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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Abgenötigte
antworten. Es ist Hamburg erfüllet mit Doctorn, mit Licentiaten-
mit Magistern, welche so viel 1000. Rthaler auff Universitäten ge-
tragen haben. Jst dann nicht jemand unter den Hamburgischen Do-
ctoren
der dem guten Mann hätte satisfaction thun/ und ihme diesen
scrupulum conscientiae benehmen können? Sondern er hat nach
N. schreiben müssen/ eben als wann das alte Hohepriesterliche Urim
und Thumun einig und allein zu N. zu finden sey! Jst dann bey einem
Hochweisen Rath zu Hamburg niemand/ der/ wann sich jemand über
mich zu beschweren Fug gehabt/ dieses Werck zwischen den Hambur-
gischen Ringmauren hätte schlichten können? Wer hat die Lehrer zu
N. welche ich sonsten als Hochgelahrte Männer ehre und respectire,
zu Richtern über mich gesetzt? Höret ihr Christliche Lehrer zu N. ich
muß euch etwas zu guter Nachricht sagen: Es sind zu Hamburg so
viel Studenten/ als auf mancher Universität in Teutschland nit sind/
theils sind Bürger Kinder/ deren viel sich den Studiis ergeben/ theils
sind Frembde/ welche der Kauffleute Kinder informiren, oder auff
solche conditiones warten. Jch habe einmal in einer geschriebenen
Chronick bey einem vornehmen Fürsten gelesen/ daß Käyser Rudolph
der erste/ als er noch ein junger Graf von Habsburg gewesen/ einen
Contract gemacht habe mit einem Kauffmann/ daß sie beyde in Com-
pagni miteinander wolten Kauffmanschafft treiben/ und den Gewinst
theilen; Es solte aber der Kauffmann nichts thun ohne seinen/ Graff
Rudolphs/ Rath. Einsmals habe Graf Rudolph an seinen Kauffmann
geschrieben/ und ihm gerathen/ er solle nach Straßburg ziehen/ und
daselbst eine grosse Parthey Hering kauffen/ und sie nach Cölln schi-
cken/ und vor Wein vertauschen; welchem der Kauffmann geantwor-
tet/ es sey wider alle Vernunfft/ daß man zu Straßburg wolle Hering
kauffen/ und dieselbe nach Cölln schicken. Allein Graff Rudolph ant-
wortet ihm wider: Er wisse wol was ihr Contract mit sich bringe; der
Kauffmann solle und müsse thun/ was er ihm rathe. Endlich befindet
der Kauffmann/ daß der Heringe zu Straßburg zu viel/ und in Cölln
daran Mangel sey/ dagegen sey zu Cölln der Wein überführt/ und
Mangel daselbst an Hering/ habe sich darauff bey diesem Graf Ru-
dolphs Rath sehr wol befunden. Fürwar es sind auch der Studenten
zu viel in Hamburg/ gleichwie damals der Heringe zu viel waren in
Straßburg. Jn dem Teutschen Krieg hat sich jederman wollen rete-
riren
nach Hamburg und in die See-Städte. Jch kenne einen Va-
ganten
allhier/ welcher Weib und Kinder hat/ und deß Abends mit
andern Vaganten herumb gehet und singet/ und hat davon sein Brodt
so reichlich/ als mancher Schulmeister in einer vornehmen Stadt.
Es hat hiebevor mancher armer Student zu Hamburg groß Glück
gehabt/ das ist in Ober-Teutschland ruchtbar worden/ und nu laufft je-

derman/

Abgenoͤtigte
antworten. Es iſt Hamburg erfuͤllet mit Doctorn, mit Licentiaten-
mit Magiſtern, welche ſo viel 1000. Rthaler auff Univerſitaͤten ge-
tragen haben. Jſt dann nicht jemand unter den Hamburgiſchen Do-
ctoren
der dem guten Mañ haͤtte ſatisfaction thun/ und ihme dieſen
ſcrupulum conſcientiæ benehmen koͤnnen? Sondern er hat nach
N. ſchreiben muͤſſen/ eben als wann das alte Hoheprieſterliche Urim
und Thumun einig und allein zu N. zu finden ſey! Jſt dann bey einem
Hochweiſen Rath zu Hamburg niemand/ der/ wann ſich jemand uͤber
mich zu beſchweren Fug gehabt/ dieſes Werck zwiſchen den Hambur-
giſchen Ringmauren haͤtte ſchlichten koͤnnen? Wer hat die Lehrer zu
N. welche ich ſonſten als Hochgelahrte Maͤnner ehre und reſpectire,
zu Richtern uͤber mich geſetzt? Hoͤret ihr Chriſtliche Lehrer zu N. ich
muß euch etwas zu guter Nachricht ſagen: Es ſind zu Hamburg ſo
viel Studenten/ als auf mancher Univerſitaͤt in Teutſchland nit ſind/
theils ſind Buͤrger Kinder/ deren viel ſich den Studiis ergeben/ theils
ſind Frembde/ welche der Kauffleute Kinder informiren, oder auff
ſolche conditiones warten. Jch habe einmal in einer geſchriebenen
Chronick bey einem vornehmẽ Fuͤrſten geleſen/ daß Kaͤyſer Rudolph
der erſte/ als er noch ein junger Graf von Habsburg geweſen/ einen
Contract gemacht habe mit einem Kauffmann/ daß ſie beyde in Com-
pagni miteinander woltẽ Kauffmanſchafft treiben/ und den Gewinſt
theilen; Es ſolte aber der Kauffmann nichts thun ohne ſeinen/ Graff
Rudolphs/ Rath. Einsmals habe Graf Rudolph an ſeinen Kauffmañ
geſchrieben/ und ihm gerathen/ er ſolle nach Straßburg ziehen/ und
daſelbſt eine groſſe Parthey Hering kauffen/ und ſie nach Coͤlln ſchi-
cken/ und vor Wein vertauſchen; welchem der Kauffmann geantwor-
tet/ es ſey wider alle Vernunfft/ daß man zu Straßburg wolle Hering
kauffen/ und dieſelbe nach Coͤlln ſchicken. Allein Graff Rudolph ant-
wortet ihm wider: Er wiſſe wol was ihr Contract mit ſich bringe; der
Kauffmann ſolle und muͤſſe thun/ was er ihm rathe. Endlich befindet
der Kauffmann/ daß der Heringe zu Straßburg zu viel/ und in Coͤlln
daran Mangel ſey/ dagegen ſey zu Coͤlln der Wein uͤberfuͤhrt/ und
Mangel daſelbſt an Hering/ habe ſich darauff bey dieſem Graf Ru-
dolphs Rath ſehr wol befunden. Fuͤrwar es ſind auch der Studenten
zu viel in Hamburg/ gleichwie damals der Heringe zu viel waren in
Straßburg. Jn dem Teutſchen Krieg hat ſich jederman wollen rete-
riren
nach Hamburg und in die See-Staͤdte. Jch kenne einen Va-
ganten
allhier/ welcher Weib und Kinder hat/ und deß Abends mit
andern Vaganten herumb gehet und ſinget/ uñ hat davon ſein Brodt
ſo reichlich/ als mancher Schulmeiſter in einer vornehmen Stadt.
Es hat hiebevor mancher armer Student zu Hamburg groß Gluͤck
gehabt/ das iſt in Ober-Teutſchland ruchtbar worden/ und nu laufft je-

