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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
Cantzel zu/ und wann 1000. alte Mann- und Weibspersonen in der
Kirchen sind/ so sind kaum der zehende Theil so viel Kinder darinnen/
frage ich/ warumb? So wird mir geantwortet/ die Kinder haben keine
Stüle darin sie sitzen können. Nun werden in Hamburg so viel 1000.
Rthaler jährlich verbauet/ man könte auch leichte noch ein paar Leiter
in der Kirchen bauen/ daß die Kinder da stehen/ und am Sontag die
Predigt anhören könten/ gesetzt aber/ daß die Kinder am Sontag in
der Frühpredigt nicht sitzen können/ warumb kommen sie nicht in die
Mittagspredigt da der Catechismus erkläret wird? Warumb kommen
sie nicht in die Bettstunde? Dann da gibt es offt so viel lediger Plätze
in der Kirchen/ daß man fast mit einem Pferd darin könte herumb rei-
ten. Jch halte nicht dafür/ daß der zehende Theil der Kinder in dem
Kirchspiel Jacobi zur Schulen gehalten werde/ sondern die gemeine
Leute lassen ihre Kinder auffwachsen/ als wann es nicht getauffter
Christen/ sondern Heydnischer Eltern Kinder weren. Frembde Leute
verwundern sich über den grossen Muthwillen/ welcher sonderlich am
Sontag auff dem Kirchhoff und in andern Gassen und Strassen ge-
trieben wird. Jch ruffe Himmel und Erden zu Zeugen an/ daß ich den
Eltern gnugsam gesaget habe/ daß sie auff ihre Kinder besser Achtung
geben/ und sie also erziehen sollen/ daß sie gerathen wie die Pfeile in der
Hand eines Starcken. Werden sie das nicht thun/ so werden sie der-
malen eins dort eine schwere Rechenschafft thun müssen. Würden die
Kinder recht erzogen/ so bedürfften wir keines Scharffrichters/ und
innerhalb 20. Jahren hätten wir eine neue Welt. Auß frommen gotts-
fürchtigen Kindern/ werden fromme Jünglinge und Jungfrauen/
auß frommen Jünglingen und Jungfrauen werden gottsfürchtige
Eheleute/ welche thun was Gott und Obrigkeit von ihnen erfordert.
Wo solche Leute sind/ da wandelt Gott mit seinem Segen/ und seine
Fußstapffen trieffen von Fett. Der Hohepriester Eli war ein grosser
Mann. Er hatte zu befehlen einem Lande das mächtiger war/ als
Schweden oder Dennemarck. Er hatte auch viel gute Qualitäten
an sich. Als Hanna/ Samuelis Mutter in das Hauß deß HErrn
gen Silo kam/ und mit betrübtem Hertzen betete/ da vermeynte er sie
sey truncken/ und schalte sie deßwegen. Darauß ich abnehme/ daß er
kein Trunckenbold gewesen sey/ sondern nüchtern und mässig gelebet
habe. Er mag auch wol ein guter patriot gewesen seyn/ der deß Landes
Wolfahrt sich hat treulich angelegen seyn. Dann als er hörete/ daß
seine beyde Söhne in der Schlacht blieben seyn/ da ist es ihm ohne
Zweiffel nahe zu Hertzen gantzen. Als er aber hörete/ daß die Lade
deß Bundes/ das Kleinod der Jsraelitischen Kirchen/ in der Feinde
Hände kommen sey/ da erschrack er so sehr/ daß er vom Stul fiel/ und
den Hals brach. Aber umb der einigen bösen Kinderzucht willen
straffet Gott diesen qualificirten vornehmen/ umb das geistliche und

weltliche

Litaney.
Cantzel zu/ und wann 1000. alte Mann- und Weibsperſonen in der
Kirchen ſind/ ſo ſind kaum der zehende Theil ſo viel Kinder darinnen/
frage ich/ warumb? So wird mir geantwortet/ die Kinder haben keine
Stuͤle darin ſie ſitzen koͤnnen. Nun werden in Hamburg ſo viel 1000.
