Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. erinnern sey. Die Papisten und Calvinisten/ sind gnugsam refutiret.Es sagt einsmals ein fürnehmer Papist zu mir: Vos habuistis duos MARTINOS, qui multa secerunt. Si posterior MARTI- NUS non venisset, prior non stetisset. Und fürwar D. Martinus Lutherus und D. Martinus Chemnitius, haben den Papisten die Augen so weit auffgethan/ daß/ wann kein einiger mehr wider sie geschrieben hätte/ sie auß dieser Schrifften genugsam sehen können/ was zu ihrem Heil und ewiger Seligkeit dienete. Allein ich will (ge- liebts Gott) mit nechster Gelegenheit in einem allbereit verfertigten Tractätlein/ genant Der bekehrte Ritter Florian/ anzeigen und erinnern/ was der Papisten Bekehrung verhindere. Der nach der Er- oberung der Stadt Prage/ bekante Otto-Waslky/ sagte einsmals zu mir/ daß Herr Graff Erich Oxenstirn/ ihn in Schweden hab per- suadiren wollen/ daß er sich zu unserer Religion begeben solle. Er hab ihm aber endlich geantwortet: Herr Graff/ das Ding läst sich gar wol hören. Allein der Herr Graff mache/ daß Jhre Maj. mir zuvor ein paar hundert Bauern schencken/ so wollen wir hernach bald zu recht kommen. Wann ein Potentat wäre/ der mir zusagen wolte/ daß er allen den Papisten/ welche sich zu unserer Religion begeben würde/ wolle nicht überflüssigen/ sondern nothdürfftigen Unterhalt schaffen/ biß sie sehen könten/ wie sie dem gemeinen Nutzen im Geist- lichen oder Weltlichen Stande ferner dienen könten/ so wolt ich in- nerhalb Sechs Monden (wo mich Gott leben und gesund liesse) etli- che hundert Papisten zu unserer Religion bringen/ und wolte nicht viel Schmiererey oder Bücheraußschreibens machen/ Sondern wol- te sagen/ von diesem Articul lese den Autorem, von dem andern die- sen und diesen. Jch habe mitten in der Pfaffen-Gassen gewohnet/ und weiß/ was ich für discurs von einem und dem andern gehöret ha- be. Es gehet manchem/ wie jenem Weib/ welches bey dem Poeten sa- get: Video meliora proboque, deteriora sequor. Wann solche Leute wollen zu uns treten/ so ist kein ander Mittel Brod zu suchen/ als durch betteln. Diese Anfechtung aber kan nicht ein jeglich Gemüt überwinden. Da der Teufel den Sohn Gottes verführen wolte/ da wartete er mit seiner höchsten Anfechtung so lang/ biß daß er hunge- rig wurde/ und kein Brod in der Wüsten ware. Wie man mit den Pa- pisten verfahren solle/ wann man sie auff guten Weg bringen wolle/ davon wil ich dir hinfüro einen absonderlichen Bericht thun. Unter tausend verständigen Politicis ist nicht einer/ der da gläubet/ was Kön. Christina zu Jnsprug versprochen hat/ dz sies gläuben wolle. Jch gläube nit/ dz Pabst Alexand. selbst/ welcher in Teutschland conver- siret, solche Ding gläube. Ursachen wil ich dir zur andern Zeit sagen. Miseret me controversiarum Pontificium. Lese nur fleissig das einige O o ij
Calender. erinnern ſey. Die Papiſten und Calviniſten/ ſind gnugſam refutiret.Es ſagt einsmals ein fuͤrnehmer Papiſt zu mir: Vos habuiſtis duos MARTINOS, qui multa ſecerunt. Si poſterior MARTI- NUS non veniſſet, prior non ſtetiſſet. Und fuͤrwar D. Martinus Lutherus und D. Martinus Chemnitius, haben den Papiſten die Augen ſo weit auffgethan/ daß/ wann kein einiger mehr wider ſie geſchrieben haͤtte/ ſie auß dieſer Schrifften genugſam ſehen koͤnnen/ was zu ihrem Heil und ewiger Seligkeit dienete. Allein ich will (ge- liebts Gott) mit nechſter Gelegenheit in einem allbereit verfertigten Tractaͤtlein/ genant Der bekehrte Ritter Florian/ anzeigen und erinnern/ was der Papiſten Bekehrung verhindere. Der nach der Er- oberung der Stadt Prage/ bekante Otto-Waslky/ ſagte einsmals zu mir/ daß Herr Graff Erich Oxenſtirn/ ihn in Schweden hab per- ſuadiren wollen/ daß er ſich zu unſerer Religion begeben ſolle. Er hab ihm aber endlich geantwortet: Herr Graff/ das Ding laͤſt ſich gar wol hoͤren. Allein der Herr Graff mache/ daß Jhre Maj. mir zuvor ein paar hundert Bauern ſchencken/ ſo wollen wir hernach bald zu recht kommen. Wann ein Potentat waͤre/ der mir zuſagen wolte/ daß er allen den Papiſten/ welche ſich zu unſerer Religion begeben wuͤrde/ wolle nicht uͤberfluͤſſigen/ ſondern nothduͤrfftigen Unterhalt ſchaffen/ biß ſie ſehen koͤnten/ wie ſie dem gemeinen