Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. Gott und der weltlichen Obrigkeit. Und wann mein ehrlicher Namerrettet ist/ wil ich lieber zehen helffen bey Ehren erhalten/ als alle die Interessenten zu Schanden machen. Was du unterdessen in dieser Sache thun wollest/ das stelle ich in deine Christliche discretion. Da- vid sagt im 127. Psal. Siehe Kinder sind eine Gabe deß HErrn/ und Leibesfrucht ist ein Geschenck. Wie die Pfeile in der Hand eines Starcken/ also gerathen die jungen Rnaben. Wol dem der seinen Köcher derselben voll hat/ die werden nicht zu Schanden/ wenn sie mit ih- ren Feinden handeln im Thor. Jch muß jetzo mit meinen Fein- den handeln im Thor/ das ist vor der Obrigkeit. So laß mich nun sehen/ ob ich einen scharffen oder stumpffen Pfeil an dir habe. Du sie- hest unterdessen/ du redlicher ehrlicher Calendermacher/ wie es offt- mals einem ehrlichen Manne im geistlichen Stande ergehe/ du weist daß ich/ als du auff Universitäten ziehen soltest/ dich durch einen Ca- vallier/ und durch einen Gelahrten/ habe fragen lassen/ ob du in geist- lichen oder in weltlichen Stand treten woltest? Jch wolle dich nicht zwingen/ sondern dir deinen freyen Willen lassen/ da liessest du mir sagen/ du wollest ein Geistlicher werden. Jch sagte so wol zu dem Cavallier/ als auch dem bewusten Magistro: Jhr Herrn/ last ihn noch einmal zu euch kommen/ und sagt: Er solle sich nicht scheuen/ sondern sol recht außsagen worzu er Lust habe. Jch wolle ihn gantz und gar nicht zwingen/ dann ich wisse wol was das sey/ wann einer zu einem Dinge gezwungen werde. Wann er nicht ein solch robu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] animi bey sich befinde/ daß er nichts darnach fragen wolle/ ob er reich oder arm sey/ ab er geehrt oder verachtet werde/ so wolle ich ihm nicht rathen/ daß er in Geistlichen Stand trete. Da liessest du mir sagen/ du wollest gewärtig seyn/ was dir Gott zuschicken werde. Wann es dir nun dermal eins im Geistlichen Stande nicht nach deinem Kopffe gehet/ so giebe mir keine Schuld/ sondern dencke an diesen Calender/ daß ich dir dieses Prognosticon schon längst vorher gestellet habe. Bilde dir nicht ein/ daß du allenhalben auff Rosen gehen werdest/ und daß dich jederman werde allzeit Wol-Ehrwürdiger Herr nen- nen. Ach nein. Die zwey vornehmste Prediger/ die jemals auff Er- den gangen/ haben leyden müssen/ daß sie sind geschändet/ und ge- schmähet/ daß ihnen ist übel nachgeredet worden. Unter allen die von Weibern geboren sind/ ist kein grösser gewesen als Johannes der Täuffer. Gleichwol wurde ihm nachgesagt: Er habe den Teuffel. Christo dem HERRN wurde hinter dem Rücken nachgesagt/ Er sey ein Fresser und Weinsäuffer/ der Zöllner und der Sün- der Gesell/ Matth. 11. Und die Prälate zu Jerusalem sagten Jhm Johan. 8. ins Gesicht/ Er sey ein Samariter und habe den Teuffel. Und P p ij
Calender. Gott und der weltlichen Obrigkeit. Und wann mein ehrlicher Namerꝛettet iſt/ wil ich lieber zehen helffen bey Ehren erhalten/ als alle die Intereſſenten zu Schanden machen. Was du unterdeſſen in dieſer Sache thun wolleſt/ das ſtelle ich in deine Chriſtliche diſcretion. Da- vid ſagt im 127. Pſal. Siehe Kinder ſind eine Gabe deß HErrn/ und Leibesfrucht iſt ein Geſchenck. Wie die Pfeile in der Hand eines Starcken/ alſo gerathen die jungen Rnaben. Wol dem der ſeinen Koͤcher derſelben voll hat/ die werden nicht zu Schanden/ wenn ſie mit ih- ren Feinden handeln im Thor. Jch muß jetzo mit meinen Fein- den handeln im Thor/ das iſt vor der Obrigkeit. So laß mich nun ſehen/ ob ich einen ſcharffen oder ſtumpffen Pfeil an dir habe. Du ſie- heſt unterdeſſen/ du redlicher ehrlicher Calendermacher/ wie es offt- mals einem ehrlichen Manne im geiſtlichen Stande ergehe/ du weiſt daß ich/ als du auff Univerſitaͤten ziehen ſolteſt/ dich durch einen Ca- vallier/ und durch einen Gelahrten/ habe fragen laſſen/ ob du in geiſt- lichen oder in weltlichen Stand treten wolteſt? Jch wolle dich nicht zwingen/ ſondern dir deinen freyen Willen laſſen/ da lieſſeſt du mir ſagen/ du wolleſt ein Geiſtlicher werden. Jch ſagte ſo wol zu dem Cavallier/ als auch dem bewuſten Magiſtro: Jhr Herꝛn/ laſt ihn noch einmal zu euch kommen/ und ſagt: Er ſolle ſich nicht ſcheuen/ ſondern ſol recht außſagen worzu er Luſt habe. Jch wolle ihn gantz und gar nicht zwingen/ dann ich wiſſe wol was das ſey/ wann einer zu einem Dinge gezwungen werde. Wann er nicht ein ſolch robu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] animi bey ſich befinde/ daß er nichts darnach fragen wolle/ ob er reich oder arm ſey/ ab er geehrt oder verachtet werde/ ſo wolle ich ihm nicht rathen/ daß er in Geiſtlichen Stand trete. Da lieſſeſt du mir ſagen/ du wolleſt gewaͤrtig ſeyn/ was dir Gott zuſchicken werde. Wann es dir nun dermal eins im Geiſtlichen Stande nicht nach deinem Kopffe gehet/ ſo giebe mir keine Schuld/ ſondern dencke an dieſen Calender/ daß ich dir dieſes Prognoſticon ſchon laͤngſt vorher geſtellet habe. Bilde dir nicht ein/ daß du allenhalben auff Roſen gehen werdeſt/ und daß dich jederman werde allzeit Wol-Ehrwuͤrdiger Herꝛ nen- nen. Ach nein. Die zwey vornehmſte Prediger/ die jemals auff Er- den gangen/ haben leyden muͤſſen/ daß ſie ſind geſchaͤndet/ und ge- ſchmaͤhet/ daß ihnen iſt uͤbel nachgeredet worden. Unter allen die von Weibern geboren ſind/ iſt kein groͤſſer geweſen als Johannes der Taͤuffer. Gleichwol wurde ihm nachgeſagt: Er habe den Teuffel. Chriſto dem HERRN wurde hinter dem Ruͤcken nachgeſagt/ Er ſey ein Freſſer und Weinſaͤuffer/ der Zoͤllner und der Suͤn- der Geſell/ Matth. 11. Und die Praͤlate zu Jeruſalem ſagten Jhm Johan. 8. ins Geſicht/ Er ſey ein Samariter und habe den Teuffel. Und P p ij
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Calender.
