zurückziehen; wir aber, die Tapfersten im Heere, wollen ihm mit Abwehr begegnen; und unsre Schaar zu durch¬ brechen wird er sich scheuen, wenn er auch noch so mör¬ derisch herantobt."
Die Helden gehorchten dem vernünftigen Rathe; sie beriefen die edelsten Fürsten und Kämpfer und diese rei¬ heten sich schnell um die beiden Ajax, um Idomeneus, Meriones und Teucer her: hinter ihnen aber zog sich alles Volk auf die Schiffe zurück. Die Trojaner ihrer¬ seits drangen mit Heereskraft vor; sie führte Hektor, hoch auf seinem Streitwagen stehend; ihn selbst, in Gewölk eingehüllt, Apollo der Gott, den grauenvollen Aegisschild in der Hand. Die griechischen Helden harrten der Feinde in gedrängtem Häuflein; lautes Geschrei stieg aus beiden Heeren: bald sprangen die Pfeile und sausten die Speere; aber die Geschosse der Trojaner hafteten alle in Feindes¬ leibern, weil Phöbus Apollo mit ihnen war, und sobald dieser die gräßliche Aegide gegen das Antlitz der Danaer schüttelte, laut und fürchterlich aus seiner dunkeln Wolke dazu aufschreiend, bebte den Griechen das Herz im Busen und sie vergaßen der Abwehr. So erschlug denn Hektor zuerst den Führer der Böotier, Stichius, dann Arcesilaus, den edeln Genossen des Menestheus; Aeneas raubte dem Athener Jasus und dem Medon, dem Halbbruder des lokrischen Ajax, Leben und Waffen, vor Polydamas sank Mekistheus, vor Polites Echius, und Klonius vor Agenor; den Diochus aber, der aus dem Vorderkampfe floh, erschoß Paris durch den Rücken, daß die Lanzenspitze zur Brust herausdrang. Während die Trojaner diese alle der Rüstungen entblösten, flohen die Griechen in Verwirrung, dem Graben und den Pfählen zustürzend, bebten da und
zurückziehen; wir aber, die Tapferſten im Heere, wollen ihm mit Abwehr begegnen; und unſre Schaar zu durch¬ brechen wird er ſich ſcheuen, wenn er auch noch ſo mör¬ deriſch herantobt.“
Die Helden gehorchten dem vernünftigen Rathe; ſie beriefen die edelſten Fürſten und Kämpfer und dieſe rei¬ heten ſich ſchnell um die beiden Ajax, um Idomeneus, Meriones und Teucer her: hinter ihnen aber zog ſich alles Volk auf die Schiffe zurück. Die Trojaner ihrer¬ ſeits drangen mit Heereskraft vor; ſie führte Hektor, hoch auf ſeinem Streitwagen ſtehend; ihn ſelbſt, in Gewölk eingehüllt, Apollo der Gott, den grauenvollen Aegisſchild in der Hand. Die griechiſchen Helden harrten der Feinde in gedrängtem Häuflein; lautes Geſchrei ſtieg aus beiden Heeren: bald ſprangen die Pfeile und ſausten die Speere; aber die Geſchoſſe der Trojaner hafteten alle in Feindes¬ leibern, weil Phöbus Apollo mit ihnen war, und ſobald dieſer die gräßliche Aegide gegen das Antlitz der Danaer ſchüttelte, laut und fürchterlich aus ſeiner dunkeln Wolke dazu aufſchreiend, bebte den Griechen das Herz im Buſen und ſie vergaßen der Abwehr. So erſchlug denn Hektor zuerſt den Führer der Böotier, Stichius, dann Arceſilaus, den edeln Genoſſen des Meneſtheus; Aeneas raubte dem Athener Jaſus und dem Medon, dem Halbbruder des lokriſchen Ajax, Leben und Waffen, vor Polydamas ſank Mekiſtheus, vor Polites Echius, und Klonius vor Agenor; den Diochus aber, der aus dem Vorderkampfe floh, erſchoß Paris durch den Rücken, daß die Lanzenſpitze zur Bruſt herausdrang. Während die Trojaner dieſe alle der Rüſtungen entblösten, flohen die Griechen in Verwirrung, dem Graben und den Pfählen zuſtürzend, bebten da und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0230"n="208"/>
zurückziehen; wir aber, die Tapferſten im Heere, wollen<lb/>
ihm mit Abwehr begegnen; und unſre Schaar zu durch¬<lb/>
