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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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zu dem ungeschickten Redner.
durch welche die Römische Jugend in der Wolredenheit unterwiesen
ward. Wolan/ ihr edlen Jünglinge/ ihr Hoffnung und Zierd
eures Vaterlandes/ gehet hin/ wozu euch euer Gott beruffet/ dessen
Abgesandte ihr dermaleins werden sollet; Gehet hin/ wozu euch
euer Fürst beruffet/ welcher sich zu rechten Zeit eures Mundes ge-
brauchen wird. Diese meine Hände/ diese meine Brust/ dieses
mein Gemüth hab ich euch geheiliget/ ihr möget mir nun folgen/
oder zuvor lauffen. Entweder ich irre sehr/ oder ich befinde/ daß eure
edle Gemüther bereit erwecket sind zu dieser Ehre. Mich deucht/
ich sehe schon eure grosse Begierde. Mich bedüncket/ ich sehe allbereit
den schönsten Kampff der alten Beredsamkeit/ dergleichen jener Zeit
bey dem Lugdunensischen Altar in Franckreich war. Derowegen
so richte ich diese edlen und höchstnützlichen Ubung/ aus voll-
kommener Macht und Gewalt/ ein Zeichen auff. Dahin lauf-
fet/ so viel ihr euer wollen. Es erzehlet unser Lotichius von dem
Mantuanus, daß derselbe mehr ein Führer der Poeten/ als ein Poet
gewesen sey. Also will ich euch/ nechst Göttlicher Hülffe/ den
Weg zu dieser alten und Adelichen Beredsamkeit zeigen: wiewol
ich denselben entweder nie betreten/ oder wegen meines schwachen
Verstandes nicht betreten kan. Verkaufft nicht unser Nappius ent-
weder mit seinem/ oder mit anderer Nutzen Bücher/ die er nim-
mermehr verstehet/ was verstehet? Die er auch nicht einmahl le-
sen kan? War Vulcanus nicht ein solcher Schmied/ der die aller-
schönste Waffen machte/ und dennoch kunte er den Hector nicht be-
zwingen? Urtheilet nicht ein Gast oftermahls viel besser von
den Speisen/ als der Koch selber? zeiget uns die Mercurialische
Seule nicht den Weg/ welchen wir gehen solten/ und dennoch ist
sie selber nicht beweglich? Verwundert euch darumb nicht/ daß
ich euch den Weg zu der Römischen Wolredenheit weisen wolle/
welchen ich doch selbst nicht gelernet habe. Wollet ihr aber mit
der ietzigen Zeit lieber schwermen/ so kommet um die eilffte Stund
an dem gewöhnlichen Philosophischen Ort/ da man zulesen pflegt/ zu-
sammen. Jch wil unsere redner beschreiben/ nicht wie sie sollen be-
schaffen seyn/ sonder wie sie itzund sind. Jch zwar bin kein Regent über
die Gemüther der Menschen/ und habe auch nicht/ als ein Richter/
die Gewalt bekommen/ das Recht zusprechen; sondern wann
das Urtheil eines ausser der Ordnung lebenden Kerls solte gelten/
sagte ich/ daß es nützlich sey/ daß entweder solche dölpische Leute
nicht gebohren würden/ oder daß sie keine Weiber nehmen dürff-
ten/ oder auß der Schule vertrieben würden/ damit doch derglei-
chen Narrenpossen nicht möchten fortgepflantzet werden/ mit wel-
chen der Ort der Zuhörer wißweileu angefüllet wird/ nicht aber das

Gemüht
H h h ij

zu dem ungeſchickten Redner.
durch welche die Roͤmiſche Jugend in der Wolredenheit unterwieſen
ward. Wolan/ ihr edlen Juͤnglinge/ ihr Hoffnung und Zierd
eures Vaterlandes/ gehet hin/ wozu euch euer Gott beruffet/ deſſen
Abgeſandte ihr dermaleins werden ſollet; Gehet hin/ wozu euch
euer Fuͤrſt beruffet/ welcher ſich zu rechten Zeit eures Mundes ge-
brauchen wird. Dieſe meine Haͤnde/ dieſe meine Bruſt/ dieſes
mein Gemuͤth hab ich euch geheiliget/ ihr moͤget mir nun folgen/
oder zuvor lauffen. Entweder ich irre ſehr/ oder ich befinde/ daß eure
edle Gemuͤther bereit erwecket ſind zu dieſer Ehre. Mich deucht/
ich ſehe ſchon eure groſſe Begierde. Mich beduͤncket/ ich ſehe allbereit
den ſchoͤnſten Kampff der alten Beredſamkeit/ dergleichen jener Zeit
bey dem Lugdunenſiſchen Altar in Franckreich war. Derowegen
ſo richte ich dieſe edlen und hoͤchſtnuͤtzlichen Ubung/ aus voll-
kommener Macht und Gewalt/ ein Zeichen auff. Dahin lauf-
fet/ ſo viel ihr euer wollen. Es erzehlet unſer Lotichius von dem
Mantuanus, daß derſelbe mehr ein Fuͤhrer der Poeten/ als ein Poet
geweſen ſey. Alſo will ich euch/ nechſt Goͤttlicher Huͤlffe/ den
Weg zu dieſer alten und Adelichen Beredſamkeit zeigen: wiewol
ich denſelben entweder nie betreten/ oder wegen meines ſchwachen
Verſtandes nicht betreten kan. Verkaufft nicht unſer Nappius ent-
weder mit ſeinem/ oder mit anderer Nutzen Buͤcher/ die er nim-
mermehr verſtehet/ was verſtehet? Die er auch nicht einmahl le-
ſen kan? War Vulcanus nicht ein ſolcher Schmied/ der die aller-
ſchoͤnſte Waffen machte/ und dennoch kunte er den Hector nicht be-
zwingen? Urtheilet nicht ein Gaſt oftermahls viel beſſer von
den Speiſen/ als der Koch ſelber? zeiget uns die Mercurialiſche
Seule nicht den Weg/ welchen wir gehen ſolten/ und dennoch iſt
ſie ſelber nicht beweglich? Verwundert euch darumb nicht/ daß
ich euch den Weg zu der Roͤmiſchen Wolredenheit weiſen wolle/
welchen ich doch ſelbſt nicht gelernet habe. Wollet ihr aber mit
der ietzigen Zeit lieber ſchwermen/ ſo kommet um die eilffte Stund
an dem gewoͤhnlichen Philoſophiſchen Ort/ da man zuleſen pflegt/ zu-
ſammen. Jch wil unſere redner beſchreiben/ nicht wie ſie ſollen be-
ſchaffen ſeyn/ ſonder wie ſie itzund ſind. Jch zwar bin kein Regent uͤber
die Gemuͤther der Menſchen/ und habe auch nicht/ als ein Richter/
die Gewalt bekommen/ das Recht zuſprechen; ſondern wann
das Urtheil eines auſſer der Ordnung lebenden Kerls ſolte gelten/
ſagte ich/ daß es nuͤtzlich ſey/ daß entweder ſolche doͤlpiſche Leute
nicht gebohren wuͤrden/ oder daß ſie keine Weiber nehmen duͤrff-
ten/ oder auß der Schule vertrieben wuͤrden/ damit doch derglei-
chen Narrenpoſſen nicht moͤchten fortgepflantzet werden/ mit wel-
chen der Ort der Zuhoͤrer wißweileu angefuͤllet wird/ nicht aber das

Gemuͤht
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/893>, abgerufen am 25.11.2024.