Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Gedenck daran wirst wo es herkomme. Zum vierdten nimb am Sontage deinen Ca-rechismum vor dich/ und betrachte die heilige Tauffe. Gedenck was du für einen Bund in der heiligen Tauffe mit Gott geschlossen habest/ und sage/ mit Leib und Seele mein/ wil ich Gott Vater/ Gott Sohn/ Gott heiliger Geist ewiglich dein eigen seyn. Gedenck wie da bey der Tauffe dein Gefatter oder Tauff-Path in deinem Namen so theur versprochen/ daß du widersagest dem Teuffel/ seinen Wercken/ Wesen und Willen/ du glaubest an Gott Vater/ Sohn und heiligen Geist etc. Denck daß bey deiner Tauffe die heilige hochgelobte Dreyfaltigkeit selbst gegenwertig ist/ und daß dir gleichsam zum Tauffpfennig ge- schenckt und verehret sey/ die Liebe Gottes deß Vaters/ die brüderliche Treu Jesu Christi/ und die Gnade deß heiligen Geistes. Daran ge- denck so offt du siehest Kinder tauffen/ und mache es nicht wie unsere Hamburger/ wann da auff den Sontag Kinder zur Tauff getragen werden/ so stehet etwa eine alte Kuplerin/ und bescheidet eine Magd daß sie auff den Abend an den und den Ort kommen wolle. Dort stehet in der Kirchen ein junger Narr/ und wil sehen wer zu Gefattern ste- he/ ob auch Jungfern dabey seyn? Wer unten oder obenan stehe? Summa/ es ist eine Schande vor Gott und allen ehrlichen Menschen/ was offtmals für Uppigkeit getrieben werden in dieser Kirchen/ von Jungen und Alten/ Kindern und Gesinde/ unter der Zeit wann Kin- der im Namen Gottes deß Vaters/ deß Sohns/ und deß heiligen Geistes getaufft werden. Wann du aber ein rechtschaffener Christ bist/ und kombst am Sontag in die Kirche/ und siehest daß die heilige Tauffe verrichtet werde/ so wohne diesem heiligen Werck mit grosser Ehrerbietung bey/ dancke dem lieben Gott/ daß Er dich dieser grossen Gnade auch theilhafftig gemacht/ und dich durch die heilige Tauffe zu seinem Kind angenommen habe. Dencke wie viel hundert tausend Menschen in Asia/ in Africa/ in America seyn/ die nicht glauben und nicht getaufft sind/ und in ihrem Unglauben dahin fallen/ und ohne Tauffe sterben/ und in alle ewige Ewigkeit verloren und verdammt bleiben. Zum fünfften nimb am Sontage deinen Catechismum vor dich/ da wirst du sehen daß gehandelt werde von der Beicht und Ab- solution. So betrachte nun was du in voriger Woche begangen ha- best/ damit du das höllische Feuer verdienet? Laß dir demnach den Sontag seyn einen Versöhntag. Bitte Gott umb Verzeihung. Schla- ge mit dem bußfertigen Zöllner an deine Brust/ und sage: GOtt sey mir Sünder gnädig. Zum sechsten nimb deinen Catechismum vor dich/ da wirst du finden daß gehandelt werde von dem heiligen Abend- mal/ da dich der Sohn Gottes speiset und träncket mit seinem Leib und Blut/ und hat also sein Fleisch und Blut in dein Fleisch und Blut gelegt/ mit allen Wolthaten die Er dir durch sein bitter Leyden und Sterben
Gedenck daran wirſt wo es herkomme. Zum vierdten nimb am Sontage deinen Ca-rechiſmum vor dich/ und betrachte die heilige Tauffe. Gedenck was du fuͤr einen Bund in der heiligen Tauffe mit Gott geſchloſſen habeſt/ und ſage/ mit Leib und Seele mein/ wil ich Gott Vater/ Gott Sohn/ Gott heiliger Geiſt ewiglich dein eigen ſeyn. Gedenck wie da bey der Tauffe dein Gefatter oder Tauff-Path in deinem Namen ſo theur verſprochen/ daß du widerſageſt dem Teuffel/ ſeinen Wercken/ Weſen und Willen/ du glaubeſt an Gott Vater/ Sohn und heiligen Geiſt ꝛc. Denck daß bey deiner Tauffe die heilige hochgelobte Dreyfaltigkeit ſelbſt gegenwertig iſt/ und daß dir gleichſam zum Tauffpfennig ge- ſchenckt und verehret ſey/ die Liebe Gottes deß Vaters/ die bruͤderliche Treu Jeſu Chriſti/ und die Gnade deß heiligen Geiſtes. Daran ge- denck ſo offt du ſieheſt Kinder tauffen/ und mache es nicht wie unſere Hamburger/ wann da auff den Sontag Kinder zur Tauff getragen werden/ ſo ſtehet etwa eine alte Kuplerin/ und beſcheidet eine Magd daß ſie auff den Abend an den und den Ort kommen wolle. Dort ſtehet in der Kirchen ein junger Narr/ und wil ſehen wer zu Gefattern ſte- he/ ob auch Jungfern dabey ſeyn? Wer unten oder obenan ſtehe? Summa/ es iſt eine Schande vor Gott und allen ehrlichen Menſchẽ/ was offtmals fuͤr Uppigkeit getrieben werden in dieſer Kirchen/ von Jungen und Alten/ Kindern und Geſinde/ unter der Zeit wann Kin- der im Namen Gottes deß Vaters/ deß Sohns/ und deß heiligen Geiſtes getaufft werden. Wann du aber ein rechtſchaffener Chriſt biſt/ und kombſt am Sontag in die Kirche/ und ſieheſt daß die heilige Tauffe verrichtet werde/ ſo wohne dieſem heiligen Werck mit groſſer Ehrerbietung bey/ dancke dem lieben Gott/ daß Er dich dieſer groſſen Gnade auch theilhafftig gemacht/ und dich durch die heilige Tauffe zu ſeinem Kind angenommen habe. Dencke wie viel hundert tauſend Menſchen in Aſia/ in Africa/ in America ſeyn/ die nicht glauben und nicht getaufft ſind/ und in ihrem Unglauben dahin fallen/ und ohne Tauffe ſterben/ und in alle ewige Ewigkeit verloren und verdammt bleiben. Zum fuͤnfften nimb am Sontage deinen Catechiſmum vor dich/ da wirſt du ſehen daß gehandelt werde von der Beicht und Ab- ſolution. So betrachte nun was du in voriger Woche begangen ha- beſt/ damit du das hoͤlliſche Feuer verdienet? Laß dir demnach den Sontag ſeyn einen Verſoͤhntag. Bitte Gott umb Verzeihung. Schla- ge mit dem bußfertigen Zoͤllner an deine Bruſt/ und ſage: GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig. Zum ſechſten nimb deinen Catechiſmum vor dich/ da wirſt du finden daß gehandelt werde von dem heiligen Abend- mal/ da dich der Sohn Gottes ſpeiſet und traͤncket mit ſeinem Leib und Blut/ und hat alſo ſein Fleiſch und Blut in dein Fleiſch und Blut gelegt/ mit allen Wolthaten die Er dir durch ſein bitter Leyden und Sterben
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Gedenck daran
wirſt wo es herkomme. Zum vierdten nimb am Sontage deinen Ca-
rechiſmum vor dich/ und betrachte die heilige Tauffe. Gedenck was du
fuͤr einen Bund in der heiligen Tauffe mit Gott geſchloſſen habeſt/
und ſage/ mit Leib und Seele mein/ wil ich Gott Vater/ Gott Sohn/
Gott heiliger Geiſt ewiglich dein eigen ſeyn. Gedenck wie da bey der
Tauffe dein Gefatter oder Tauff-Path in deinem Namen ſo theur
verſprochen/ daß du widerſageſt dem Teuffel/ ſeinen Wercken/ Weſen
und Willen/ du glaubeſt an Gott Vater/ Sohn und heiligen Geiſt ꝛc.
Denck daß bey deiner Tauffe die heilige hochgelobte Dreyfaltigkeit
ſelbſt gegenwertig iſt/ und daß dir gleichſam zum Tauffpfennig ge-
ſchenckt und verehret ſey/ die Liebe Gottes deß Vaters/ die bruͤderliche
Treu Jeſu Chriſti/ und die Gnade deß heiligen Geiſtes. Daran ge-
denck ſo offt du ſieheſt Kinder tauffen/ und mache es nicht wie unſere
Hamburger/ wann da auff den Sontag Kinder zur Tauff getragen
werden/ ſo ſtehet etwa eine alte Kuplerin/ und beſcheidet eine Magd
daß ſie auff den Abend an den und den Ort kommen wolle. Dort ſtehet
in der Kirchen ein junger Narr/ und wil ſehen wer zu Gefattern ſte-
he/ ob auch Jungfern dabey ſeyn? Wer unten oder obenan ſtehe?
Summa/ es iſt eine Schande vor Gott und allen ehrlichen Menſchẽ/
was offtmals fuͤr Uppigkeit getrieben werden in dieſer Kirchen/ von
Jungen und Alten/ Kindern und Geſinde/ unter der Zeit wann Kin-
der im Namen Gottes deß Vaters/ deß Sohns/ und deß heiligen
Geiſtes getaufft werden. Wann du aber ein rechtſchaffener Chriſt
biſt/ und kombſt am Sontag in die Kirche/ und ſieheſt daß die heilige
Tauffe verrichtet werde/ ſo wohne dieſem heiligen Werck mit groſſer
Ehrerbietung bey/ dancke dem lieben Gott/ daß Er dich dieſer groſſen
Gnade auch theilhafftig gemacht/ und dich durch die heilige Tauffe zu
ſeinem Kind angenommen habe. Dencke wie viel hundert tauſend
Menſchen in Aſia/ in Africa/ in America ſeyn/ die nicht glauben und
nicht getaufft ſind/ und in ihrem Unglauben dahin fallen/ und ohne
Tauffe ſterben/ und in alle ewige Ewigkeit verloren und verdammt
bleiben. Zum fuͤnfften nimb am Sontage deinen Catechiſmum vor
dich/ da wirſt du ſehen daß gehandelt werde von der Beicht und Ab-
ſolution. So betrachte nun was du in voriger Woche begangen ha-
beſt/ damit du das hoͤlliſche Feuer verdienet? Laß dir demnach den
Sontag ſeyn einen Verſoͤhntag. Bitte Gott umb Verzeihung. Schla-
ge mit dem bußfertigen Zoͤllner an deine Bruſt/ und ſage: GOtt ſey
mir Suͤnder gnaͤdig. Zum ſechſten nimb deinen Catechiſmum vor
dich/ da wirſt du finden daß gehandelt werde von dem heiligen Abend-
mal/ da dich der Sohn Gottes ſpeiſet und traͤncket mit ſeinem Leib
und Blut/ und hat alſo ſein Fleiſch und Blut in dein Fleiſch und Blut
gelegt/ mit allen Wolthaten die Er dir durch ſein bitter Leyden und
Sterben
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/250>, abgerufen am 16.02.2025. |