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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Von der Kunst reich zu werden.
Jsraelitischen Volck gesagt ist worden/ Es wird unter euch kein Bett-
ler seyn. Was verhindert/ daß man durch ehrliche Männer/ die nicht
allein an Geschrey der Reichthumb/ sondern auch an der Tugend
fürtrefflich seyn/ alle Sontäg samle/ wie viel ein jeder mit gutem
Gemüth/ ohne Nachtheil seines Haußwesens/ den müssiggängeri-
schen Bettler die Wochen vermeynt das er geben könne? Es wird
letztlich schon Arbeit abgeben/ wann der Fürst die Aecker bauen/ Jn-
dianische Hahnen/ Hennen/ Gänß und Endten ziehen und anders
anordnen läst. Was aber beschehen möge/ lehren die jenige Sachen/
die bey den Niderländer beschehen. Diese schickten die Armen und
Bettler in gewisse Häuser/ und unterwiesen sie/ leinene und wüllene
Tücher/ auch Tapezereyen wircken/ mit welchen sie das Teutschland/
Franckreich/ Hispanien/ Africa/ Asia/ und beede Jndia versehen.
Warumb folgen diesem und anderen die Teutsche Fürsten und Obrig-
keiten nicht nach. Was verhindert dich o Bacone, daß du dieses nicht
auch in deiner Jnsul Atlantide kanst imitirn? Fürwar du wirst auff
diese Weiß der armseligen Leuten Gemüther und Leiber nutzen. Den
Leibern sie auffzuhalten; den Gemüthern aber/ in dem du sie in Tu-
genden und ehrlichen Arbeiten übest. Was geben die Müssiggäng
anders als Laster? Wie viel der Bettler lernen mit faulentzen böses
thun/ und werden letztlich dem Galgen zu theil? Letztlich/ was ge-
stallt ein emsige und verständige Sorg gegen den Armen die gemeine
Cassa ermehre/ lehren die Niderländer und Holländer selbsten. Dann
sie kauffen ander Orten Woll zusammen/ führen es hinder und für-
sich/ doplen also das Schifflohn/ und den Unkosten der Fuhr/ zwin-
gen auch der armen Kinder Handwercker zuerlernen/ und machen
daß unterschiedliche Wahren umb ringeren Werth können gekaufft
werden. Glaubt mir/ daß diß in einer Republic ein grosser Schaden
seye/ wann Kunststück von Außländern gekaufft/ und alle Sachen
umb grössern Werth verkaufft werden/ und ein Stadt erschöpfft
wird. Corrigirt derowegen das/ und das ander ist auch gebessert. Wo
ein Uberfluß ist der Künstler/ alldort will mans einander nachthun/
wo dieses beschicht/ alldort wird ein wunderliche Witzigkeit der Men-
schen gefunden. Wo wunderlicher Künstler Geschrey ist/ alldorten ist
der Magnet welcher anderer Nationen Gold und Silber an sich zie-
het. Gedulde/ o Bacone, damit ich dir kürtzlich das Gespräch erzehle/
welches ich eben diese Wochen mit einem gehabt habe. Gestern/ als
der Abend mich anheims triebe/ eylete ich zu einem Kloster/ welches
ich mich erinnere öffter visitirt zu haben. Wann vor Zeiten zu diesem
Kloster ein Bettler kame/ schreyend: JESUS, so ware alsbald einer
vorhanden/ der ihme ein Stück Brodt reichete. Jch derowegen deß
alten Gebrauchs ingedenck demselben Kloster/ und sahe auff der Por-
ten diesen Verß geschrieben:

Porta

Von der Kunſt reich zu werden.
