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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Die erbare Hure.
ihrem Leibe tragen/ und ein Leib mit der garstigen Frantzösischen Hu-
ren worden sind? Was sollen solche Leute dem gemeinen Nutzen zu gu-
te rahten/ weil ihr Hertz in aller Unreinigkeit ersoffen ist? wie sollen sie
andre regieren/ da sie ihre eigne Lüste nicht im Zaum halten/ oder be-
zwingen können.

Die Cretenser hatten den Brauch/ daß sie die Ehebrecher und
Hurer Ehrloß machten/ und zu keinem ehrlichen Ampt kommen lies-
sen/ wie AElianus var. Hist. l. 12. c. 12. bezeuget. Jch lobe darin die
Erbarkeit der Handwercksleute/ welche keinen in ihrer Gesellschafft
leiden/ welcher überzeuget ist/ daß er Hurerey oder Ehebruch began-
gen habe.

AElianus erzehlet unterschiedene Exempla wie auch die un-
vernünfftigen Thiere/ auß Antrieb der Natur/ die Unzucht hassen. Jch
wil nicht sagen/ was er von den Turteltauben erwehnet/ von den Ele-
fanten/ von dem Thierlein Porphyrio genant: Sondern es ist merck-
würdig/ was er von einer Störchin in Thessalia meldet/ welche gese-
hen/ daß die Frau im Hause mit dem Knechte offtmals zugehalten/
und solches offt getrieben: Als habe sie ihr endlich zur Straffe des Ehe-
bruchs mit jhrem Schnabel die Augen ausgestochen. ibid. lib. 8. c. 20.

Achtet jhr solches nicht/ jhr Gottlosen Hurer und Ehebrecher/ jhr
Huren und Ehebrecherinnen. So betrachtet doch/ wz Paulus 1. Cor.
6/15/16. saget: Wer huret/ der sündiget an seinem eigenen Leibe. Jhr
nemet Christo seine Glieder/ und machet Hurenglieder daraus/ und
werdet mit der Huren ein Leib: Euer Leib sol seyn ein Tempel des H.
Geistes; Warumb wollet ihr ein Hurenhauß darauß machen?
Euer Leib und Seele ist durch das Blut Jesu Christi theuer erkauft/
warum nun/ wollet jhr euren Leib um einer Hure willen dahin geben/
und den Leib zu der Hure/ die Seele aber zum Teufel in die Hölle legen?

Jch muß allhier erzehlen/ wie der Mann Gottes Lutherus seinen
Zorn und Eyfer über dieses Laster habe sehen lassen. Jch sehe in seinen
Tomis/ daß im 1543sten Jahr/ sich allerhand lose Huren und Weiber
nach Wittenberg begeben haben/ (gleich wie tzo solcher erbaren Da-
men viele in diesem Kriegeswesen sich von Altena und andern Orten/
nacher Hamburg begeben/) an die haben sich etliche Studenten ge-
hänget/ und sich den Huren Teufel verführen lassen.

Lutherus/ als er solches gehört/ hat in den Pfingstfeyrtagen ein Pa-
tent zu Wittenberg an das Bret/ daran sonst alle Disputationes ge-
schlagen werden/ anheften lassen/ und die Jugend ermahnet/ mit diesen
Worten: Es hat der Teusel durch unsers Glaubens sonderliche Fein-
de/ etliche Huren hieher geschickt/ die arme Jugend zuverderben/ dem
zuwider/ ist meine/ als eines alten Priesters/ an euch lieben Söhne
Väterliche Bitte/ jhr wollet ja gewißlich glauben/ daß der böse Geist
solche Huren alhero gesendet habe/ die da kräzig/ schäbig/ garstig/ stin-

kend

Die erbare Hure.
ihrem Leibe tragen/ und ein Leib mit der garſtigen Frantzoͤſiſchen Hu-
ren worden ſind? Was ſollen ſolche Leute dem gemeinen Nutzen zu gu-
te rahten/ weil ihr Hertz in aller Unreinigkeit erſoffen iſt? wie ſollen ſie
andre regieren/ da ſie ihre eigne Luͤſte nicht im Zaum halten/ oder be-
zwingen koͤnnen.

