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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Fabul-Hanß.

Hier möchte ein Naseweiser Butyrolambius sagen: Luthere, wa-
rumb hastu die Zeit nicht besser angewendet? Warumb hastu unter-
dessen nicht ein Pater noster gebetet/ oder gesagt: Miserere mei Deus?
"IV.
Lutherus habe sein angefangenes lustiges und nützliches Werck
"mit einer gelahrten Vorrede gezieret/ darinnen er frey lehret/ daß
"nach der Heiligen Schrifft die feinste Welt-Weisheit in vernünff-
"tigen Fabeln zu finden sey/ wer allein denfelbigen mit Fleiß nach.
"dencke. V. Nennet er die jenigen Bauern und Unverständige/
welche die Weisheit/ so in die Fabeln verstecket sey/ nicht achten/ und
unwerth halten. VI. Sagt er/ daß die Fabeln Esopi kein Narr
oder Unweiser gemachet habe/ sondern es haben sie sehr vernünfftige
Leute auff Erden zusammen gelesen. Denn es haben nicht allein die
alten Lateiner und Griechen/ sondern auch die ältiste Juden/ welche
damals die rechte Religion gehabt/ sich auff diese Fabul-Weisheit
beflissen. Es seyn die weisen Mährlein-Dichter nicht erstlich in Phry-
gia
und Griechenland/ sondern bey den Juden vor Alters gewesen/
wie Jothams Fabel außweise/ welche etwa 3000. Jahr vor Christi
Geburt ist erzehlet worden. VII. Sagt Matthesius: Wie wenn
Assaph der Sang-Meister/ der viel liebliche Psalmen gedichtet/ der
Esopus wäre/ der erstlich die Fabuln/ wie andere Leute Salomonts
Sprüchwörter/ zusammen gelesen hätte? Denn die Nahmen treffen
sast miteinander ein. Antenor sagte vor etlichen Jahren/ daß Petrus
Laurenbergius decus illud Academiae Rostochiensis,
ihm habe remon-
stri
ren wollen/ daß Salomo die Fabeln Esopi über seiner Tafel erzeh-
let habe/ und sein Musicant der Assaph habe sie zu Papier gebracht/
und endlich den Griechen communiciret. VIII. Sagt Matthe-
sius,
daß dieses die artigste und subtileste Weise sey/ bittere und scharf-
fe Warheit/ so wol grossen Leuten/ als auch denen Kindern beyzubrin-
gen/ gleich wie einen überzuckerten Wurm-Samen/ nnd es haben offt
mit solchen Fabeln hochberühmte Leute grosse Dinge außgerichtet bey
Regenten und Underthanen/ bey Kindern und Gesinde. IX. Es
haben viel gute Leute ein sonderbares Wolgefallen gehabt an diesen
Fabeln Lutheri. Denn als Philippus Melanchthon die Vorrede/ und
die Fabeln Lutheri gesehen habe/ habe er ihn gebetten/ er wolle darinn
fortfahren/ und dieses Buch zu Ende bringen. Er wolle ihm bey einem
grossen Herrn/ dem er es dediciren solle/ 1000. Gülden vor die Dedi-
cation
zu wege bringen Wenn Butyrolambius damals gelebt hätte/
er würde auß einem Phariseischen Eyfer an den Chur-Fürsten zu
Sachsen geschrieben/ und bey andern Obrigkeiten angehalten haben/
man solle dieses Buch confisciren/ und bey namhaffter Straff verbie-
ten es zu verkauffen/ dann es sey ein ärgerlich Buch. X. Sagt

Matthe-
Fabul-Hanß.

