Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Abgenötigte Speise Tag und Nacht/ weil man täglich zu mir saget:Wo ist nun dein Gott? Jch habe offtmals gedacht: HErr du grosser Gott/ du weist/ eine
Abgenoͤtigte Speiſe Tag und Nacht/ weil man taͤglich zu mir ſaget:Wo iſt nun dein Gott? Jch habe offtmals gedacht: HErꝛ du groſſer Gott/ du weiſt/ eine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0724" n="682"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Abgenoͤtigte</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Speiſe Tag und Nacht/ weil man taͤglich zu mir ſaget:<lb/> Wo iſt nun dein Gott?</hi> </p><lb/> <p>Jch habe offtmals gedacht: <hi rendition="#fr">HErꝛ du groſſer Gott/</hi> du weiſt/<lb/> wie viel meiner Feinde ſeyn/ die ſich wider mich ſetzen/ und mich auff<lb/> allen Seiten taͤglich plagen und betruͤben ohne Urſach. Es iſt dir be-<lb/> kandt/ wie die ſchmaͤhſuͤchtige Verlaͤumbdung ihr vergeſſenes Laͤſter-<lb/> maul gegen mich weit auffgethan/ und allerhand grobe Luͤgen und<lb/> gifftige Verlaͤumbdung auff meine Perſon außgeſpyen hab. Jch<lb/> zweiffele nicht dran/ daß du dieſe Geiſſel uͤber mich verhengt habſt zu<lb/> meinem Beſten/ damit du meine Gedult/ meine Demut/ mein Gebet<lb/> pruͤfen/ und die wahre Sanfftmuth in mich pflantzen moͤgeſt. Jch<lb/> dencke offt an den Koͤnig David/ als der von ſeinem leiblichen Sohn<lb/> verfolget wurde/ und gen Bahurim kam/ da kam ihm ein leichtfertiger<lb/> Mann/ der Simei entgegen/ warff ihn mit Steinen/ und ſagte: <hi rendition="#fr">Her-<lb/> auß/ herauß du Bluthund/ du loſer Mann.</hi> Der HErr hat<lb/> dir vergolten das Blut deß Hauſes Saul/ daß du an ſeine ſtatt biſt<lb/> Koͤnig worden; Nun hat der HErꝛ das Reich gegeben in die Hand<lb/> deines Sohnes Abſalon/ und ſihe/ nun ſteckeſt du in deinem Ungluͤck.<lb/><hi rendition="#fr">Dann du biſt ein Bluthund.</hi> Als Abiſai der Sohn Zeruia die-<lb/> ſes hoͤrte/ ſprach er zu dem Koͤnig: <hi rendition="#fr">Solte dieſer todter Hund<lb/> meinem Herꝛn dem Koͤnig fluchen? Jch wil hingehen/<lb/> und ihm den Kopff abreiſſen.</hi> Der Koͤnig aber antwortet: <hi rendition="#fr">Jhr<lb/> Kinder Zeruja/ was hab ich mit euch zu ſchaffen? Laſt<lb/> ihn fluchen. Dann der HErꝛ hats ihn geheiſſen/ fluche<lb/> David. Wer kan nun ſagen: Warumb thuſt du alſo? Und<lb/> David ſprach zu Abiſai/ und allen ſeinen Knechten: Si-<lb/> he mein Sohn/ der von meinem Leibe gekommen iſt/ ſte-<lb/> het mir nach meinem Leben. Warumb nicht jetzt auch der<lb/> Sohn Jemini? Laſt ihn bezaͤmen/ daß er fluche/ dann<lb/> der HEr: hats ihn geheiſſen: Vielleicht wird der HErr<lb/> mein Elend anſehen/ und mir mit Guͤte vergelten ſein<lb/> heutiges Fluchen.</hi> Ohne Zweiffel hat der gute David in dieſem<lb/> ſeinem groſſen Elend/ in ſeinem <hi rendition="#aq">Confluxu Calamitatum</hi> betrach-<lb/> tet/ daß er dieſes umb den Simei nicht verdient/ daß er ihm nichts zu<lb/> Leyd gethan hab; Allein an dem Uria hab er gehandelt wie ein Blut-<lb/> hund. Mein lieber Gott/ du ſteheſt ja/ daß mir von dieſem <hi rendition="#aq">Butyro-<lb/> lambio</hi> und andern Leuten unrecht geſchehe/ da ichs umb ſie nicht<lb/> verdient habe. Jch muß allhier mit dem Propheten Jeremia <hi rendition="#aq">ex</hi> Cap.<lb/> 18. verſ. 10. ſagen: <hi rendition="#fr">HErr/ hab acht auff mich/ und hoͤre die<lb/> Stimm meiner Widerſacher. Jſts recht/ daß man Gu-<lb/> tes mit Boͤſem vergilt? Dann ſie haben meiner Seelen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">eine</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [682/0724]
Abgenoͤtigte
Speiſe Tag und Nacht/ weil man taͤglich zu mir ſaget:
Wo iſt nun dein Gott?
