Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Abgenöhtigte bringest/ und meine bißhero geführte Lehr bey ihnenverdachtig machest! Es wäre dir besser/ daß ein Mühlstein an deinem Halß gehänget würde/ und würdest ersäufft im Meer/ da es am tieffsten ist/ Matth. 18. Wirstu nicht machen/ daß dieses Verzeich- nüß oder dieses Protocol/ dessen du in deiner Paßquil gedenckest/ meiner Obrigkeit überliefert werde/ und also zu meinen Händen und verantwortung komme/ so wil ich nicht nachlassen/ wieder dich frühe und spat zu beten/ wie David wider den Doeg den Edomiter betete/ und wil dir mit Gottes Hülff in der Prüffung des Geistes Nectarii Butyrolambii eine solche Lection fürhalten/ und dir ei- nen solchen Segen sprechen/ daß dir und allen deinen Angehörigen das Hertz im Leibe darvon zittern und beben solle. Und du soltest drumb geben alles/ was dir in dieser Welt lieb ist/ daß du von dieser Butter nicht gefressen hättest. Es ist mir zwar mit deinem Unglück/ oder daß du beschimpffet werdest/ nichts gedienet/ sondern ich bitte Gott für dich/ daß er dir ein bußfertiges und demütiges Hertz gebe/ daß da lerne Gott fürchten und den Nech- sten lieben. Wo keine Liebe des Nechsten/ sondern nur Hoffart und ei- gene Liebe ist/ wie kan da Gottes Liebe und Furcht seyn? Und wie kan der Gott lieben/ den er nicht siehet/ der seinen Nechsten nicht liebet/ den er siehet/ sondern denselben in verbotenen Schmäheschrifften lä- stert und schmähet? versichere dich/ daß ich dir von Hertzen verziehen habe/ gleich wie Paulus seinen Feinden und Verfolgern also verzie- hen hatte/ daß er auch begehrte ein Fluch für sie zu werden/ wann sie nur möchten selig werden. Jch wil hinfüro in dieser Sach keine Per- sonalia, sondern nur lauter Realia tractiren, und die Paßquil von Puncten zu Puncten/ mit aller Bescheidenheit beantworten/ und dir zu Gemüth führen/ wie du von deinen Handlangern seyst verfüh- ret und betrogen worden. Versichere dich/ daß fast kein Paragraphus darinnen sey/ davon ich nicht wolte ein eigen Tractätlein schreiben/ und dir zeigen/ wie groß die gifftige Boßheit sey/ deren/ welche dich verführet und auff solche ungegründete Gedancken gebracht haben. Und damit du mit deinen Handlangern nicht in der Verstockung fort fahren und vermeinen möget/ daß ihr unschuldig seyd/ und in dieser Sach kein Wasser getrübet habet/ so wil ich euch sagen/ was ihr für dem Stul der weltlichen Obrigkeit für ein Urtheil anzubören schuldig wäret. Jch habe diese Sach geklagt/ einen Weltberühmten frommen und Gottsfürchtigen JCro, welcher über 40. Jahr lang in Königlichen und Fürstl, Diensten gewesen/ der hat mir also geant- wortet: Famosus libellus boni viri Famam non laedit, L. unic. Was
Abgenoͤhtigte bringeſt/ und meine bißhero gefuͤhrte Lehr bey ihnenverdachtig macheſt! Es waͤre dir beſſer/ daß ein Muͤhlſtein an deinem Halß gehaͤnget wuͤrde/ und wuͤrdeſt erſaͤufft im Meer/ da es am tieffſten iſt/ Matth. 18. Wirſtu nicht machen/ daß dieſes Verzeich- nuͤß oder dieſes Protocol/ deſſen du in deiner Paßquil gedenckeſt/ meiner Obrigkeit uͤberliefert werde/ und alſo zu meinen Haͤnden und verantwortung komme/ ſo wil ich nicht nachlaſſen/ wieder dich fruͤhe und ſpat zu beten/ wie David wider den Doeg den Edomiter betete/ und wil dir mit Gottes Huͤlff in der Pruͤffung des Geiſtes Nectarii Butyrolambii eine ſolche Lection fuͤrhalten/ und dir ei- nen ſolchen Segen ſprechen/ daß dir und allen deinen Angehoͤrigen das Hertz im Leibe darvon zittern und beben ſolle. Und du ſolteſt drumb geben alles/ was dir in dieſer Welt lieb iſt/ daß du von dieſer Butter nicht gefreſſen haͤtteſt. Es iſt mir zwar mit deinem Ungluͤck/ oder daß du beſchimpffet werdeſt/ nichts gedienet/ ſondern ich bitte Gott fuͤr dich/ daß er dir ein bußfertiges und demuͤtiges Hertz gebe/ daß da lerne Gott fuͤrchten und den Nech- ſten lieben. Wo keine Liebe des Nechſten/ ſondern nur Hoffart und ei- gene Liebe iſt/ wie kan da Gottes Liebe und Furcht ſeyn? Und wie kan der Gott lieben/ den er nicht ſiehet/ der ſeinen Nechſten nicht liebet/ den er ſiehet/ ſondern