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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
den/ und sie mit dir tragen. Wirst du das thun/ so kanstu außrichten/
was dir Gott gebeut/ und alle diß Volck kan mit Frieden an seinen
Ort kommen. Der König David und Salomo sind sonders erleuch-
tete hochweise Könige gewesen/ dennoch haben sie ihre Cantzler und
Räthe gehalten/ dieselbe immer umb sich gehabt/ und sie zu Rath ge-
zogen. Und als David einsmals guten Rath verachtete/ und nicht
folgen wolte/ that er einen schweren Fall/ und brachte sein Königreich
in Noth und Plage/ 2. Chron. 22. v 6. etc. hingegen folgete er gutem
Rath/ und gereuete ihn nicht/ 2. Sam. cap. 18. v. 3. 4. Gustavus der
grosse König in Schweden/ war ein Herr von hohem Verstande. Er
wuste aber wol daß eine Hand das Schwerdt und die Feder nicht zu-
gleich/ und zu einer Zeit führen könne. Drumb sparte er kein Geld oder
Fleiß/ die alleredelste Ingenia/ so wol unter den Soldaten/ als unter den
Gelehrten an sich zu ziehen/ und die action, die affaire, deß Königs Auff-
munterung und Anweisung machten sie zu Männern/ und vermehrte
also die Macht deß gantzen Königreichs. Man sagt/ daß dieser Held
einsmals im Felde habe den Hugonem Grotium de jure belli gelesen/
und habe gesagt: Jch wolte wündschen/ daß jetzo Hugo Grotius bey mir
were/ ich wolte ihm zeigen was für ein Unterscheid sey inter theoriam
& praxin,
wie leichtlich sich ein Ding schreiben lasse/ und wie schwer es
sey zu practiciren und ins Werck zu setzen. Als ich zu Königsberg in
Preussen studierte/ lag die königliche Schwedische Armee in Preussen/
und ich hatte einen guten Freud/ der bekam kein Geld von Hauß. Eins-
mals kam er zu mir/ und war gar melancholisch/ und sagte: Bruder/ so
und so geht es mir. Jch weiß keinen bessern Rath/ als daß ich in Krieg
ziehe/ und laß mich todt schiessen. Mache mir doch eine kleine Oration.
Jch wil hin zur Schwedischen Armee gehen/ und wil den König auff
Lateinisch anreden. Jch machte ihm ein Oratiunculam, er remorirte sie/
und recitirte sie etliche mal clara voce, in meiner Gegenwart/ und es
gieng ihm wol ab. Als er aber vor den König kam/ da gieng es ihm wie
jenem Mönch in Franckreich/ der wolte einsmals vor König Hein-
rich dem Vierdten peroriren, und etwas vor sein Kloster außbitten. Als
er nun zu dem König kam/ machte er ein Reverentz/ und sagte: Herr
König/ als Alexander Magnus in Asiam zog. Als Alexander Ma-
gnus in Asiam
zog. Als Alexander Magnus in Asiam zog. Als damit
hieß es Punctum. Und wolte nichts weiter folgen. Da antwortet Kö-
nig Heinrich/ Ja/ Ja/ Alexander Magnus hatte damals gefrühstücket/
Jch habe aber heute noch nicht gefrühstücket/ wann ich gessen habe so
komme wider. Eben also gieng es diesem guten Bruder auch. Die O-
ration
blieb im Halse stecken/ und wolte nicht fort. Da antwortet Kö-
nig Gustavus: Mein Kerl/ ich kan auch nicht viel Latein. Laß uns
Teutsch mit einander reden. Was ist dein Begehren? Der Student

sagte:

SALOMO oder
den/ und ſie mit dir tragen. Wirſt du das thun/ ſo kanſtu außrichten/
was dir Gott gebeut/ und alle diß Volck kan mit Frieden an ſeinen
Ort kommen. Der Koͤnig David und Salomo ſind ſonders erleuch-
tete hochweiſe Koͤnige geweſen/ dennoch haben ſie ihre Cantzler und
Raͤthe gehalten/ dieſelbe immer umb ſich gehabt/ und ſie zu Rath ge-
zogen. Und als David einsmals guten Rath verachtete/ und nicht
folgen wolte/ that er einen ſchweren Fall/ und brachte ſein Koͤnigreich
in Noth und Plage/ 2. Chron. 22. v 6. ꝛc. hingegen folgete er gutem
Rath/ und gereuete ihn nicht/ 2. Sam. cap. 18. v. 3. 4. Guſtavus der
groſſe Koͤnig in Schweden/ war ein Herꝛ von hohem Verſtande. Er
wuſte aber wol daß eine Hand das Schwerdt und die Feder nicht zu-
gleich/ und zu einer Zeit fuͤhren koͤnne. Drumb ſparte er kein Geld oder
Fleiß/ die alleredelſte Ingenia/ ſo wol unter den Soldatẽ/ als unter den
Gelehrten an ſich zu ziehen/ und die action, die affaire, deß Koͤnigs Auff-
munterung und Anweiſung machten ſie zu Maͤnnern/ und vermehrte
alſo die Macht deß gantzen Koͤnigreichs. Man ſagt/ daß dieſer Held
einsmals im Felde habe den Hugonem Grotium de jure belli geleſen/
und habe geſagt: Jch wolte wuͤndſchen/ daß jetzo Hugo Grotius bey mir
were/ ich wolte ihm zeigen was fuͤr ein Unterſcheid ſey inter theoriam
& praxin,
wie leichtlich ſich ein Ding ſchreiben laſſe/ und wie ſchwer es
ſey zu practiciren und ins Werck zu ſetzen. Als ich zu Koͤnigsberg in
Preuſſen ſtudierte/ lag die koͤnigliche Schwediſche Armee in Preuſſen/
und ich hatte einen guten Freud/ der bekam kein Geld von Hauß. Eins-
mals kam er zu mir/ und war gar melancholiſch/ und ſagte: Bruder/ ſo
und ſo geht es mir. Jch weiß keinen beſſern Rath/ als daß ich in Krieg
ziehe/ und laß mich todt ſchieſſen. Mache mir doch eine kleine Oration.
Jch wil hin zur Schwediſchen Armee gehen/ und wil den Koͤnig auff
Lateiniſch anreden. Jch machte ihm ein Oratiunculam, er remorirte ſie/
und recitirte ſie etliche mal clara voce, in meiner Gegenwart/ und es
gieng ihm wol ab. Als er aber vor den Koͤnig kam/ da gieng es ihm wie
jenem Moͤnch in Franckreich/ der wolte einsmals vor Koͤnig Hein-
rich dem Vierdten peroriren, und etwas vor ſein Kloſter außbitten. Als
er nun zu dem Koͤnig kam/ machte er ein Reverentz/ und ſagte: Herꝛ
Koͤnig/ als Alexander Magnus in Aſiam zog. Als Alexander Ma-
gnus in Aſiam
zog. Als Alexander Magnus in Aſiam zog. Als damit
hieß es Punctum. Und wolte nichts weiter folgen. Da antwortet Koͤ-
nig Heinrich/ Ja/ Ja/ Alexander Magnus hatte damals gefruͤhſtuͤcket/
Jch habe aber heute noch nicht gefruͤhſtuͤcket/ wann ich geſſen habe ſo
komme wider. Eben alſo gieng es dieſem guten Bruder auch. Die O-
ration
blieb im Halſe ſtecken/ und wolte nicht fort. Da antwortet Koͤ-
nig Guſtavus: Mein Kerl/ ich kan auch nicht viel Latein. Laß uns
Teutſch mit einander reden. Was iſt dein Begehren? Der Student

ſagte:
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[34/0076] SALOMO oder den/ und ſie mit dir tragen. Wirſt du das thun/ ſo kanſtu außrichten/ was dir Gott gebeut/ und alle diß Volck kan mit Frieden an ſeinen Ort kommen. Der Koͤnig David und Salomo ſind ſonders erleuch- tete hochweiſe Koͤnige geweſen/ dennoch haben ſie ihre Cantzler und Raͤthe gehalten/ dieſelbe immer umb ſich gehabt/ und ſie zu Rath ge- zogen. Und als David einsmals guten Rath verachtete/ und nicht folgen wolte/ that er einen ſchweren Fall/ und brachte ſein Koͤnigreich in Noth und Plage/ 2. Chron. 22. v 6. ꝛc. hingegen folgete er gutem Rath/ und gereuete ihn nicht/ 2. Sam. cap. 18. v. 3. 4. Guſtavus der groſſe Koͤnig in Schweden/ war ein Herꝛ von hohem Verſtande. Er wuſte aber wol daß eine Hand das Schwerdt und die Feder nicht zu- gleich/ und zu einer Zeit fuͤhren koͤnne. Drumb ſparte er kein Geld oder Fleiß/ die alleredelſte Ingenia/ ſo wol unter den Soldatẽ/ als unter den Gelehrten an ſich zu ziehen/ und die action, die affaire, deß Koͤnigs Auff- munterung und Anweiſung machten ſie zu Maͤnnern/ und vermehrte alſo die Macht deß gantzen Koͤnigreichs. Man ſagt/ daß dieſer Held einsmals im Felde habe den Hugonem Grotium de jure belli geleſen/ und habe geſagt: Jch wolte wuͤndſchen/ daß jetzo Hugo Grotius bey mir were/ ich wolte ihm zeigen was fuͤr ein Unterſcheid ſey inter theoriam & praxin, wie leichtlich ſich ein Ding ſchreiben laſſe/ und wie ſchwer es ſey zu practiciren und ins Werck zu ſetzen. Als ich zu Koͤnigsberg in Preuſſen ſtudierte/ lag die koͤnigliche Schwediſche Armee in Preuſſen/ und ich hatte einen guten Freud/ der bekam kein Geld von Hauß. Eins- mals kam er zu mir/ und war gar melancholiſch/ und ſagte: Bruder/ ſo und ſo geht es mir. Jch weiß keinen beſſern Rath/ als daß ich in Krieg ziehe/ und laß mich todt ſchieſſen. Mache mir doch eine kleine Oration. Jch wil hin zur Schwediſchen Armee gehen/ und wil den Koͤnig auff Lateiniſch anreden. Jch machte ihm ein Oratiunculam, er remorirte ſie/ und recitirte ſie etliche mal clara voce, in meiner Gegenwart/ und es gieng ihm wol ab. Als er aber vor den Koͤnig kam/ da gieng es ihm wie jenem Moͤnch in Franckreich/ der wolte einsmals vor Koͤnig Hein- rich dem Vierdten peroriren, und etwas vor ſein Kloſter außbitten. Als er nun zu dem Koͤnig kam/ machte er ein Reverentz/ und ſagte: Herꝛ Koͤnig/ als Alexander Magnus in Aſiam zog. Als Alexander Ma- gnus in Aſiam zog. Als Alexander Magnus in Aſiam zog. Als damit hieß es Punctum. Und wolte nichts weiter folgen. Da antwortet Koͤ- nig Heinrich/ Ja/ Ja/ Alexander Magnus hatte damals gefruͤhſtuͤcket/ Jch habe aber heute noch nicht gefruͤhſtuͤcket/ wann ich geſſen habe ſo komme wider. Eben alſo gieng es dieſem guten Bruder auch. Die O- ration blieb im Halſe ſtecken/ und wolte nicht fort. Da antwortet Koͤ- nig Guſtavus: Mein Kerl/ ich kan auch nicht viel Latein. Laß uns Teutſch mit einander reden. Was iſt dein Begehren? Der Student ſagte:

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/76>, abgerufen am 25.11.2024.