Jſraelitiſchen Volck geſagt iſt worden/ Es wird unter euch kein Bett-
ler ſeyn. Was verhindert/ daß man durch ehrliche Maͤnner/ die nicht
allein an Geſchrey der Reichthumb/ ſondern auch an der Tugend
fuͤrtrefflich ſeyn/ alle Sontaͤg ſamle/ wie viel ein jeder mit gutem
Gemuͤth/ ohne Nachtheil ſeines Haußweſens/ den muͤſſiggaͤngeri-
ſchen Bettler die Wochen vermeynt das er geben koͤnne? Es wird
letztlich ſchon Arbeit abgeben/ wann der Fuͤrſt die Aecker bauen/ Jn-
dianiſche Hahnen/ Hennen/ Gaͤnß und Endten ziehen und anders
anordnen laͤſt. Was aber beſchehen moͤge/ lehren die jenige Sachen/
die bey den Niderlaͤnder beſchehen. Dieſe ſchickten die Armen und
Bettler in gewiſſe Haͤuſer/ und unterwieſen ſie/ leinene und wuͤllene
Tuͤcher/ auch Tapezereyen wircken/ mit welchen ſie das Teutſchland/
Franckreich/ Hiſpanien/ Africa/ Aſia/ und beede Jndia verſehen.
Warumb folgen dieſem und anderen die Teutſche Fuͤrſten und Obrig-
keiten nicht nach. Was verhindert dich ô Bacone, daß du dieſes nicht
auch in deiner Jnſul Atlantide kanſt imitírn? Fuͤrwar du wirſt auff
dieſe Weiß der armſeligen Leuten Gemuͤther und Leiber nutzen. Den
Leibern ſie auffzuhalten; den Gemuͤthern aber/ in dem du ſie in Tu-
genden und ehrlichen Arbeiten uͤbeſt. Was geben die Muͤſſiggaͤng
anders als Laſter? Wie viel der Bettler lernen mit faulentzen boͤſes
thun/ und werden letztlich dem Galgen zu theil? Letztlich/ was ge-
ſtallt ein emſige und verſtaͤndige Sorg gegen den Armen die gemeine
Caſſa ermehre/ lehren die Niderlaͤnder und Hollaͤnder ſelbſten. Dann
ſie kauffen ander Orten Woll zuſammen/ fuͤhren es hinder und fuͤr-
ſich/ doplen alſo das Schifflohn/ und den Unkoſten der Fuhr/ zwin-
gen auch der armen Kinder Handwercker zuerlernen/ und machen
daß unterſchiedliche Wahren umb ringeren Werth koͤnnen gekaufft
werden. Glaubt mir/ daß diß in einer Republic ein groſſer Schaden
ſeye/ wann Kunſtſtuͤck von Außlaͤndern gekaufft/ und alle Sachen
umb groͤſſern Werth verkaufft werden/ und ein Stadt erſchoͤpfft
wird. Corrigirt derowegen das/ und das ander iſt auch gebeſſert. Wo
ein Uberfluß iſt der Kuͤnſtler/ alldort will mans einander nachthun/
wo dieſes beſchicht/ alldort wird ein wunderliche Witzigkeit der Men-
ſchen gefunden. Wo wunderlicher Kuͤnſtler Geſchrey iſt/ alldorten iſt
der Magnet welcher anderer Nationen Gold und Silber an ſich zie-
het. Gedulde/ ô Bacone, damit ich dir kuͤrtzlich das Geſpraͤch erzehle/
welches ich eben dieſe Wochen mit einem gehabt habe. Geſtern/ als
der Abend mich anheims triebe/ eylete ich zu einem Kloſter/ welches
ich mich erinnere oͤffter viſitirt zu haben. Wann vor Zeiten zu dieſem
Kloſter ein Bettler kame/ ſchreyend: JESUS, ſo ware alsbald einer
vorhanden/ der ihme ein Stuͤck Brodt reichete. Jch derowegen deß
alten Gebrauchs ingedenck demſelben Kloſter/ und ſahe auff der Por-
ten dieſen Verß geſchrieben:

Porta
