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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
Kommet/ kommet ihr Kinder und betet. Versichert euch Gott hat
eine grosse Ruhte gebunden. Wo der Jüngste Tag nicht bald kömbt/
und die Welt untergehet/ so werden doch allen Ansehen nach solche
Dinge in der Welt geschehen/ davon eure Väter nicht gehöret haben/
wann wir nicht umbkehren/ und währe Busse thun. Wann mein
Heyland zum Jüngsten Gericht kommen/ und zu mir sagen wird/
was bringst du mir? So will ich antworten/ lieber HErr Christe/ ich
bin mit vielen grossen Herren/ mit vornehmen Statisten bekand ge-
wesen. Jch hab auch in einer Weltberühmten Stadt unter vielen
reichen Mammonisten leben müssen. Allein du weist/ daß Statisten
und Mammonisten ins gemein seyn böse Christen. Der Samen dei-
nes Göttlichen Worts ist unter den Dornen ihres Reichthumbs/
und ihre Wollust erstickt/ und hat keine Frucht bringen wollen. Hier
hastu ein Häuflein armer Handwercksleute/ welche ihnen ihr Leben
haben blutsaur werden lassen/ und wann sie auß den Wochenpredig-
ten kommen/ haben sie ihr Hertz zu dir erhoben/ und unter ihrer Ar-
beit dir zu Ehren einen Lobgesang gesungen. Da hastu ein Häufflein
armer Wittwen/ welche in der Welt/ viel Thränenbrod haben essen
müssen/ und da ist ein Häuflein Kinder/ Knecht und Mägd und an-
derer armen Leut. Weiter hab ich es nicht bringen können. Jch verhof-
fe mein lieber Heyland werde alsdann meines geführten Ampts hal-
ber mit mir zufrieden seyn. Damit ich aber dem lieben Gott dermal-
eins fromme Kinder/ Knecht und Mägde zuführen könne/ so bitte ich
euch ihr ehrliche Handwercksleute/ Jhr wollet nicht nur eure Kinder
sondern auch eure Knecht und Diener fleissig zur Kirchen gehen/ und
auch die Betstunden besuchen lassen. Es ist ein altes Sprichwort/
und wahr Wort. Kirchen gehen säumet nicht/ Allmosen ge-
ben armet nicht,
Es ist alles gelegen an Gottes Segen. Und der
Segen Gottes muß durch das Gebet auff unsere Arbeit gebracht
werden. Jbr Herren Studiosi die ihr vornehmer Leut Kinder in-
formiret,
lasset eure discipulos auff den Sontag in die Nachmit-
tags Predigt/ und auff den Donnerstag in die Bettstunde kommen.
Als ich noch ein kleiner Knabe war/ schrieb mir ein frommer und ge-
lahrter Mann in die Grammaticam Gissen sium: Dimidium stu-
dii rite precatus habet,
das ist/ wol gebeth ist halb studirt. Und ich
hab im Werck befunden und erfahren/ daß er mir darin wol gerahten
habe. Jhr höffliche und von Christlichen Eltern wolerzogene Kinder/
ich bitte euch ihr wollet anderer gemeiner Leut Kinder mit gutem
Exempel vorgehen/ und wollet eure Christliche Demuth/ und An-
dacht im Beten auch in eusserlichen Gebärden sehen lassen. Wann
die Kinder im Pabstumb in die Kirche kommen/ so fallen sie auff ihre
Knie nieder und beten. Die Türcken fallen noch heutiges Tages gar

auff

Litaney.
Kommet/ kommet ihr Kinder und betet. Verſichert euch Gott hat
eine groſſe Ruhte gebunden. Wo der Juͤngſte Tag nicht bald koͤmbt/
und die Welt untergehet/ ſo werden doch allen Anſehen nach ſolche
Dinge in der Welt geſchehen/ davon eure Vaͤter nicht gehoͤret haben/
wann wir nicht umbkehren/ und waͤhre Buſſe thun. Wann mein
Heyland zum Juͤngſten Gericht kommen/ und zu mir ſagen wird/
was bringſt du mir? So will ich antworten/ lieber HErꝛ Chriſte/ ich
bin mit vielen groſſen Herꝛen/ mit vornehmen Statiſten bekand ge-
weſen. Jch hab auch in einer Weltberuͤhmten Stadt unter vielen
reichen Mammoniſten leben muͤſſen. Allein du weiſt/ daß Statiſten
und Mammoniſten ins gemein ſeyn boͤſe Chriſten. Der Samen dei-
nes Goͤttlichen Worts iſt unter den Dornen ihres Reichthumbs/
und ihre Wolluſt erſtickt/ und hat keine Frucht bringen wollen. Hier
haſtu ein Haͤuflein armer Handwercksleute/ welche ihnen ihr Leben
haben blutſaur werden laſſen/ und wann ſie auß den Wochenpredig-
ten kommen/ haben ſie ihr Hertz zu dir erhoben/ und unter ihrer Ar-
beit dir zu Ehren einen Lobgeſang geſungen. Da haſtu ein Haͤufflein
armer Wittwen/ welche in der Welt/ viel Thraͤnenbrod haben eſſen
muͤſſen/ und da iſt ein Haͤuflein Kinder/ Knecht und Maͤgd und an-
derer armen Leut. Weiter hab ich es nicht bringen koͤnnen. Jch verhof-
fe mein lieber Heyland werde alsdann meines gefuͤhrten Ampts hal-
ber mit mir zufrieden ſeyn. Damit ich aber dem lieben Gott dermal-
eins fromme Kinder/ Knecht und Maͤgde zufuͤhren koͤnne/ ſo bitte ich
euch ihr ehrliche Handwercksleute/ Jhr wollet nicht nur eure Kinder
ſondern auch eure Knecht und Diener fleiſſig zur Kirchen gehen/ und
auch die Betſtunden beſuchen laſſen. Es iſt ein altes Sprichwort/
und wahr Wort. Kirchen gehen ſaͤumet nicht/ Allmoſen ge-
ben armet nicht,
Es iſt alles gelegen an Gottes Segen. Und der
Segen Gottes muß durch das Gebet auff unſere Arbeit gebracht
werden. Jbr Herꝛen Studioſi die ihr vornehmer Leut Kinder in-
formiret,
laſſet eure diſcipulos auff den Sontag in die Nachmit-
tags Predigt/ und auff den Donnerſtag in die Bettſtunde kommen.
Als ich noch ein kleiner Knabe war/ ſchrieb mir ein frommer und ge-
lahrter Mann in die Grammaticam Giſſen ſium: Dimidium ſtu-
dii rite precatus habet,
das iſt/ wol gebeth iſt halb ſtudirt. Und ich
hab im Werck befunden und erfahren/ daß er mir darin wol gerahten
habe. Jhr hoͤffliche und von Chriſtlichen Eltern wolerzogene Kinder/
ich bitte euch ihr wollet anderer gemeiner Leut Kinder mit gutem
Exempel vorgehen/ und wollet eure Chriſtliche Demuth/ und An-
dacht im Beten auch in euſſerlichen Gebaͤrden ſehen laſſen. Wann
die Kinder im Pabſtumb in die Kirche kommen/ ſo fallen ſie auff ihre
Knie nieder und beten. Die Tuͤrcken fallen noch heutiges Tages gar

