Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Frühetägiges Selb-gespräch. daß mein Hertz dir nur ein heiliger Tempel seyn möge/ darein ich dieOpffer der Liebe bringe/ woselbst die schädliche/ abscheuliche und un- reine Sündendünste getilget werden/ und allenthalben den lieblichen Geruch deß Weyrauchs von mir gebe/ den ich mir auß deinem Wort gesamlet/ und der vom Feuer deiner Göttlichen Liebe angezündet worden. Alles was in mir ist/ das opffere ich dir auff/ daß es ins künff- tig dir allein diene. Meine Augen sollen hinfüro nicht suchen/ was in der Erden verborgen ist/ noch sich über die gebrechliche und hinfällige Schönheit/ sondern über die himlische schöne Wercke und Geschöpffe Gottes verwundern: Sich auch nicht durch das gläntzende Metall/ oder die Liede der Wollüsten blenden/ oder den Rauch der Ehren beis- sen/ noch durch den Mist menschlicher/ das ist/ verweßlicher Dinge/ ihnen einen blauen Dunst fürmachen lassen: Vielmehr sollen sie das heylsame Thränen-Wasser/ so auß dem Abgrund einer bußfertigen Seelen herfür gequollen/ vergiessen/ und meine Wangen benetzen/ darinnen will ich die Füsse meines Heylaudes baden/ sie mit meinen Haaren abtrücknen/ und inbrünstig küssen. Meine Ohren sollen offen stehen/ die liebliche himlische Weisen anzuhören/ und sich reinigen/ damit alsdann die göttliche Stimme dardurch in das Hertz tringen/ und sein Lob desto leichter in ihnen erschallen möge. Meine Zunge soll hinfüro einen Abscheu für allem bösen Gespräch haben/ und sich be- fleissigen gottselige und heilige Gedancken treulich an den Tag zu bringen; hie solle sie frey und ungebunden seyn/ die Werck Gottes und seine unermeßliche Barmhertzigkeit so viel als sie kan und mag zu rühmen und zu preisen: Zuweilen aber auß grosser Verwunderung der Göttlichen Majestät gantz still werden und verstummen. Meine Hände sollen den Armen hinfüro reichlicher geben/ die ich/ wo nicht allerdings rein und unbefleckt/ jedoch in rechtschaffener Gottesforcht und Demuth gen Himmel erheben/ und damit Gott nicht deß Herb- stes reiche Gaben/ sondern die Früchte eines zerknirschten und demü- tigen Hertzens bringen und überreichen will. Dieses bringe ich dir/ mein Gott und HErr/ ob es schon schlecht und gering/ mache es dir angenehm und wolgefällig durch deinen geliebten Sohn/ unsern HErrn Jesum Christum/ welcher mit dir lebet und regieret/ in Einigkeit deß heiligen Geistes/ hochgelobt in alle Ewigkeit/ Amen. DOCTO-
Fruͤhetaͤgiges Selb-geſpraͤch. daß mein Hertz dir nur ein heiliger Tempel ſeyn moͤge/ darein ich dieOpffer der Liebe bringe/ woſelbſt die ſchaͤdliche/ abſcheuliche und un- reine Suͤndenduͤnſte getilget werden/ und allenthalben den lieblichen Geruch deß Weyrauchs von mir gebe/ den ich mir auß deinem Wort geſamlet/ und der vom Feuer deiner Goͤttlichen Liebe angezuͤndet worden. Alles was in mir iſt/ das opffere ich dir auff/ daß es ins kuͤnff- tig dir allein diene. Meine Augen ſollen hinfuͤro nicht ſuchen/ was in der Erden verborgen iſt/ noch ſich uͤber die gebrechliche und hinfaͤllige Schoͤnheit/ ſondern uͤber die himliſche ſchoͤne Wercke und Geſchoͤpffe Gottes verwundern: Sich auch nicht durch das glaͤntzende Metall/ oder die Liede der Wolluͤſten blenden/ oder den Rauch der Ehren beiſ- ſen/ noch durch den Miſt menſchlicher/ das iſt/ verweßlicher Dinge/ ihnen einen blauen Dunſt fuͤrmachen laſſen: Vielmehr ſollen ſie das heylſame Thraͤnen-Waſſer/ ſo auß dem Abgrund einer bußfertigen Seelen herfuͤr gequollen/ vergieſſen/ und meine Wangen benetzen/ darinnen will ich die Fuͤſſe meines Heylaudes baden/ ſie mit meinen Haaren abtruͤcknen/ und inbruͤnſtig kuͤſſen. Meine Ohren ſollen offen ſtehen/ die liebliche