terwegs waren, eine dichte Nebelwolke über die Stadt, und zerstreute sie erst wieder, als sie glücklich in dem Pallaste des Königes angekommen. Da standen sie denn in dem Vorhofe und bewunderten die dicken Mauern des Königshauses, die hochgeschweiften Thore, die mächtigen Säulen, die hier und dort an den Mauern vorsprangen. Das ganze Gebäude umgürtete ein hervorstehendes stei¬ nernes Gesimse, das mit ehernen Dreischlitzen abgekantet war. Schweigend traten sie über die Schwelle des Vor¬ hofes. Diese umgrünten hohe Rebenlauben, darunter perlten vier immerfließende Springquelle; der eine sandte Milch empor, der zweite Wein, der dritte duftendes Oel, der vierte Wasser, das im Winter warm, im Sommer eiskalt war. Der kunstreiche Vulkanus hatte diese köstli¬ chen Werke geschaffen. Derselbe hatte dem Besitzer auch Stierbilder aus Erz gefertiget, aus deren Munde ein furchtbarer Feuerathem ging, und einen Pflug aus lauterm Eisen geschaffen, Alles dem Vater des Aeetes, dem Son¬ nengotte zu Dank, der den Vulkan in der Giganten¬ schlacht einst auf seinen Wagen genommen und gerettet hatte. Aus diesem Vorhofe kam man zu dem Säulen¬ gange des Mittelhofes, der sich zur Rechten und zur Lin¬ ken hinzog und hinter welchem viele Eingänge und Ge¬ mächer zu schauen waren. Querüber standen die zwei Hauptpalläste, in deren einem der König Aeetes selbst, im andern sein Sohn Absyrtus wohnte. Die übrigen Gemächer hielten die Dienerinnen und die Töchter des Königes, Chalciope und Medea, besetzt. Medea, die jün¬ gere Tochter, war sonst wenig zu schauen, fast alle Zeit brachte sie im Tempel der Hekate (Proserpina) zu, deren Priesterin sie war. Dießmal aber hatte Juno, die Schutz¬
terwegs waren, eine dichte Nebelwolke über die Stadt, und zerſtreute ſie erſt wieder, als ſie glücklich in dem Pallaſte des Königes angekommen. Da ſtanden ſie denn in dem Vorhofe und bewunderten die dicken Mauern des Königshauſes, die hochgeſchweiften Thore, die mächtigen Säulen, die hier und dort an den Mauern vorſprangen. Das ganze Gebäude umgürtete ein hervorſtehendes ſtei¬ nernes Geſimſe, das mit ehernen Dreiſchlitzen abgekantet war. Schweigend traten ſie über die Schwelle des Vor¬ hofes. Dieſe umgrünten hohe Rebenlauben, darunter perlten vier immerfließende Springquelle; der eine ſandte Milch empor, der zweite Wein, der dritte duftendes Oel, der vierte Waſſer, das im Winter warm, im Sommer eiskalt war. Der kunſtreiche Vulkanus hatte dieſe köſtli¬ chen Werke geſchaffen. Derſelbe hatte dem Beſitzer auch Stierbilder aus Erz gefertiget, aus deren Munde ein furchtbarer Feuerathem ging, und einen Pflug aus lauterm Eiſen geſchaffen, Alles dem Vater des Aeetes, dem Son¬ nengotte zu Dank, der den Vulkan in der Giganten¬ ſchlacht einſt auf ſeinen Wagen genommen und gerettet hatte. Aus dieſem Vorhofe kam man zu dem Säulen¬ gange des Mittelhofes, der ſich zur Rechten und zur Lin¬ ken hinzog und hinter welchem viele Eingänge und Ge¬ mächer zu ſchauen waren. Querüber ſtanden die zwei Hauptpalläſte, in deren einem der König Aeetes ſelbſt, im andern ſein Sohn Abſyrtus wohnte. Die übrigen Gemächer hielten die Dienerinnen und die Töchter des Königes, Chalciope und Medea, beſetzt. Medea, die jün¬ gere Tochter, war ſonſt wenig zu ſchauen, faſt alle Zeit brachte ſie im Tempel der Hekate (Proſerpina) zu, deren Prieſterin ſie war. Dießmal aber hatte Juno, die Schutz¬
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terwegs waren, eine dichte Nebelwolke über die Stadt,
und zerſtreute ſie erſt wieder, als ſie glücklich in dem
Pallaſte des Königes angekommen. Da ſtanden ſie denn
in dem Vorhofe und bewunderten die dicken Mauern des
Königshauſes, die hochgeſchweiften Thore, die mächtigen
Säulen, die hier und dort an den Mauern vorſprangen.
Das ganze Gebäude umgürtete ein hervorſtehendes ſtei¬
nernes Geſimſe, das mit ehernen Dreiſchlitzen abgekantet
war. Schweigend traten ſie über die Schwelle des Vor¬
hofes. Dieſe umgrünten hohe Rebenlauben, darunter
perlten vier immerfließende Springquelle; der eine ſandte
Milch empor, der zweite Wein, der dritte duftendes Oel,
der vierte Waſſer, das im Winter warm, im Sommer
eiskalt war. Der kunſtreiche Vulkanus hatte dieſe köſtli¬
chen Werke geſchaffen. Derſelbe hatte dem Beſitzer auch
Stierbilder aus Erz gefertiget, aus deren Munde ein
furchtbarer Feuerathem ging, und einen Pflug aus lauterm
Eiſen geſchaffen, Alles dem Vater des Aeetes, dem Son¬
nengotte zu Dank, der den Vulkan in der Giganten¬
ſchlacht einſt auf ſeinen Wagen genommen und gerettet
hatte. Aus dieſem Vorhofe kam man zu dem Säulen¬
gange des Mittelhofes, der ſich zur Rechten und zur Lin¬
ken hinzog und hinter welchem viele Eingänge und Ge¬
mächer zu ſchauen waren. Querüber ſtanden die zwei
Hauptpalläſte, in deren einem der König Aeetes ſelbſt,
im andern ſein Sohn Abſyrtus wohnte. Die übrigen
Gemächer hielten die Dienerinnen und die Töchter des
Königes, Chalciope und Medea, beſetzt. Medea, die jün¬
gere Tochter, war ſonſt wenig zu ſchauen, faſt alle Zeit
brachte ſie im Tempel der Hekate (Proſerpina) zu, deren
Prieſterin ſie war. Dießmal aber hatte Juno, die Schutz¬
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/147>, abgerufen am 27.11.2024.
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