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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Fabul-Hanß.

Eben umb die Zeit/ und eben in dem Jahr/ als dieses grosse Werck
vorgangen/ da die Augspurgische Confession übergeben/ Chur- und Für-
sten/ ja endlich gantze Königreiche durch GOttes Erleuchtung die Au-
gen auffgethan/ und das Pabstumb verlassen haben/ hat Doctor Lu-
ther zu Coburg gesessen/ und die Fabeln Esopi verteutschet Wenn der
Naseweise Butyrolambius damals gelebt hätte/ würde er gesagt haben:
Luthere, was machest du eben bey dieser Zeit? Du hast keine Vocation
solche Dinge zu tractiren. Warumb bekümmerstu dich nit vielmehr/
wie es jetzo zu Augspurg hergehe? Allein Lutherus hat ohne Zweiffel
bey dieser grossen Veränderung so vieler Länder und Königreiche wol
gesehen/ wie man unterweilen durch solche feine Gedicht grossen und
kleinen Leuten können die Opinionem, illam mundi Reginam auß dem
Kopff treiben. Jch habe von andern Leuten gehöret/ wie Antenor offt-
mals mit einer Fabul oder mit einer schertzhafftigen Gleichnis/ in vor-
nehmen Conventen mehr außgerichtet habe/ als wenn er den gantzen
Aristotelem und Ciceronem auff dem Rücken getragen hätte. Butyro-
lambius
mag sagen was er will/ so sihest du Hochgeehrter Leser/ daß
Jotham/ dessen Fabel der H. Geist im Buch der Richter hat auffzeich-
nen lassen/ nicht sey ein Pedant oder Schul-Fuchs gewesen/ sondern
Matthesius nennet ihn in seiner Predigt einen Weisen/ einen grossen
Regenten/ und leiblichen Heyland in Jsrael. Freylich ist er ein grosser
Regent gewesen. Denn er hat zu befehlen gehabt einem Land/ das so
reich und mächtig war/ als manches Königreich in Europa. Wenn Bu-
tyrolambius
wäre sein Hof-Prediger gewesen/ er würde ihn vielleicht
"excommuniciret haben. Zum Andern sagt Matthesius, daß der H.
"Geist ihm auch diese Weise gefallen lasse/ wenn kluge Leute mit ver-
"deckten und verblümten Reden undanckbaren und ungeschlachten
"Leuten predigen/ und daß die Weisesten auff Erden/ beyden under
"Juden und Heyden/ auch in der Christenheit/ sich sehr gern auff die-
"se Art beflissen/ und die höchste Weisheit nach Gottes Wort in solch
"Bilderwerck und Gemälde der unvernünfftigen Creaturen und
"Thierlein gefasset/ und den Leuten fürgehalten halben. Hat der Hei-
lige Geist ihm solche Art zu lehren gefallen lassen/ so muß Butyrolam-
bius
nicht vom Heiligen Geist getrieben werden/ indeme er in seiner
Paßquill thut/ als ob Antenor damit die Höll verdienet habe. Zum
"Dritten sagt Matthcsius, daß Lutherus sechzehen schöner Fabeln
"selbst gemachet habe/ welche voller Weisheit und guter Lehre/ und
"höflicher Vermahnung seyn/ und Wunderschöne Bilder und Con-
"trafactur
en haben/ de casibus mundi, wie es in der Welt/ im Regi-
"ment und Haußwesen auff Erden pflege zu gehen.

Hier
Fabul-Hanß.

Eben umb die Zeit/ und eben in dem Jahr/ als dieſes groſſe Werck
vorgangen/ da die Augſpurgiſche Confeſſion uͤbergeben/ Chur- und Fuͤr-
ſten/ ja endlich gantze Koͤnigreiche durch GOttes Erleuchtung die Au-
gen auffgethan/ und das Pabſtumb verlaſſen haben/ hat Doctor Lu-
ther zu Coburg geſeſſen/ und die Fabeln Eſopi verteutſchet Wenn der
Naſeweiſe Butyrolambius damals gelebt haͤtte/ wuͤrde er geſagt haben:
Luthere, was macheſt du eben bey dieſer Zeit? Du haſt keine Vocation
ſolche Dinge zu tractiren. Warumb bekuͤmmerſtu dich nit vielmehr/
wie es jetzo zu Augſpurg hergehe? Allein Lutherus hat ohne Zweiffel
bey dieſer groſſen Veraͤnderung ſo vieler Laͤnder und Koͤnigreiche wol
geſehen/ wie man unterweilen durch ſolche feine Gedicht groſſen und
kleinen Leuten koͤnnen die Opinionem, illam mundi Reginam auß dem
Kopff treiben. Jch habe von andern Leuten gehoͤret/ wie Antenor offt-
mals mit einer Fabul oder mit einer ſchertzhafftigen Gleichnis/ in voꝛ-
nehmen Conventen mehr außgerichtet habe/ als wenn er den gantzen
Aristotelem und Ciceronem auff dem Ruͤcken getragen haͤtte. Butyro-
lambius
mag ſagen was er will/ ſo ſiheſt du Hochgeehrter Leſer/ daß
Jotham/ deſſen Fabel der H. Geiſt im Buch der Richter hat auffzeich-
nen laſſen/ nicht ſey ein Pedant oder Schul-Fuchs geweſen/ ſondern
Mattheſius nennet ihn in ſeiner Predigt einen Weiſen/ einen groſſen
Regenten/ und leiblichen Heyland in Jſrael. Freylich iſt er ein groſſer
Regent geweſen. Denn er hat zu befehlen gehabt einem Land/ das ſo
reich und maͤchtig war/ als manches Koͤnigreich in Europâ. Wenn Bu-
tyrolambius
waͤre ſein Hof-Prediger geweſen/ er wuͤrde ihn vielleicht
«excommuniciret haben. Zum Andern ſagt Mattheſius, daß der H.
«Geiſt ihm auch dieſe Weiſe gefallen laſſe/ wenn kluge Leute mit ver-
«deckten und verbluͤmten Reden undanckbaren und ungeſchlachten
«Leuten predigen/ und daß die Weiſeſten auff Erden/ beyden under
«Juden und Heyden/ auch in der Chriſtenheit/ ſich ſehr gern auff die-
«ſe Art befliſſen/ und die hoͤchſte Weisheit nach Gottes Wort in ſolch
«Bilderwerck und Gemaͤlde der unvernuͤnfftigen Creaturen und
«Thierlein gefaſſet/ und den Leuten fuͤrgehalten halben. Hat der Hei-
lige Geiſt ihm ſolche Art zu lehren gefallen laſſen/ ſo muß Butyrolam-
bius
nicht vom Heiligen Geiſt getrieben werden/ indeme er in ſeiner
Paßquill thut/ als ob Antenor damit die Hoͤll verdienet habe. Zum
«Dritten ſagt Matthcſius, daß Lutherus ſechzehen ſchoͤner Fabeln
«ſelbſt gemachet habe/ welche voller Weisheit und guter Lehre/ und
«hoͤflicher Vermahnung ſeyn/ und Wunderſchoͤne Bilder und Con-
«trafactur
en haben/ de caſibus mundi, wie es in der Welt/ im Regi-
«ment und Haußweſen auff Erden pflege zu gehen.