himliſche Weiſen anzuhoͤren/ und ſich reinigen/ damit alsdann die goͤttliche Stimme dardurch in das Hertz tringen/ und ſein Lob deſto leichter in ihnen erſchallen moͤge. Meine Zunge ſoll hinfuͤro einen Abſcheu fuͤr allem boͤſen Geſpraͤch haben/ und ſich be- fleiſſigen gottſelige und heilige Gedancken treulich an den Tag zu bringen; hie ſolle ſie frey und ungebunden ſeyn/ die Werck Gottes und ſeine unermeßliche Barmhertzigkeit ſo viel als ſie kan und mag zu ruͤhmen und zu preiſen: Zuweilen aber auß groſſer Verwunderung der Goͤttlichen Majeſtaͤt gantz ſtill werden und verſtummen. Meine Haͤnde ſollen den Armen hinfuͤro reichlicher geben/ die ich/ wo nicht allerdings rein und unbefleckt/ jedoch in rechtſchaffener Gottesforcht und Demuth gen Himmel erheben/ und damit Gott nicht deß Herb- ſtes reiche Gaben/ ſondern die Fruͤchte eines zerknirſchten und demuͤ- tigen Hertzens bringen und uͤberꝛeichen will. Dieſes bringe ich dir/ mein Gott und HErꝛ/ ob es ſchon ſchlecht und gering/ mache es dir angenehm und wolgefaͤllig durch deinen geliebten Sohn/ unſern HErꝛn Jeſum Chriſtum/ welcher mit dir lebet und regieret/ in Einigkeit deß heiligen Geiſtes/ hochgelobt in alle Ewigkeit/ Amen. DOCTO-
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Fruͤhetaͤgiges Selb-geſpraͤch.
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reine Suͤndenduͤnſte getilget werden/ und allenthalben den lieblichen
Geruch deß Weyrauchs von mir gebe/ den ich mir auß deinem Wort
geſamlet/ und der vom Feuer deiner Goͤttlichen Liebe angezuͤndet
worden. Alles was in mir iſt/ das opffere ich dir auff/ daß es ins kuͤnff-
tig dir allein diene. Meine Augen ſollen hinfuͤro nicht ſuchen/ was in
der Erden verborgen iſt/ noch ſich uͤber die gebrechliche und hinfaͤllige
Schoͤnheit/ ſondern uͤber die himliſche ſchoͤne Wercke und Geſchoͤpffe
Gottes verwundern: Sich auch nicht durch das glaͤntzende Metall/
oder die Liede der Wolluͤſten blenden/ oder den Rauch der Ehren beiſ-
ſen/ noch durch den Miſt menſchlicher/ das iſt/ verweßlicher Dinge/
ihnen einen blauen Dunſt fuͤrmachen laſſen: Vielmehr ſollen ſie das
heylſame Thraͤnen-Waſſer/ ſo auß dem Abgrund einer bußfertigen
Seelen herfuͤr gequollen/ vergieſſen/ und meine Wangen benetzen/
darinnen will ich die Fuͤſſe meines Heylaudes baden/ ſie mit meinen
Haaren abtruͤcknen/ und inbruͤnſtig kuͤſſen. Meine Ohren ſollen offen
ſtehen/ die liebliche himliſche Weiſen anzuhoͤren/ und ſich reinigen/
damit alsdann die goͤttliche Stimme dardurch in das Hertz tringen/
und ſein Lob deſto leichter in ihnen erſchallen moͤge. Meine Zunge ſoll
hinfuͤro einen Abſcheu fuͤr allem boͤſen Geſpraͤch haben/ und ſich be-
fleiſſigen gottſelige und heilige Gedancken treulich an den Tag zu
bringen; hie ſolle ſie frey und ungebunden ſeyn/ die Werck Gottes
und ſeine unermeßliche Barmhertzigkeit ſo viel als ſie kan und mag
zu ruͤhmen und zu preiſen: Zuweilen aber auß groſſer Verwunderung
der Goͤttlichen Majeſtaͤt gantz ſtill werden und verſtummen. Meine
Haͤnde ſollen den Armen hinfuͤro reichlicher geben/ die ich/ wo nicht
allerdings rein und unbefleckt/ jedoch in rechtſchaffener Gottesforcht
und Demuth gen Himmel erheben/ und damit Gott nicht deß Herb-
ſtes reiche Gaben/ ſondern die Fruͤchte eines zerknirſchten und demuͤ-
tigen Hertzens bringen und uͤberꝛeichen will. Dieſes bringe ich dir/
mein Gott und HErꝛ/ ob es ſchon ſchlecht und gering/ mache es dir
angenehm und wolgefaͤllig durch deinen geliebten Sohn/ unſern
HErꝛn Jeſum Chriſtum/ welcher mit dir lebet und regieret/
in Einigkeit deß heiligen Geiſtes/ hochgelobt in
alle Ewigkeit/ Amen.
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/974>, abgerufen am 16.02.2025. |