auff
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[916/0958] Litaney. Kommet/ kommet ihr Kinder und betet. Verſichert euch Gott hat eine groſſe Ruhte gebunden. Wo der Juͤngſte Tag nicht bald koͤmbt/ und die Welt untergehet/ ſo werden doch allen Anſehen nach ſolche Dinge in der Welt geſchehen/ davon eure Vaͤter nicht gehoͤret haben/ wann wir nicht umbkehren/ und waͤhre Buſſe thun. Wann mein Heyland zum Juͤngſten Gericht kommen/ und zu mir ſagen wird/ was bringſt du mir? So will ich antworten/ lieber HErꝛ Chriſte/ ich bin mit vielen groſſen Herꝛen/ mit vornehmen Statiſten bekand ge- weſen. Jch hab auch in einer Weltberuͤhmten Stadt unter vielen reichen Mammoniſten leben muͤſſen. Allein du weiſt/ daß Statiſten und Mammoniſten ins gemein ſeyn boͤſe Chriſten. Der Samen dei- nes Goͤttlichen Worts iſt unter den Dornen ihres Reichthumbs/ und ihre Wolluſt erſtickt/ und hat keine Frucht bringen wollen. Hier haſtu ein Haͤuflein armer Handwercksleute/ welche ihnen ihr Leben haben blutſaur werden laſſen/ und wann ſie auß den Wochenpredig- ten kommen/ haben ſie ihr Hertz zu dir erhoben/ und unter ihrer Ar- beit dir zu Ehren einen Lobgeſang geſungen. Da haſtu ein Haͤufflein armer Wittwen/ welche in der Welt/ viel Thraͤnenbrod haben eſſen muͤſſen/ und da iſt ein Haͤuflein Kinder/ Knecht und Maͤgd und an- derer armen Leut. Weiter hab ich es nicht bringen koͤnnen. Jch verhof- fe mein lieber Heyland werde alsdann meines gefuͤhrten Ampts hal- ber mit mir zufrieden ſeyn. Damit ich aber dem lieben Gott dermal- eins fromme Kinder/ Knecht und Maͤgde zufuͤhren koͤnne/ ſo bitte ich euch ihr ehrliche Handwercksleute/ Jhr wollet nicht nur eure Kinder ſondern auch eure Knecht und Diener fleiſſig zur Kirchen gehen/ und auch die Betſtunden beſuchen laſſen. Es iſt ein altes Sprichwort/ und wahr Wort. Kirchen gehen ſaͤumet nicht/ Allmoſen ge- ben armet nicht, Es iſt alles gelegen an Gottes Segen. Und der Segen Gottes muß durch das Gebet auff unſere Arbeit gebracht werden. Jbr Herꝛen Studioſi die ihr vornehmer Leut Kinder in- formiret, laſſet eure diſcipulos auff den Sontag in die Nachmit- tags Predigt/ und auff den Donnerſtag in die Bettſtunde kommen. Als ich noch ein kleiner Knabe war/ ſchrieb mir ein frommer und ge- lahrter Mann in die Grammaticam Giſſen ſium: Dimidium ſtu- dii rite precatus habet, das iſt/ wol gebeth iſt halb ſtudirt. Und ich hab im Werck befunden und erfahren/ daß er mir darin wol gerahten habe. Jhr hoͤffliche und von Chriſtlichen Eltern wolerzogene Kinder/ ich bitte euch ihr wollet anderer gemeiner Leut Kinder mit gutem Exempel vorgehen/ und wollet eure Chriſtliche Demuth/ und An- dacht im Beten auch in euſſerlichen Gebaͤrden ſehen laſſen. Wann die Kinder im Pabſtumb in die Kirche kommen/ ſo fallen ſie auff ihre Knie nieder und beten. Die Tuͤrcken fallen noch heutiges Tages gar auff

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/958>, abgerufen am 25.11.2024.