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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
Stand nach Häuser/ Vestunge/ Lusthäuser und dergleichen baue/ wie
Salomo/ jedoch daß er zuvor fleissig lese das 14. Capitel Lucä. Jener
sagt: Bauen ist eine Lust/ aber daß es so viel kost/ hab ich nicht ge-
wust. Der hat Glück/ der auß eines reichen Herrn Beutel lernet
bauen. Die Jtaliäner pflegen zu sagen: Schaffe dir ein Hauß/ das
außgebauet ist/ und ein Weib/ das noch zu einer Frauen zu machen ist.

AEdificare domos, & pascere corpora multa,
Ad paupertatem proximus est aditus.

Ein gemästetes Schwein/ und ein außgebautes Hauß/ wollen selten
widerumb so viel gelten/ als sie gekostet haben. Wil einer bauen/ so
sehe er zu/ daß er mit Bedacht baue/ nec diruat, aedificet, mutet, qua-
drata rotundis.
Viel stattliche Gebäu sind also gemacht/ daß man
stehet/ wie kein Geld/ sondern nur Vernunfft daran gesparet worden
sey. Wann ihr Zeit habt/ so besehet das Gräfliche Rantzowische Hauß
Breitenburg. Herr Graf Rantzow ist ist zwar nicht bausichtig/ son-
dern pflegt zu sagen: Ein Hauß sey ein böses Capital. Allein das
Hauß Breitenburg ist sehr ordentlich gebauet/ und ihr werdet königli-
che mobilia darin sehen. Weil hter eben der Plutarchus auff dem Tisch
ligt/ muß ich vitam Marci Crassi auffschlagen/ und euch zeigen/ wie der-
selbe sey reich worden. Nachdem Plutarchus erzehlt/ wie hoch sich Mar-
ci Crassi
jährliche Jntraden erstreckt haben/ ehe er in den Parthischen
Krieg gezogen/ sagt er: Wann er die rechte Warheit sagen solle/ so ha-
be Marcus Crassus seinen Reichthumb vermehret ex igne & bello &
publicis calamitatibus.
Als im Krieg viel Häuser abgebrant/ hab er die
wüste Plätz an sich gekauffc/ und wol gewust/ daß wann die Römer
wider zu Geld kommen würden/ so würden sie das Bauen nicht un-
terlassen können. Als hab er einen hauffen Knecht allerley Handwerck/
so zum Bauen nöthig/ lernen lassen/ und hab hernach den Römern
die Plätz und die Knecht/ welche Schmiede/ Mäurer und dergleichen
gewesen/ so theur verkaufft als er gewolt. Er aber für seine Person/
hab nichts gebauet/ als sein eigen Hauß/ und habe gesagt: Wann
man einen verderben wolle/ so solle man ihn auff das Bauen bringen/
alsdann ruinire er sich selbst sine adversario. Leset den Text selbst im
Plutarcho.

Jn König Salomons Hause waren Fenster gegen die Riegen/
je drey gegen drey vers. 4. Jch hab mir sagen lassen daß alles/ was in
der Architectur sonderlich in acht zu nehmen sey/ das sey im Tempel
und Hause Salomonis zu sehen gewesen. Es sagt einmal ein grosser
Herr: Jm Bauen sol man sehen erstlich auf commodität und Bequemlig-
keit/ zum andern/ anff Nothwendigkeit/ zum dritten auff Zierde und
plaisir. Die Teutschen bauen nur für den Winter/ die Jtaliäner
aber bauen für Winter und Sommer. Pompejus Magnus kam eins-

mals
D iiij

Regenten-Spiegel.
Stand nach Haͤuſer/ Veſtunge/ Luſthaͤuſer und dergleichen baue/ wie
Salomo/ jedoch daß er zuvor fleiſſig leſe das 14. Capitel Lucaͤ. Jener
ſagt: Bauen iſt eine Luſt/ aber daß es ſo viel koſt/ hab ich nicht ge-
wuſt. Der hat Gluͤck/ der auß eines reichen Herꝛn Beutel lernet
bauen. Die Jtaliaͤner pflegen zu ſagen: Schaffe dir ein Hauß/ das
außgebauet iſt/ und ein Weib/ das noch zu einer Frauen zu machen iſt.