Jch habe offtmals gedacht: HErꝛ du groſſer Gott/ du weiſt/
wie viel meiner Feinde ſeyn/ die ſich wider mich ſetzen/ und mich auff
allen Seiten taͤglich plagen und betruͤben ohne Urſach. Es iſt dir be-
kandt/ wie die ſchmaͤhſuͤchtige Verlaͤumbdung ihr vergeſſenes Laͤſter-
maul gegen mich weit auffgethan/ und allerhand grobe Luͤgen und
gifftige Verlaͤumbdung auff meine Perſon außgeſpyen hab. Jch
zweiffele nicht dran/ daß du dieſe Geiſſel uͤber mich verhengt habſt zu
meinem Beſten/ damit du meine Gedult/ meine Demut/ mein Gebet
pruͤfen/ und die wahre Sanfftmuth in mich pflantzen moͤgeſt. Jch
dencke offt an den Koͤnig David/ als der von ſeinem leiblichen Sohn
verfolget wurde/ und gen Bahurim kam/ da kam ihm ein leichtfertiger
Mann/ der Simei entgegen/ warff ihn mit Steinen/ und ſagte: Her-
auß/ herauß du Bluthund/ du loſer Mann. Der HErr hat
dir vergolten das Blut deß Hauſes Saul/ daß du an ſeine ſtatt biſt
Koͤnig worden; Nun hat der HErꝛ das Reich gegeben in die Hand
deines Sohnes Abſalon/ und ſihe/ nun ſteckeſt du in deinem Ungluͤck.
Dann du biſt ein Bluthund. Als Abiſai der Sohn Zeruia die-
ſes hoͤrte/ ſprach er zu dem Koͤnig: Solte dieſer todter Hund
meinem Herꝛn dem Koͤnig fluchen? Jch wil hingehen/
und ihm den Kopff abreiſſen. Der Koͤnig aber antwortet: Jhr
Kinder Zeruja/ was hab ich mit euch zu ſchaffen? Laſt
ihn fluchen. Dann der HErꝛ hats ihn geheiſſen/ fluche
David. Wer kan nun ſagen: Warumb thuſt du alſo? Und
David ſprach zu Abiſai/ und allen ſeinen Knechten: Si-
he mein Sohn/ der von meinem Leibe gekommen iſt/ ſte-
het mir nach meinem Leben. Warumb nicht jetzt auch der
Sohn Jemini? Laſt ihn bezaͤmen/ daß er fluche/ dann
der HEr: hats ihn geheiſſen: Vielleicht wird der HErr
mein Elend anſehen/ und mir mit Guͤte vergelten ſein
heutiges Fluchen. Ohne Zweiffel hat der gute David in dieſem
ſeinem groſſen Elend/ in ſeinem Confluxu Calamitatum betrach-
tet/ daß er dieſes umb den Simei nicht verdient/ daß er ihm nichts zu
Leyd gethan hab; Allein an dem Uria hab er gehandelt wie ein Blut-
hund. Mein lieber Gott/ du ſteheſt ja/ daß mir von dieſem Butyro-
lambio und andern Leuten unrecht geſchehe/ da ichs umb ſie nicht
verdient habe. Jch muß allhier mit dem Propheten Jeremia ex Cap.
18. verſ. 10. ſagen: HErr/ hab acht auff mich/ und hoͤre die
Stimm meiner Widerſacher. Jſts recht/ daß man Gu-
tes mit Boͤſem vergilt? Dann ſie haben meiner Seelen
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |