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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
und Procuratores euch die Ohren voll schreyen/ von euer gerechten
Sache/ das last euch nicht wunder nehmen. Kennet ihr auch die Pseu-
dojuristen?
Jch rede nicht von gewissenhafften grundgelehrten Leu-
ten/ sondern von Rabulis und gemeinen Zungendräschern/ die sich
nur von anderer Leute Zanck und Hader ernehren/ und offt weder
Wissen oder Gewissen haben. Mancher unter ihnen (sie thun es nicht
alle) nimbt eine Gans/ und hilfft einem ein gantz Hauß aufffressen.
Wenn ich eine Rechtssache hätte umb ein Hun/ ich wolte ein Ey neh-
men und den Handel lassen geschlichtet seyn. Der hochgelahrte und
sinnreiche Schalck/ Frantz Rablais, vergleichet die Rechts-Proceß
mit dem Würffelspiel/ und sagt/ daß der Außgang einer schwebenden
Rechtssache/ ja so ungewiß sey/ als eines solchen Glückspiels. Dann
obschon die Sache gut sey/ könne sie vernachtheilet werden/
durch die so darin handeln/ als Schreiber/ Advocaten, Procurato-
res.
Unterweilen mangelt es auch an dem Richter. Drumb meynet
Rablais man solle würffeln umb das darumb man rechtet/ so werde
man mit geringer Mühe davon kommen/ und ja so gut Recht erlan-
gen/ als von und durch solche unterweilens ungerechte Leute. Jch
bitte euch ihr wollet auffschlagen die Arg. Barclaji, und lesen den schö-
nen Discurs welcher im dritten Buch vom 417. biß ans 424. Blat/
bey dem König Meleandro, auff Bitt der Landstände in Sicilia/
von diesen Jurgiorum Praeceptoribus führet/ der tapffere Lydische
Edelmann Ibburranes. Er zweiffelt ob der Krieg/ welchen der König
gestillet/ dem Königreich Siciliae mehr Schaden gethan hab/ als alle
diese in Friedens-Zeiten? Dann sagt er/ Unde tanta illa gens vivit,
nisi ex injuria populi, ex clade & sanguine miserorum?
Jch
wil seine Wort jetzo nicht hieher ziehen/ und gleichsam zu eigen ma-
chen. Sondern bitte euch/ wann ihr einmal die Zeit vertreiben wolt/
ihr wollet den Barclajum selbst lesen. Wie offt ist auff Reichstägen/
von dem langwürigen und gleichsam unsterblichen Rechts-Proces-
sen
geklaget worden? Edler Lucidor, ihr wisset in was grosser Ver-
trauligkeit und Freundschafft/ euer und euers Widerpartes Eltern
und Voreltern gelebet haben. Diese Freundschafft solte billich erblich/
die Feindschafft aber sterblich seyn. Jhr aber wolt/ daß die Freund-
schafft sterblich/ und die Uneinigkeit unsterblich sey. Was suchet ihr
doch damit? Wer weiß ob ihr erlebet/ daß dieser Rechts-Proceß zu
Ende komme? Und wann ihr es schon erlebet/ und mit vielem spendi-
ren einen Rechtsspruch erlanget/ so frag ich was noch für ein weiter
Weg sey/ von dem Urtheil biß zur execution? Das/ was euer Wi-
derpart suchet/ wollet ihr ihm nicht geben. Jhr gebts aber den Advo-
caten
und Procuratoren. Jhr supplicirt, ihr replicirt, ihr appel-
lirt,
ihr machet es eben wie das Weib vor dem Thron Salomons/

welche

Der rachgierige
und Procuratores euch die Ohren voll ſchreyen/ von euer gerechten
Sache/ das laſt euch nicht wunder nehmen. Kennet ihr auch die Pſeu-
dojuriſten?
Jch rede nicht von gewiſſenhafften grundgelehrten Leu-
ten/ ſondern von Rabulis und gemeinen Zungendraͤſchern/ die ſich
nur von anderer Leute Zanck und Hader ernehren/ und offt weder
Wiſſen oder Gewiſſen haben. Mancher unter ihnen (ſie thun es nicht
alle) nimbt eine Gans/ und hilfft einem ein gantz Hauß aufffreſſen.
Wenn ich eine Rechtsſache haͤtte umb ein Hun/ ich wolte ein Ey neh-
men und den Handel laſſen geſchlichtet ſeyn. Der hochgelahrte und
ſinnreiche Schalck/ Frantz Rablais, vergleichet die Rechts-Proceß
mit dem Wuͤrffelſpiel/ und ſagt/ daß der Außgang einer ſchwebenden
Rechtsſache/ ja ſo ungewiß ſey/ als eines ſolchen Gluͤckſpiels. Dann
obſchon die Sache gut ſey/ koͤnne ſie vernachtheilet werden/
durch die ſo darin handeln/ als Schreiber/ Advocaten, Procurato-
res.
Unterweilen mangelt es auch an dem Richter. Drumb meynet
Rablais man ſolle wuͤrffeln umb das darumb man rechtet/ ſo werde
man mit geringer Muͤhe davon kommen/ und ja ſo gut Recht erlan-
gen/ als von und durch ſolche unterweilens ungerechte Leute. Jch
bitte euch ihr wollet auffſchlagen die Arg. Barclaji, und leſen den ſchoͤ-
nen Diſcurs welcher im dritten Buch vom 417. biß ans 424. Blat/
bey dem Koͤnig Meleandro, auff Bitt der Landſtaͤnde in Sicilia/
von dieſen Jurgiorum Præceptoribus fuͤhret/ der tapffere Lydiſche
Edelmann Ibburranes. Er zweiffelt ob der Krieg/ welchen der Koͤnig
geſtillet/ dem Koͤnigreich Siciliæ mehr Schaden gethan hab/ als alle
dieſe in Friedens-Zeiten? Dann ſagt er/ Unde tanta illa gens vivit,
niſi ex injuria populi, ex clade & ſanguine miſerorum?
Jch
wil ſeine Wort jetzo nicht hieher ziehen/ und gleichſam zu eigen ma-
chen. Sondern bitte euch/ wann ihr einmal die Zeit vertreiben wolt/
ihr wollet den Barclajum ſelbſt leſen. Wie offt iſt auff Reichstaͤgen/
von dem langwuͤrigen und gleichſam unſterblichen Rechts-Proceſ-
ſen
geklaget worden? Edler Lucidor, ihr wiſſet in was groſſer Ver-
trauligkeit und Freundſchafft/ euer und euers Widerpartes Eltern
und Voreltern gelebet haben. Dieſe Freundſchafft ſolte billich erblich/
die Feindſchafft aber ſterblich ſeyn. Jhr aber wolt/ daß die Freund-
ſchafft ſterblich/ und die Uneinigkeit unſterblich ſey. Was ſuchet ihr
doch damit? Wer weiß ob ihr erlebet/ daß dieſer Rechts-Proceß zu
Ende komme? Und wann ihr es ſchon erlebet/ und mit vielem ſpendi-
ren einen Rechtsſpruch erlanget/ ſo frag ich was noch fuͤr ein weiter
Weg ſey/ von dem Urtheil biß zur execution? Das/ was euer Wi-
derpart ſuchet/ wollet ihr ihm nicht geben. Jhr gebts aber den Advo-
caten
und Procuratoren. Jhr ſupplicirt, ihr replicirt, ihr appel-
lirt,
ihr machet es eben wie das Weib vor dem Thron Salomons/

welche
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/342>, abgerufen am 25.11.2024.