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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Teutscher Lucianus.
durch hinfliegen. Jch beklagte daß diese Würme sich nicht wollen curi-
ren lassen. Es war die Welt noch nicht genung mit Narren erfüllt/
da die Peripatetici kamen/ und sich in Erforschung der natürlichen
Dinge wolten Admirabel machen/ und wolten erforschen wie lang
ein Floch leben könne? wie weit ein Floch hüppen könne? Wie
tieff die Sonne mit ihren Strahlen in das Meer kommen könne/ etc.
Jch wil nicht sagen von den Sternguckern/ welche am Himmel ha-
ben sehen wollen/ was grossen Potentaten über zwey oder drey Jahr
begegnen soll? und haben nicht gewust/ wie offt ihnen in ihrem
Hause seyn Hörner auffgesetzet worden/ und was ihnen sonsten für
Possen von ihren Knechten und Mägden geschehen seyn. Jch wil
auch nicht sagen von den Sceptitis welche wann ihnen schon tausend
Ohrfeygen wären gegeben worden/ dennoch in Gegenwart deren/
welche ihnen die Ohrfeigen gegeben/ pro & contra argumentirt
und disputirt hätten/ ob es wahr sey/ daß sie Ohrfeigen bekom-
men oder daß ihr Gegenpart Ohrfeigen ausgegeben habe? Das
waren Narren/ welche in der obersten Claß der Narren-Schule sassen/
und mit einem gebornen Narren solte man lieber zuthun haben/ als
mit einem solchen Witzdölpel.

Als Lucianus solche und dergleichen Ding sahe/ begegnete er den
Philosophis und andern/ nicht mit syllogismis in Darapti & Felapton.
denn also hätte er aus Narren gantz tolle und rasende Leute gemacht.
Sondern er tractirte sie wie Reuchlin und Eraßmus/ die Hochge-
lahrte Männer/ hiebevor die unsinnige Mönch tractirten. Als
die beyde/ Reuchlin und Eraßmus nicht wolten geigen wie die
Mönch und Schulmeister eine geraume Zeit gefiddelt hatten/
Da war M. Ortwinus ein alter Schulfuchs sampt seinem An-
hang gantz darwider und sagten: Isti Latinizatores possunt mo-
dicum latinizare, & ideo putant quod nemo est dignus eos aspi-
cere, neque solvere corrigiam calceamenti eorum. Ipsi putant
quod faciunt magna miracula dicendo grossa verba. Ast creditis
quod sciunt aliquid de Biblia? Si daretur ipsis una positio, vel
de pramiis Sanctorum, vel
utrum Deus sciat omnes pulices
& omnes pediculos, qui creantur quotidie Parifiis, creditis,
quod ipsi possent arguere
pro & contra? Ego vellem quod isti
omnes Latinizatores essent in profundo inferni, unde nunquam
possent revenire. Profecto, Magistri nostri de Parisiu, qui sa-
piunt arguere tam artificialiter, & qui sunt adeo illuminati &
zelosi & renominati per omnes angulos terrae, faciunt male, quod
non confundunt istos zizaniatores. Non oporteret, nisi facere
unam parvam quaestionem contra istum Latinizatorem Erasmum,
quod ipse esset statim ad metam non loqui. Creditis quod ipsi

sciunt

Teutſcher Lucianus.
durch hinfliegen. Jch beklagte daß dieſe Wuͤrme ſich nicht wollen curi-
ren laſſen. Es war die Welt noch nicht genung mit Narren erfuͤllt/
da die Peripatetici kamen/ und ſich in Erforſchung der natuͤrlichen
Dinge wolten Admirabel machen/ und wolten erforſchen wie lang
ein Floch leben koͤnne? wie weit ein Floch huͤppen koͤnne? Wie
tieff die Sonne mit ihren Strahlen in das Meer kommen koͤnne/ etc.
Jch wil nicht ſagen von den Sternguckern/ welche am Himmel ha-
ben ſehen wollen/ was groſſen Potentaten uͤber zwey oder drey Jahr
begegnen ſoll? und haben nicht gewuſt/ wie offt ihnen in ihrem
Hauſe ſeyn Hoͤrner auffgeſetzet worden/ und was ihnen ſonſten fuͤr
Poſſen von ihren Knechten und Maͤgden geſchehen ſeyn. Jch wil
auch nicht ſagen von den Sceptitis welche wann ihnen ſchon tauſend
Ohrfeygen waͤren gegeben worden/ dennoch in Gegenwart deren/
welche ihnen die Ohrfeigen gegeben/ pro & contra argumentirt
und diſputirt haͤtten/ ob es wahr ſey/ daß ſie Ohrfeigen bekom-
men oder daß ihr Gegenpart Ohrfeigen ausgegeben habe? Das
waren Narren/ welche in der oberſten Claß der Narren-Schule ſaſſen/
und mit einem gebornen Narren ſolte man lieber zuthun haben/ als
mit einem ſolchen Witzdoͤlpel.

