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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
men/ erkennet/ daß der Lentz da seye/ und die Blüten die Früchte brin-
gen. Also kan man auch von der Frauen Sitten/ auß den Mägden
urtheilen. Die alte Deutsche sagten/ Das Wetter kennet man
beym Wind/ den Vater beym Kind/ die Herrschafft beym
Gesind.
Zum andern sollen sie sich auff Knecht und Mägd nicht
zu sehr verlässen in der Haußhaltung. Trau zu viel reit das Pferd
weg. Ein treuer Knecht/ eine treue Magd kan verführt werden/ wann
ihnen zu viel getrauet wird. Jener Theologus sagte.

Die Frau muß selber sein die Magd/
Wil sie im Hause schaffen Rath.

Zum dritten/ müssen auch Herren und Frauen sehen/ daß sie ihren
Knechten und Mägden nicht Ursach geben zu Sünden oder sie dazu
reitzen. Eine Schand ist es/ wann der Haußvater sich umb der
Mägde Bett finden lässt. Die Frau muß auch sehen daß sie nicht mit
vorbewust der Magd/ den Mann betriege. Dann das Gesind lernet
es bald/ und weiß die krumme Stück hernach zugebrauchen. Wann
nun Frau und Magd/ eine wie die andere gottlose sind/ so soll es auch
der Frauen wie der Magd ergehen/ wie Gott durch den Propheten
Esaiam gedrohet hat. Als Antenor noch also redete/ sagte Eu-
lalia:
Lieber Antenor/ Jch bute dich/ thue mir den Willen und
Gefallen/ den Paulus Lydiä der Purpurkrämerin erzeigte/ als ihr
der HErr das Hertz auffthät/ daß sie auff seine Predigt achtung gab/
Act. 16. v. 15. Wir wollen dich nicht tractiren wie die Philippenser
Paulum tractirten/ als er einen unsaubern Geist von einer Magd auß-
triebe. Act. 16. v. 22. 23. Antenor danckte ihr freundlich/ und sagte/
daß er eine nothwendige Arbeit vorhabe/ umb welcher willen er die
gantze Nacht über nicht schlaffen wolle. Wünschte Philemon und
Eulalia eine glückselige Zeit/ und hatte also dieses Gespräch
ein E N D E.



An alle fromme Diener und
Mägde.

JHr lieben Leut. Wann ich ein Fenster auff meiner
Brust hätte/ würdet ihr sehen/ daß ich es nicht anders mit
euch meine/ als ein treuer Vater mit seinen Kindern. Jch
bitte euch leset fleissig was der Hochgelährte und geistreiche Diener

Gottes

Sieben boͤſe Geiſter.
men/ erkennet/ daß der Lentz da ſeye/ und die Bluͤten die Fruͤchte brin-
gen. Alſo kan man auch von der Frauen Sitten/ auß den Maͤgden
urtheilen. Die alte Deutſche ſagten/ Das Wetter kennet man
beym Wind/ den Vater beym Kind/ die Herꝛſchafft beym
Geſind.
Zum andern ſollen ſie ſich auff Knecht und Maͤgd nicht
zu ſehr verlaͤſſen in der Haußhaltung. Trau zu viel reit das Pferd
weg. Ein treuer Knecht/ eine treue Magd kan verfuͤhrt werden/ wann
ihnen zu viel getrauet wird. Jener Theologus ſagte.

Die Frau muß ſelber ſein die Magd/
Wil ſie im Hauſe ſchaffen Rath.