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[843/0885] Fabul-Hanß. Eben umb die Zeit/ und eben in dem Jahr/ als dieſes groſſe Werck vorgangen/ da die Augſpurgiſche Confeſſion uͤbergeben/ Chur- und Fuͤr- ſten/ ja endlich gantze Koͤnigreiche durch GOttes Erleuchtung die Au- gen auffgethan/ und das Pabſtumb verlaſſen haben/ hat Doctor Lu- ther zu Coburg geſeſſen/ und die Fabeln Eſopi verteutſchet Wenn der Naſeweiſe Butyrolambius damals gelebt haͤtte/ wuͤrde er geſagt haben: Luthere, was macheſt du eben bey dieſer Zeit? Du haſt keine Vocation ſolche Dinge zu tractiren. Warumb bekuͤmmerſtu dich nit vielmehr/ wie es jetzo zu Augſpurg hergehe? Allein Lutherus hat ohne Zweiffel bey dieſer groſſen Veraͤnderung ſo vieler Laͤnder und Koͤnigreiche wol geſehen/ wie man unterweilen durch ſolche feine Gedicht groſſen und kleinen Leuten koͤnnen die Opinionem, illam mundi Reginam auß dem Kopff treiben. Jch habe von andern Leuten gehoͤret/ wie Antenor offt- mals mit einer Fabul oder mit einer ſchertzhafftigen Gleichnis/ in voꝛ- nehmen Conventen mehr außgerichtet habe/ als wenn er den gantzen Aristotelem und Ciceronem auff dem Ruͤcken getragen haͤtte. Butyro- lambius mag ſagen was er will/ ſo ſiheſt du Hochgeehrter Leſer/ daß Jotham/ deſſen Fabel der H. Geiſt im Buch der Richter hat auffzeich- nen laſſen/ nicht ſey ein Pedant oder Schul-Fuchs geweſen/ ſondern Mattheſius nennet ihn in ſeiner Predigt einen Weiſen/ einen groſſen Regenten/ und leiblichen Heyland in Jſrael. Freylich iſt er ein groſſer Regent geweſen. Denn er hat zu befehlen gehabt einem Land/ das ſo reich und maͤchtig war/ als manches Koͤnigreich in Europâ. Wenn Bu- tyrolambius waͤre ſein Hof-Prediger geweſen/ er wuͤrde ihn vielleicht «excommuniciret haben. Zum Andern ſagt Mattheſius, daß der H. «Geiſt ihm auch dieſe Weiſe gefallen laſſe/ wenn kluge Leute mit ver- «deckten und verbluͤmten Reden undanckbaren und ungeſchlachten «Leuten predigen/ und daß die Weiſeſten auff Erden/ beyden under «Juden und Heyden/ auch in der Chriſtenheit/ ſich ſehr gern auff die- «ſe Art befliſſen/ und die hoͤchſte Weisheit nach Gottes Wort in ſolch «Bilderwerck und Gemaͤlde der unvernuͤnfftigen Creaturen und «Thierlein gefaſſet/ und den Leuten fuͤrgehalten halben. Hat der Hei- lige Geiſt ihm ſolche Art zu lehren gefallen laſſen/ ſo muß Butyrolam- bius nicht vom Heiligen Geiſt getrieben werden/ indeme er in ſeiner Paßquill thut/ als ob Antenor damit die Hoͤll verdienet habe. Zum «Dritten ſagt Matthcſius, daß Lutherus ſechzehen ſchoͤner Fabeln «ſelbſt gemachet habe/ welche voller Weisheit und guter Lehre/ und «hoͤflicher Vermahnung ſeyn/ und Wunderſchoͤne Bilder und Con- «trafacturen haben/ de caſibus mundi, wie es in der Welt/ im Regi- «ment und Haußweſen auff Erden pflege zu gehen. Hier

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/885>, abgerufen am 25.11.2024.