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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Ehrenrettung.
sie auch schon eines Königes Witwe wäre. Dann der Mann ist des
Weibes Haupt. Was ist nun eine Frau/ die keinen Mann hat? Was
ein Leib ist ohne Kopff. Du arme Wittwe/ klagest du etwa und sprichst:
Jch bin eine Wittwe/ ein Weib das Leide träget/ mein Mann ist mir
gestorben/ Nennet mich nicht Naemi/ sondern Mara: Sey getrost/
es sind keine Leute/ die grössere Verheissungen haben in H. Schrifft/
als Wittwen und Wäysen. Gott hat eine eigene Verheissung
gethan/ Exod. 21. daß er ihr Gebet erhören wolle: Daß er diejenigen/
an Leib und Leben/ an Weib und Kindern/ straffen/ und ihre Weiber
wieder zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Wäysen machen wolle.
Das sind erschreckliche Worte. Jch entsetze mich mehr über den Thrä-
nen einer frommen gottsfürchtigen Wittwen/ wann sie wieder mich
weinen wil/ als wann mir ein Curassirer mit einem blossen Schwerd
in einem wilden Walde begegnete. Denn Wittwen haben einen ge-
waltigen grossen Patron an Gott den HErrn/ welcher es seinem
Volck durch die Propheteng zu unterschiedenen malen hat verweisen
lassen/ daß sie Wittwen und Wäysen untertrucket haben. Jch halte
dafür/ daß diß die Ursache sey/ daß gemeiniglich mehr Wittfrauen
gefunden werden als Wittmänner/ weil sich die Männer so leichtich
an den Wittwen versündigen. Ein stück Brod verehre ich ihnen. Dann
gemeiniglich/ wann der Mann lieget/ so lieget auch die Nahrung/
und gottlose Leute halten es für eine Kunst/ wann sie Wittwen be-
triegen/ und umb ihr Brod bringen könnrn. Die Harffe oder Zitter
verehre ich ihnen/ daß/ wann ihnen GOtt der HErr wunderlich ge-
holffen hat/ wie der betrübten Naemi/ welche er nach vielen außge-
standenen Creutz und Armuth in des vornehmen Mannes/ des Boas
zu Bethlehem Hause wiederumb erfreuete durch ihre Schnur/ die
Ruth/ und legte ihr einen solchen Enckel in die Schoß/ auß dessen
Lenden hernach Könige entsprossen sind/ deren einer so reich ward/
daß zu seiner Zeit des Silbers so viel war als der Steine zu Jerusa-
len: Daß sie hernach auff dieser Harffen Gott ein Lob und Danck-Lied
singen kunte: Meine Seele erhebet den HErrn/ und mein Geist freuet
sich Gottes meines Heylandes. Dann er hat grosse Ding an mir ge-
than/ der da mächtig ist/ und des Name heilig ist. Viva! Es gehe die-
ses Jahr glücklich und wol allen gottsfürchtigen Frauen und Jung-
frauen/ allen frommen Wittwen und Waisen: Der HErr sey bey ih-
nen in der Noth/ Er reisse sie herauß/ Er bringe sie zu Ehren/ Er
sättige sie mit langem Leben/ und zeige ihnen sein Heyl. Denen Stu-
denten/ welche offtmals nicht auß Andacht/ sondern auß Fürwitz an-
hero kommen/ und machen es wie die jungen Penäle
zu Athen/ welche in Pauli Predigt kamen/ nur etwas

neues

Ehrenrettung.
ſie auch ſchon eines Koͤniges Witwe waͤre. Dann der Mann iſt des
Weibes Haupt. Was iſt nun eine Frau/ die keinen Mann hat? Was
ein Leib iſt ohne Kopff. Du arme Wittwe/ klageſt du etwa uñ ſprichſt:
Jch bin eine Wittwe/ ein Weib das Leide traͤget/ mein Mann iſt mir
geſtorben/ Nennet mich nicht Naemi/ ſondern Mara: Sey getroſt/
es ſind keine Leute/ die groͤſſere Verheiſſungen haben in H. Schrifft/
als Wittwen und Waͤyſen. Gott hat eine eigene Verheiſſung
gethan/ Exod. 21. daß er ihr Gebet erhoͤren wolle: Daß er diejenigen/
an Leib und Leben/ an Weib und Kindern/ ſtraffen/ und ihre Weiber
wieder zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Waͤyſen machen wolle.
Das ſind erſchreckliche Worte. Jch entſetze mich mehr uͤber den Thraͤ-
nen einer frommen gottsfuͤrchtigen Wittwen/ wann ſie wieder mich
weinen wil/ als wann mir ein Curaſſirer mit einem bloſſen Schwerd
in einem wilden Walde begegnete. Denn Wittwen haben einen ge-
waltigen groſſen Patron an Gott den HErꝛn/ welcher es ſeinem
Volck durch die Propheteng zu unterſchiedenen malen hat verweiſen
laſſen/ daß ſie Wittwen und Waͤyſen untertrucket haben. Jch halte
dafuͤr/ daß diß die Urſache ſey/ daß gemeiniglich mehr Wittfrauen
gefunden werden als Wittmaͤnner/ weil ſich die Maͤnner ſo leichtich
an den Wittwen verſuͤndigen. Ein ſtuͤck Brod verehre ich ihnen. Dañ
gemeiniglich/ wann der Mann lieget/ ſo lieget auch die Nahrung/
und gottloſe Leute halten es fuͤr eine Kunſt/ wann ſie Wittwen be-
triegen/ und umb ihr Brod bringen koͤnnrn. Die Harffe oder Zitter
verehre ich ihnen/ daß/ wann ihnen GOtt der HErꝛ wunderlich ge-
holffen hat/ wie der betruͤbten Naemi/ welche er nach vielen außge-
ſtandenen Creutz und Armuth in des vornehmen Mannes/ des Boas
zu Bethlehem Hauſe wiederumb erfreuete durch ihre Schnur/ die
Ruth/ und legte ihr einen ſolchen Enckel in die Schoß/ auß deſſen
Lenden hernach Koͤnige entſproſſen ſind/ deren einer ſo reich ward/
daß zu ſeiner Zeit des Silbers ſo viel war als der Steine zu Jeruſa-
lẽ: Daß ſie hernach auff dieſer Harffen Gott ein Lob und Danck-Lied
ſingen kunte: Meine Seele erhebet den HErꝛn/ und mein Geiſt freuet
ſich Gottes meines Heylandes. Dann er hat groſſe Ding an mir ge-
than/ der da maͤchtig iſt/ und des Name heilig iſt. Viva! Es gehe die-
ſes Jahr gluͤcklich und wol allen gottsfuͤrchtigen Frauen und Jung-
frauen/ allen frommen Wittwen und Waiſen: Der HErꝛ ſey bey ih-
nen in der Noth/ Er reiſſe ſie herauß/ Er bringe ſie zu Ehren/ Er
ſaͤttige ſie mit langem Leben/ und zeige ihnen ſein Heyl. Denen Stu-
denten/ welche offtmals nicht auß Andacht/ ſondern auß Fuͤrwitz an-
hero kommen/ und machen es wie die jungen Penaͤle
zu Athen/ welche in Pauli Predigt kamen/ nur etwas

