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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sendschreiben.
ihm Glauben gegeben/ sich auf solchen Tag hefftig gefürchtet/ geseuf-
tzet/ geschryen/ geklaget/ Ja wol gar von denselbigen Orten wegzuzie-
hen begehrt/ daß sie fast von ihren eigenen Lehrern und Seelsolgern
nicht kunten getröstet und gehalten werden? Jst das nicht Blind-
heit/ Thorheit/ Unsinnigkeit/ daß man einem solchen Teufli-
schen Propheten mehr glauben soll/ dann Gott und sei-
nen warhafftigen Propheten?
Dergleichen Exempla von den
Astrologis und ihren Prognosticis, auch wie man sich für ihnen
gefürchtet/ erzehlet Martin. Crusius. l. 11. Anal. Suevic. part. 2.
pag.
490. Darümb bleibt es bey dem/ was Lutherus gesagt. Die
Astrologia ist nur eitel Rätzelwerck/ und vom Teuffel erfunden/ und
erdichtet/ auff daß die Leut vom Ehestand/ und allen göttlichen und
menschlichen Aemptern und Ständen abgeschreckt werden. Es hat
mir ein auffrichtiger Theologus zu Hamburg erzehlet/ daß ein Ca-
lendermacher oder Astrologus, seiner Liebsten gesagt hab/ sie würde
einen alten Mann und keine Kinder bekommen. Allein da er durch
Gottes wunderbare Providentz sich mit ihr verheyrahtet hab/ sey er
23. Jahr alt gewesen/ und Gott habe sie mit neun Kindern gesegnet.
Von solchen Dingen hab ich offt mit Cavalliern und Politicis gere-
det. Allein was die Calendermacher N. N. und N. sagen/ das muß
bey ihnen mehr gelten/ als was Moses Deut. 28. sagt. Drumb hab
ich endlich einen mit dem andern mit lachendem Mund wiederlegen
wollen. Und mein lieber Herr Calenderschreiber/ wann ihr euren
Rachen wieder mich auffsperren/ und mich fressen wolt/ wie Magister
Bernd zu thun vermeint hat/ so bitte ich euch/ ihr wollet mir doch die
Gnad anthun/ und wollet an den Füssen zu fressen anfangen/ damit
ich noch ein Zeitlang mit euch reden könne biß daß ihr mir das Hertz
fresset. Jhr kennet mich vielleicht nicht/ Jch bin ein Corpulenter Kär-
le. Jn einem Tag fresset ihr mich nicht auff. Wann ihr etwas wider
den zu Wolffenbüttel getruckten Calender schreiben wolt/ bit ich
euch daß ihr ncht auff einem so lahmen Pferd auffgezogen kommet/
und den Calender zu Marck bringet/ wie M. Bernd Schmidt/
Studiosus ille inconsideratus seinen Discurs de reputatio-
ne Academica
anbracht hat/ welchem es neben dem Butyro-
lambio
wird ergehen wie der Butter an der Sonnen/ welche gegen
den Frühling besser scheinen wird/ als im Winter. Zu Giessen in Hes-
senland werden etzliche Jahrmärckt auff dem Feld gehalten. Als ich
ein kleiner Knab war/ wolt ich einsmals sehen/ wz auf dem Jahrmarckt
passire. Jch kam zu einen Buchbinder/ welcher neben der kleinen Gieser
Grammatic und andern Büchern/ welche im kleinen Paedag. zu Giessen
gebraucht werden/ etzliche Calender feyl hatte. Endlich kam ein Dorf-
Schultheiß und kauffte die kleine Grammatic für seinen Sohn/ und
wolte auch einen auff das zukünfftig Jahr gerichteten Calender kauffen.
Seine Frau aber stunde dabey und sagte/ ey Johanes seyd ihr dann doll?

