seines Widerpartes Haupt und sein Arm traf nur die Schulter, Pollux aber traf den Gegner über das Ohr, daß ihm die Knochen im Kopfe zerbrachen und er vor Schmerz in die Kniee sank.
Da jauchzten die Argonauten laut auf; aber auch die Bebryken sprangen ihrem Könige bei, kehrten ihre Keulen und Jagdspieße gegen Pollux und stürmten gegen ihn heran. Vor ihm stellten sich schirmend die Genossen mit blanken Schwerdtern auf. Ein blutiges Treffen ent¬ spann sich; die Bebryken wurden in die Flucht geschla¬ gen und mußten in das Innere des Landes weichen. Die Helden warfen sich auf ihre Ställe und Viehheerden und machten reichliche Beute. Die Nacht über blieben sie am Lande, verbanden die Wunden, opferten den Göt¬ tern und blieben beim Becher wach. Sie bekränzten ihre Stirnen mit dem Uferlorbeer, an den auch das Schiff mit seinen Tauen angebunden war, und sangen zur Ci¬ ther des Orpheus eine tönende Hymne. Das schweigende Ufer schien ihnen mit Lust zuzuhorchen, ihr Lied aber be¬ sang Pollux, den siegreichen Sohn Jupiters.
Phineus und die Harpyien.
Der Morgen setzte dem Mahl ein Ziel und sie fuh¬ ren weiter. Nach einigen Abentheuern warfen sie die Anker, gegenüber am Bithynischen Lande, an einem Ufer¬ gebiete aus, wo der König Phineus, der Sohn des Hel¬ den Agenor hauste. Dieser war von einem großen Uebel heimgesucht. Weil er die Wahrsagergabe, die ihm von Apollo verliehen worden, mißbraucht hatte, war er im
ſeines Widerpartes Haupt und ſein Arm traf nur die Schulter, Pollux aber traf den Gegner über das Ohr, daß ihm die Knochen im Kopfe zerbrachen und er vor Schmerz in die Kniee ſank.
Da jauchzten die Argonauten laut auf; aber auch die Bebryken ſprangen ihrem Könige bei, kehrten ihre Keulen und Jagdſpieße gegen Pollux und ſtürmten gegen ihn heran. Vor ihm ſtellten ſich ſchirmend die Genoſſen mit blanken Schwerdtern auf. Ein blutiges Treffen ent¬ ſpann ſich; die Bebryken wurden in die Flucht geſchla¬ gen und mußten in das Innere des Landes weichen. Die Helden warfen ſich auf ihre Ställe und Viehheerden und machten reichliche Beute. Die Nacht über blieben ſie am Lande, verbanden die Wunden, opferten den Göt¬ tern und blieben beim Becher wach. Sie bekränzten ihre Stirnen mit dem Uferlorbeer, an den auch das Schiff mit ſeinen Tauen angebunden war, und ſangen zur Ci¬ ther des Orpheus eine tönende Hymne. Das ſchweigende Ufer ſchien ihnen mit Luſt zuzuhorchen, ihr Lied aber be¬ ſang Pollux, den ſiegreichen Sohn Jupiters.
Phineus und die Harpyien.
Der Morgen ſetzte dem Mahl ein Ziel und ſie fuh¬ ren weiter. Nach einigen Abentheuern warfen ſie die Anker, gegenüber am Bithyniſchen Lande, an einem Ufer¬ gebiete aus, wo der König Phineus, der Sohn des Hel¬ den Agenor hauste. Dieſer war von einem großen Uebel heimgeſucht. Weil er die Wahrſagergabe, die ihm von Apollo verliehen worden, mißbraucht hatte, war er im
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ſeines Widerpartes Haupt und ſein Arm traf nur die
Schulter, Pollux aber traf den Gegner über das Ohr,
daß ihm die Knochen im Kopfe zerbrachen und er vor
Schmerz in die Kniee ſank.
Da jauchzten die Argonauten laut auf; aber auch
die Bebryken ſprangen ihrem Könige bei, kehrten ihre
Keulen und Jagdſpieße gegen Pollux und ſtürmten gegen
ihn heran. Vor ihm ſtellten ſich ſchirmend die Genoſſen
mit blanken Schwerdtern auf. Ein blutiges Treffen ent¬
ſpann ſich; die Bebryken wurden in die Flucht geſchla¬
gen und mußten in das Innere des Landes weichen.
Die Helden warfen ſich auf ihre Ställe und Viehheerden
und machten reichliche Beute. Die Nacht über blieben
ſie am Lande, verbanden die Wunden, opferten den Göt¬
tern und blieben beim Becher wach. Sie bekränzten ihre
Stirnen mit dem Uferlorbeer, an den auch das Schiff
mit ſeinen Tauen angebunden war, und ſangen zur Ci¬
ther des Orpheus eine tönende Hymne. Das ſchweigende
Ufer ſchien ihnen mit Luſt zuzuhorchen, ihr Lied aber be¬
ſang Pollux, den ſiegreichen Sohn Jupiters.
Phineus und die Harpyien .
Der Morgen ſetzte dem Mahl ein Ziel und ſie fuh¬
ren weiter. Nach einigen Abentheuern warfen ſie die
Anker, gegenüber am Bithyniſchen Lande, an einem Ufer¬
gebiete aus, wo der König Phineus, der Sohn des Hel¬
den Agenor hauste. Dieſer war von einem großen Uebel
heimgeſucht. Weil er die Wahrſagergabe, die ihm von
Apollo verliehen worden, mißbraucht hatte, war er im
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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