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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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den Zähnen vor Zorn. Am andern Morgen sandten sie
zwei Männer ab, den Drachensaamen von Aeetes zu er¬
bitten, der sich nicht lange weigerte. Er gab ihnen von
desselben Drachen Zähnen, den Kadmus bei Theben um¬
gebracht hatte. Er that es ganz getrost, denn er hielt
es gar nicht für möglich, daß Jason es nur bis zum
Säen der Zähne bringen könnte. In der Nacht, die auf
diesen Tag folgte, badete sich Jason und opferte der He¬
kate ganz, wie Medea ihn geheißen. Die Göttin selbst
vernahm sein Gebet und kam aus ihren tiefen Höhlen
hervor, die entsetzliche, umringt von gräßlichen Drachen,
die flammende Eichenäste im Rachen trugen. Hunde der
Unterwelt schwärmten bellend um sie her. Der Anger zit¬
terte unter ihrem Tritt und die Nymphen des Flusses Phasis
heulten. Selbst den Jason ergriff Entsetzen, als er heim¬
kehrte, aber dem Gebote der Geliebten getreu, schaute er
sich nicht um, bis er wieder bei seinen Genossen war:
und schon schimmerte die Morgenröthe über dem Schnee¬
gipfel des Kaukasus.

Jetzt warf Aeetes seinen starken Panzer über, den
er im Kampfe mit den Giganten getragen; auf sein
Haupt setzte er den goldnen Helm mit vier Büschen und
griff zu dem vierhäutigen Schilde, den, außer Herkules,
kein anderer Held hätte aufheben können. Sein Sohn
hielt ihm die schnellen Rosse am Wagen: diesen bestieg
er und flog, die Zügel in der Hand, aus der Stadt, ihm
nach unzähliges Volk. Wie selbst zum Kampfe gerüstet,
wollte er dem Schauspiele beiwohnen. Jason aber hatte
sich nach Medea's Anleitung mit dem Zauberöle Lanze,
Schwert und Schild gesalbt. Rings um ihn her versuch¬
ten die Genossen ihre Waffen an der Lanze, aber sie

den Zähnen vor Zorn. Am andern Morgen ſandten ſie
zwei Männer ab, den Drachenſaamen von Aeetes zu er¬
bitten, der ſich nicht lange weigerte. Er gab ihnen von
deſſelben Drachen Zähnen, den Kadmus bei Theben um¬
gebracht hatte. Er that es ganz getroſt, denn er hielt
es gar nicht für möglich, daß Jaſon es nur bis zum
Säen der Zähne bringen könnte. In der Nacht, die auf
dieſen Tag folgte, badete ſich Jaſon und opferte der He¬
kate ganz, wie Medea ihn geheißen. Die Göttin ſelbſt
vernahm ſein Gebet und kam aus ihren tiefen Höhlen
hervor, die entſetzliche, umringt von gräßlichen Drachen,
die flammende Eichenäſte im Rachen trugen. Hunde der
Unterwelt ſchwärmten bellend um ſie her. Der Anger zit¬
terte unter ihrem Tritt und die Nymphen des Fluſſes Phaſis
heulten. Selbſt den Jaſon ergriff Entſetzen, als er heim¬
kehrte, aber dem Gebote der Geliebten getreu, ſchaute er
ſich nicht um, bis er wieder bei ſeinen Genoſſen war:
und ſchon ſchimmerte die Morgenröthe über dem Schnee¬
gipfel des Kaukaſus.

Jetzt warf Aeetes ſeinen ſtarken Panzer über, den
er im Kampfe mit den Giganten getragen; auf ſein
Haupt ſetzte er den goldnen Helm mit vier Büſchen und
griff zu dem vierhäutigen Schilde, den, außer Herkules,
kein anderer Held hätte aufheben können. Sein Sohn
hielt ihm die ſchnellen Roſſe am Wagen: dieſen beſtieg
er und flog, die Zügel in der Hand, aus der Stadt, ihm
nach unzähliges Volk. Wie ſelbſt zum Kampfe gerüſtet,
wollte er dem Schauſpiele beiwohnen. Jaſon aber hatte
ſich nach Medea's Anleitung mit dem Zauberöle Lanze,
Schwert und Schild geſalbt. Rings um ihn her verſuch¬
ten die Genoſſen ihre Waffen an der Lanze, aber ſie

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[139/0165] den Zähnen vor Zorn. Am andern Morgen ſandten ſie zwei Männer ab, den Drachenſaamen von Aeetes zu er¬ bitten, der ſich nicht lange weigerte. Er gab ihnen von deſſelben Drachen Zähnen, den Kadmus bei Theben um¬ gebracht hatte. Er that es ganz getroſt, denn er hielt es gar nicht für möglich, daß Jaſon es nur bis zum Säen der Zähne bringen könnte. In der Nacht, die auf dieſen Tag folgte, badete ſich Jaſon und opferte der He¬ kate ganz, wie Medea ihn geheißen. Die Göttin ſelbſt vernahm ſein Gebet und kam aus ihren tiefen Höhlen hervor, die entſetzliche, umringt von gräßlichen Drachen, die flammende Eichenäſte im Rachen trugen. Hunde der Unterwelt ſchwärmten bellend um ſie her. Der Anger zit¬ terte unter ihrem Tritt und die Nymphen des Fluſſes Phaſis heulten. Selbſt den Jaſon ergriff Entſetzen, als er heim¬ kehrte, aber dem Gebote der Geliebten getreu, ſchaute er ſich nicht um, bis er wieder bei ſeinen Genoſſen war: und ſchon ſchimmerte die Morgenröthe über dem Schnee¬ gipfel des Kaukaſus. Jetzt warf Aeetes ſeinen ſtarken Panzer über, den er im Kampfe mit den Giganten getragen; auf ſein Haupt ſetzte er den goldnen Helm mit vier Büſchen und griff zu dem vierhäutigen Schilde, den, außer Herkules, kein anderer Held hätte aufheben können. Sein Sohn hielt ihm die ſchnellen Roſſe am Wagen: dieſen beſtieg er und flog, die Zügel in der Hand, aus der Stadt, ihm nach unzähliges Volk. Wie ſelbſt zum Kampfe gerüſtet, wollte er dem Schauſpiele beiwohnen. Jaſon aber hatte ſich nach Medea's Anleitung mit dem Zauberöle Lanze, Schwert und Schild geſalbt. Rings um ihn her verſuch¬ ten die Genoſſen ihre Waffen an der Lanze, aber ſie

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/165>, abgerufen am 24.11.2024.