fiel in die Tiefe und fand ihren Tod in dem Meere, das von ihr den Namen Helle's Meer, oder Hellespontos erhielt. Phrixus kam glücklich in das Land der Kolchier, an der Küste des schwarzen Meeres. Hier wurde er von dem Könige Aeetes gastfreundlich aufgenommen, der ihm eine seiner Töchter zur Gattin gab. Den Widder opferte Phrixus dem Jupiter, dem Beförderer der Flucht; sein Vließ gab er dem Könige Aeetes zum Geschenk. Dieser weihte dasselbe dem Mars, und befestigte es mit Nägeln in einem Haine, der diesem Gott geheiligt war. Zur Bewachung des goldenen Vließes bestellte Aeetes ei¬ nen ungeheuren Drachen, denn ein Schicksalsspruch hatte sein Leben vom Besitze dieses Widderfelles abhängig ge¬ macht. Das Vließ wurde in der ganzen Welt als ein großer Schatz betrachtet; und lange trug man sich auch in Griechenland mit der Nachricht von demselben. Man¬ chen Helden und Fürsten gelüstete es darnach; so hatte Pelias nicht falsch gerechnet, wenn er hoffte, seinen Neffen Jason durch die Aussicht auf eine so herrliche Beute zu reizen. Jason ließ sich auch bereitwillig finden; er durch¬ schaute die Absicht seines Oheims, ihn in den Gefahren dieses Zuges untergehen zu lassen, nicht, und verpflichtete sich feierlich das Abentheuer zu bestehen. Die berühmte¬ sten Helden Griechenlands wurden zu dem kühnen Unter¬ nehmen aufgefordert. Am Fuße des Berges Pelion, aus einer Holzart, die im Meere nicht fault, wurde unter Minerva's Leitung, von dem geschicktesten Baumeister Griechenlands, ein herrliches Schiff mit fünfzig Rudern erbaut, und nach seinem Erbauer Argos, dem Sohne des Arestor, Argo genannt. Es war das erste lange Schiff, auf welchem sich Griechen in die offene See wagten.
fiel in die Tiefe und fand ihren Tod in dem Meere, das von ihr den Namen Helle's Meer, oder Helleſpontos erhielt. Phrixus kam glücklich in das Land der Kolchier, an der Küſte des ſchwarzen Meeres. Hier wurde er von dem Könige Aeetes gaſtfreundlich aufgenommen, der ihm eine ſeiner Töchter zur Gattin gab. Den Widder opferte Phrixus dem Jupiter, dem Beförderer der Flucht; ſein Vließ gab er dem Könige Aeetes zum Geſchenk. Dieſer weihte daſſelbe dem Mars, und befeſtigte es mit Nägeln in einem Haine, der dieſem Gott geheiligt war. Zur Bewachung des goldenen Vließes beſtellte Aeetes ei¬ nen ungeheuren Drachen, denn ein Schickſalsſpruch hatte ſein Leben vom Beſitze dieſes Widderfelles abhängig ge¬ macht. Das Vließ wurde in der ganzen Welt als ein großer Schatz betrachtet; und lange trug man ſich auch in Griechenland mit der Nachricht von demſelben. Man¬ chen Helden und Fürſten gelüſtete es darnach; ſo hatte Pelias nicht falſch gerechnet, wenn er hoffte, ſeinen Neffen Jaſon durch die Ausſicht auf eine ſo herrliche Beute zu reizen. Jaſon ließ ſich auch bereitwillig finden; er durch¬ ſchaute die Abſicht ſeines Oheims, ihn in den Gefahren dieſes Zuges untergehen zu laſſen, nicht, und verpflichtete ſich feierlich das Abentheuer zu beſtehen. Die berühmte¬ ſten Helden Griechenlands wurden zu dem kühnen Unter¬ nehmen aufgefordert. Am Fuße des Berges Pelion, aus einer Holzart, die im Meere nicht fault, wurde unter Minerva's Leitung, von dem geſchickteſten Baumeiſter Griechenlands, ein herrliches Schiff mit fünfzig Rudern erbaut, und nach ſeinem Erbauer Argos, dem Sohne des Areſtor, Argo genannt. Es war das erſte lange Schiff, auf welchem ſich Griechen in die offene See wagten.
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fiel in die Tiefe und fand ihren Tod in dem Meere,
das von ihr den Namen Helle's Meer, oder Helleſpontos
erhielt. Phrixus kam glücklich in das Land der Kolchier,
an der Küſte des ſchwarzen Meeres. Hier wurde er
von dem Könige Aeetes gaſtfreundlich aufgenommen, der
ihm eine ſeiner Töchter zur Gattin gab. Den Widder
opferte Phrixus dem Jupiter, dem Beförderer der Flucht;
ſein Vließ gab er dem Könige Aeetes zum Geſchenk.
Dieſer weihte daſſelbe dem Mars, und befeſtigte es mit
Nägeln in einem Haine, der dieſem Gott geheiligt war.
Zur Bewachung des goldenen Vließes beſtellte Aeetes ei¬
nen ungeheuren Drachen, denn ein Schickſalsſpruch hatte
ſein Leben vom Beſitze dieſes Widderfelles abhängig ge¬
macht. Das Vließ wurde in der ganzen Welt als ein
großer Schatz betrachtet; und lange trug man ſich auch
in Griechenland mit der Nachricht von demſelben. Man¬
chen Helden und Fürſten gelüſtete es darnach; ſo hatte
Pelias nicht falſch gerechnet, wenn er hoffte, ſeinen Neffen
Jaſon durch die Ausſicht auf eine ſo herrliche Beute zu
reizen. Jaſon ließ ſich auch bereitwillig finden; er durch¬
ſchaute die Abſicht ſeines Oheims, ihn in den Gefahren
dieſes Zuges untergehen zu laſſen, nicht, und verpflichtete
ſich feierlich das Abentheuer zu beſtehen. Die berühmte¬
ſten Helden Griechenlands wurden zu dem kühnen Unter¬
nehmen aufgefordert. Am Fuße des Berges Pelion, aus
einer Holzart, die im Meere nicht fault, wurde unter
Minerva's Leitung, von dem geſchickteſten Baumeiſter
Griechenlands, ein herrliches Schiff mit fünfzig Rudern
erbaut, und nach ſeinem Erbauer Argos, dem Sohne des
Areſtor, Argo genannt. Es war das erſte lange Schiff,
auf welchem ſich Griechen in die offene See wagten.
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/120>, abgerufen am 24.11.2024.
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