Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].
Gehad dich wol du Christlicher und hochgeehrter Leser. Und ver- mir
Gehad dich wol du Chriſtlicher und hochgeehrter Leſer. Und ver- mir
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Antwort/ auff
Sey du der Richter/ und Schlichter/
Mit Rathen/ mit Thaten;
Der Trug iſt mancherley.
5.
Jetzt hab ichs recht erfahren/
Was lang verborgen war:
Das ſind die Katzen/ die kratzen/
Die Streichler/ die Schmeichler/
Die GOtts-vergeßne Schaar.
6.
Wer liebt jetzt ſeinen Nechſten/
Wo iſt Gerechtigkeit?
Wo iſt das Lieben geblieben?
Wo trawen? wo ſchawen?
Auff Gottes Guͤtigkeit?
7.
Kein GOttsfurcht iſt auff Erden/
Der Neid nimt uͤberhand/
Die Frommen fuͤhlen/ wie ſpielen
Die Luͤger/ die Truͤger;
Dann Trew iſt aus dem Land.
8.
Da ſiht man die Verleumbder/
Die Fuchsſchwaͤntz tragen feil/
GOtt wird ſie ſtuͤrtzen und kuͤrtzen
Jhr Leben/ und geben
Die Hoͤll zu ihrem Theil.
Gehad dich wol du Chriſtlicher und hochgeehrter Leſer. Und ver-
zeihe meinen zuvor gefuͤhrten Schertzreden. Vita verecunda eſt, Muſa
jocoſa mihi. Jch hoͤre/ daß von meinen Widerſachern mit uͤbel auß-
gedeutet werde/ daß ich von einem Calender geſchrieben. Als laſſe ich
den Leſer wiſſen/ daß eine hohe Perſon mir gerathen habe/ daß ich ei-
lends etwas ſchreiben ſolle auff Butyrolambii Paßquill. Es moͤge
ſeyn was es wolle: Das andere koͤnne wol hernach folgen. Darauff
hab ich an einem frembden Orth/ unter Hoffleuten/ Unluſt zuver-
treiben/ des Abends wann ich allein geweſen bin/ dieſe Dinge auffs Pa-
pier geworffen/ eben zu der Zeit/ da jederman Calender kauffen und
ſehen wolte/ ob die Calendermacher von Krieg/ Theurung oder Peſt
Prognoſticiren. Und hat mich nechſt andern Veranlaſſungen/ auff
dieſe Gedancken bracht ein diſcurs, welchen ein vornehmer Mann mit
mir
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