Die Cretenſer hatten den Brauch/ daß ſie die Ehebrecher und
Hurer Ehrloß machten/ und zu keinem ehrlichen Ampt kommen lieſ-
ſen/ wie Ælianus var. Hiſt. l. 12. c. 12. bezeuget. Jch lobe darin die
Erbarkeit der Handwercksleute/ welche keinen in ihrer Geſellſchafft
leiden/ welcher uͤberzeuget iſt/ daß er Hurerey oder Ehebruch began-
gen habe.

Ælianus erzehlet unterſchiedene Exempla wie auch die un-
vernuͤnfftigen Thiere/ auß Antrieb der Natuꝛ/ die Unzucht haſſen. Jch
wil nicht ſagen/ was er von den Turteltauben erwehnet/ von den Ele-
fanten/ von dem Thierlein Porphyrio genant: Sondern es iſt merck-
wuͤrdig/ was er von einer Stoͤrchin in Theſſalia meldet/ welche geſe-
hen/ daß die Frau im Hauſe mit dem Knechte offtmals zugehalten/
und ſolches offt getrieben: Als habe ſie ihr endlich zur Straffe des Ehe-
bruchs mit jhrem Schnabel die Augen ausgeſtochen. ibid. lib. 8. c. 20.

Achtet jhr ſolches nicht/ jhr Gottloſen Hurer und Ehebrecher/ jhr
Huren und Ehebrecherinnen. So betrachtet doch/ wz Paulus 1. Cor.
6/15/16. ſaget: Wer huret/ der ſuͤndiget an ſeinem eigenen Leibe. Jhr
nemet Chriſto ſeine Glieder/ und machet Hurenglieder daraus/ und
werdet mit der Huren ein Leib: Euer Leib ſol ſeyn ein Tempel des H.
Geiſtes; Warumb wollet ihr ein Hurenhauß darauß machen?
Euer Leib und Seele iſt durch das Blut Jeſu Chriſti theuer erkauft/
warum nun/ wollet jhr euren Leib um einer Hure willen dahin geben/
und den Leib zu der Hure/ die Seele aber zum Teufel in die Hoͤlle legẽ?

Jch muß allhier erzehlen/ wie der Mann Gottes Lutherus ſeinen
Zorn und Eyfer uͤber dieſes Laſter habe ſehen laſſen. Jch ſehe in ſeinen
Tomis/ daß im 1543ſten Jahr/ ſich allerhand loſe Huren und Weiber
nach Wittenberg begeben haben/ (gleich wie tzo ſolcher erbaren Da-
men viele in dieſem Kriegesweſen ſich von Altena und andern Orten/
nacher Hamburg begeben/) an die haben ſich etliche Studenten ge-
haͤnget/ und ſich den Huren Teufel verfuͤhren laſſen.

Lutherus/ als er ſolches gehoͤrt/ hat in den Pfingſtfeyrtagen ein Pa-
tent zu Wittenberg an das Bret/ daran ſonſt alle Diſputationes ge-
ſchlagen werden/ anheften laſſen/ und die Jugend ermahnet/ mit dieſen
Worten: Es hat der Teuſel durch unſers Glaubens ſonderliche Fein-
de/ etliche Huren hieher geſchickt/ die arme Jugend zuverderben/ dem
zuwider/ iſt meine/ als eines alten Prieſters/ an euch lieben Soͤhne
Vaͤterliche Bitte/ jhr wollet ja gewißlich glauben/ daß der boͤſe Geiſt
ſolche Huren alhero geſendet habe/ die da kraͤzig/ ſchaͤbig/ garſtig/ ſtin-

kend
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[518/0560] Die erbare Hure. ihrem Leibe tragen/ und ein Leib mit der garſtigen Frantzoͤſiſchen Hu- ren worden ſind? Was ſollen ſolche Leute dem gemeinen Nutzen zu gu- te rahten/ weil ihr Hertz in aller Unreinigkeit erſoffen iſt? wie ſollen ſie andre regieren/ da ſie ihre eigne Luͤſte nicht im Zaum halten/ oder be- zwingen koͤnnen. Die Cretenſer hatten den Brauch/ daß ſie die Ehebrecher und Hurer Ehrloß machten/ und zu keinem ehrlichen Ampt kommen lieſ- ſen/ wie Ælianus var. Hiſt. l. 12. c. 12. bezeuget. Jch lobe darin die Erbarkeit der Handwercksleute/ welche keinen in ihrer Geſellſchafft leiden/ welcher uͤberzeuget iſt/ daß er Hurerey oder Ehebruch began- gen habe. Ælianus erzehlet unterſchiedene Exempla wie auch die un- vernuͤnfftigen Thiere/ auß Antrieb der Natuꝛ/ die Unzucht haſſen. Jch wil nicht ſagen/ was er von den Turteltauben erwehnet/ von den Ele- fanten/ von dem Thierlein Porphyrio genant: Sondern es iſt merck- wuͤrdig/ was er von einer Stoͤrchin in Theſſalia meldet/ welche geſe- hen/ daß die Frau im Hauſe mit dem Knechte offtmals zugehalten/ und ſolches offt getrieben: Als habe ſie ihr endlich zur Straffe des Ehe- bruchs mit jhrem Schnabel die Augen ausgeſtochen. ibid. lib. 8. c. 20. Achtet jhr ſolches nicht/ jhr Gottloſen Hurer und Ehebrecher/ jhr Huren und Ehebrecherinnen. So betrachtet doch/ wz Paulus 1. Cor. 6/15/16. ſaget: Wer huret/ der ſuͤndiget an ſeinem eigenen Leibe. Jhr nemet Chriſto ſeine Glieder/ und machet Hurenglieder daraus/ und werdet mit der Huren ein Leib: Euer Leib ſol ſeyn ein Tempel des H. Geiſtes; Warumb wollet ihr ein Hurenhauß darauß machen? Euer Leib und Seele iſt durch das Blut Jeſu Chriſti theuer erkauft/ warum nun/ wollet jhr euren Leib um einer Hure willen dahin geben/ und den Leib zu der Hure/ die Seele aber zum Teufel in die Hoͤlle legẽ? Jch muß allhier erzehlen/ wie der Mann Gottes Lutherus ſeinen Zorn und Eyfer uͤber dieſes Laſter habe ſehen laſſen. Jch ſehe in ſeinen Tomis/ daß im 1543ſten Jahr/ ſich allerhand loſe Huren und Weiber nach Wittenberg begeben haben/ (gleich wie tzo ſolcher erbaren Da- men viele in dieſem Kriegesweſen ſich von Altena und andern Orten/ nacher Hamburg begeben/) an die haben ſich etliche Studenten ge- haͤnget/ und ſich den Huren Teufel verfuͤhren laſſen. Lutherus/ als er ſolches gehoͤrt/ hat in den Pfingſtfeyrtagen ein Pa- tent zu Wittenberg an das Bret/ daran ſonſt alle Diſputationes ge- ſchlagen werden/ anheften laſſen/ und die Jugend ermahnet/ mit dieſen Worten: Es hat der Teuſel durch unſers Glaubens ſonderliche Fein- de/ etliche Huren hieher geſchickt/ die arme Jugend zuverderben/ dem zuwider/ iſt meine/ als eines alten Prieſters/ an euch lieben Soͤhne Vaͤterliche Bitte/ jhr wollet ja gewißlich glauben/ daß der boͤſe Geiſt ſolche Huren alhero geſendet habe/ die da kraͤzig/ ſchaͤbig/ garſtig/ ſtin- kend

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/560>, abgerufen am 22.11.2024.