Zum dritten/ muͤſſen auch Herꝛen und Frauen ſehen/ daß ſie ihren
Knechten und Maͤgden nicht Urſach geben zu Suͤnden oder ſie dazu
reitzen. Eine Schand iſt es/ wann der Haußvater ſich umb der
Maͤgde Bett finden laͤſſt. Die Frau muß auch ſehen daß ſie nicht mit
vorbewuſt der Magd/ den Mann betriege. Dann das Geſind lernet
es bald/ und weiß die krumme Stuͤck hernach zugebrauchen. Wann
nun Frau und Magd/ eine wie die andere gottloſe ſind/ ſo ſoll es auch
der Frauen wie der Magd ergehen/ wie Gott durch den Propheten
Eſaiam gedrohet hat. Als Antenor noch alſo redete/ ſagte Eu-
lalia:
Lieber Antenor/ Jch bute dich/ thue mir den Willen und
Gefallen/ den Paulus Lydiaͤ der Purpurkraͤmerin erzeigte/ als ihr
der HErꝛ das Hertz auffthaͤt/ daß ſie auff ſeine Predigt achtung gab/
Act. 16. v. 15. Wir wollen dich nicht tractiren wie die Philippenſer
Paulum tractirten/ als er einẽ unſaubern Geiſt von einer Magd auß-
triebe. Act. 16. v. 22. 23. Antenor danckte ihr freundlich/ und ſagte/
daß er eine nothwendige Arbeit vorhabe/ umb welcher willen er die
gantze Nacht uͤber nicht ſchlaffen wolle. Wuͤnſchte Philemon und
Eulalia eine gluͤckſelige Zeit/ und hatte alſo dieſes Geſpraͤch
ein E N D E.



An alle fromme Diener und
Maͤgde.

JHr lieben Leut. Wann ich ein Fenſter auff meiner
Bruſt haͤtte/ wuͤrdet ihr ſehen/ daß ich es nicht anders mit
euch meine/ als ein treuer Vater mit ſeinen Kindern. Jch
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Gottes
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[358/0400] Sieben boͤſe Geiſter. men/ erkennet/ daß der Lentz da ſeye/ und die Bluͤten die Fruͤchte brin- gen. Alſo kan man auch von der Frauen Sitten/ auß den Maͤgden urtheilen. Die alte Deutſche ſagten/ Das Wetter kennet man beym Wind/ den Vater beym Kind/ die Herꝛſchafft beym Geſind. Zum andern ſollen ſie ſich auff Knecht und Maͤgd nicht zu ſehr verlaͤſſen in der Haußhaltung. Trau zu viel reit das Pferd weg. Ein treuer Knecht/ eine treue Magd kan verfuͤhrt werden/ wann ihnen zu viel getrauet wird. Jener Theologus ſagte. Die Frau muß ſelber ſein die Magd/ Wil ſie im Hauſe ſchaffen Rath. Zum dritten/ muͤſſen auch Herꝛen und Frauen ſehen/ daß ſie ihren Knechten und Maͤgden nicht Urſach geben zu Suͤnden oder ſie dazu reitzen. Eine Schand iſt es/ wann der Haußvater ſich umb der Maͤgde Bett finden laͤſſt. Die Frau muß auch ſehen daß ſie nicht mit vorbewuſt der Magd/ den Mann betriege. Dann das Geſind lernet es bald/ und weiß die krumme Stuͤck hernach zugebrauchen. Wann nun Frau und Magd/ eine wie die andere gottloſe ſind/ ſo ſoll es auch der Frauen wie der Magd ergehen/ wie Gott durch den Propheten Eſaiam gedrohet hat. Als Antenor noch alſo redete/ ſagte Eu- lalia: Lieber Antenor/ Jch bute dich/ thue mir den Willen und Gefallen/ den Paulus Lydiaͤ der Purpurkraͤmerin erzeigte/ als ihr der HErꝛ das Hertz auffthaͤt/ daß ſie auff ſeine Predigt achtung gab/ Act. 16. v. 15. Wir wollen dich nicht tractiren wie die Philippenſer Paulum tractirten/ als er einẽ unſaubern Geiſt von einer Magd auß- triebe. Act. 16. v. 22. 23. Antenor danckte ihr freundlich/ und ſagte/ daß er eine nothwendige Arbeit vorhabe/ umb welcher willen er die gantze Nacht uͤber nicht ſchlaffen wolle. Wuͤnſchte Philemon und Eulalia eine gluͤckſelige Zeit/ und hatte alſo dieſes Geſpraͤch ein E N D E. An alle fromme Diener und Maͤgde. JHr lieben Leut. Wann ich ein Fenſter auff meiner Bruſt haͤtte/ wuͤrdet ihr ſehen/ daß ich es nicht anders mit euch meine/ als ein treuer Vater mit ſeinen Kindern. Jch bitte euch leſet fleiſſig was der Hochgelaͤhrte und geiſtreiche Diener Gottes

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/400>, abgerufen am 22.11.2024.