Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Sendschreiben. lassen/ welche/ was ich ihnen für ein gering Geld überlassenes zweyfach ja vielmahl mehr noch so theuer verkauffet haben. Jst das nicht ein Juden-Wucher/ daß einer der zehen Rthl. außgibt/ viertzig oder funfftzig wider einnimbt/ eh drey Monat vergehen/ und deßwegen seinen Kopff oder Schlaff nichts gebrochen hat/ sondern sitzt nur auff seinem Stul/ und nimbt das Geld ein? Andere haben sie an andere Oerter geschickt/ und alsbald nachdrucken lassen/ welchen boßhafften Leuten ich geliebt es Gott in einer absonderlichen Schrift/ das Gewissen rühren wil/ wo sie nur ein Gewissen haben. Die Dru- cker und Verkauffer der Paßquill deß Butyrolambii, wollen nicht ge- dencken daß sie einen Papistischen Ablaßbrieff über ihre Boßheit und Thorheit haben. Jch wil wissen/ wo Barthold den Most geholt hab? Es sol noch mancher etwas erfahren/ das er sich jetzo nicht einbildet. Wann ich schweige und dencke/ so bedeutet es etwas sonderlichs. Jn dieser Stunde empfang ich einen Brieff von Augspurg/ darin ein ehr- licher von Hertzen auffrichtiger/ sinnreicher Mann an mich schreibet/ mir seine Condolentz contestiret, und unter andern höflichen Complementen sagt: Strenue agendum est, o N. Schuppi. Me- diocris virtus tibi pro vitio erit. Nec aut famam aut pietatem te laedere puta, si te de hoste nequam ulcisceris. Jch komme zwar ungern an solche Ding Allein die Noth zwinget mich dazu. Bin ich Krafft deß achten Gebots schuldig/ meines Nechsten ehrli- chen Namen gegen Verläumbder zu schützen/ wie vielmehr bin ich schuldig meinen eigenen ehrlichen so blutsauer erworbenen Namen auß eines boßhafftigen Verläumbders auffgesperretem Rachen zu erretten? Charitas ordinata incipit a se ipsa. Jch sol meinen Nechsten lieben als mich selbst/ aber nicht mehr als mich selbst. Sapienti pauca. Adjeu. [Abbildung]
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Sendſchreiben. laſſen/ welche/ was ich ihnen fuͤr ein gering Geld uͤberlaſſenes zweyfach ja vielmahl mehr noch ſo theuer verkauffet haben. Jſt das nicht ein Juden-Wucher/ daß einer der zehen Rthl. außgibt/ viertzig oder funfftzig wider einnimbt/ eh drey Monat vergehen/ und deßwegen ſeinen Kopff oder Schlaff nichts gebrochen hat/ ſondern ſitzt nur auff ſeinem Stul/ und nimbt das Geld ein? Andere haben ſie an andere Oerter geſchickt/ und alsbald nachdrucken laſſen/ welchen boßhafften Leuten ich geliebt es Gott in einer abſonderlichen Schrift/ das Gewiſſen ruͤhren wil/ wo ſie nur ein Gewiſſen haben. Die Dru- cker und Verkauffer der Paßquill deß Butyrolambii, wollen nicht ge- dencken daß ſie einen Papiſtiſchen Ablaßbrieff uͤber ihre Boßheit und Thorheit haben. Jch wil wiſſen/ wo Barthold den Moſt geholt hab? Es ſol noch mancher etwas erfahren/ das er ſich jetzo nicht einbildet. Wann ich ſchweige und dencke/ ſo bedeutet es etwas ſonderlichs. Jn dieſer Stunde empfang ich einen Brieff von Augſpurg/ darin ein ehr- licher von Hertzen auffrichtiger/ ſinnreicher Mann an mich ſchreibet/ mir ſeine Condolentz conteſtiret, und unter andern hoͤflichen Complementen ſagt: Strenue agendum eſt, ô N. Schuppi. Me- diocris virtus tibi pro vitio erit. Nec aut famam aut pietatem te lædere puta, ſi te de hoſte nequam ulciſceris. Jch komme zwar ungern an ſolche Ding Allein die Noth zwinget mich dazu. Bin ich Krafft deß achten Gebots ſchuldig/ meines Nechſten ehrli- chen Namen gegen Verlaͤumbder zu ſchuͤtzen/ wie vielmehr bin ich ſchuldig meinen eigenen ehrlichen ſo blutſauer erworbenen Namen auß eines boßhafftigen Verlaͤumbders auffgeſperꝛetem Rachen zu erꝛetten? Charitas ordinata incipit à ſe ipſa. Jch ſol meinen Nechſten lieben als mich ſelbſt/ aber nicht mehr als mich ſelbſt. Sapienti pauca. Adjeu. [Abbildung]
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Sendſchreiben.
laſſen/ welche/ was ich ihnen fuͤr ein gering Geld uͤberlaſſen
es zweyfach ja vielmahl mehr noch ſo theuer verkauffet haben.
Jſt das nicht ein Juden-Wucher/ daß einer der zehen Rthl. außgibt/
viertzig oder funfftzig wider einnimbt/ eh drey Monat vergehen/ und
deßwegen ſeinen Kopff oder Schlaff nichts gebrochen hat/ ſondern
ſitzt nur auff ſeinem Stul/ und nimbt das Geld ein? Andere haben ſie
an andere Oerter geſchickt/ und alsbald nachdrucken laſſen/ welchen
boßhafften Leuten ich geliebt es Gott in einer abſonderlichen Schrift/
das Gewiſſen ruͤhren wil/ wo ſie nur ein Gewiſſen haben. Die Dru-
cker und Verkauffer der Paßquill deß Butyrolambii, wollen nicht ge-
dencken daß ſie einen Papiſtiſchen Ablaßbrieff uͤber ihre Boßheit und
Thorheit haben. Jch wil wiſſen/ wo Barthold den Moſt geholt hab?
Es ſol noch mancher etwas erfahren/ das er ſich jetzo nicht einbildet.
Wann ich ſchweige und dencke/ ſo bedeutet es etwas ſonderlichs. Jn
dieſer Stunde empfang ich einen Brieff von Augſpurg/ darin ein ehr-
licher von Hertzen auffrichtiger/ ſinnreicher Mann an mich ſchreibet/
mir ſeine Condolentz conteſtiret, und unter andern hoͤflichen
Complementen ſagt: Strenue agendum eſt, ô N. Schuppi. Me-
diocris virtus tibi pro vitio erit. Nec aut famam aut pietatem
te lædere puta, ſi te de hoſte nequam ulciſceris. Jch komme
zwar ungern an ſolche Ding Allein die Noth zwinget mich dazu.
Bin ich Krafft deß achten Gebots ſchuldig/ meines Nechſten ehrli-
chen Namen gegen Verlaͤumbder zu ſchuͤtzen/ wie vielmehr bin ich
ſchuldig meinen eigenen ehrlichen ſo blutſauer erworbenen Namen
auß eines boßhafftigen Verlaͤumbders auffgeſperꝛetem Rachen zu
erꝛetten? Charitas ordinata incipit à ſe ipſa. Jch ſol meinen
Nechſten lieben als mich ſelbſt/ aber nicht mehr als
mich ſelbſt. Sapienti pauca.
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