derman/
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[660/0702] Abgenoͤtigte antworten. Es iſt Hamburg erfuͤllet mit Doctorn, mit Licentiaten- mit Magiſtern, welche ſo viel 1000. Rthaler auff Univerſitaͤten ge- tragen haben. Jſt dann nicht jemand unter den Hamburgiſchen Do- ctoren der dem guten Mañ haͤtte ſatisfaction thun/ und ihme dieſen ſcrupulum conſcientiæ benehmen koͤnnen? Sondern er hat nach N. ſchreiben muͤſſen/ eben als wann das alte Hoheprieſterliche Urim und Thumun einig und allein zu N. zu finden ſey! Jſt dann bey einem Hochweiſen Rath zu Hamburg niemand/ der/ wann ſich jemand uͤber mich zu beſchweren Fug gehabt/ dieſes Werck zwiſchen den Hambur- giſchen Ringmauren haͤtte ſchlichten koͤnnen? Wer hat die Lehrer zu N. welche ich ſonſten als Hochgelahrte Maͤnner ehre und reſpectire, zu Richtern uͤber mich geſetzt? Hoͤret ihr Chriſtliche Lehrer zu N. ich muß euch etwas zu guter Nachricht ſagen: Es ſind zu Hamburg ſo viel Studenten/ als auf mancher Univerſitaͤt in Teutſchland nit ſind/ theils ſind Buͤrger Kinder/ deren viel ſich den Studiis ergeben/ theils ſind Frembde/ welche der Kauffleute Kinder informiren, oder auff ſolche conditiones warten. Jch habe einmal in einer geſchriebenen Chronick bey einem vornehmẽ Fuͤrſten geleſen/ daß Kaͤyſer Rudolph der erſte/ als er noch ein junger Graf von Habsburg geweſen/ einen Contract gemacht habe mit einem Kauffmann/ daß ſie beyde in Com- pagni miteinander woltẽ Kauffmanſchafft treiben/ und den Gewinſt theilen; Es ſolte aber der Kauffmann nichts thun ohne ſeinen/ Graff Rudolphs/ Rath. Einsmals habe Graf Rudolph an ſeinen Kauffmañ geſchrieben/ und ihm gerathen/ er ſolle nach Straßburg ziehen/ und daſelbſt eine groſſe Parthey Hering kauffen/ und ſie nach Coͤlln ſchi- cken/ und vor Wein vertauſchen; welchem der Kauffmann geantwor- tet/ es ſey wider alle Vernunfft/ daß man zu Straßburg wolle Hering kauffen/ und dieſelbe nach Coͤlln ſchicken. Allein Graff Rudolph ant- wortet ihm wider: Er wiſſe wol was ihr Contract mit ſich bringe; der Kauffmann ſolle und muͤſſe thun/ was er ihm rathe. Endlich befindet der Kauffmann/ daß der Heringe zu Straßburg zu viel/ und in Coͤlln daran Mangel ſey/ dagegen ſey zu Coͤlln der Wein uͤberfuͤhrt/ und Mangel daſelbſt an Hering/ habe ſich darauff bey dieſem Graf Ru- dolphs Rath ſehr wol befunden. Fuͤrwar es ſind auch der Studenten zu viel in Hamburg/ gleichwie damals der Heringe zu viel waren in Straßburg. Jn dem Teutſchen Krieg hat ſich jederman wollen rete- riren nach Hamburg und in die See-Staͤdte. Jch kenne einen Va- ganten allhier/ welcher Weib und Kinder hat/ und deß Abends mit andern Vaganten herumb gehet und ſinget/ uñ hat davon ſein Brodt ſo reichlich/ als mancher Schulmeiſter in einer vornehmen Stadt. Es hat hiebevor mancher armer Student zu Hamburg groß Gluͤck gehabt/ das iſt in Ober-Teutſchland ruchtbar worden/ und nu laufft je- derman/

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/702>, abgerufen am 22.11.2024.