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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Teutscher Lucianus.
me audis, eos missos faciemus. Crepent, increpent, clament, recla-
ment, nihil ad nos, Si tacuerimus, invidia rumpentur. Erasmus
ant-
wortete/ Placet, quod mones. Redeamus ergo ad pristina studia, neque
ineptis cujusdam sermonibus ab opere bono desistamus.
Jch höre/ daß
mein hochgeehrter Simplicius Christianus in die Leipziger Meß reisen
wolle. Wann nun etwa M. Bernhard Schmidt zu ihm kommt/ so wolle
er ihm sagen/ Jch lasse ihn und den Calender-Schreiber zu Leipzig/ &
alios qui Schuppium Hamburgensem, Magistraliter damnaverunt, ut
sciunt fratres Carmelitae & alii qui vocantur Iacobitae,
so offt grüs-
sen/ und ihm so manchen bonus dies zu entbieten/ so manche Sau in
Westphalen oder in Beyerland sey/ und lasse ihn fragen/ wo doch Eraß-
mus das schöne zierliche Latein gelernet hab? Er hat es nicht gelernt
auff der Universität zu Cölln von M. Ort vvino. Dann der redet vil an-
ders als Eraßmus. Er hat es auch nicht gelernt auff der Universität
Erffurd/ welche nunmehr GOtt Lob in gutem Wohlstande ist/ aber zu
Eraßmi Zeiten/ sagte Magister noster noster Schluntz: Erdfurdia, est
una solennis civitas in Thuringia, & habet Vniversitatem, quae meo
rempore fuit in flore. Et fuerunt multa supposita ibi & etiam nobilistae.
Et Magistri qui fuerunt regentes in bursis non permiserunt legere in
Poesi & aliis fantasiis: Sed fuerunt diligentes in Aristotele, & fuerunt
moderni in reales, & sciverunt fortiter disputare contra antiquos &
nominales.
Damahls wolte M. Schluntz ein grosser Criticus und O-
rator
seyn/ und sagte eins mals zu seinen Zuhören: Status dicitur a
Stando. Quia quando aliquis est dives, vel habet unam bonam praeben-
dam, vel dignitatem, tunc dicimus: Iste
bene stat. Sed quando nihil ha-
bet, & est nulla in dignitate, tunc dicitur
male stat.
Allein Eraßmus
hette aus dieser Lection wenig Trost geschöpfft. Wann ich Erasmi Leben
durchlese/ befinde ich/ daß er nicht unter Schulfüchsen/ sondern unter
Estats Leuten auffgewachsen sey. M. Bernd sage mir doch/ wo reuch-
lin die Griechische und Hebraische Sprach gelernet habe/ Also daß/
da er als ein Churfürstlicher Legat in Griechischer Sprach perorirt
hat/ ihn jederman angesehen und angehöret hat/ als ob er ein Wun-
derthier sey/ das jüngst aus Africa kommen sey? Er hat es nit auff Um-
versitäten von M. Ortwino oder M. Lupoldo gelernet/ dann sie verachteten
ihn und Erasmum deßwegen und sagten: Videtur eis, quia sciunt di-
cere, tou, to, logos &c. quod ipsi sciunt plusquam deus. Creditis quod
deus multum curat de isto Graeco?
Also siehet M. Bernd/ daß man auch
ausserhalb Universitäten etwas lerne könne. Antenor wolte mehr sagen.
Allein Simplicius Christianus sagte/ ich hab auff dieses mal genung
gehört. Wann ich mehr hören solte/ würde ich es auff dieses mal nicht
behalten können. Wir werden weiter zusammen kommen. Jch sehe wol
wann ihr von dem Schul wesen/ und von den Mißbrauchen der Schu-

len

Teutſcher Lucianus.
me audis, eos miſſos faciemus. Crepent, increpent, clament, recla-
ment, nihil ad nos, Si tacuerimus, invidia rumpentur. Eraſmus
ant-
wortete/ Placet, quod mones. Redeamus ergo ad priſtina ſtudia, neque
ineptis cujusdam ſermonibus ab opere bono deſiſtamus.
