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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Von der Einbildung.

Was ist sich zu verwundern/ daß auch ehmalen des Bileams
unvernünfftige Eselin die Warheit und zu des gemeinen Wesens
Wolfahrt geredet habe. Die Griechen und Romaner haben vorzei-
ten den Jovem, Martem, Mercurium für Götter gehalten/ aber
von der Opinion betrogen: Die Juden hingegen das allerverachteste
Volck/ haben eine andere Meynung gehabt/ und sich wol darbey be-
funden. Jch werde berichtet/ daß in Schlaraffen Land alle Dinge bes-
ser stehen/ als in dem Paradiß vor dem Fall Adae. Da die Sonatores,
das ist/ die Herren Richter uff der Pfaltz werden nicht genennet Se-
natores ab assentiendo,
daß sie blosse Ja Herren seyn/ sondern
Verständige/ und Verschwiegene/ und nicht Wäscher und Plaude-
rer. Die Herren vom Adel tapffer und Mannhafft/ nicht aber uffge-
blasen und hoffärtig. Die Hoffschrantzen nicht Fuchsschwäntzer und
Trunckenbolde. Die Herren Geistliche bekümmern sich nicht so sehr
umb den Zehenden/ denn umb den Martins-Groschen/ kommen auch
nicht zu andern per Genitivum und Dativum, das ist durch Gifft/
Gaben und Schwägerschafft. Jhre Zuhörer haben auffmerckende
Ohren und nicht wäschhafftige Zungen. Die Herren Juristen hätten
Sorge für ihr Gewissen/ nicht aber für den Seckel/ wie der zu füllen.
Die Medici hätten der Patienten und Krancken Affecten und gute
Wissenschafft/ und wären nicht mißgönstig. Die Politici wären alle
auffrichtige Leute und der grossen Religion/ das ist da nichts geglau-
bet wird/ nicht zugethan. Die Philosophi wären verständig/ nicht
aber stoltz und hochmütig. Die Historienschreiber vorsichtig/ nicht a-
ber Fabel- und Wäschhafftig. Die Studenten lesen viel/ und ver-
schwätzten hingegen wenig. Die Unterthanen beteten fleissig für ihre
Obrigkeit/ und klügelten nicht alles so genau auß. Die Bürger läster-
ten nicht/ sondern wären gehorsam. Der Bauersmann wäre freund-
lich/ und nicht treuloß. Die Ehemänner gedultig gegen ihre Weiber/
und nicht eyfersichtig. Die Weiber wären nicht herrisch/ und wüsten
zu schweigen. Die Bettler wären Arbeitsam/ und erfülleten nicht die
Dörffer/ Flecken und Städte mit unzehlichen Kindern. Die Musi-
canten und Buchbinder wären nicht so nasse Brüder und wendeten
alles an die nasse Wahre. Die Apothecker verkaufften nicht quid pro
quo
Mäusedreck für guten Pfeffer. Die Handwercksleute ziehen die
Leute mit der Arbeit nicht 6. Wochen umb. Die Handelsleute waren
nicht so in Geitz ersoffen. Die Goldmacher schnitten nicht so mit dem
grossen Messer. Die Richter liessen sich nicht so greulich schmiren und
bestechen. Der aber vermeinen wolte/ daß diese gute Sitten und Re-
geln überall in Europa einzuführen und in Schwang zu bringen
wären/ der wird von der Opinion betrogen.

Wenn
Von der Einbildung.