Ædificare domos, & paſcere corpora multa,
Ad paupertatem proximus eſt aditus.

Ein gemaͤſtetes Schwein/ und ein außgebautes Hauß/ wollen ſelten
widerumb ſo viel gelten/ als ſie gekoſtet haben. Wil einer bauen/ ſo
ſehe er zu/ daß er mit Bedacht baue/ nec diruat, ædificet, mutet, qua-
drata rotundis.
Viel ſtattliche Gebaͤu ſind alſo gemacht/ daß man
ſtehet/ wie kein Geld/ ſondern nur Vernunfft daran geſparet worden
ſey. Wann ihr Zeit habt/ ſo beſehet das Graͤfliche Rantzowiſche Hauß
Breitenburg. Herꝛ Graf Rantzow iſt iſt zwar nicht bauſichtig/ ſon-
dern pflegt zu ſagen: Ein Hauß ſey ein boͤſes Capital. Allein das
Hauß Breitenburg iſt ſehr ordentlich gebauet/ und ihr werdet koͤnigli-
che mobilia darin ſehen. Weil hter eben der Plutarchus auff dem Tiſch
ligt/ muß ich vitam Marci Craſſi auffſchlagen/ und euch zeigen/ wie der-
ſelbe ſey reich worden. Nachdem Plutarchus erzehlt/ wie hoch ſich Mar-
ci Craſſi
jaͤhrliche Jntraden erſtreckt haben/ ehe er in den Parthiſchen
Krieg gezogen/ ſagt er: Wann er die rechte Warheit ſagen ſolle/ ſo ha-
be Marcus Craſſus ſeinen Reichthumb vermehret ex igne & bello &
publicis calamitatibus.
Als im Krieg viel Haͤuſer abgebrant/ hab er die
wuͤſte Plaͤtz an ſich gekauffc/ und wol gewuſt/ daß wann die Roͤmer
wider zu Geld kommen wuͤrden/ ſo wuͤrden ſie das Bauen nicht un-
terlaſſen koͤnnen. Als hab er einen hauffen Knecht allerley Handwerck/
ſo zum Bauen noͤthig/ lernen laſſen/ und hab hernach den Roͤmern
die Plaͤtz und die Knecht/ welche Schmiede/ Maͤurer und dergleichen
geweſen/ ſo theur verkaufft als er gewolt. Er aber fuͤr ſeine Perſon/
hab nichts gebauet/ als ſein eigen Hauß/ und habe geſagt: Wann
man einen verderben wolle/ ſo ſolle man ihn auff das Bauen bringen/
alsdann ruinire er ſich ſelbſt ſine adverſario. Leſet den Text ſelbſt im
Plutarcho.

Jn Koͤnig Salomons Hauſe waren Fenſter gegen die Riegen/
je drey gegen drey verſ. 4. Jch hab mir ſagen laſſen daß alles/ was in
der Architectur ſonderlich in acht zu nehmen ſey/ das ſey im Tempel
und Hauſe Salomonis zu ſehen geweſen. Es ſagt einmal ein groſſer
Herꝛ: Jm Bauen ſol man ſehẽ erſtlich auf commoditaͤt uñ Bequemlig-
keit/ zum andern/ anff Nothwendigkeit/ zum dritten auff Zierde und
plaiſir. Die Teutſchen bauen nur fuͤr den Winter/ die Jtaliaͤner
aber bauen fuͤr Winter und Sommer. Pompejus Magnus kam eins-