neues
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[667/0709] Ehrenrettung. ſie auch ſchon eines Koͤniges Witwe waͤre. Dann der Mann iſt des Weibes Haupt. Was iſt nun eine Frau/ die keinen Mann hat? Was ein Leib iſt ohne Kopff. Du arme Wittwe/ klageſt du etwa uñ ſprichſt: Jch bin eine Wittwe/ ein Weib das Leide traͤget/ mein Mann iſt mir geſtorben/ Nennet mich nicht Naemi/ ſondern Mara: Sey getroſt/ es ſind keine Leute/ die groͤſſere Verheiſſungen haben in H. Schrifft/ als Wittwen und Waͤyſen. Gott hat eine eigene Verheiſſung gethan/ Exod. 21. daß er ihr Gebet erhoͤren wolle: Daß er diejenigen/ an Leib und Leben/ an Weib und Kindern/ ſtraffen/ und ihre Weiber wieder zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Waͤyſen machen wolle. Das ſind erſchreckliche Worte. Jch entſetze mich mehr uͤber den Thraͤ- nen einer frommen gottsfuͤrchtigen Wittwen/ wann ſie wieder mich weinen wil/ als wann mir ein Curaſſirer mit einem bloſſen Schwerd in einem wilden Walde begegnete. Denn Wittwen haben einen ge- waltigen groſſen Patron an Gott den HErꝛn/ welcher es ſeinem Volck durch die Propheteng zu unterſchiedenen malen hat verweiſen laſſen/ daß ſie Wittwen und Waͤyſen untertrucket haben. Jch halte dafuͤr/ daß diß die Urſache ſey/ daß gemeiniglich mehr Wittfrauen gefunden werden als Wittmaͤnner/ weil ſich die Maͤnner ſo leichtich an den Wittwen verſuͤndigen. Ein ſtuͤck Brod verehre ich ihnen. Dañ gemeiniglich/ wann der Mann lieget/ ſo lieget auch die Nahrung/ und gottloſe Leute halten es fuͤr eine Kunſt/ wann ſie Wittwen be- triegen/ und umb ihr Brod bringen koͤnnrn. Die Harffe oder Zitter verehre ich ihnen/ daß/ wann ihnen GOtt der HErꝛ wunderlich ge- holffen hat/ wie der betruͤbten Naemi/ welche er nach vielen außge- ſtandenen Creutz und Armuth in des vornehmen Mannes/ des Boas zu Bethlehem Hauſe wiederumb erfreuete durch ihre Schnur/ die Ruth/ und legte ihr einen ſolchen Enckel in die Schoß/ auß deſſen Lenden hernach Koͤnige entſproſſen ſind/ deren einer ſo reich ward/ daß zu ſeiner Zeit des Silbers ſo viel war als der Steine zu Jeruſa- lẽ: Daß ſie hernach auff dieſer Harffen Gott ein Lob und Danck-Lied ſingen kunte: Meine Seele erhebet den HErꝛn/ und mein Geiſt freuet ſich Gottes meines Heylandes. Dann er hat groſſe Ding an mir ge- than/ der da maͤchtig iſt/ und des Name heilig iſt. Viva! Es gehe die- ſes Jahr gluͤcklich und wol allen gottsfuͤrchtigen Frauen und Jung- frauen/ allen frommen Wittwen und Waiſen: Der HErꝛ ſey bey ih- nen in der Noth/ Er reiſſe ſie herauß/ Er bringe ſie zu Ehren/ Er ſaͤttige ſie mit langem Leben/ und zeige ihnen ſein Heyl. Denen Stu- denten/ welche offtmals nicht auß Andacht/ ſondern auß Fuͤrwitz an- hero kommen/ und machen es wie die jungen Penaͤle zu Athen/ welche in Pauli Predigt kamen/ nur etwas neues

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/709>, abgerufen am 22.11.2024.