Rthaler jaͤhrlich verbauet/ man koͤnte auch leichte noch ein paar Leiter
in der Kirchen bauen/ daß die Kinder da ſtehen/ und am Sontag die
Predigt anhoͤren koͤnten/ geſetzt aber/ daß die Kinder am Sontag in
der Fruͤhpredigt nicht ſitzen koͤnnen/ warumb kommen ſie nicht in die
Mittagspredigt da der Catechiſmus erklaͤret wird? Warumb kom̃en
ſie nicht in die Bettſtunde? Dann da gibt es offt ſo viel lediger Plaͤtze
in der Kirchen/ daß man faſt mit einem Pferd darin koͤnte herumb rei-
ten. Jch halte nicht dafuͤr/ daß der zehende Theil der Kinder in dem
Kirchſpiel Jacobi zur Schulen gehalten werde/ ſondern die gemeine
Leute laſſen ihre Kinder auffwachſen/ als wann es nicht getauffter
Chriſten/ ſondern Heydniſcher Eltern Kinder weren. Frembde Leute
verwundern ſich uͤber den groſſen Muthwillen/ welcher ſonderlich am
Sontag auff dem Kirchhoff und in andern Gaſſen und Straſſen ge-
trieben wird. Jch ruffe Himmel und Erden zu Zeugen an/ daß ich den
Eltern gnugſam geſaget habe/ daß ſie auff ihre Kinder beſſer Achtung
geben/ und ſie alſo erziehen ſollen/ daß ſie gerathen wie die Pfeile in der
Hand eines Starcken. Werden ſie das nicht thun/ ſo werden ſie der-
malen eins dort eine ſchwere Rechenſchafft thun muͤſſen. Wuͤrden die
Kinder recht erzogen/ ſo beduͤrfften wir keines Scharffrichters/ und
innerhalb 20. Jahren haͤtten wir eine neue Welt. Auß frommen gotts-
fuͤrchtigen Kindern/ werden fromme Juͤnglinge und Jungfrauen/
auß frommen Juͤnglingen und Jungfrauen werden gottsfuͤrchtige
Eheleute/ welche thun was Gott und Obrigkeit von ihnen erfordert.
Wo ſolche Leute ſind/ da wandelt Gott mit ſeinem Segen/ und ſeine
Fußſtapffen trieffen von Fett. Der Hoheprieſter Eli war ein groſſer
Mann. Er hatte zu befehlen einem Lande das maͤchtiger war/ als
Schweden oder Dennemarck. Er hatte auch viel gute Qualitaͤten
an ſich. Als Hanna/ Samuelis Mutter in das Hauß deß HErꝛn
gen Silo kam/ und mit betruͤbtem Hertzen betete/ da vermeynte er ſie
ſey truncken/ und ſchalte ſie deßwegen. Darauß ich abnehme/ daß er
kein Trunckenbold geweſen ſey/ ſondern nuͤchtern und maͤſſig gelebet
habe. Er mag auch wol ein guter patriot geweſen ſeyn/ der deß Landes
Wolfahrt ſich hat treulich angelegen ſeyn. Dann als er hoͤrete/ daß
ſeine beyde Soͤhne in der Schlacht blieben ſeyn/ da iſt es ihm ohne
Zweiffel nahe zu Hertzen gantzen. Als er aber hoͤrete/ daß die Lade
deß Bundes/ das Kleinod der Jſraelitiſchen Kirchen/ in der Feinde
Haͤnde kommen ſey/ da erſchrack er ſo ſehr/ daß er vom Stul fiel/ und
den Hals brach. Aber umb der einigen boͤſen Kinderzucht willen
ſtraffet Gott dieſen qualificirten vornehmen/ umb das geiſtliche uñ

