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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Die Krancken Wärterin.
keinen Mangel am Brodt/ und werdet offtmals besser gespeiset als der
grosse Wunderprophet Elias/ unter dem Wacholderbaum/ und der
hocherleuchtete Prophet Daniel in der Löwengrube. Jhr werdet
besser tractiret als der Apostel Paulus/ das außerwehlte Rüstzeug
Gottes/ welcher seinen Corinthiern klagt und sagt/ biß auff diesen
Tag leiden wir Hunger und Durst/ seynd nackend/ und werden ge-
schlagen/ und haben keine gewisse Stett. Dancket davor dem lieben
Gott/ und sehet/ daß ihr vor allen Dingen werdet an euren Seelen
reich/ so habt ihr gnug hie und dort ewiglich. Gott wird noch offt
ein barmhertziges Hündlein erwecken/ welches eure Schweren lecken/
und eure Schmertzen lindern wird/ wie dem armen Lazaro. Jhr wer-
det erfahren/ daß die Natur sich zu euren Diensten umbwenden wer-
de/ und daß euch ein kalter Trunck Wasser besser bekommen werde/
als einem andern eine köstliche Artzney und Hertzstärckung auß der
Apoteck. Die heilige Engel werden euch dienen und auffwarten/ und
werden dermaleins eure Seelen tragen in Abrahams Schoß. Da
werdet ihr sein Christi Miterben. Und ich halte dafür daß dieser Zeit
Leiden nicht werth sey der Herrligkeit die alsdann an uns sol offenba-
ret werden. Drumb seyd nur guts Muths/ und sagt bey dem Anfang
dieses Jahrs:

JEsulein du bringest allen/
Freude mit auß deinem Thron/
Als ein reicher Gottes Sohn/
Laß uns bald von hinnen wallen/
Daß wir mit der Engelschar:
Loben dich viel tausend Jahr.


An den Leser.

HOchgeliebter und geehrter Leser! Man sagt/ daß als der gott-
lose und Weltweise Florentiner, Nicolaus Machiavellus
auff dem Todtbette gelegen habe/ da sey ein einfältiger guther-
tziger Mönch zu ihm kommen/ und habe ihn ermahnet/ daß er seine ar-
me Seele bedencken/ sich zu einem seligen Abscheid bereiten solle/ da-
mit er nach diesem Leben eine Stelle im Himmel unter den außerwehl-
ten Kindern Gottes haben/ und in Ewigkeit besitzen könne. Da habe
Machiavellus geantwortet? Mein lieber Herr Pater, was sind das
vor Leute/ welche in den Himmel kommen? Der Mönch habe geant-
wortet/ es sind die geistlich Armen/ die welche da Leyd tragen/ und in
der Welt betrübt gewesen sind/ die Sanfftmütigen/ die welche hun-
gert und dürstet nach der Gerechtigkeit/ die Barmhertzige/ die welche
reines Hertzen sind/ die Friedfertigen/ die welche umb Gerechtigkeit

willen

Die Krancken Waͤrterin.
keinen Mangel am Brodt/ und werdet offtmals beſſer geſpeiſet als der
groſſe Wunderprophet Elias/ unter dem Wacholderbaum/ und der
hocherleuchtete Prophet Daniel in der Loͤwengrube. Jhr werdet
beſſer tractiret als der Apoſtel Paulus/ das außerwehlte Ruͤſtzeug
Gottes/ welcher ſeinen Corinthiern klagt und ſagt/ biß auff dieſen
Tag leiden wir Hunger und Durſt/ ſeynd nackend/ und werden ge-
ſchlagen/ und haben keine gewiſſe Stett. Dancket davor dem lieben
Gott/ und ſehet/ daß ihr vor allen Dingen werdet an euren Seelen
reich/ ſo habt ihr gnug hie und dort ewiglich. Gott wird noch offt
ein barmhertziges Huͤndlein erwecken/ welches eure Schweren lecken/
und eure Schmertzen lindern wird/ wie dem armen Lazaro. Jhr wer-
det erfahren/ daß die Natur ſich zu euren Dienſten umbwenden wer-
de/ und daß euch ein kalter Trunck Waſſer beſſer bekommen werde/
als einem andern eine koͤſtliche Artzney und Hertzſtaͤrckung auß der
Apoteck. Die heilige Engel werden euch dienen und auffwarten/ und
werden dermaleins eure Seelen tragen in Abrahams Schoß. Da
werdet ihr ſein Chriſti Miterben. Und ich halte dafuͤr daß dieſer Zeit
Leiden nicht werth ſey der Herrligkeit die alsdann an uns ſol offenba-
ret werden. Drumb ſeyd nur guts Muths/ und ſagt bey dem Anfang
dieſes Jahrs:

JEſulein du bringeſt allen/
Freude mit auß deinem Thron/
Als ein reicher Gottes Sohn/
Laß uns bald von hinnen wallen/
Daß wir mit der Engelſchar:
Loben dich viel tauſend Jahr.


An den Leſer.

HOchgeliebter und geehrter Leſer! Man ſagt/ daß als der gott-
loſe und Weltweiſe Florentiner, Nicolaus Machiavellus
auff dem Todtbette gelegen habe/ da ſey ein einfaͤltiger guther-
tziger Moͤnch zu ihm kommen/ und habe ihn ermahnet/ daß er ſeine ar-
me Seele bedencken/ ſich zu einem ſeligen Abſcheid bereiten ſolle/ da-
mit er nach dieſem Leben eine Stelle im Himmel unter den außerwehl-
ten Kindern Gottes haben/ und in Ewigkeit beſitzen koͤnne. Da habe
Machiavellus geantwortet? Mein lieber Herr Pater, was ſind das
vor Leute/ welche in den Himmel kommen? Der Moͤnch habe geant-
wortet/ es ſind die geiſtlich Armen/ die welche da Leyd tragen/ und in
der Welt betruͤbt geweſen ſind/ die Sanfftmuͤtigen/ die welche hun-
gert und duͤrſtet nach der Gerechtigkeit/ die Barmhertzige/ die welche
reines Hertzen ſind/ die Friedfertigen/ die welche umb Gerechtigkeit

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[426/0468] Die Krancken Waͤrterin. keinen Mangel am Brodt/ und werdet offtmals beſſer geſpeiſet als der groſſe Wunderprophet Elias/ unter dem Wacholderbaum/ und der hocherleuchtete Prophet Daniel in der Loͤwengrube. Jhr werdet beſſer tractiret als der Apoſtel Paulus/ das außerwehlte Ruͤſtzeug Gottes/ welcher ſeinen Corinthiern klagt und ſagt/ biß auff dieſen Tag leiden wir Hunger und Durſt/ ſeynd nackend/ und werden ge- ſchlagen/ und haben keine gewiſſe Stett. Dancket davor dem lieben Gott/ und ſehet/ daß ihr vor allen Dingen werdet an euren Seelen reich/ ſo habt ihr gnug hie und dort ewiglich. Gott wird noch offt ein barmhertziges Huͤndlein erwecken/ welches eure Schweren lecken/ und eure Schmertzen lindern wird/ wie dem armen Lazaro. Jhr wer- det erfahren/ daß die Natur ſich zu euren Dienſten umbwenden wer- de/ und daß euch ein kalter Trunck Waſſer beſſer bekommen werde/ als einem andern eine koͤſtliche Artzney und Hertzſtaͤrckung auß der Apoteck. Die heilige Engel werden euch dienen und auffwarten/ und werden dermaleins eure Seelen tragen in Abrahams Schoß. Da werdet ihr ſein Chriſti Miterben. Und ich halte dafuͤr daß dieſer Zeit Leiden nicht werth ſey der Herrligkeit die alsdann an uns ſol offenba- ret werden. Drumb ſeyd nur guts Muths/ und ſagt bey dem Anfang dieſes Jahrs: JEſulein du bringeſt allen/ Freude mit auß deinem Thron/ Als ein reicher Gottes Sohn/ Laß uns bald von hinnen wallen/ Daß wir mit der Engelſchar: Loben dich viel tauſend Jahr. An den Leſer. HOchgeliebter und geehrter Leſer! Man ſagt/ daß als der gott- loſe und Weltweiſe Florentiner, Nicolaus Machiavellus auff dem Todtbette gelegen habe/ da ſey ein einfaͤltiger guther- tziger Moͤnch zu ihm kommen/ und habe ihn ermahnet/ daß er ſeine ar- me Seele bedencken/ ſich zu einem ſeligen Abſcheid bereiten ſolle/ da- mit er nach dieſem Leben eine Stelle im Himmel unter den außerwehl- ten Kindern Gottes haben/ und in Ewigkeit beſitzen koͤnne. Da habe Machiavellus geantwortet? Mein lieber Herr Pater, was ſind das vor Leute/ welche in den Himmel kommen? Der Moͤnch habe geant- wortet/ es ſind die geiſtlich Armen/ die welche da Leyd tragen/ und in der Welt betruͤbt geweſen ſind/ die Sanfftmuͤtigen/ die welche hun- gert und duͤrſtet nach der Gerechtigkeit/ die Barmhertzige/ die welche reines Hertzen ſind/ die Friedfertigen/ die welche umb Gerechtigkeit willen

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/468>, abgerufen am 22.11.2024.