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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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aus dem Gesichte wich das Blut; die Augen standen un¬
bewegt in den traurigen Wangen; im ganzen Bilde war
kein Leben mehr; die Adern stockten mitten im Pulsschlag,
der Nacken drehte, der Arm regte, der Fuß bewegte sich
nicht mehr; auch das Innere des Leibes war zum kalten
Felsstein geworden. Nichts lebte mehr an ihr, als die
Thränen; diese rannen unaufhörlich aus den steinernen
Augen hervor. Jetzt faßte den Stein eine gewaltige
Windsbraut, führte ihn fort durch die Lüfte und über
das Meer und setzte ihn erst in der alten Heimath Niobe's,
in Lydien, im öden Gebirge, unter den Steinklippen des
Sipylus nieder. Hier haftete Niobe als ein Marmor¬
felsen am Gipfel des Berges, und noch jetzt zerfließt der
Marmor in Thränen.


aus dem Geſichte wich das Blut; die Augen ſtanden un¬
bewegt in den traurigen Wangen; im ganzen Bilde war
kein Leben mehr; die Adern ſtockten mitten im Pulsſchlag,
der Nacken drehte, der Arm regte, der Fuß bewegte ſich
nicht mehr; auch das Innere des Leibes war zum kalten
Felsſtein geworden. Nichts lebte mehr an ihr, als die
Thränen; dieſe rannen unaufhörlich aus den ſteinernen
Augen hervor. Jetzt faßte den Stein eine gewaltige
Windsbraut, führte ihn fort durch die Lüfte und über
das Meer und ſetzte ihn erſt in der alten Heimath Niobe's,
in Lydien, im öden Gebirge, unter den Steinklippen des
Sipylus nieder. Hier haftete Niobe als ein Marmor¬
felſen am Gipfel des Berges, und noch jetzt zerfließt der
Marmor in Thränen.


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[197/0223] aus dem Geſichte wich das Blut; die Augen ſtanden un¬ bewegt in den traurigen Wangen; im ganzen Bilde war kein Leben mehr; die Adern ſtockten mitten im Pulsſchlag, der Nacken drehte, der Arm regte, der Fuß bewegte ſich nicht mehr; auch das Innere des Leibes war zum kalten Felsſtein geworden. Nichts lebte mehr an ihr, als die Thränen; dieſe rannen unaufhörlich aus den ſteinernen Augen hervor. Jetzt faßte den Stein eine gewaltige Windsbraut, führte ihn fort durch die Lüfte und über das Meer und ſetzte ihn erſt in der alten Heimath Niobe's, in Lydien, im öden Gebirge, unter den Steinklippen des Sipylus nieder. Hier haftete Niobe als ein Marmor¬ felſen am Gipfel des Berges, und noch jetzt zerfließt der Marmor in Thränen.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/223>, abgerufen am 25.11.2024.