Gott und der weltlichen Obrigkeit. Und wann mein ehrlicher Nam
erꝛettet iſt/ wil ich lieber zehen helffen bey Ehren erhalten/ als alle die
Intereſſenten zu Schanden machen. Was du unterdeſſen in dieſer
Sache thun wolleſt/ das ſtelle ich in deine Chriſtliche diſcretion. Da-
vid ſagt im 127. Pſal. Siehe Kinder ſind eine Gabe deß
HErrn/ und Leibesfrucht iſt ein Geſchenck. Wie die
Pfeile in der Hand eines Starcken/ alſo gerathen die
jungen Rnaben. Wol dem der ſeinen Koͤcher derſelben
voll hat/ die werden nicht zu Schanden/ wenn ſie mit ih-
ren Feinden handeln im Thor. Jch muß jetzo mit meinen Fein-
den handeln im Thor/ das iſt vor der Obrigkeit. So laß mich nun
ſehen/ ob ich einen ſcharffen oder ſtumpffen Pfeil an dir habe. Du ſie-
heſt unterdeſſen/ du redlicher ehrlicher Calendermacher/ wie es offt-
mals einem ehrlichen Manne im geiſtlichen Stande ergehe/ du weiſt
daß ich/ als du auff Univerſitaͤten ziehen ſolteſt/ dich durch einen Ca-
vallier/ und durch einen Gelahrten/ habe fragen laſſen/ ob du in geiſt-
lichen oder in weltlichen Stand treten wolteſt? Jch wolle dich nicht
zwingen/ ſondern dir deinen freyen Willen laſſen/ da lieſſeſt du mir
ſagen/ du wolleſt ein Geiſtlicher werden. Jch ſagte ſo wol zu dem
Cavallier/ als auch dem bewuſten Magiſtro: Jhr Herꝛn/ laſt ihn
noch einmal zu euch kommen/ und ſagt: Er ſolle ſich nicht ſcheuen/
ſondern ſol recht außſagen worzu er Luſt habe. Jch wolle ihn gantz
und gar nicht zwingen/ dann ich wiſſe wol was das ſey/ wann einer
zu einem Dinge gezwungen werde. Wann er nicht ein ſolch robu_
animi bey ſich befinde/ daß er nichts darnach fragen wolle/ ob er reich
oder arm ſey/ ab er geehrt oder verachtet werde/ ſo wolle ich ihm nicht
rathen/ daß er in Geiſtlichen Stand trete. Da lieſſeſt du mir ſagen/
du wolleſt gewaͤrtig ſeyn/ was dir Gott zuſchicken werde. Wann es
dir nun dermal eins im Geiſtlichen Stande nicht nach deinem Kopffe
gehet/ ſo giebe mir keine Schuld/ ſondern dencke an dieſen Calender/
daß ich dir dieſes Prognoſticon ſchon laͤngſt vorher geſtellet habe.
Bilde dir nicht ein/ daß du allenhalben auff Roſen gehen werdeſt/
und daß dich jederman werde allzeit Wol-Ehrwuͤrdiger Herꝛ nen-
nen. Ach nein. Die zwey vornehmſte Prediger/ die jemals auff Er-
den gangen/ haben leyden muͤſſen/ daß ſie ſind geſchaͤndet/ und ge-
ſchmaͤhet/ daß ihnen iſt uͤbel nachgeredet worden. Unter allen die von
Weibern geboren ſind/ iſt kein groͤſſer geweſen als Johannes der
Taͤuffer. Gleichwol wurde ihm nachgeſagt: Er habe den Teuffel.
Chriſto dem HERRN wurde hinter dem Ruͤcken nachgeſagt/ Er
ſey ein Freſſer und Weinſaͤuffer/ der Zoͤllner und der Suͤn-
der Geſell/ Matth. 11. Und die Praͤlate zu Jeruſalem ſagten Jhm
Johan. 8. ins Geſicht/ Er ſey ein Samariter und habe den Teuffel.
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/637>, abgerufen am 29.06.2024. |