Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Abgenöhtigte Kirchen zu S. Jacob von mir gehöret hab? hab ich diese Worte gere-det/ warum hat man dann sieben Jahr darzu still geschwigen? Hab ich es nit geredet/ warum plagt man mich itzo/ und sagt mir solche Dinge/ die etwa auff eines verlogenen plauderhafftigen Weibes Authorität gegründet sind/ ins Angesicht/ und thut eben als ob es Moses und die Propheten geredt hätten? Sagt man mir solche Dinge ins Gesicht/ was wird nicht hinter meinen Rücken geschehen? Was läst sich nicht in Hamburg reden/ sonderlich wann man in den Borgsbeutel gerah- ten ist? Damit aber der guthertzige Leser wisse/ woher diese Fabul ih- ren Ursprung habe/ so berichte ich ihn/ daß ich Anno 1650. auff Mi- chaelis Tag gepredigt/ zu meinem Glück die Predigt mit eignen Hän- den von Worten zu Worten concipiret, und einsmals/ als diese un- warhafftige Rede spargiret wurde/ den Herren Leichnambs- und Kirchgeschwornen zu S. Jacob auff dem Kirchen-Saal gezeiget ha- be. Jn dieser Predigt welche ich in meinem Witbenstand gehalten/ habe ich unter andern diese Wort gebraucht: Jch zweiffele nicht es werde noch mancher einfältiger Mensch unter diesem Hauffen seyn/ der heut seinen Morgensegen gebetet/ und zum Beschluß gesagt habe: Dein H. Engel sey und bleibe bey mir das der böse Feind keine Macht noch Gewalt an mir finden möge/ Amen! Sag mir aber du armer Mensch/ wer ist der böse Feind? Es ist der Teufel. Wann ich mich besinne wie es in der Welt hergehe/ so finde ich/ daß dreyerley Teufel seyn/ welche die meisten Leute in das zeitliche und ewige Verderben führen. Erstlich der Mammon oder Geitz-Teu- fel/ zum andern der Asmodi oder Ehe-Teufel/ und zum dritten der Lucifer oder Hoffarts-Teufel. Wann ich nun den Morgensegen be- te/ so bitte ich/ Gott wolle mich behüten/ für den Mammon/ für dem Asmodi und für dem Lucifer. Jhr habt am vergangenen Freytag gnugsam gehöret/ was der Mammon für Schaden thue/ wie er vor- zeiten in der grossen Handel-Stadt Ninive/ mit seinem Geitzwagen herum gefahren/ und so viel tausend Seelen in die Hölle geführet ha- be. Jch wil jtzund nicht sagen/ was der Asmodi oder Unzucht-Teufel für grossen Schaden thue/ wie er so manchen grossen Mann/ so man- che fromme Frau betrübe/ und ihr Leben ihnen so bitter mache/ daß sie offtmals dencken/ wenn die Erde sich auffthäte/ sie wolten lebendig hinein kriechen/ damit sie nur für diesem Teuffel könten sicher seyn. O du mein gütiger HErr und Gott/ schicke mir doch sonsten ein Creutz zu wie du wilst/ behüte mich nur für dem Asmodi. Jch habe sonst al- lerley Last in der Welt tragen müssen/ allein die Last die der Asmodi den Leuten unterweilens aufleget/ die ist gar zu unerträglich. Wie dieser Teufel nicht allein viel Eheleute/ durch einen bösen morastigen Weg/ mit
Abgenoͤhtigte Kirchen zu S. Jacob von mir gehoͤret hab? hab ich dieſe Worte gere-det/ warum hat man dann ſieben Jahr darzu ſtill geſchwigen? Hab ich es nit geredet/ warum plagt man mich itzo/ und ſagt mir ſolche Dinge/ die etwa auff eines verlogenen plauderhafftigen Weibes Authoritaͤt gegruͤndet ſind/ ins Angeſicht/ und thut eben als ob es Moſes und die Propheten geredt haͤtten? Sagt man mir ſolche Dinge ins Geſicht/ was wird nicht hinter meinen Ruͤcken geſchehen? Was laͤſt ſich nicht in Hamburg reden/ ſonderlich wann man in den Borgsbeutel gerah- ten iſt? Damit aber der guthertzige Leſer wiſſe/ woher dieſe Fabul ih- ren Urſprung habe/ ſo berichte ich ihn/ daß ich Anno 1650. auff Mi- chaelis Tag gepredigt/ zu meinem Gluͤck die Predigt mit eignen Haͤn- den von Worten zu Worten concipiret, und einsmals/ als dieſe un- warhafftige Rede ſpargiret wurde/ den Herꝛen Leichnambs- und Kirchgeſchwornen zu S. Jacob auff dem Kirchen-Saal gezeiget ha- be. Jn dieſer Predigt welche ich in meinem Witbenſtand gehalten/ habe ich unter andern dieſe Wort gebraucht: Jch zweiffele nicht es werde noch mancher einfaͤltiger Menſch unter dieſem Hauffen ſeyn/ der heut ſeinen Morgenſegen gebetet/ und zum Beſchluß geſagt habe: Dein H. Engel ſey und bleibe bey mir das der boͤſe Feind keine Macht noch Gewalt an mir finden moͤge/ Amen! Sag mir aber du armer Menſch/ wer iſt der boͤſe Feind? Es iſt der Teufel. Wann ich mich beſinne wie es in der