Sendſchreiben.
ihm Glauben gegeben/ ſich auf ſolchen Tag hefftig gefuͤrchtet/ geſeuf-
tzet/ geſchryen/ geklaget/ Ja wol gar von denſelbigen Orten wegzuzie-
hen begehrt/ daß ſie faſt von ihren eigenen Lehrern und Seelſolgern
nicht kunten getroͤſtet und gehalten werden? Jſt das nicht Blind-
heit/ Thorheit/ Unſinnigkeit/ daß man einem ſolchen Teufli-
ſchen Propheten mehr glauben ſoll/ dann Gott und ſei-
nen warhafftigen Propheten?
Dergleichen Exempla von den
Aſtrologis und ihren Prognoſticis, auch wie man ſich fuͤr ihnen
gefuͤrchtet/ erzehlet Martin. Cruſius. l. 11. Anal. Suevic. part. 2.
pag.
490. Daruͤmb bleibt es bey dem/ was Lutherus geſagt. Die
Aſtrologia iſt nur eitel Raͤtzelwerck/ und vom Teuffel erfunden/ und
erdichtet/ auff daß die Leut vom Eheſtand/ und allen goͤttlichen und
menſchlichen Aemptern und Staͤnden abgeſchreckt werden. Es hat
mir ein auffrichtiger Theologus zu Hamburg erzehlet/ daß ein Ca-
lendermacher oder Aſtrologus, ſeiner Liebſten geſagt hab/ ſie wuͤrde
einen alten Mann und keine Kinder bekommen. Allein da er durch
Gottes wunderbare Providentz ſich mit ihr verheyrahtet hab/ ſey er
23. Jahr alt geweſen/ und Gott habe ſie mit neun Kindern geſegnet.
Von ſolchen Dingen hab ich offt mit Cavalliern und Politicis gere-
det. Allein was die Calendermacher N. N. und N. ſagen/ das muß
bey ihnen mehr gelten/ als was Moſes Deut. 28. ſagt. Drumb hab
ich endlich einen mit dem andern mit lachendem Mund wiederlegen
wollen. Und mein lieber Herꝛ Calenderſchreiber/ wann ihr euren
Rachen wieder mich auffſperꝛen/ und mich freſſen wolt/ wie Magiſter
Bernd zu thun vermeint hat/ ſo bitte ich euch/ ihr wollet mir doch die
Gnad anthun/ und wollet an den Fuͤſſen zu freſſen anfangen/ damit
ich noch ein Zeitlang mit euch reden koͤnne biß daß ihr mir das Hertz
freſſet. Jhr kennet mich vielleicht nicht/ Jch bin ein Corpulenter Kaͤr-
le. Jn einem Tag freſſet ihr mich nicht auff. Wann ihr etwas wider
den zu Wolffenbuͤttel getruckten Calender ſchreiben wolt/ bit ich
euch daß ihr ncht auff einem ſo lahmen Pferd auffgezogen kommet/
und den Calender zu Marck bringet/ wie M. Bernd Schmidt/
Studioſus ille inconſideratus ſeinen Diſcurs de reputatio-
ne Academicâ
anbracht hat/ welchem es neben dem Butyro-
lambio
wird ergehen wie der Butter an der Sonnen/ welche gegen
den Fruͤhling beſſer ſcheinen wird/ als im Winter. Zu Gieſſen in Heſ-
ſenland werden etzliche Jahrmaͤrckt auff dem Feld gehalten. Als ich
ein kleiner Knab war/ wolt ich einsmals ſehẽ/ wz auf dem Jahrmarckt
paſſire. Jch kam zu einẽ Buchbinder/ welcher neben der kleinẽ Gieſer
Grammatic uñ andern Buͤchern/ welche im kleinẽ Pædag. zu Gieſſen
gebraucht weꝛden/ etzliche Calender feyl hatte. Endlich kam ein Dorf-
Schultheiß uñ kauffte die kleine Grammatic fuͤr ſeinen Sohn/ und
wolte auch einen auff das zukuͤnfftig Jahr gerichtetẽ Calender kauffen.
Seine Frau aber ſtunde dabey uñ ſagte/ ey Johanes ſeyd ihr dañ doll?

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/657>, abgerufen am 22.11.2024.