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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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Die Griechen von Poseidon gestärkt.

Während so draußen das Treffen tobte, saß der greise
Nestor geruhig in seinem Zelte beim Trunk, den verwun¬
deten Helden und Arzt Machaon bewirthend. Als nun
aber der Streitruf immer lauter hallte und näher in ihre
Ohren drang, überantwortete er seinen Gast der Dienerin
Hekamede, ihm ein warmes Bad zu bereiten, ergriff Schild
und Lanze und trat hinaus vor das Zelt. Hier sah er
die unerfreuliche Wendung, die der Kampf genommen
hatte, und während er in Zweifeln stand, ob er in die
Schlacht eilen, oder den Völkerfürsten Agamemnon auf¬
suchen sollte, mit ihm zu berathen, begegnete ihm, von den
Schiffen am Meeresgestade zurückkommend, dieser selbst
mit Odysseus und Diomedes, alle drei auf ihre Lanzen
gestützt und an Wunden krank. Sie kamen auch nur, der
Schlacht wieder zuzuschauen, ohne Hoffnung, selbst an
dem Kampfe Theil nehmen zu können. Sorgenvoll traten
sie mit Nestor zusammen und beriethen das Geschick der
Ihrigen. Endlich sprach Agamemnon: "Freunde, ich hege
keine Hoffnung mehr. Da der Graben, der uns so viele
Mühe gekostet, da die Mauer, die unzerbrechlich schien,
den Schiffen nicht zur Abwehr gereicht haben, und der
Kampf längst mitten unter diesen wüthet; so gefällt es
wohl dem Jupiter, uns Griechen alle, wenn wir nicht
freiwillig abziehen, ferne von Argos, hier in der Fremde,
ruhmlos umkommen zu lassen. Laßt uns deswegen mit
den Schiffen, die wir zunächst am Meeresstrande aufge¬
stellt haben, auf der hohen See uns vor Anker legen,

Die Griechen von Poſeidon geſtärkt.

Während ſo draußen das Treffen tobte, ſaß der greiſe
Neſtor geruhig in ſeinem Zelte beim Trunk, den verwun¬
deten Helden und Arzt Machaon bewirthend. Als nun
aber der Streitruf immer lauter hallte und näher in ihre
Ohren drang, überantwortete er ſeinen Gaſt der Dienerin
Hekamede, ihm ein warmes Bad zu bereiten, ergriff Schild
und Lanze und trat hinaus vor das Zelt. Hier ſah er
die unerfreuliche Wendung, die der Kampf genommen
hatte, und während er in Zweifeln ſtand, ob er in die
Schlacht eilen, oder den Völkerfürſten Agamemnon auf¬
ſuchen ſollte, mit ihm zu berathen, begegnete ihm, von den
Schiffen am Meeresgeſtade zurückkommend, dieſer ſelbſt
mit Odyſſeus und Diomedes, alle drei auf ihre Lanzen
geſtützt und an Wunden krank. Sie kamen auch nur, der
Schlacht wieder zuzuſchauen, ohne Hoffnung, ſelbſt an
dem Kampfe Theil nehmen zu können. Sorgenvoll traten
ſie mit Neſtor zuſammen und beriethen das Geſchick der
Ihrigen. Endlich ſprach Agamemnon: „Freunde, ich hege
keine Hoffnung mehr. Da der Graben, der uns ſo viele
Mühe gekoſtet, da die Mauer, die unzerbrechlich ſchien,
den Schiffen nicht zur Abwehr gereicht haben, und der
Kampf längſt mitten unter dieſen wüthet; ſo gefällt es
wohl dem Jupiter, uns Griechen alle, wenn wir nicht
freiwillig abziehen, ferne von Argos, hier in der Fremde,
ruhmlos umkommen zu laſſen. Laßt uns deswegen mit
den Schiffen, die wir zunächſt am Meeresſtrande aufge¬
ſtellt haben, auf der hohen See uns vor Anker legen,

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[198/0220] Die Griechen von Poſeidon geſtärkt. Während ſo draußen das Treffen tobte, ſaß der greiſe Neſtor geruhig in ſeinem Zelte beim Trunk, den verwun¬ deten Helden und Arzt Machaon bewirthend. Als nun aber der Streitruf immer lauter hallte und näher in ihre Ohren drang, überantwortete er ſeinen Gaſt der Dienerin Hekamede, ihm ein warmes Bad zu bereiten, ergriff Schild und Lanze und trat hinaus vor das Zelt. Hier ſah er die unerfreuliche Wendung, die der Kampf genommen hatte, und während er in Zweifeln ſtand, ob er in die Schlacht eilen, oder den Völkerfürſten Agamemnon auf¬ ſuchen ſollte, mit ihm zu berathen, begegnete ihm, von den Schiffen am Meeresgeſtade zurückkommend, dieſer ſelbſt mit Odyſſeus und Diomedes, alle drei auf ihre Lanzen geſtützt und an Wunden krank. Sie kamen auch nur, der Schlacht wieder zuzuſchauen, ohne Hoffnung, ſelbſt an dem Kampfe Theil nehmen zu können. Sorgenvoll traten ſie mit Neſtor zuſammen und beriethen das Geſchick der Ihrigen. Endlich ſprach Agamemnon: „Freunde, ich hege keine Hoffnung mehr. Da der Graben, der uns ſo viele Mühe gekoſtet, da die Mauer, die unzerbrechlich ſchien, den Schiffen nicht zur Abwehr gereicht haben, und der Kampf längſt mitten unter dieſen wüthet; ſo gefällt es wohl dem Jupiter, uns Griechen alle, wenn wir nicht freiwillig abziehen, ferne von Argos, hier in der Fremde, ruhmlos umkommen zu laſſen. Laßt uns deswegen mit den Schiffen, die wir zunächſt am Meeresſtrande aufge¬ ſtellt haben, auf der hohen See uns vor Anker legen,

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/220>, abgerufen am 17.11.2024.