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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Eilfettiges
deberet lapidem commovere. Wil der Herr antworten auff den Calen-
der/ und wird mir mit raison, mit Manier und Höfligkeit begegnen/
so wil ich ihm hinwiederumb höflich antworten. Kompt er aber mit
solchen Pedantereyen auffgezogen/ wie M. Bernhard Schmidt/
so wird er mich nicht verdencken/ daß ich ihme den Kopff wasche mit
eben der Laugen welche ich für M. Bernharden in guter Copia zu-
bereitet habe. Cum balbo balbutiendum. Wie der Herr in den
Wald ruffen wird/ also werde ich auß vollem Halß wieder herauß
ruffen. Er versichere sich auch/ wenn er einwenig zu weit gehet/ daß
sich vornehme und gelahrte Leute finden werden/ welche ihn tractiren
werden/ als einen Dantzbär/ und werden ihn außziehen/ daß die Son-
ne durch ihn hin scheinen wird. Das muß man nicht auffkommen las-
sen/ daß ein junger Scholar alsbald zu einem Ritter werde/ an einem
ehrlichen Mann/ der sein Vater sein könte. Ein ehrlicher alter Stu-
dent wird nicht zulassen/ daß ein Pennal wider einen jungen Magi-
strum
schreibe. Wann ich ein Capitain wäre/ und einer meiner jun-
gen Mußquetirer wolte einen alten Hauptmann für den Degen for-
dern/ so wolt ich den Mußquetir er auff den Esel setzen lassen. Wann
aber ein Capitain diesen alten Hauptmann fordern wolte/ würde ich
andere Gedancken haben. M. Bernd Schmidt wird meynen er hab
grosse Ding gethan. Allein er warte noch einwenig. Der Hochgelahr-
te Baron Franciscus Baconus sagt/ daß König Henrich der Sie-
bende in Engelland/ Lambertum Simnellum welcher ihm nach
Scepter und Cron gestanden/ hab gefangen bekommen/ und hätte
ihn leichtlich können köpffen oder an den Galgen hängen lassen. Al-
lein er habe ihn verachtet und seiner gespotttet/ und hab ihn in die Kö-
nigliche Küche verdammet/ daß er die Braten wenden solle. Endlich
hab er ihm die Genad angethan/ und hab ihn zu einem Falconirer ge-
macht.

Jch will ein Exempel statuiren am M. Bernd Schmidt/
daß sich ein ander junger Rappschnabel daran stossen soll. Und wo ich
erfahre/ wer der Vir magni nominis seye/ soll er auch bekommen
was ihm gebühret. Jch bin zwantzig Jahr auff Universitäten gewe-
sen. Zehen Jahr als ein Student/ und zehen Jahr als ein Professor.
Meint er nicht daß ich noch viel hundert ja viel tausend gute Bekand-
ten hab/ welche wann sie sehen werden/ daß mir von solchen Pedanten
das Messer an die Gurgel gesetzt werde/ sich meiner einwenig anneh-
men/ und meinen Wiedersachern das Maul stopffen werden? Soll ich
schon für meine Person Harpocrates seyn/ so werden die Stein re-
den. Zwey Ding werden mir fürgeworffen/ welche ich in sonderbare
consideration ziehe. Erstlich daß ich unterweilens Fabuln erzehlet

habe.

Eilfettiges
deberet lapidem commovere. Wil der Herꝛ antworten auff den Calen-
der/ und wird mir mit raiſon, mit Manier und Hoͤfligkeit begegnen/
ſo wil ich ihm hinwiederumb hoͤflich antworten. Kompt er aber mit
ſolchen Pedantereyen auffgezogen/ wie M. Bernhard Schmidt/
ſo wird er mich nicht verdencken/ daß ich ihme den Kopff waſche mit
eben der Laugen welche ich fuͤr M. Bernharden in guter Copiâ zu-
bereitet habe. Cum balbo balbutiendum. Wie der Herr in den
Wald ruffen wird/ alſo werde ich auß vollem Halß wieder herauß
ruffen. Er verſichere ſich auch/ wenn er einwenig zu weit gehet/ daß
ſich vornehme und gelahrte Leute finden werden/ welche ihn tractiren
werden/ als einen Dantzbaͤr/ und werden ihn außziehen/ daß die Son-
ne durch ihn hin ſcheinen wird. Das muß man nicht auffkommen laſ-
ſen/ daß ein junger Scholar alsbald zu einem Ritter werde/ an einem
ehrlichen Mann/ der ſein Vater ſein koͤnte. Ein ehrlicher alter Stu-
dent wird nicht zulaſſen/ daß ein Pennal wider einen jungen Magi-
ſtrum
ſchreibe. Wann ich ein Capitain waͤre/ und einer meiner jun-
gen Mußquetirer wolte einen alten Hauptmann fuͤr den Degen for-
dern/ ſo wolt ich den Mußquetir er auff den Eſel ſetzen laſſen. Wann
aber ein Capitain dieſen alten Hauptmann fordern wolte/ wuͤrde ich
andere Gedancken haben. M. Bernd Schmidt wird meynen er hab
groſſe Ding gethan. Allein er warte noch einwenig. Der Hochgelahr-
te Baron Franciſcus Baconus ſagt/ daß Koͤnig Henrich der Sie-
bende in Engelland/ Lambertum Simnellum welcher ihm nach
Scepter und Cron geſtanden/ hab gefangen bekommen/ und haͤtte
ihn leichtlich koͤnnen koͤpffen oder an den Galgen haͤngen laſſen. Al-
lein er habe ihn verachtet und ſeiner geſpotttet/ und hab ihn in die Koͤ-
nigliche Kuͤche verdammet/ daß er die Braten wenden ſolle. Endlich
hab er ihm die Genad angethan/ und hab ihn zu einem Falconirer ge-
macht.

