der nach mir fragt? Hast du es schon gehört, daß der gewaltige Ajax mich bei den Schiffen mit einem Stein an die Brust getroffen und mitten im Siege gehemmt hat? Glaubte ich doch noch an diesem Tage den schwarzen Hades schauen zu müssen!" -- "Sey getrost," antwortete ihm Apollo, "siehe, mich selbst, seinen Sohn Phöbus, sen¬ det dir Jupiter, dich ferner, wie ich wohl auch von selbst früher gethan habe, von nun an auf sein Geheiß zu schir¬ men, und ich werde das goldene Schwert, das du in meinen Händen siehest, für dich schwingen. Besteige dei¬ nen Wagen wieder, ich selbst eile voran, ebne euren Ros¬ sen den Weg, und helfe dir die Griechen in die Flucht jagen!"
Kaum hatte Hektor die Stimme des Gottes vernom¬ men, so sprang er, wie ein muthiges Roß das Halfter an der Krippe zerreißt, vom Boden auf und schwang sich in seinen Wagen. Die Griechen aber, als sie den Helden herbeifliegen sahen, standen starr und ließen plötzlich von der Verfolgung ab, wie Jäger und Hunde, die einem Hirsch ins Waldesdickicht nachfolgen, vor einem zottigen Löwen erschrecken, der ihnen plötzlich drohend in den Weg kommt. Der Erste, der Hektors ansichtig geworden, war der Aetolier Thoas, ein beredter Mann, der sogleich die ersten Fürsten der Griechen, in deren Mitte er kämpfte, aufmerksam machte und ausrief: "Wehe mir, welch Wun¬ der erblicke ich mit meinen Augen dort! Hektor, den wir Alle unter dem Steinwurfe des Telamoniers stürzen sa¬ hen, kommt aufrecht auf dem Wagen heran, freudigen Muthes dem Vorkampfe zueilend; gewiß ihm steht Jupiter der Donnerer zur Seite! So gehorchet denn meinem Rathe: heißt die Masse des Heeres sich auf die Schiffe
der nach mir fragt? Haſt du es ſchon gehört, daß der gewaltige Ajax mich bei den Schiffen mit einem Stein an die Bruſt getroffen und mitten im Siege gehemmt hat? Glaubte ich doch noch an dieſem Tage den ſchwarzen Hades ſchauen zu müſſen!“ — „Sey getroſt,“ antwortete ihm Apollo, „ſiehe, mich ſelbſt, ſeinen Sohn Phöbus, ſen¬ det dir Jupiter, dich ferner, wie ich wohl auch von ſelbſt früher gethan habe, von nun an auf ſein Geheiß zu ſchir¬ men, und ich werde das goldene Schwert, das du in meinen Händen ſieheſt, für dich ſchwingen. Beſteige dei¬ nen Wagen wieder, ich ſelbſt eile voran, ebne euren Roſ¬ ſen den Weg, und helfe dir die Griechen in die Flucht jagen!“
Kaum hatte Hektor die Stimme des Gottes vernom¬ men, ſo ſprang er, wie ein muthiges Roß das Halfter an der Krippe zerreißt, vom Boden auf und ſchwang ſich in ſeinen Wagen. Die Griechen aber, als ſie den Helden herbeifliegen ſahen, ſtanden ſtarr und ließen plötzlich von der Verfolgung ab, wie Jäger und Hunde, die einem Hirſch ins Waldesdickicht nachfolgen, vor einem zottigen Löwen erſchrecken, der ihnen plötzlich drohend in den Weg kommt. Der Erſte, der Hektors anſichtig geworden, war der Aetolier Thoas, ein beredter Mann, der ſogleich die erſten Fürſten der Griechen, in deren Mitte er kämpfte, aufmerkſam machte und ausrief: „Wehe mir, welch Wun¬ der erblicke ich mit meinen Augen dort! Hektor, den wir Alle unter dem Steinwurfe des Telamoniers ſtürzen ſa¬ hen, kommt aufrecht auf dem Wagen heran, freudigen Muthes dem Vorkampfe zueilend; gewiß ihm ſteht Jupiter der Donnerer zur Seite! So gehorchet denn meinem Rathe: heißt die Maſſe des Heeres ſich auf die Schiffe
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der nach mir fragt? Haſt du es ſchon gehört, daß der
gewaltige Ajax mich bei den Schiffen mit einem Stein an
die Bruſt getroffen und mitten im Siege gehemmt hat?
Glaubte ich doch noch an dieſem Tage den ſchwarzen
Hades ſchauen zu müſſen!“ — „Sey getroſt,“ antwortete
ihm Apollo, „ſiehe, mich ſelbſt, ſeinen Sohn Phöbus, ſen¬
det dir Jupiter, dich ferner, wie ich wohl auch von ſelbſt
früher gethan habe, von nun an auf ſein Geheiß zu ſchir¬
men, und ich werde das goldene Schwert, das du in
meinen Händen ſieheſt, für dich ſchwingen. Beſteige dei¬
nen Wagen wieder, ich ſelbſt eile voran, ebne euren Roſ¬
ſen den Weg, und helfe dir die Griechen in die Flucht
jagen!“
Kaum hatte Hektor die Stimme des Gottes vernom¬
men, ſo ſprang er, wie ein muthiges Roß das Halfter
an der Krippe zerreißt, vom Boden auf und ſchwang ſich
in ſeinen Wagen. Die Griechen aber, als ſie den Helden
herbeifliegen ſahen, ſtanden ſtarr und ließen plötzlich von
der Verfolgung ab, wie Jäger und Hunde, die einem
Hirſch ins Waldesdickicht nachfolgen, vor einem zottigen
Löwen erſchrecken, der ihnen plötzlich drohend in den Weg
kommt. Der Erſte, der Hektors anſichtig geworden, war
der Aetolier Thoas, ein beredter Mann, der ſogleich die
erſten Fürſten der Griechen, in deren Mitte er kämpfte,
aufmerkſam machte und ausrief: „Wehe mir, welch Wun¬
der erblicke ich mit meinen Augen dort! Hektor, den wir
Alle unter dem Steinwurfe des Telamoniers ſtürzen ſa¬
hen, kommt aufrecht auf dem Wagen heran, freudigen
Muthes dem Vorkampfe zueilend; gewiß ihm ſteht Jupiter
der Donnerer zur Seite! So gehorchet denn meinem
Rathe: heißt die Maſſe des Heeres ſich auf die Schiffe
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/229>, abgerufen am 30.11.2024.
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