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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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De vera Ratione
in einer Reichs-Statt/ da/ dahin stunde mein Sinn/ da es gute Pfar-
ren/ und reiche Mägdigen gibt/ zu Dienste kommen können/ ich würde
wol alles practicieret haben. Jch hätte gern ein dutzet gelbe Raben
auß Ungarn fliegen lassen/ die mir Brot und Fleisch/ Dienst und ein
Weib/ hätten gebracht; aber nicht wie dem Propheten Eliae am Bach
Crith/ dann das Wassertrincken hab ich nicht gelernet: und was sol-
te mich ein silberne grosse Kandel gedauret haben/ habe ich doch
wol eher eine verdistilliert: Jch und du seynd alte Alkümisten/ und so
fix auff der Kunst/ daß wir Gold und Silber gar geschwind zum eli-
xir
machen können/ damit die Bauren-Säu hinder den Zäunen sich
ergötzen: Vom Mägdigen vexiren/ weistu auß langhergebrach-
ter praxi, daß es wahr sey/ was der Poet sagt: Fallere credentem non
est operosa puellam Gloria:
Wir seynd das Meisterstück noch schul-
dig/ und förchte/ der gerechte Gott sey schon auffgewacht. Hinc illae la-
chrymae!
darumb hab ich keine Ruhe Tag und Nacht. Du daurest
mich/ sprach Veix Finx, mein Bruder/ bist viel zu alber in diese Welt.
Wer da will durchkommen/ muß so ein enges Gewissen haben/ daß
man Hund durchbeutlen kan. Quaerenda pecunia primum, wann man
erst was hat/ dann ist gut fromm und gewissenhafft zu seyn. Das ist
dieses Schuppii, sey wer er wolle/ Meynung auch. Lauff/ wer nur
lauffen kan:
Lauff wer nur lauffen kan/ weil der Marck für der Thür
ist. So ist heutigs Tags der gemeine Kauff und Lauff/ und eben das
klagt auch neulichst in der neuen Postillen-Post ein alter erfahr-
ner Prediger/ Gailfink genannt/ welcher ohne Scheu bezeuget:
es geschehe selten/ daß ein Prediger rechtmässiger Weis vo-
ci
ret werde/ wie unsere Theologi den Beruff beschreiben
und
restringiren. Ach/ antwortet Cornelius, wer dieser Gailfink sey/
ist ohnschwer zu errathen/ man kennet den Vogel an den Federn/ und
den Rabenschnabel am Gesang. Solte ein alter erfahrner Prediger
ehrliche dapffere Männer/ die sich so hoch umb GOttes Kirch verdient
gemacht/ so an den Pranger stellen wollen? GOTT wird ihn zeich-
nen. Solche Dockmäuser machen es/ wie jener alte Manichae er/ der
sich mit seinem eigenen Geiffer wusch/ weil er kein Wasser brauchen
wolte. Zu Diensten haben sie nicht kommen können in der Christli-
chen Kirchen/ weil sie dieses Heil. Ampts nicht werth/ und kaum für
Säu-Hirten passiren solten; das solten sie/ nach Zeugnus ihres Ge-
wissens/ dem Göttlichen Gericht zuschreiben; So müssen redliche
Politici, eyferige Prediger/ dapffere Regenten/ daran schuldig seyn/
und hat sie der genitivus und dativus gehindert/ der sie am meisten hät-
te können befördern/ wann kein Gott mehr im Himmel/ und kein Red-
[l]igkeit mehr auff Erden wäre.

Mein

De vera Ratione
in einer Reichs-Statt/ da/ dahin ſtunde mein Sinn/ da es gute Pfar-
ren/ und reiche Maͤgdigen gibt/ zu Dienſte kommen koͤnnen/ ich wuͤrde
wol alles practicieret haben. Jch haͤtte gern ein dutzet gelbe Raben
auß Ungarn fliegen laſſen/ die mir Brot und Fleiſch/ Dienſt und ein
Weib/ haͤtten gebracht; aber nicht wie dem Propheten Eliæ am Bach
Crith/ dann das Waſſertrincken hab ich nicht gelernet: und was ſol-
te mich ein ſilberne groſſe Kandel gedauret haben/ habe ich doch
wol eher eine verdiſtilliert: Jch und du ſeynd alte Alkuͤmiſten/ und ſo
fix auff der Kunſt/ daß wir Gold und Silber gar geſchwind zum eli-
xir
machen koͤnnen/ damit die Bauren-Saͤu hinder den Zaͤunen ſich
ergoͤtzen: Vom Maͤgdigen vexiren/ weiſtu auß langhergebrach-
ter praxi, daß es wahr ſey/ was der Poet ſagt: Fallere credentem non
est operoſa puellam Gloria:
Wir ſeynd das Meiſterſtuͤck noch ſchul-
dig/ und foͤrchte/ der gerechte Gott ſey ſchon auffgewacht. Hinc illæ la-
chrymæ!
darumb hab ich keine Ruhe Tag und Nacht. Du daureſt
mich/ ſprach Veix Finx, mein Bruder/ biſt viel zu alber in dieſe Welt.
Wer da will durchkommen/ muß ſo ein enges Gewiſſen haben/ daß
man Hund durchbeutlen kan. Quærenda pecunia primum, wann man
erſt was hat/ dann iſt gut fromm und gewiſſenhafft zu ſeyn. Das iſt
dieſes Schuppii, ſey wer er wolle/ Meynung auch. Lauff/ wer nur
lauffen kan:
Lauff wer nur lauffen kan/ weil der Marck fuͤr der Thuͤr
iſt. So iſt heutigs Tags der gemeine Kauff und Lauff/ und eben das
klagt auch neulichſt in der neuen Poſtillen-Poſt ein alter erfahr-
ner Prediger/ Gailfink genannt/ welcher ohne Scheu bezeuget:
es geſchehe ſelten/ daß ein Prediger rechtmaͤſſiger Weis vo-
ci
ret werde/ wie unſere Theologi den Beruff beſchreiben
und
reſtringiren. Ach/ antwortet Cornelius, wer dieſer Gailfink ſey/
iſt ohnſchwer zu errathen/ man kennet den Vogel an den Federn/ und
den Rabenſchnabel am Geſang. Solte ein alter erfahrner Prediger
ehrliche dapffere Maͤnner/ die ſich ſo hoch umb GOttes Kirch verdient
gemacht/ ſo an den Pranger ſtellen wollen? GOTT wird ihn zeich-
nen. Solche Dockmaͤuſer machen es/ wie jener alte Manichæ er/ der
ſich mit ſeinem eigenen Geiffer wuſch/ weil er kein Waſſer brauchen
wolte. Zu Dienſten haben ſie nicht kommen koͤnnen in der Chriſtli-
chen Kirchen/ weil ſie dieſes Heil. Ampts nicht werth/ und kaum fuͤr
Saͤu-Hirten paſſiren ſolten; das ſolten ſie/ nach Zeugnus ihres Ge-
wiſſens/ dem Goͤttlichen Gericht zuſchreiben; So muͤſſen redliche
Politici, eyferige Prediger/ dapffere Regenten/ daran ſchuldig ſeyn/
und hat ſie der genitivus und dativus gehindert/ der ſie am meiſten haͤt-
te koͤnnen befoͤrdern/ wann kein Gott mehr im Himmel/ und kein Red-
[l]igkeit mehr auff Erden waͤre.

