Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Dssertatio Und warlich wann diesen Sylvam voc abulorum, welcher mit desDasypodii Dictionario, mir unter den Kriegerischen Leuten ist verblieben/ ich verlieren werde/ wann ich dieses alte Mäntelein/ mit welchem ich meine Axel so gut es seyn kan/ bedecke/ gantz consumirt habe/ wil ich mit stärckerem Gemüt zwar die Armuth tragen. Jch wil in die gantze Welt gehen/ ich wil als wie der ander Bias gehen/ und wil alles mit mir tragen. Aber/ du weist vielleicht nicht/ daß wir von einem anderen Ubel gepeiniget werden/ welchem auch so gar die Bettler unterworffen seyn. Biß dato hat man uns unsere Besoldun- gen verlaugnet/ und wir haben die viele unserer Kinder mit dem Wind nicht speisen können. Dahero ist geschehen/ daß wir auß gemachten Schulden in des Daedali Labyrinth gefallen seyn. Jst derowegen uns ein Theseus vonnöhten/ nicht der ein Faden/ sondern Gold vortrage/ kein wilden Minotaurum, sondern unsere Schulden umbbringe. Als er/ weis nicht was anders/ von des Jupiters güldenem truncken/
Dſſertatio Und warlich wann dieſen Sylvam voc abulorum, welcher mit desDaſypodii Dictionario, mir unter den Kriegeriſchen Leuten iſt verblieben/ ich verlieren werde/ wann ich dieſes alte Maͤntelein/ mit welchem ich meine Axel ſo gut es ſeyn kan/ bedecke/ gantz conſumirt habe/ wil ich mit ſtaͤrckerem Gemuͤt zwar die Armuth tragen. Jch wil in die gantze Welt gehen/ ich wil als wie der ander Bias gehen/ und wil alles mit mir tragen. Aber/ du weiſt vielleicht nicht/ daß wir von einem anderen Ubel gepeiniget werden/ welchem auch ſo gar die Bettler unterworffen ſeyn. Biß dato hat man uns unſere Beſoldun- gen verlaugnet/ uñ wir haben die viele unſerer Kinder mit dem Wind nicht ſpeiſen koͤnnen. Dahero iſt geſchehen/ daß wir auß gemachten Schulden in des Dædali Labyrinth gefallen ſeyn. Jſt derowegen uns ein Theſeus vonnoͤhten/ nicht der ein Faden/ ſondern Gold vortrage/ kein wilden Minotaurum, ſondern unſere Schulden umbbringe. Als er/ weis nicht was anders/ von des Jupiters guͤldenem truncken/
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Dſſertatio
Und warlich wann dieſen Sylvam voc abulorum, welcher mit des
Daſypodii Dictionario, mir unter den Kriegeriſchen Leuten iſt
verblieben/ ich verlieren werde/ wann ich dieſes alte Maͤntelein/ mit
welchem ich meine Axel ſo gut es ſeyn kan/ bedecke/ gantz conſumirt
habe/ wil ich mit ſtaͤrckerem Gemuͤt zwar die Armuth tragen. Jch
wil in die gantze Welt gehen/ ich wil als wie der ander Bias gehen/
und wil alles mit mir tragen. Aber/ du weiſt vielleicht nicht/ daß wir
von einem anderen Ubel gepeiniget werden/ welchem auch ſo gar die
Bettler unterworffen ſeyn. Biß dato hat man uns unſere Beſoldun-
gen verlaugnet/ uñ wir haben die viele unſerer Kinder mit dem Wind
nicht ſpeiſen koͤnnen. Dahero iſt geſchehen/ daß wir auß gemachten
Schulden in des Dædali Labyrinth gefallen ſeyn. Jſt derowegen uns
ein Theſeus vonnoͤhten/ nicht der ein Faden/ ſondern Gold vortrage/
kein wilden Minotaurum, ſondern unſere Schulden umbbringe.
Als er/ weis nicht was anders/ von des Jupiters guͤldenem
Regen/ oder auß ſeinen locis communibus, oder auß des Taub-
manni Plauto, ſchwaͤtzen wolte/ habe ich des Menſchens gemeinen
Verſtand nicht laͤnger ertragen koͤnnen/ aber nicht ohne zorniges Ge-
laͤchter antwortete ich: Wo iſt jetzund dein Poetiſcher Ehrgeitz/ O
guter Mann? Wo ſeyn ſo viel Reimen/ welche vorzeiten du pflegteſt
zum Pracht des Philologiſchen Geſchlechts alligiren. Gedunckeſt
mich vergeſſen zu haben/ was fuͤr einem Gipffel des Gluͤcks dich der
Wunſch des gantzen Parnaſſi deſtinirt hat. Agathocles war eines
Hafners Sohn. Dieſer als er Koͤnig und Herꝛ in Sicilien worden/
hat er Erdine Trinckgeſchirꝛ unter die Guͤldene zuſetzen pflegen/ wel-
che er den Juͤnglingen zeigend ſprache: Er habe mit fleiß und ſeiner
Starckmuͤtigkeit zuwegen gebracht/ daß er jetzunder guͤldine machte/
der zuvor Erdine gemacht haͤtte. Jm angriff einer Stadt verſpotteten
ihm etliche von den Mauren herunter/ ſchreyende: Hafner/ Hafner/
wann und von wem wirſtu den Soldaten den Sold geben? Agatho-
cles aber/ ſeiner Tugend erfahren/ hat freundlich und laͤchlend geant-
wortet; Wann ich eure Stadt werde bekommen. Und als er die
Stadt mit Gewalt erobert/ und die Gefangene verkauffte/ ſagte er:
Wann ihr nach dieſem mir wiederumb werdet ubel reden/ wil ich mit
euren Herꝛen expoſtuliren. Es ſeye weit darvon daß man vermuh-
te/ du ſeyeſt dem Ungluͤck alſo unterworffen/ daß du nicht auch koͤn-
neſt zu groͤſſerer Hoffnung kommen. Weiſt du nicht/ daß du ein Peot
biſt/ und mit deiner Tugend verdieneſt/ daß du nach Koͤniglichem Ge-
brauch mit einem Lorbeerkrantz geziert werdeſt? Was Agathocli ei-
nem Hafners Sohn gegeben: das iſt dir noch nicht verſagt worden.
Vielleicht wird dir auch bald derjenige gew uͤnſchte Tag erſcheinen/
daß du das jrꝛdine Faß/ auß welchem du ſchon den Saurbrunnen ge-
truncken/
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