Was iſt ſich zu verwundern/ daß auch ehmalen des Bileams
unvernuͤnfftige Eſelin die Warheit und zu des gemeinen Weſens
Wolfahrt geredet habe. Die Griechen und Romaner haben vorzei-
ten den Jovem, Martem, Mercurium fuͤr Goͤtter gehalten/ aber
von der Opinion betrogen: Die Juden hingegen das allerverachteſte
Volck/ haben eine andere Meynung gehabt/ und ſich wol darbey be-
funden. Jch werde berichtet/ daß in Schlaraffen Land alle Dinge beſ-
ſer ſtehen/ als in dem Paradiß vor dem Fall Adæ. Da die Sonatores,
das iſt/ die Herren Richter uff der Pfaltz werden nicht genennet Se-
natores ab aſſentiendo,
daß ſie bloſſe Ja Herren ſeyn/ ſondern
Verſtaͤndige/ und Verſchwiegene/ und nicht Waͤſcher und Plaude-
rer. Die Herren vom Adel tapffer und Mannhafft/ nicht aber uffge-
blaſen und hoffaͤrtig. Die Hoffſchrantzen nicht Fuchsſchwaͤntzer und
Trunckenbolde. Die Herren Geiſtliche bekuͤmmern ſich nicht ſo ſehr
umb den Zehenden/ denn umb den Martins-Groſchen/ kommen auch
nicht zu andern per Genitivum und Dativum, das iſt durch Gifft/
Gaben und Schwaͤgerſchafft. Jhre Zuhoͤrer haben auffmerckende
Ohren und nicht waͤſchhafftige Zungen. Die Herren Juriſten haͤtten
Sorge fuͤr ihr Gewiſſen/ nicht aber fuͤr den Seckel/ wie der zu fuͤllen.
Die Medici haͤtten der Patienten und Krancken Affecten und gute
Wiſſenſchafft/ und waͤren nicht mißgoͤnſtig. Die Politici waͤren alle
auffrichtige Leute und der groſſen Religion/ das iſt da nichts geglau-
bet wird/ nicht zugethan. Die Philoſophi waͤren verſtaͤndig/ nicht
aber ſtoltz und hochmuͤtig. Die Hiſtorienſchreiber vorſichtig/ nicht a-
ber Fabel- und Waͤſchhafftig. Die Studenten leſen viel/ und ver-
ſchwaͤtzten hingegen wenig. Die Unterthanen beteten fleiſſig fuͤr ihre
Obrigkeit/ und kluͤgelten nicht alles ſo genau auß. Die Buͤrger laͤſter-
ten nicht/ ſondern waͤren gehorſam. Der Bauersmann waͤre freund-
lich/ und nicht treuloß. Die Ehemaͤnner gedultig gegen ihre Weiber/
und nicht eyferſichtig. Die Weiber waͤren nicht herriſch/ und wuͤſten
zu ſchweigen. Die Bettler waͤren Arbeitſam/ und erfuͤlleten nicht die
Doͤrffer/ Flecken und Staͤdte mit unzehlichen Kindern. Die Muſi-
canten und Buchbinder waͤren nicht ſo naſſe Bruͤder und wendeten
alles an die naſſe Wahre. Die Apothecker verkaufften nicht quid pro
quo
Maͤuſedreck fuͤr guten Pfeffer. Die Handwercksleute ziehen die
Leute mit der Arbeit nicht 6. Wochen umb. Die Handelsleute waren
nicht ſo in Geitz erſoffen. Die Goldmacher ſchnitten nicht ſo mit dem
groſſen Meſſer. Die Richter lieſſen ſich nicht ſo greulich ſchmiren und
beſtechen. Der aber vermeinen wolte/ daß dieſe gute Sitten und Re-
geln uͤberall in Europa einzufuͤhren und in Schwang zu bringen
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Wenn
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[539/0581] Von der Einbildung. Was iſt ſich zu verwundern/ daß auch ehmalen des Bileams unvernuͤnfftige Eſelin die Warheit und zu des gemeinen Weſens Wolfahrt geredet habe. Die Griechen und Romaner haben vorzei- ten den Jovem, Martem, Mercurium fuͤr Goͤtter gehalten/ aber von der Opinion betrogen: Die Juden hingegen das allerverachteſte Volck/ haben eine andere Meynung gehabt/ und ſich wol darbey be- funden. Jch werde berichtet/ daß in Schlaraffen Land alle Dinge beſ- ſer ſtehen/ als in dem Paradiß vor dem Fall Adæ. Da die Sonatores, das iſt/ die Herren Richter uff der Pfaltz werden nicht genennet Se- natores ab aſſentiendo, daß ſie bloſſe Ja Herren ſeyn/ ſondern Verſtaͤndige/ und Verſchwiegene/ und nicht Waͤſcher und Plaude- rer. Die Herren vom Adel tapffer und Mannhafft/ nicht aber uffge- blaſen und hoffaͤrtig. Die Hoffſchrantzen nicht Fuchsſchwaͤntzer und Trunckenbolde. Die Herren Geiſtliche bekuͤmmern ſich nicht ſo ſehr umb den Zehenden/ denn umb den Martins-Groſchen/ kommen auch nicht zu andern per Genitivum und Dativum, das iſt durch Gifft/ Gaben und Schwaͤgerſchafft. Jhre Zuhoͤrer haben auffmerckende Ohren und nicht waͤſchhafftige Zungen. Die Herren Juriſten haͤtten Sorge fuͤr ihr Gewiſſen/ nicht aber fuͤr den Seckel/ wie der zu fuͤllen. Die Medici haͤtten der Patienten und Krancken Affecten und gute Wiſſenſchafft/ und waͤren nicht mißgoͤnſtig. Die Politici waͤren alle auffrichtige Leute und der groſſen Religion/ das iſt da nichts geglau- bet wird/ nicht zugethan. Die Philoſophi waͤren verſtaͤndig/ nicht aber ſtoltz und hochmuͤtig. Die Hiſtorienſchreiber vorſichtig/ nicht a- ber Fabel- und Waͤſchhafftig. Die Studenten leſen viel/ und ver- ſchwaͤtzten hingegen wenig. Die Unterthanen beteten fleiſſig fuͤr ihre Obrigkeit/ und kluͤgelten nicht alles ſo genau auß. Die Buͤrger laͤſter- ten nicht/ ſondern waͤren gehorſam. Der Bauersmann waͤre freund- lich/ und nicht treuloß. Die Ehemaͤnner gedultig gegen ihre Weiber/ und nicht eyferſichtig. Die Weiber waͤren nicht herriſch/ und wuͤſten zu ſchweigen. Die Bettler waͤren Arbeitſam/ und erfuͤlleten nicht die Doͤrffer/ Flecken und Staͤdte mit unzehlichen Kindern. Die Muſi- canten und Buchbinder waͤren nicht ſo naſſe Bruͤder und wendeten alles an die naſſe Wahre. Die Apothecker verkaufften nicht quid pro quo Maͤuſedreck fuͤr guten Pfeffer. Die Handwercksleute ziehen die Leute mit der Arbeit nicht 6. Wochen umb. Die Handelsleute waren nicht ſo in Geitz erſoffen. Die Goldmacher ſchnitten nicht ſo mit dem groſſen Meſſer. Die Richter lieſſen ſich nicht ſo greulich ſchmiren und beſtechen. Der aber vermeinen wolte/ daß dieſe gute Sitten und Re- geln uͤberall in Europa einzufuͤhren und in Schwang zu bringen waͤren/ der wird von der Opinion betrogen. Wenn

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/581>, abgerufen am 22.11.2024.