Welt hergehe/ ſo finde ich/ daß dreyerley Teufel ſeyn/ welche die meiſten Leute in das zeitliche und ewige Verderben fuͤhren. Erſtlich der Mammon oder Geitz-Teu- fel/ zum andern der Asmodi oder Ehe-Teufel/ und zum dritten der Lucifer oder Hoffarts-Teufel. Wann ich nun den Morgenſegen be- te/ ſo bitte ich/ Gott wolle mich behuͤten/ fuͤr den Mammon/ fuͤr dem Asmodi und fuͤr dem Lucifer. Jhr habt am vergangenen Freytag gnugſam gehoͤret/ was der Mammon fuͤr Schaden thue/ wie er vor- zeiten in der groſſen Handel-Stadt Ninive/ mit ſeinem Geitzwagen herum gefahren/ und ſo viel tauſend Seelen in die Hoͤlle gefuͤhret ha- be. Jch wil jtzund nicht ſagen/ was der Asmodi oder Unzucht-Teufel fuͤr groſſen Schaden thue/ wie er ſo manchen groſſen Mann/ ſo man- che fromme Frau betruͤbe/ und ihr Leben ihnen ſo bitter mache/ daß ſie offtmals dencken/ wenn die Erde ſich auffthaͤte/ ſie wolten lebendig hinein kriechen/ damit ſie nur fuͤr dieſem Teuffel koͤnten ſicher ſeyn. O du mein guͤtiger HErꝛ und Gott/ ſchicke mir doch ſonſten ein Creutz zu wie du wilſt/ behuͤte mich nur fuͤr dem Asmodi. Jch habe ſonſt al- lerley Laſt in der Welt tragẽ muͤſſen/ allein die Laſt die der Asmodi den Leuten unterweilens aufleget/ die iſt gar zu unertraͤglich. Wie dieſer Teufel nicht allein viel Eheleute/ durch einen boͤſen moraſtigen Weg/ mit
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Abgenoͤhtigte
Kirchen zu S. Jacob von mir gehoͤret hab? hab ich dieſe Worte gere-
det/ warum hat man dann ſieben Jahr darzu ſtill geſchwigen? Hab ich
es nit geredet/ warum plagt man mich itzo/ und ſagt mir ſolche Dinge/
die etwa auff eines verlogenen plauderhafftigen Weibes Authoritaͤt
gegruͤndet ſind/ ins Angeſicht/ und thut eben als ob es Moſes und die
Propheten geredt haͤtten? Sagt man mir ſolche Dinge ins Geſicht/
was wird nicht hinter meinen Ruͤcken geſchehen? Was laͤſt ſich nicht
in Hamburg reden/ ſonderlich wann man in den Borgsbeutel gerah-
ten iſt? Damit aber der guthertzige Leſer wiſſe/ woher dieſe Fabul ih-
ren Urſprung habe/ ſo berichte ich ihn/ daß ich Anno 1650. auff Mi-
chaelis Tag gepredigt/ zu meinem Gluͤck die Predigt mit eignen Haͤn-
den von Worten zu Worten concipiret, und einsmals/ als dieſe un-
warhafftige Rede ſpargiret wurde/ den Herꝛen Leichnambs- und
Kirchgeſchwornen zu S. Jacob auff dem Kirchen-Saal gezeiget ha-
be. Jn dieſer Predigt welche ich in meinem Witbenſtand gehalten/
habe ich unter andern dieſe Wort gebraucht: Jch zweiffele nicht es
werde noch mancher einfaͤltiger Menſch unter dieſem Hauffen ſeyn/
der heut ſeinen Morgenſegen gebetet/ und zum Beſchluß geſagt habe:
Dein H. Engel ſey und bleibe bey mir das der boͤſe Feind
keine Macht noch Gewalt an mir finden moͤge/ Amen!
Sag mir aber du armer Menſch/ wer iſt der boͤſe Feind? Es iſt der
Teufel. Wann ich mich beſinne wie es in der Welt hergehe/ ſo finde
ich/ daß dreyerley Teufel ſeyn/ welche die meiſten Leute in das zeitliche
und ewige Verderben fuͤhren. Erſtlich der Mammon oder Geitz-Teu-
fel/ zum andern der Asmodi oder Ehe-Teufel/ und zum dritten der
Lucifer oder Hoffarts-Teufel. Wann ich nun den Morgenſegen be-
te/ ſo bitte ich/ Gott wolle mich behuͤten/ fuͤr den Mammon/ fuͤr dem
Asmodi und fuͤr dem Lucifer. Jhr habt am vergangenen Freytag
gnugſam gehoͤret/ was der Mammon fuͤr Schaden thue/ wie er vor-
zeiten in der groſſen Handel-Stadt Ninive/ mit ſeinem Geitzwagen
herum gefahren/ und ſo viel tauſend Seelen in die Hoͤlle gefuͤhret ha-
be. Jch wil jtzund nicht ſagen/ was der Asmodi oder Unzucht-Teufel
fuͤr groſſen Schaden thue/ wie er ſo manchen groſſen Mann/ ſo man-
che fromme Frau betruͤbe/ und ihr Leben ihnen ſo bitter mache/ daß ſie
offtmals dencken/ wenn die Erde ſich auffthaͤte/ ſie wolten lebendig
hinein kriechen/ damit ſie nur fuͤr dieſem Teuffel koͤnten ſicher ſeyn.
O du mein guͤtiger HErꝛ und Gott/ ſchicke mir doch ſonſten ein Creutz
zu wie du wilſt/ behuͤte mich nur fuͤr dem Asmodi. Jch habe ſonſt al-
lerley Laſt in der Welt tragẽ muͤſſen/ allein die Laſt die der Asmodi den
Leuten unterweilens aufleget/ die iſt gar zu unertraͤglich. Wie dieſer
Teufel nicht allein viel Eheleute/ durch einen boͤſen moraſtigen Weg/
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/690>, abgerufen am 03.07.2024. |