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[751/0793] Von der Kunſt reich zu werden. Jſraelitiſchen Volck geſagt iſt worden/ Es wird unter euch kein Bett- ler ſeyn. Was verhindert/ daß man durch ehrliche Maͤnner/ die nicht allein an Geſchrey der Reichthumb/ ſondern auch an der Tugend fuͤrtrefflich ſeyn/ alle Sontaͤg ſamle/ wie viel ein jeder mit gutem Gemuͤth/ ohne Nachtheil ſeines Haußweſens/ den muͤſſiggaͤngeri- ſchen Bettler die Wochen vermeynt das er geben koͤnne? Es wird letztlich ſchon Arbeit abgeben/ wann der Fuͤrſt die Aecker bauen/ Jn- dianiſche Hahnen/ Hennen/ Gaͤnß und Endten ziehen und anders anordnen laͤſt. Was aber beſchehen moͤge/ lehren die jenige Sachen/ die bey den Niderlaͤnder beſchehen. Dieſe ſchickten die Armen und Bettler in gewiſſe Haͤuſer/ und unterwieſen ſie/ leinene und wuͤllene Tuͤcher/ auch Tapezereyen wircken/ mit welchen ſie das Teutſchland/ Franckreich/ Hiſpanien/ Africa/ Aſia/ und beede Jndia verſehen. Warumb folgen dieſem und anderen die Teutſche Fuͤrſten und Obrig- keiten nicht nach. Was verhindert dich ô Bacone, daß du dieſes nicht auch in deiner Jnſul Atlantide kanſt imitírn? Fuͤrwar du wirſt auff dieſe Weiß der armſeligen Leuten Gemuͤther und Leiber nutzen. Den Leibern ſie auffzuhalten; den Gemuͤthern aber/ in dem du ſie in Tu- genden und ehrlichen Arbeiten uͤbeſt. Was geben die Muͤſſiggaͤng anders als Laſter? Wie viel der Bettler lernen mit faulentzen boͤſes thun/ und werden letztlich dem Galgen zu theil? Letztlich/ was ge- ſtallt ein emſige und verſtaͤndige Sorg gegen den Armen die gemeine Caſſa ermehre/ lehren die Niderlaͤnder und Hollaͤnder ſelbſten. Dann ſie kauffen ander Orten Woll zuſammen/ fuͤhren es hinder und fuͤr- ſich/ doplen alſo das Schifflohn/ und den Unkoſten der Fuhr/ zwin- gen auch der armen Kinder Handwercker zuerlernen/ und machen daß unterſchiedliche Wahren umb ringeren Werth koͤnnen gekaufft werden. Glaubt mir/ daß diß in einer Republic ein groſſer Schaden ſeye/ wann Kunſtſtuͤck von Außlaͤndern gekaufft/ und alle Sachen umb groͤſſern Werth verkaufft werden/ und ein Stadt erſchoͤpfft wird. Corrigirt derowegen das/ und das ander iſt auch gebeſſert. Wo ein Uberfluß iſt der Kuͤnſtler/ alldort will mans einander nachthun/ wo dieſes beſchicht/ alldort wird ein wunderliche Witzigkeit der Men- ſchen gefunden. Wo wunderlicher Kuͤnſtler Geſchrey iſt/ alldorten iſt der Magnet welcher anderer Nationen Gold und Silber an ſich zie- het. Gedulde/ ô Bacone, damit ich dir kuͤrtzlich das Geſpraͤch erzehle/ welches ich eben dieſe Wochen mit einem gehabt habe. Geſtern/ als der Abend mich anheims triebe/ eylete ich zu einem Kloſter/ welches ich mich erinnere oͤffter viſitirt zu haben. Wann vor Zeiten zu dieſem Kloſter ein Bettler kame/ ſchreyend: JESUS, ſo ware alsbald einer vorhanden/ der ihme ein Stuͤck Brodt reichete. Jch derowegen deß alten Gebrauchs ingedenck demſelben Kloſter/ und ſahe auff der Por- ten dieſen Verß geſchrieben: Porta

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/793>, abgerufen am 22.11.2024.