Nutzen im Geiſt- lichen oder Weltlichen Stande ferner dienen koͤnten/ ſo wolt ich in- nerhalb Sechs Monden (wo mich Gott leben und geſund lieſſe) etli- che hundert Papiſten zu unſerer Religion bringen/ und wolte nicht viel Schmiererey oder Buͤcheraußſchreibens machen/ Sondern wol- te ſagen/ von dieſem Articul leſe den Autorem, von dem andern die- ſen und dieſen. Jch habe mitten in der Pfaffen-Gaſſen gewohnet/ und weiß/ was ich fuͤr diſcurs von einem und dem andern gehoͤret ha- be. Es gehet manchem/ wie jenem Weib/ welches bey dem Poeten ſa- get: Video meliora proboque, deteriora ſequor. Wann ſolche Leute wollen zu uns treten/ ſo iſt kein ander Mittel Brod zu ſuchen/ als durch betteln. Dieſe Anfechtung aber kan nicht ein jeglich Gemuͤt uͤberwinden. Da der Teufel den Sohn Gottes verfuͤhren wolte/ da wartete er mit ſeiner hoͤchſten Anfechtung ſo lang/ biß daß er hunge- rig wurde/ und kein Brod in der Wuͤſten ware. Wie man mit den Pa- piſten verfahren ſolle/ wann man ſie auff guten Weg bringen wolle/ davon wil ich dir hinfuͤro einen abſonderlichen Bericht thun. Unter tauſend verſtaͤndigen Politicis iſt nicht einer/ der da glaͤubet/ was Koͤn. Chriſtina zu Jnſpꝛug verſprochẽ hat/ dz ſies glaͤubẽ wolle. Jch glaͤube nit/ dz Pabſt Alexand. ſelbſt/ welcher in Teutſchland conver- ſiret, ſolche Ding glaͤube. Urſachẽ wil ich dir zur andern Zeit ſagen. Miſeret me controverſiarum Pontificium. Leſe nur fleiſſig das einige O o ij
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Es ſagt einsmals ein fuͤrnehmer Papiſt zu mir: Vos habuiſtis duos
MARTINOS, qui multa ſecerunt. Si poſterior MARTI-
NUS non veniſſet, prior non ſtetiſſet. Und fuͤrwar D. Martinus
Lutherus und D. Martinus Chemnitius, haben den Papiſten die
Augen ſo weit auffgethan/ daß/ wann kein einiger mehr wider ſie
geſchrieben haͤtte/ ſie auß dieſer Schrifften genugſam ſehen koͤnnen/
was zu ihrem Heil und ewiger Seligkeit dienete. Allein ich will (ge-
liebts Gott) mit nechſter Gelegenheit in einem allbereit verfertigten
Tractaͤtlein/ genant Der bekehrte Ritter Florian/ anzeigen und
erinnern/ was der Papiſten Bekehrung verhindere. Der nach der Er-
oberung der Stadt Prage/ bekante Otto-Waslky/ ſagte einsmals
zu mir/ daß Herr Graff Erich Oxenſtirn/ ihn in Schweden hab per-
ſuadiren wollen/ daß er ſich zu unſerer Religion begeben ſolle. Er
hab ihm aber endlich geantwortet: Herr Graff/ das Ding laͤſt ſich
gar wol hoͤren. Allein der Herr Graff mache/ daß Jhre Maj. mir
zuvor ein paar hundert Bauern ſchencken/ ſo wollen wir hernach bald
zu recht kommen. Wann ein Potentat waͤre/ der mir zuſagen wolte/
daß er allen den Papiſten/ welche ſich zu unſerer Religion begeben
wuͤrde/ wolle nicht uͤberfluͤſſigen/ ſondern nothduͤrfftigen Unterhalt
ſchaffen/ biß ſie ſehen koͤnten/ wie ſie dem gemeinen Nutzen im Geiſt-
lichen oder Weltlichen Stande ferner dienen koͤnten/ ſo wolt ich in-
nerhalb Sechs Monden (wo mich Gott leben und geſund lieſſe) etli-
che hundert Papiſten zu unſerer Religion bringen/ und wolte nicht
viel Schmiererey oder Buͤcheraußſchreibens machen/ Sondern wol-
te ſagen/ von dieſem Articul leſe den Autorem, von dem andern die-
ſen und dieſen. Jch habe mitten in der Pfaffen-Gaſſen gewohnet/
und weiß/ was ich fuͤr diſcurs von einem und dem andern gehoͤret ha-
be. Es gehet manchem/ wie jenem Weib/ welches bey dem Poeten ſa-
get: Video meliora proboque, deteriora ſequor. Wann ſolche
Leute wollen zu uns treten/ ſo iſt kein ander Mittel Brod zu ſuchen/
als durch betteln. Dieſe Anfechtung aber kan nicht ein jeglich Gemuͤt
uͤberwinden. Da der Teufel den Sohn Gottes verfuͤhren wolte/ da
wartete er mit ſeiner hoͤchſten Anfechtung ſo lang/ biß daß er hunge-
rig wurde/ und kein Brod in der Wuͤſten ware. Wie man mit den Pa-
piſten verfahren ſolle/ wann man ſie auff guten Weg bringen wolle/
davon wil ich dir hinfuͤro einen abſonderlichen Bericht thun. Unter
tauſend verſtaͤndigen Politicis iſt nicht einer/ der da glaͤubet/ was
Koͤn. Chriſtina zu Jnſpꝛug verſprochẽ hat/ dz ſies glaͤubẽ wolle. Jch
glaͤube nit/ dz Pabſt Alexand. ſelbſt/ welcher in Teutſchland conver-
ſiret, ſolche Ding glaͤube. Urſachẽ wil ich dir zur andern Zeit ſagen.
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