Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Teutscher Lucianus. len in in Teutschland reden oder schreiben soltet/ Jhr würdet aus Er-fahrung anders davon buchstabiren/ als der fromme und Hochgelahr- te D. Meyfart gethan hat. Was ich gehört habe/ will ich referiren, denen welche mich zu euch gesendet haben/ Adieu. An den Leser. HOchgeehrter Leser. Jch weiß gar wol/ daß viel unter meinen begehren Ff f iij
Teutſcher Lucianus. len in in Teutſchland reden oder ſchreiben ſoltet/ Jhr wuͤrdet aus Er-fahrung anders davon buchſtabiren/ als der fromme und Hochgelahr- te D. Meyfart gethan hat. Was ich gehoͤrt habe/ will ich referiren, denen welche mich zu euch geſendet haben/ Adieu. An den Leſer. HOchgeehrter Leſer. Jch weiß gar wol/ daß viel unter meinen begehren Ff f iij
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Teutſcher Lucianus.
len in in Teutſchland reden oder ſchreiben ſoltet/ Jhr wuͤrdet aus Er-
fahrung anders davon buchſtabiren/ als der fromme und Hochgelahr-
te D. Meyfart gethan hat. Was ich gehoͤrt habe/ will ich referiren,
denen welche mich zu euch geſendet haben/ Adieu.
An den Leſer.
HOchgeehrter Leſer. Jch weiß gar wol/ daß viel unter meinen
Verleumbdern ſeyn/ welche mich fuͤr einen Lucianiſchen Spey-
vogel halten. Allein ich wolte wuͤnſchen/ daß ſolche Pedante
recht wiſſen moͤchten/ wer Lucianus geweſen ſey/ und daß ſie
recht leſen moͤchten/ die ſchoͤne Oration welche der Hochgelahrte Box-
hornius in Leyden/ de Satyricâ Veterum ſapientia gehalten hat. Es iſt
nicht ohn/ daß/ wann ich mit tollen unſinnigen Leuten zuthun habe/
welche mit ſehenden Augen blind ſind/ ſo pflege ich ſie mit Schertzreden
zu unterrichten. Mein Doeg der Butyrolambius ſagt in ſeiner Paßquill
daß ich alle ſolche Ding auff die Cantzel bringe/ und ſagt untern an-
dern ſeinen Luͤgen Pag. 16. Jch hab gepredigt von einem/ der gewuͤn-
ſchet hab/ bey deß Vice Roy zu Neapolis ſeiner Ehefrauen zu ſchlaffen/
welches auch der Vice Roy hab geſchehen laſſen wollen/ allein die Frau
hab nicht drinn willigen wollen. Dabey ſetzt Butyrolambius, daß ich
bey dieſem aͤrgerlichen Exempel/ auch dieſen Lehrpunct ausgefuͤhret
hab/ daß mancher etwas wuͤnſchete und bete/ welches ihm doch nicht
werden koͤnte. Jhr meine ehrliche Zuhoͤrer zu St. Jacob/ ſonderlich ihr
Witwen/ ihr Wayſen/ und ihr arme Leut/ die ihr euer taͤglich Brot mit
Spinnen verdienet/ und den Faden offtmals mit euern Thraͤnen naß
machet/ gebet GOtt die Ehre/ und redet die Warheit. Jch begehr von
euch keine Roſanobel. Antwortet aber ob ihr dieſes von mir in der Kir-
chen gehoͤrt habt? Es iſt ein ieglicher Chriſt ſchuldig vermoͤg des ach-
ten Gebots/ ſeines Nechſten ehrlichen Namen zu retten/ wann er un-
ſchuldig verleumbdet wird. Wann ihr nun Chriſten ſeyd/ ſo ſagt doch/
und machet kund in gantz Hamburg/ daß der jenige/ der dieſes dem Bu-
tyrolambio referirt hat/ geredet hab wie ein Luͤgner/ und nicht wie ein
ehrlicher Mann. Jch wil aber dem Leſer ſagen/ woher dieſe Luͤgen kom-
men. Es wurde mir einsmals angemuthet/ daß ich etwas fordern ſolle/
von Leuten/ welche mir und den jenigen welche es von mir forderten zu
befehlen hatte. Es wolten aber die jenige/ bey welchen ich es ſuchen ſol-
te/ weder den jenigen/ welche dieſe Ding an mich begehrten/ oder mir
willfahren ſondern ſagten: Es erfordere es die Nothdurfft nicht. Als
kame ich zu guten Freunden/ und ſagte aus Schertz: Dieſe gute Leute
begehren
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