Jch hoͤre/ daß
mein hochgeehrter Simplicius Chriſtianus in die Leipziger Meß reiſen
wolle. Wann nun etwa M. Bernhard Schmidt zu ihm kommt/ ſo wolle
er ihm ſagen/ Jch laſſe ihn und den Calender-Schreiber zu Leipzig/ &
alios qui Schuppium Hamburgenſem, Magiſtraliter damnaverunt, ut
ſciunt fratres Carmelitæ & alii qui vocantur Iacobitæ,
ſo offt gruͤſ-
ſen/ und ihm ſo manchen bonus dies zu entbieten/ ſo manche Sau in
Weſtphalen oder in Beyerland ſey/ und laſſe ihn fragẽ/ wo doch Eraß-
mus das ſchoͤne zierliche Latein gelernet hab? Er hat es nicht gelernt
auff der Univerſitaͤt zu Coͤlln von M. Ort vvino. Dann der redet vil an-
ders als Eraßmus. Er hat es auch nicht gelernt auff der Univerſitaͤt
Erffurd/ welche nunmehr GOtt Lob in gutem Wohlſtande iſt/ aber zu
Eraßmi Zeiten/ ſagte Magiſter noſter noſter Schluntz: Erdfurdia, eſt
una ſolennis civitas in Thuringia, & habet Vniverſitatem, quæ meo
rempore fuit in flore. Et fuerunt multa ſuppoſita ibi & etiam nobiliſtæ.
Et Magiſtri qui fuerunt regentes in burſis non permiſerunt legere in
Poeſi & aliis fantaſiis: Sed fuerunt diligentes in Ariſtotele, & fuerunt
moderni in reales, & ſciverunt fortiter diſputare contra antiquos &
nominales.
Damahls wolte M. Schluntz ein groſſer Criticus und O-
rator
ſeyn/ und ſagte eins mals zu ſeinen Zuhoͤren: Status dicitur à
Stando. Quia quando aliquis eſt dives, vel habet unam bonam præben-
dam, vel dignitatem, tunc dicimus: Iſte
bene ſtat. Sed quando nihil ha-
bet, & eſt nulla in dignitate, tunc dicitur
malè ſtat.
Allein Eraßmus
hette aus dieſer Lection wenig Troſt geſchoͤpfft. Wann ich Eraſmi Leben
durchleſe/ befinde ich/ daß er nicht unter Schulfuͤchſen/ ſondern unter
Eſtats Leuten auffgewachſen ſey. M. Bernd ſage mir doch/ wo reuch-
lin die Griechiſche und Hebraiſche Sprach gelernet habe/ Alſo daß/
da er als ein Churfuͤrſtlicher Legat in Griechiſcher Sprach perorirt
hat/ ihn jederman angeſehen und angehoͤret hat/ als ob er ein Wun-
derthier ſey/ das juͤngſt aus Africa kommen ſey? Er hat es nit auff Um-
verſitaͤten von M. Ortwino oder M. Lupoldo gelernet/ dañ ſie verachtetẽ
ihn und Eraſmum deßwegen und ſagten: Videtur eis, quia ſciunt di-
cere, tou, to, logos &c. quod ipſi ſciunt plusquam deus. Creditis quod
deus multum curat de iſto Græco?
Alſo ſiehet M. Bernd/ daß man auch
auſſerhalb Univerſitaͤten etwas lerne koͤnne. Antenor wolte mehr ſagẽ.
Allein Simplicius Chriſtianus ſagte/ ich hab auff dieſes mal genung
gehoͤrt. Wann ich mehr hoͤren ſolte/ wuͤrde ich es auff dieſes mal nicht
behalten koͤnnen. Wir werden weiter zuſammen kommen. Jch ſehe wol
wann ihr von dem Schul weſen/ und von den Mißbrauchen der Schu-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/862>, abgerufen am 22.11.2024.