denſelben in verbotenen Schmaͤheſchrifften laͤ- ſtert und ſchmaͤhet? verſichere dich/ daß ich dir von Hertzen verziehen habe/ gleich wie Paulus ſeinen Feinden und Verfolgern alſo verzie- hen hatte/ daß er auch begehrte ein Fluch fuͤr ſie zu werden/ wann ſie nur moͤchten ſelig werden. Jch wil hinfuͤro in dieſer Sach keine Per- ſonalia, ſondern nur lauter Realia tractiren, und die Paßquil von Puncten zu Puncten/ mit aller Beſcheidenheit beantworten/ und dir zu Gemuͤth fuͤhren/ wie du von deinen Handlangern ſeyſt verfuͤh- ret und betrogen worden. Verſichere dich/ daß faſt kein Paragraphus darinnen ſey/ davon ich nicht wolte ein eigen Tractaͤtlein ſchreiben/ und dir zeigen/ wie groß die gifftige Boßheit ſey/ deren/ welche dich verfuͤhret und auff ſolche ungegruͤndete Gedancken gebracht haben. Und damit du mit deinen Handlangern nicht in der Verſtockung fort fahren und vermeinen moͤget/ daß ihr unſchuldig ſeyd/ und in dieſer Sach kein Waſſer getruͤbet habet/ ſo wil ich euch ſagen/ was ihr fuͤr dem Stul der weltlichen Obrigkeit fuͤr ein Urtheil anzuboͤren ſchuldig waͤret. Jch habe dieſe Sach geklagt/ einen Weltberuͤhmten frommen und Gottsfuͤrchtigen JCro, welcher uͤber 40. Jahr lang in Koͤniglichen und Fuͤrſtl, Dienſten geweſen/ der hat mir alſo geant- wortet: Famoſus libellus boni viri Famam non lædit, L. unic. Was
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bringeſt/ und meine bißhero gefuͤhrte Lehr bey ihnen
verdachtig macheſt! Es waͤre dir beſſer/ daß ein Muͤhlſtein an
deinem Halß gehaͤnget wuͤrde/ und wuͤrdeſt erſaͤufft im Meer/ da es
am tieffſten iſt/ Matth. 18. Wirſtu nicht machen/ daß dieſes Verzeich-
nuͤß oder dieſes Protocol/ deſſen du in deiner Paßquil gedenckeſt/
meiner Obrigkeit uͤberliefert werde/ und alſo zu meinen Haͤnden und
verantwortung komme/ ſo wil ich nicht nachlaſſen/ wieder dich
fruͤhe und ſpat zu beten/ wie David wider den Doeg den Edomiter
betete/ und wil dir mit Gottes Huͤlff in der Pruͤffung des Geiſtes
Nectarii Butyrolambii eine ſolche Lection fuͤrhalten/ und dir ei-
nen ſolchen Segen ſprechen/ daß dir und allen deinen Angehoͤrigen
das Hertz im Leibe darvon zittern und beben ſolle. Und du
ſolteſt drumb geben alles/ was dir in dieſer Welt lieb iſt/ daß
du von dieſer Butter nicht gefreſſen haͤtteſt. Es iſt mir
zwar mit deinem Ungluͤck/ oder daß du beſchimpffet werdeſt/ nichts
gedienet/ ſondern ich bitte Gott fuͤr dich/ daß er dir ein bußfertiges
und demuͤtiges Hertz gebe/ daß da lerne Gott fuͤrchten und den Nech-
ſten lieben. Wo keine Liebe des Nechſten/ ſondern nur Hoffart und ei-
gene Liebe iſt/ wie kan da Gottes Liebe und Furcht ſeyn? Und wie kan
der Gott lieben/ den er nicht ſiehet/ der ſeinen Nechſten nicht liebet/
den er ſiehet/ ſondern denſelben in verbotenen Schmaͤheſchrifften laͤ-
ſtert und ſchmaͤhet? verſichere dich/ daß ich dir von Hertzen verziehen
habe/ gleich wie Paulus ſeinen Feinden und Verfolgern alſo verzie-
hen hatte/ daß er auch begehrte ein Fluch fuͤr ſie zu werden/ wann ſie
nur moͤchten ſelig werden. Jch wil hinfuͤro in dieſer Sach keine Per-
ſonalia, ſondern nur lauter Realia tractiren, und die Paßquil von
Puncten zu Puncten/ mit aller Beſcheidenheit beantworten/ und dir
zu Gemuͤth fuͤhren/ wie du von deinen Handlangern ſeyſt verfuͤh-
ret und betrogen worden. Verſichere dich/ daß faſt kein Paragraphus
darinnen ſey/ davon ich nicht wolte ein eigen Tractaͤtlein ſchreiben/
und dir zeigen/ wie groß die gifftige Boßheit ſey/ deren/ welche dich
verfuͤhret und auff ſolche ungegruͤndete Gedancken gebracht haben.
Und damit du mit deinen Handlangern nicht in der Verſtockung
fort fahren und vermeinen moͤget/ daß ihr unſchuldig ſeyd/ und in
dieſer Sach kein Waſſer getruͤbet habet/ ſo wil ich euch ſagen/ was ihr
fuͤr dem Stul der weltlichen Obrigkeit fuͤr ein Urtheil anzuboͤren
ſchuldig waͤret. Jch habe dieſe Sach geklagt/ einen Weltberuͤhmten
frommen und Gottsfuͤrchtigen JCro, welcher uͤber 40. Jahr lang in
Koͤniglichen und Fuͤrſtl, Dienſten geweſen/ der hat mir alſo geant-
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