; Diomedes, der die dem Aeneas geraubten Roſſe anſchirrte; Menelaus mit ſeinem Hengſte Podargus und Agamemnons Stute Aethe; dann als Vierter Antilochus, der junge Sohn Neſtor's, dem ſein Vater allerlei weiſe Ermahnun¬ gen für das Wettrennen ertheilte; als Fünfter endlich ſchirrte Meriones ſeine glänzenden Roſſe an den Wagen. Alle fünf Helden beſtiegen den Wagenſitz, und Achilles ſchüttelte die Looſe, in welcher Ordnung ſie aus den Schranken fahren ſollten. Da ſprang zuerſt das Loos des Antilochus aus dem Helme, dann kamen Eumelus, Menelaus, Meriones, zuletzt der Tydide. Zum Kampf¬ ſchauer ward der graue Phönix, der Kampfgenoſſe ſeines Vaters, von dem Peliden beſtellt. Jetzt erhuben alle fünf Fürſten zumal ihre Geißel, ſchlugen mit den Zügeln, er¬ mahnten die Roſſe und durchſtürmten das Blachfeld; dicker Staub erhob ſich, wild flatterten die Mähnen der Pferde, die Wagen rollten bald tief an der Erde, bald flogen ſie in ſchwebendem Sprunge durch die Luft. Hoch ſtanden die Lenker in den Sitzen, und jedem klopfte das Herz

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/316>, abgerufen am 22.11.2024.