Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Dssertatio Als der Endymion dergestalten perorirte, kam ein anderer/ Provision en saison Und warlich/ wann ich zu rechter Zeit/ und rechtem Ort alles auch
Dſſertatio Als der Endymion dergeſtalten perorirte, kam ein anderer/ Proviſion en ſaiſon Und warlich/ wann ich zu rechter Zeit/ und rechtem Ort alles auch
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Dſſertatio
Als der Endymion dergeſtalten perorirte, kam ein anderer/
welcher mit ſaurem und traurigen Angeſicht den Baconum gruͤſte/
freundlich bittend/ daß er in die Geſellſchafft kommen kunte. Dann/
ſprach er/ bißhero bin ich eines Fuͤrſten Fuͤrgeber oder Spenditor ge-
weſen/ und ſo offt die Stund des Nachteſſens oder Mittagmahls
herzu kommen/ ſchrie ein jeder/ gib herfuͤr/ gib/ gib. Wann ich nicht
einem jeden habe koͤnnen den Schlund einfuͤllen/ verklagte er mich
alſobald vor dem Hoffmeiſter/ welcher nachmalen meinen Ruͤcken mit
Streichen wol und gut anfuͤllete. Aber wo wolt ich ein Brod in der
Wuͤſten nehmen? Jch haͤtte Mangel aller Sachen/ welcher Mangel
daher kame/ weil bey zeiten ich das Geld von den Caffiren nicht hab
erlangen/ und weder zu rechter Zeit/ noch an gebuͤhrendem Ort die
Nothwendigkeit zur Kuchel hatte kauffen koͤnnen. Jch gedencke daß
ich einmal auß dem Mund eines Frantzoſen hoͤre:
Proviſion en ſaiſon
Deſpendu en raiſon
Enrichit la maiſon.
Und warlich/ wann ich zu rechter Zeit/ und rechtem Ort alles
haͤtte koͤnnen kauffen/ wuͤrde ich aller Begehren gnug gethan haben.
Es iſt von einem recht vermerckt worden/ er ſeye mit groſſer Muͤhe
zu kleinen/ und ſchier mit keiner Muͤhe zu groſſer Reichthumb kom-
men. Dann nach dem eines Reichthumb dermaſſen erwachſen/ daß
er der Jahr und anderer Maͤrckt Gelegenheiten erwarten kan/ und
dieſelbige contract uͤberwinden/ welchen/ wegen Groͤſſe der Sum-
men/ gar wenig Leut tauglich ſeyn; wann letzlich er auch in anderer
Arbeiten/ welche nicht Uberfluß des Gelds haben/ mittheilen kan/ kan
es nicht anderſt ſeyn/ er muß uͤber die maſſen reich werden. Lieber Ba-
cone, hoͤre mich gutwillig an/ ich will ſagen/ mit was Kunſt/ mit was
ſtratagema die Haußhaltung koͤnneſt anrichten/ daß du das gantze
Jahr Gaͤſt laden/ und dapffer trincken koͤnneſt/ und doch kein Wein
darffeſt kauffen. Was meinſtu/ wann dieſe Kunſt erlernet haͤtte/ und
haͤtte practiciren koͤnnen der Edel und gar Gelehrte/ aber verſoffene
Poet Dominicus Baudius, wuͤrde er dann ſoviel Klag-Epiſteln zu
den Curatoren der Leydenſiſchen Academi geſchickt haben? Es wolle
mir der Geiſt diſes groſſen und gelehrteſten Manns verzeihen/ ſo offt
ich ſelbige Epiſteln liſe/ weis ich nicht/ was fuͤr ein ſonderbarer Durſt
meinen Schlund anzuͤndete. Damit du nicht uff ſolche Weiß gezwun-
gen werdeſt/ Durſt zu leyden/ Bacone, ſo kauff dieſen Herbſt ſo viel
Moſts/ wieviel du dir oder deinen Gaͤſten das Jahr hindurch gnug
zu ſeyn hoffeſt/ Alſo wird gar nicht von noͤhten ſeyn Wein einzukauf-
fen. Aber weil ich bekennt habe/ ich ſeye ein Spenditor geweſen/ und
von den Sachen bey rechter Zeit einzukauffen geredt habe/ will ich
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