Jch will ein Exempel ſtatuiren am M. Bernd Schmidt/
daß ſich ein ander junger Rappſchnabel daran ſtoſſen ſoll. Und wo ich
erfahre/ wer der Vir magni nominis ſeye/ ſoll er auch bekommen
was ihm gebuͤhret. Jch bin zwantzig Jahr auff Univerſitaͤten gewe-
ſen. Zehen Jahr als ein Student/ und zehen Jahr als ein Profeſſor.
Meint er nicht daß ich noch viel hundert ja viel tauſend gute Bekand-
ten hab/ welche wann ſie ſehen werden/ daß mir von ſolchẽ Pedanten
das Meſſer an die Gurgel geſetzt werde/ ſich meiner einwenig anneh-
men/ und meinen Wiederſachern das Maul ſtopffen werden? Soll ich
ſchon fuͤr meine Perſon Harpocrates ſeyn/ ſo werden die Stein re-
den. Zwey Ding werden mir fuͤrgeworffen/ welche ich in ſonderbare
conſideration ziehe. Erſtlich daß ich unterweilens Fabuln erzehlet

habe.
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[606/0648] Eilfettiges deberet lapidem commovere. Wil der Herꝛ antworten auff den Calen- der/ und wird mir mit raiſon, mit Manier und Hoͤfligkeit begegnen/ ſo wil ich ihm hinwiederumb hoͤflich antworten. Kompt er aber mit ſolchen Pedantereyen auffgezogen/ wie M. Bernhard Schmidt/ ſo wird er mich nicht verdencken/ daß ich ihme den Kopff waſche mit eben der Laugen welche ich fuͤr M. Bernharden in guter Copiâ zu- bereitet habe. Cum balbo balbutiendum. Wie der Herr in den Wald ruffen wird/ alſo werde ich auß vollem Halß wieder herauß ruffen. Er verſichere ſich auch/ wenn er einwenig zu weit gehet/ daß ſich vornehme und gelahrte Leute finden werden/ welche ihn tractiren werden/ als einen Dantzbaͤr/ und werden ihn außziehen/ daß die Son- ne durch ihn hin ſcheinen wird. Das muß man nicht auffkommen laſ- ſen/ daß ein junger Scholar alsbald zu einem Ritter werde/ an einem ehrlichen Mann/ der ſein Vater ſein koͤnte. Ein ehrlicher alter Stu- dent wird nicht zulaſſen/ daß ein Pennal wider einen jungen Magi- ſtrum ſchreibe. Wann ich ein Capitain waͤre/ und einer meiner jun- gen Mußquetirer wolte einen alten Hauptmann fuͤr den Degen for- dern/ ſo wolt ich den Mußquetir er auff den Eſel ſetzen laſſen. Wann aber ein Capitain dieſen alten Hauptmann fordern wolte/ wuͤrde ich andere Gedancken haben. M. Bernd Schmidt wird meynen er hab groſſe Ding gethan. Allein er warte noch einwenig. Der Hochgelahr- te Baron Franciſcus Baconus ſagt/ daß Koͤnig Henrich der Sie- bende in Engelland/ Lambertum Simnellum welcher ihm nach Scepter und Cron geſtanden/ hab gefangen bekommen/ und haͤtte ihn leichtlich koͤnnen koͤpffen oder an den Galgen haͤngen laſſen. Al- lein er habe ihn verachtet und ſeiner geſpotttet/ und hab ihn in die Koͤ- nigliche Kuͤche verdammet/ daß er die Braten wenden ſolle. Endlich hab er ihm die Genad angethan/ und hab ihn zu einem Falconirer ge- macht. Jch will ein Exempel ſtatuiren am M. Bernd Schmidt/ daß ſich ein ander junger Rappſchnabel daran ſtoſſen ſoll. Und wo ich erfahre/ wer der Vir magni nominis ſeye/ ſoll er auch bekommen was ihm gebuͤhret. Jch bin zwantzig Jahr auff Univerſitaͤten gewe- ſen. Zehen Jahr als ein Student/ und zehen Jahr als ein Profeſſor. Meint er nicht daß ich noch viel hundert ja viel tauſend gute Bekand- ten hab/ welche wann ſie ſehen werden/ daß mir von ſolchẽ Pedanten das Meſſer an die Gurgel geſetzt werde/ ſich meiner einwenig anneh- men/ und meinen Wiederſachern das Maul ſtopffen werden? Soll ich ſchon fuͤr meine Perſon Harpocrates ſeyn/ ſo werden die Stein re- den. Zwey Ding werden mir fuͤrgeworffen/ welche ich in ſonderbare conſideration ziehe. Erſtlich daß ich unterweilens Fabuln erzehlet habe.

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/648>, abgerufen am 22.11.2024.