Als Lucianus ſolche und dergleichen Ding ſahe/ begegnete er den
Philoſophis und andern/ nicht mit ſyllogiſmis in Darapti & Felapton.
denn alſo haͤtte er aus Narren gantz tolle und raſende Leute gemacht.
Sondern er tractirte ſie wie Reuchlin und Eraßmus/ die Hochge-
lahrte Maͤnner/ hiebevor die unſinnige Moͤnch tractirten. Als
die beyde/ Reuchlin und Eraßmus nicht wolten geigen wie die
Moͤnch und Schulmeiſter eine geraume Zeit gefiddelt hatten/
Da war M. Ortwinus ein alter Schulfuchs ſampt ſeinem An-
hang gantz darwider und ſagten: Iſti Latinizatores poſſunt mo-
dicum latinizare, & ideò putant quòd nemo eſt dignus eos aſpi-
cere, neque ſolvere corrigiam calceamenti eorum. Ipſi putant
quod faciunt magna miracula dicendo groſſa verba. Aſt creditis
quod ſciunt aliquid de Bibliâ? Si daretur ipſis una poſitio, vel
de pramiis Sanctorum, vel
utrum Deus ſciat omnes pulices
& omnes pediculos, qui creantur quotidiè Parifiis, creditis,
quod ipſi poſſent arguere
pro & contra? Ego vellem quod iſti
omnes Latinizatores eſſent in profundo inferni, unde nunquam
poſſent revenire. Profectò, Magiſtri noſtri de Pariſiu, qui ſa-
piunt arguere tam artificialiter, & qui ſunt adeò illuminati &
zeloſi & renominati per omnes angulos terræ, faciunt malè, quod
non confundunt iſtos zizaniatores. Non oporteret, niſi facere
unam parvam quæſtionem contra iſtum Latinizatorem Eraſmum,
quod ipſe eſſet ſtatim ad metam non loqui. Creditis quod ipſi

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[818/0860] Teutſcher Lucianus. durch hinfliegen. Jch beklagte daß dieſe Wuͤrme ſich nicht wollen curi- ren laſſen. Es war die Welt noch nicht genung mit Narren erfuͤllt/ da die Peripatetici kamen/ und ſich in Erforſchung der natuͤrlichen Dinge wolten Admirabel machen/ und wolten erforſchen wie lang ein Floch leben koͤnne? wie weit ein Floch huͤppen koͤnne? Wie tieff die Sonne mit ihren Strahlen in das Meer kommen koͤnne/ etc. Jch wil nicht ſagen von den Sternguckern/ welche am Himmel ha- ben ſehen wollen/ was groſſen Potentaten uͤber zwey oder drey Jahr begegnen ſoll? und haben nicht gewuſt/ wie offt ihnen in ihrem Hauſe ſeyn Hoͤrner auffgeſetzet worden/ und was ihnen ſonſten fuͤr Poſſen von ihren Knechten und Maͤgden geſchehen ſeyn. Jch wil auch nicht ſagen von den Sceptitis welche wann ihnen ſchon tauſend Ohrfeygen waͤren gegeben worden/ dennoch in Gegenwart deren/ welche ihnen die Ohrfeigen gegeben/ pro & contra argumentirt und diſputirt haͤtten/ ob es wahr ſey/ daß ſie Ohrfeigen bekom- men oder daß ihr Gegenpart Ohrfeigen ausgegeben habe? Das waren Narren/ welche in der oberſten Claß der Narren-Schule ſaſſen/ und mit einem gebornen Narren ſolte man lieber zuthun haben/ als mit einem ſolchen Witzdoͤlpel. Als Lucianus ſolche und dergleichen Ding ſahe/ begegnete er den Philoſophis und andern/ nicht mit ſyllogiſmis in Darapti & Felapton. denn alſo haͤtte er aus Narren gantz tolle und raſende Leute gemacht. Sondern er tractirte ſie wie Reuchlin und Eraßmus/ die Hochge- lahrte Maͤnner/ hiebevor die unſinnige Moͤnch tractirten. Als die beyde/ Reuchlin und Eraßmus nicht wolten geigen wie die Moͤnch und Schulmeiſter eine geraume Zeit gefiddelt hatten/ Da war M. Ortwinus ein alter Schulfuchs ſampt ſeinem An- hang gantz darwider und ſagten: Iſti Latinizatores poſſunt mo- dicum latinizare, & ideò putant quòd nemo eſt dignus eos aſpi- cere, neque ſolvere corrigiam calceamenti eorum. Ipſi putant quod faciunt magna miracula dicendo groſſa verba. Aſt creditis quod ſciunt aliquid de Bibliâ? Si daretur ipſis una poſitio, vel de pramiis Sanctorum, vel utrum Deus ſciat omnes pulices & omnes pediculos, qui creantur quotidiè Parifiis, creditis, quod ipſi poſſent arguere pro & contra? Ego vellem quod iſti omnes Latinizatores eſſent in profundo inferni, unde nunquam poſſent revenire. Profectò, Magiſtri noſtri de Pariſiu, qui ſa- piunt arguere tam artificialiter, & qui ſunt adeò illuminati & zeloſi & renominati per omnes angulos terræ, faciunt malè, quod non confundunt iſtos zizaniatores. Non oporteret, niſi facere unam parvam quæſtionem contra iſtum Latinizatorem Eraſmum, quod ipſe eſſet ſtatim ad metam non loqui. Creditis quod ipſi ſciunt

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/860>, abgerufen am 25.11.2024.