Hier moͤchte ein Naſeweiſer Butyrolambius ſagen: Luthere, wa-
rumb haſtu die Zeit nicht beſſer angewendet? Warumb haſtu unter-
deſſen nicht ein Pater noster gebetet/ oder geſagt: Miſerere mei Deus?
«IV.
Lutherus habe ſein angefangenes luſtiges und nuͤtzliches Werck
«mit einer gelahrten Vorrede gezieret/ darinnen er frey lehret/ daß
«nach der Heiligen Schrifft die feinſte Welt-Weisheit in vernuͤnff-
«tigen Fabeln zu finden ſey/ wer allein denfelbigen mit Fleiß nach.
«dencke. V. Nennet er die jenigen Bauern und Unverſtaͤndige/
welche die Weisheit/ ſo in die Fabeln verſtecket ſey/ nicht achten/ und
unwerth halten. VI. Sagt er/ daß die Fabeln Eſopi kein Narr
oder Unweiſer gemachet habe/ ſondern es haben ſie ſehr vernuͤnfftige
Leute auff Erden zuſammen geleſen. Denn es haben nicht allein die
alten Lateiner und Griechen/ ſondern auch die aͤltiſte Juden/ welche
damals die rechte Religion gehabt/ ſich auff dieſe Fabul-Weisheit
befliſſen. Es ſeyn die weiſen Maͤhrlein-Dichter nicht erſtlich in Phry-
giâ
und Griechenland/ ſondern bey den Juden vor Alters geweſen/
wie Jothams Fabel außweiſe/ welche etwa 3000. Jahr vor Chriſti
Geburt iſt erzehlet worden. VII. Sagt Mattheſius: Wie wenn
Aſſaph der Sang-Meiſter/ der viel liebliche Pſalmen gedichtet/ der
Eſopus waͤre/ der erſtlich die Fabuln/ wie andere Leute Salomonts
Spruͤchwoͤrter/ zuſammen geleſen haͤtte? Denn die Nahmen treffen
ſaſt miteinander ein. Antenor ſagte vor etlichen Jahren/ daß Petrus
Laurenbergius decus illud Academiæ Rostochienſis,
ihm habe remon-
ſtri
ren wollen/ daß Salomo die Fabeln Eſopi uͤber ſeiner Tafel erzeh-
let habe/ und ſein Muſicant der Aſſaph habe ſie zu Papier gebracht/
und endlich den Griechen communiciret. VIII. Sagt Matthe-
ſius,
daß dieſes die artigſte und ſubtileſte Weiſe ſey/ bittere und ſcharf-
fe Warheit/ ſo wol groſſen Leuten/ als auch denen Kindern beyzubrin-
gen/ gleich wie einen uͤberzuckerten Wurm-Samen/ nnd es haben offt
mit ſolchen Fabeln hochberuͤhmte Leute groſſe Dinge außgerichtet bey
Regenten und Underthanen/ bey Kindern und Geſinde. IX. Es
haben viel gute Leute ein ſonderbares Wolgefallen gehabt an dieſen
Fabeln Lutheri. Denn als Philippus Melanchthon die Vorrede/ und
die Fabeln Lutheri geſehen habe/ habe er ihn gebetten/ er wolle darinn
fortfahren/ und dieſes Buch zu Ende bringen. Er wolle ihm bey einem
groſſen Herrn/ dem er es dediciren ſolle/ 1000. Guͤlden vor die Dedi-
cation
zu wege bringen Wenn Butyrolambius damals gelebt haͤtte/
er wuͤrde auß einem Phariſeiſchen Eyfer an den Chur-Fuͤrſten zu
Sachſen geſchrieben/ und bey andern Obrigkeiten angehalten haben/
man ſolle dieſes Buch confiſciren/ und bey namhaffter Straff verbie-
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Matthe-
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[844/0886] Fabul-Hanß. Hier moͤchte ein Naſeweiſer Butyrolambius ſagen: Luthere, wa- rumb haſtu die Zeit nicht beſſer angewendet? Warumb haſtu unter- deſſen nicht ein Pater noster gebetet/ oder geſagt: Miſerere mei Deus? «IV. Lutherus habe ſein angefangenes luſtiges und nuͤtzliches Werck «mit einer gelahrten Vorrede gezieret/ darinnen er frey lehret/ daß «nach der Heiligen Schrifft die feinſte Welt-Weisheit in vernuͤnff- «tigen Fabeln zu finden ſey/ wer allein denfelbigen mit Fleiß nach. «dencke. V. Nennet er die jenigen Bauern und Unverſtaͤndige/ welche die Weisheit/ ſo in die Fabeln verſtecket ſey/ nicht achten/ und unwerth halten. VI. Sagt er/ daß die Fabeln Eſopi kein Narr oder Unweiſer gemachet habe/ ſondern es haben ſie ſehr vernuͤnfftige Leute auff Erden zuſammen geleſen. Denn es haben nicht allein die alten Lateiner und Griechen/ ſondern auch die aͤltiſte Juden/ welche damals die rechte Religion gehabt/ ſich auff dieſe Fabul-Weisheit befliſſen. Es ſeyn die weiſen Maͤhrlein-Dichter nicht erſtlich in Phry- giâ und Griechenland/ ſondern bey den Juden vor Alters geweſen/ wie Jothams Fabel außweiſe/ welche etwa 3000. Jahr vor Chriſti Geburt iſt erzehlet worden. VII. Sagt Mattheſius: Wie wenn Aſſaph der Sang-Meiſter/ der viel liebliche Pſalmen gedichtet/ der Eſopus waͤre/ der erſtlich die Fabuln/ wie andere Leute Salomonts Spruͤchwoͤrter/ zuſammen geleſen haͤtte? Denn die Nahmen treffen ſaſt miteinander ein. Antenor ſagte vor etlichen Jahren/ daß Petrus Laurenbergius decus illud Academiæ Rostochienſis, ihm habe remon- ſtriren wollen/ daß Salomo die Fabeln Eſopi uͤber ſeiner Tafel erzeh- let habe/ und ſein Muſicant der Aſſaph habe ſie zu Papier gebracht/ und endlich den Griechen communiciret. VIII. Sagt Matthe- ſius, daß dieſes die artigſte und ſubtileſte Weiſe ſey/ bittere und ſcharf- fe Warheit/ ſo wol groſſen Leuten/ als auch denen Kindern beyzubrin- gen/ gleich wie einen uͤberzuckerten Wurm-Samen/ nnd es haben offt mit ſolchen Fabeln hochberuͤhmte Leute groſſe Dinge außgerichtet bey Regenten und Underthanen/ bey Kindern und Geſinde. IX. Es haben viel gute Leute ein ſonderbares Wolgefallen gehabt an dieſen Fabeln Lutheri. Denn als Philippus Melanchthon die Vorrede/ und die Fabeln Lutheri geſehen habe/ habe er ihn gebetten/ er wolle darinn fortfahren/ und dieſes Buch zu Ende bringen. Er wolle ihm bey einem groſſen Herrn/ dem er es dediciren ſolle/ 1000. Guͤlden vor die Dedi- cation zu wege bringen Wenn Butyrolambius damals gelebt haͤtte/ er wuͤrde auß einem Phariſeiſchen Eyfer an den Chur-Fuͤrſten zu Sachſen geſchrieben/ und bey andern Obrigkeiten angehalten haben/ man ſolle dieſes Buch confiſciren/ und bey namhaffter Straff verbie- ten es zu verkauffen/ dann es ſey ein aͤrgerlich Buch. X. Sagt Matthe-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/886>, abgerufen am 22.11.2024.