Mein
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[874/0916] De vera Ratione in einer Reichs-Statt/ da/ dahin ſtunde mein Sinn/ da es gute Pfar- ren/ und reiche Maͤgdigen gibt/ zu Dienſte kommen koͤnnen/ ich wuͤrde wol alles practicieret haben. Jch haͤtte gern ein dutzet gelbe Raben auß Ungarn fliegen laſſen/ die mir Brot und Fleiſch/ Dienſt und ein Weib/ haͤtten gebracht; aber nicht wie dem Propheten Eliæ am Bach Crith/ dann das Waſſertrincken hab ich nicht gelernet: und was ſol- te mich ein ſilberne groſſe Kandel gedauret haben/ habe ich doch wol eher eine verdiſtilliert: Jch und du ſeynd alte Alkuͤmiſten/ und ſo fix auff der Kunſt/ daß wir Gold und Silber gar geſchwind zum eli- xir machen koͤnnen/ damit die Bauren-Saͤu hinder den Zaͤunen ſich ergoͤtzen: Vom Maͤgdigen vexiren/ weiſtu auß langhergebrach- ter praxi, daß es wahr ſey/ was der Poet ſagt: Fallere credentem non est operoſa puellam Gloria: Wir ſeynd das Meiſterſtuͤck noch ſchul- dig/ und foͤrchte/ der gerechte Gott ſey ſchon auffgewacht. Hinc illæ la- chrymæ! darumb hab ich keine Ruhe Tag und Nacht. Du daureſt mich/ ſprach Veix Finx, mein Bruder/ biſt viel zu alber in dieſe Welt. Wer da will durchkommen/ muß ſo ein enges Gewiſſen haben/ daß man Hund durchbeutlen kan. Quærenda pecunia primum, wann man erſt was hat/ dann iſt gut fromm und gewiſſenhafft zu ſeyn. Das iſt dieſes Schuppii, ſey wer er wolle/ Meynung auch. Lauff/ wer nur lauffen kan: Lauff wer nur lauffen kan/ weil der Marck fuͤr der Thuͤr iſt. So iſt heutigs Tags der gemeine Kauff und Lauff/ und eben das klagt auch neulichſt in der neuen Poſtillen-Poſt ein alter erfahr- ner Prediger/ Gailfink genannt/ welcher ohne Scheu bezeuget: es geſchehe ſelten/ daß ein Prediger rechtmaͤſſiger Weis vo- ciret werde/ wie unſere Theologi den Beruff beſchreiben und reſtringiren. Ach/ antwortet Cornelius, wer dieſer Gailfink ſey/ iſt ohnſchwer zu errathen/ man kennet den Vogel an den Federn/ und den Rabenſchnabel am Geſang. Solte ein alter erfahrner Prediger ehrliche dapffere Maͤnner/ die ſich ſo hoch umb GOttes Kirch verdient gemacht/ ſo an den Pranger ſtellen wollen? GOTT wird ihn zeich- nen. Solche Dockmaͤuſer machen es/ wie jener alte Manichæ er/ der ſich mit ſeinem eigenen Geiffer wuſch/ weil er kein Waſſer brauchen wolte. Zu Dienſten haben ſie nicht kommen koͤnnen in der Chriſtli- chen Kirchen/ weil ſie dieſes Heil. Ampts nicht werth/ und kaum fuͤr Saͤu-Hirten paſſiren ſolten; das ſolten ſie/ nach Zeugnus ihres Ge- wiſſens/ dem Goͤttlichen Gericht zuſchreiben; So muͤſſen redliche Politici, eyferige Prediger/ dapffere Regenten/ daran ſchuldig ſeyn/ und hat ſie der genitivus und dativus gehindert/ der ſie am meiſten haͤt- te koͤnnen befoͤrdern/ wann kein Gott mehr im Himmel/ und kein Red- ligkeit mehr auff Erden waͤre. Mein

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/916>, abgerufen am 25.11.2024.