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D iiij
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[55/0097] Regenten-Spiegel. Stand nach Haͤuſer/ Veſtunge/ Luſthaͤuſer und dergleichen baue/ wie Salomo/ jedoch daß er zuvor fleiſſig leſe das 14. Capitel Lucaͤ. Jener ſagt: Bauen iſt eine Luſt/ aber daß es ſo viel koſt/ hab ich nicht ge- wuſt. Der hat Gluͤck/ der auß eines reichen Herꝛn Beutel lernet bauen. Die Jtaliaͤner pflegen zu ſagen: Schaffe dir ein Hauß/ das außgebauet iſt/ und ein Weib/ das noch zu einer Frauen zu machen iſt. Ædificare domos, & paſcere corpora multa, Ad paupertatem proximus eſt aditus. Ein gemaͤſtetes Schwein/ und ein außgebautes Hauß/ wollen ſelten widerumb ſo viel gelten/ als ſie gekoſtet haben. Wil einer bauen/ ſo ſehe er zu/ daß er mit Bedacht baue/ nec diruat, ædificet, mutet, qua- drata rotundis. Viel ſtattliche Gebaͤu ſind alſo gemacht/ daß man ſtehet/ wie kein Geld/ ſondern nur Vernunfft daran geſparet worden ſey. Wann ihr Zeit habt/ ſo beſehet das Graͤfliche Rantzowiſche Hauß Breitenburg. Herꝛ Graf Rantzow iſt iſt zwar nicht bauſichtig/ ſon- dern pflegt zu ſagen: Ein Hauß ſey ein boͤſes Capital. Allein das Hauß Breitenburg iſt ſehr ordentlich gebauet/ und ihr werdet koͤnigli- che mobilia darin ſehen. Weil hter eben der Plutarchus auff dem Tiſch ligt/ muß ich vitam Marci Craſſi auffſchlagen/ und euch zeigen/ wie der- ſelbe ſey reich worden. Nachdem Plutarchus erzehlt/ wie hoch ſich Mar- ci Craſſi jaͤhrliche Jntraden erſtreckt haben/ ehe er in den Parthiſchen Krieg gezogen/ ſagt er: Wann er die rechte Warheit ſagen ſolle/ ſo ha- be Marcus Craſſus ſeinen Reichthumb vermehret ex igne & bello & publicis calamitatibus. Als im Krieg viel Haͤuſer abgebrant/ hab er die wuͤſte Plaͤtz an ſich gekauffc/ und wol gewuſt/ daß wann die Roͤmer wider zu Geld kommen wuͤrden/ ſo wuͤrden ſie das Bauen nicht un- terlaſſen koͤnnen. Als hab er einen hauffen Knecht allerley Handwerck/ ſo zum Bauen noͤthig/ lernen laſſen/ und hab hernach den Roͤmern die Plaͤtz und die Knecht/ welche Schmiede/ Maͤurer und dergleichen geweſen/ ſo theur verkaufft als er gewolt. Er aber fuͤr ſeine Perſon/ hab nichts gebauet/ als ſein eigen Hauß/ und habe geſagt: Wann man einen verderben wolle/ ſo ſolle man ihn auff das Bauen bringen/ alsdann ruinire er ſich ſelbſt ſine adverſario. Leſet den Text ſelbſt im Plutarcho. Jn Koͤnig Salomons Hauſe waren Fenſter gegen die Riegen/ je drey gegen drey verſ. 4. Jch hab mir ſagen laſſen daß alles/ was in der Architectur ſonderlich in acht zu nehmen ſey/ das ſey im Tempel und Hauſe Salomonis zu ſehen geweſen. Es ſagt einmal ein groſſer Herꝛ: Jm Bauen ſol man ſehẽ erſtlich auf commoditaͤt uñ Bequemlig- keit/ zum andern/ anff Nothwendigkeit/ zum dritten auff Zierde und plaiſir. Die Teutſchen bauen nur fuͤr den Winter/ die Jtaliaͤner aber bauen fuͤr Winter und Sommer. Pompejus Magnus kam eins- mals D iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/97>, abgerufen am 23.11.2024.