brechen wird er ſich ſcheuen, wenn er auch noch ſo mör¬<lb/>
deriſch herantobt.“</p><lb/><p>Die Helden gehorchten dem vernünftigen Rathe; ſie<lb/>
beriefen die edelſten Fürſten und Kämpfer und dieſe rei¬<lb/>
heten ſich ſchnell um die beiden Ajax, um Idomeneus,<lb/>
Meriones und Teucer her: hinter ihnen aber zog ſich<lb/>
alles Volk auf die Schiffe zurück. Die Trojaner ihrer¬<lb/>ſeits drangen mit Heereskraft vor; ſie führte Hektor, hoch<lb/>
auf ſeinem Streitwagen ſtehend; ihn ſelbſt, in Gewölk<lb/>
eingehüllt, Apollo der Gott, den grauenvollen Aegisſchild<lb/>
in der Hand. Die griechiſchen Helden harrten der Feinde<lb/>
in gedrängtem Häuflein; lautes Geſchrei ſtieg aus beiden<lb/>
Heeren: bald ſprangen die Pfeile und ſausten die Speere;<lb/>
aber die Geſchoſſe der Trojaner hafteten alle in Feindes¬<lb/>
leibern, weil Phöbus Apollo mit ihnen war, und ſobald<lb/>
dieſer die gräßliche Aegide gegen das Antlitz der Danaer<lb/>ſchüttelte, laut und fürchterlich aus ſeiner dunkeln Wolke<lb/>
dazu aufſchreiend, bebte den Griechen das Herz im Buſen<lb/>
und ſie vergaßen der Abwehr. So erſchlug denn Hektor<lb/>
zuerſt den Führer der Böotier, Stichius, dann Arceſilaus,<lb/>
den edeln Genoſſen des Meneſtheus; Aeneas raubte dem<lb/>
Athener Jaſus und dem Medon, dem Halbbruder des<lb/>
lokriſchen Ajax, Leben und Waffen, vor Polydamas ſank<lb/>
Mekiſtheus, vor Polites Echius, und Klonius vor Agenor;<lb/>
den Diochus aber, der aus dem Vorderkampfe floh,<lb/>
erſchoß Paris durch den Rücken, daß die Lanzenſpitze zur<lb/>
Bruſt herausdrang. Während die Trojaner dieſe alle der<lb/>
Rüſtungen entblösten, flohen die Griechen in Verwirrung,<lb/>
dem Graben und den Pfählen zuſtürzend, bebten da und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[208/0230]
zurückziehen; wir aber, die Tapferſten im Heere, wollen
ihm mit Abwehr begegnen; und unſre Schaar zu durch¬
brechen wird er ſich ſcheuen, wenn er auch noch ſo mör¬
deriſch herantobt.“
Die Helden gehorchten dem vernünftigen Rathe; ſie
beriefen die edelſten Fürſten und Kämpfer und dieſe rei¬
heten ſich ſchnell um die beiden Ajax, um Idomeneus,
Meriones und Teucer her: hinter ihnen aber zog ſich
alles Volk auf die Schiffe zurück. Die Trojaner ihrer¬
ſeits drangen mit Heereskraft vor; ſie führte Hektor, hoch
auf ſeinem Streitwagen ſtehend; ihn ſelbſt, in Gewölk
eingehüllt, Apollo der Gott, den grauenvollen Aegisſchild
in der Hand. Die griechiſchen Helden harrten der Feinde
in gedrängtem Häuflein; lautes Geſchrei ſtieg aus beiden
Heeren: bald ſprangen die Pfeile und ſausten die Speere;
aber die Geſchoſſe der Trojaner hafteten alle in Feindes¬
leibern, weil Phöbus Apollo mit ihnen war, und ſobald
dieſer die gräßliche Aegide gegen das Antlitz der Danaer
ſchüttelte, laut und fürchterlich aus ſeiner dunkeln Wolke
dazu aufſchreiend, bebte den Griechen das Herz im Buſen
und ſie vergaßen der Abwehr. So erſchlug denn Hektor
zuerſt den Führer der Böotier, Stichius, dann Arceſilaus,
den edeln Genoſſen des Meneſtheus; Aeneas raubte dem
Athener Jaſus und dem Medon, dem Halbbruder des
lokriſchen Ajax, Leben und Waffen, vor Polydamas ſank
Mekiſtheus, vor Polites Echius, und Klonius vor Agenor;
den Diochus aber, der aus dem Vorderkampfe floh,
erſchoß Paris durch den Rücken, daß die Lanzenſpitze zur
Bruſt herausdrang. Während die Trojaner dieſe alle der
Rüſtungen entblösten, flohen die Griechen in Verwirrung,
dem Graben und den Pfählen zuſtürzend, bebten da und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/230>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.