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[891/0933] Litaney. Cantzel zu/ und wann 1000. alte Mann- und Weibsperſonen in der Kirchen ſind/ ſo ſind kaum der zehende Theil ſo viel Kinder darinnen/ frage ich/ warumb? So wird mir geantwortet/ die Kinder haben keine Stuͤle darin ſie ſitzen koͤnnen. Nun werden in Hamburg ſo viel 1000. Rthaler jaͤhrlich verbauet/ man koͤnte auch leichte noch ein paar Leiter in der Kirchen bauen/ daß die Kinder da ſtehen/ und am Sontag die Predigt anhoͤren koͤnten/ geſetzt aber/ daß die Kinder am Sontag in der Fruͤhpredigt nicht ſitzen koͤnnen/ warumb kommen ſie nicht in die Mittagspredigt da der Catechiſmus erklaͤret wird? Warumb kom̃en ſie nicht in die Bettſtunde? Dann da gibt es offt ſo viel lediger Plaͤtze in der Kirchen/ daß man faſt mit einem Pferd darin koͤnte herumb rei- ten. Jch halte nicht dafuͤr/ daß der zehende Theil der Kinder in dem Kirchſpiel Jacobi zur Schulen gehalten werde/ ſondern die gemeine Leute laſſen ihre Kinder auffwachſen/ als wann es nicht getauffter Chriſten/ ſondern Heydniſcher Eltern Kinder weren. Frembde Leute verwundern ſich uͤber den groſſen Muthwillen/ welcher ſonderlich am Sontag auff dem Kirchhoff und in andern Gaſſen und Straſſen ge- trieben wird. Jch ruffe Himmel und Erden zu Zeugen an/ daß ich den Eltern gnugſam geſaget habe/ daß ſie auff ihre Kinder beſſer Achtung geben/ und ſie alſo erziehen ſollen/ daß ſie gerathen wie die Pfeile in der Hand eines Starcken. Werden ſie das nicht thun/ ſo werden ſie der- malen eins dort eine ſchwere Rechenſchafft thun muͤſſen. Wuͤrden die Kinder recht erzogen/ ſo beduͤrfften wir keines Scharffrichters/ und innerhalb 20. Jahren haͤtten wir eine neue Welt. Auß frommen gotts- fuͤrchtigen Kindern/ werden fromme Juͤnglinge und Jungfrauen/ auß frommen Juͤnglingen und Jungfrauen werden gottsfuͤrchtige Eheleute/ welche thun was Gott und Obrigkeit von ihnen erfordert. Wo ſolche Leute ſind/ da wandelt Gott mit ſeinem Segen/ und ſeine Fußſtapffen trieffen von Fett. Der Hoheprieſter Eli war ein groſſer Mann. Er hatte zu befehlen einem Lande das maͤchtiger war/ als Schweden oder Dennemarck. Er hatte auch viel gute Qualitaͤten an ſich. Als Hanna/ Samuelis Mutter in das Hauß deß HErꝛn gen Silo kam/ und mit betruͤbtem Hertzen betete/ da vermeynte er ſie ſey truncken/ und ſchalte ſie deßwegen. Darauß ich abnehme/ daß er kein Trunckenbold geweſen ſey/ ſondern nuͤchtern und maͤſſig gelebet habe. Er mag auch wol ein guter patriot geweſen ſeyn/ der deß Landes Wolfahrt ſich hat treulich angelegen ſeyn. Dann als er hoͤrete/ daß ſeine beyde Soͤhne in der Schlacht blieben ſeyn/ da iſt es ihm ohne Zweiffel nahe zu Hertzen gantzen. Als er aber hoͤrete/ daß die Lade deß Bundes/ das Kleinod der Jſraelitiſchen Kirchen/ in der Feinde Haͤnde kommen ſey/ da erſchrack er ſo ſehr/ daß er vom Stul fiel/ und den Hals brach. Aber umb der einigen boͤſen Kinderzucht willen ſtraffet Gott dieſen qualificirten vornehmen/ umb das geiſtliche uñ weltliche

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/933>, abgerufen am 25.11.2024.