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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hamburg.
und meinen Zuhörern ihre Ohren. Thue alles umb deines hochheili-
gen Namens willen/ Amen.

JCh hab am nechst verwichenen Mitwochen gedacht/ daß Gott
bey das Dritte Gebot ein Wort gesetzt/ welches bey andern
übrigen Geboten nicht zu finden ist. Dann da sagt Er/ Ge-
denck
des Sabbats daß du ihn heiligest. Sabbat heist so viel als ein
Ruhetag. Dieses Worts müssen wir bey diesem Gebot gewohnen.
Vorzeiten war es der Sonabend. Dann Gott hat ihm diesen Wochen-
tag selbst erkohren/ und nach Erschaffung Himmel und Erden mit sei-
ner Ruhe eingeweihet/ wie zu lesen ist Gen. 2. und Exod 20. Es ha-
ben aber die H. Apostel diesen wochentlichen Feyertag vom Son-
abend auff den Sontag fort gelegt. Nicht allein daß ein Unterscheid
sey zwischen den Juden und Christen/ sondern auch zu Ehren den
dreyen Artickeln des Christlichen Glaubens/ darzu wir uns offent-
lich wieder alle Juden und Heyden bekennen. Dann am Sontag hat
Gott das Werck der Erschöpffung angefangen/ und gesagt Fiat lux,
es werde Liecht, Und die Summ und Jnhalt aller Sontags Predig-
ten gehet dahin/ Mensch es werde Liecht in deinem Hertzen/ lerne dich
selbst und GOtt in rechtem Liecht erkennen/ daß du wissest wie du
könnest Christlich leben/ selig sterben/ und ein Kind des ewigen Liechts
bleiben. Am Sontag ist unser Erlöser und Seligmacher Christus
JEsus von den Todten aufferstanden/ und zu seinen Aposteln kom-
men und gesagt: Friede sey mit euch. Der Sontag ist eben der Tag/ da
der H. Geist sichtbarlicher Weise über die Apostel außgegossen ist/
darauff sie die Magnalia Dei, die grosse Thaten Gottes/ mit Freu-
den gepredigt haben. Drumb halten wir diesen Tag billich hoch/ und
sagen auß dem 118 Ps. Diß ist der Tag den der HErr gemacht hat.
An diesem Tag sollen wir nun nicht allein ruhen. Dann das können
auch die Ochsen und die Esel thun. Sondern wir sollen ihn heiligen/
das ist/ mit heiligen Gedancken/ mit heiligen Worten/ mit heiligen
Wercken sollen wir nicht nur den Sontags Morgen/ sondern den
gantzen Sontag zubringen/ und des Leibes Ruhe soll seyn der See,
len Werckeltag. Wann ein Schuster oder Schneiderknecht des Son-
abends bey zeiten Feyerabend macht/ gehet drauff ins Wirtshauß
und säufft sich voll/ liegt hernach den gantzen Sontag auff der Banck/
und klagt über den Kopff/ das heist den Sabbat nicht geheiliget/
wann er schon feyret und keine Schue macht/ oder keine Hosen flickt.
Drumb mercket wol diesen Unterscheid unter dem Feyren und
Heiligen
/ und sagt/ gedencke dran.

Wann

Hamburg.
und meinen Zuhoͤrern ihre Ohren. Thue alles umb deines hochheili-
gen Namens willen/ Amen.

JCh hab am nechſt verwichenẽ Mitwochen gedacht/ daß Gott
bey das Dritte Gebot ein Wort geſetzt/ welches bey andern
uͤbrigen Geboten nicht zu finden iſt. Dann da ſagt Er/ Ge-
denck
des Sabbats daß du ihn heiligeſt. Sabbat heiſt ſo viel als ein
Ruhetag. Dieſes Worts muͤſſen wir bey dieſem Gebot gewohnen.
Vorzeiten war es der Sonabend. Dañ Gott hat ihm dieſen Wochen-
tag ſelbſt erkohren/ und nach Erſchaffung Himmel und Erden mit ſei-
ner Ruhe eingeweihet/ wie zu leſen iſt Gen. 2. und Exod 20. Es ha-
ben aber die H. Apoſtel dieſen wochentlichen Feyertag vom Son-
abend auff den Sontag fort gelegt. Nicht allein daß ein Unterſcheid
ſey zwiſchen den Juden und Chriſten/ ſondern auch zu Ehren den
dreyen Artickeln des Chriſtlichen Glaubens/ darzu wir uns offent-
lich wieder alle Juden und Heyden bekennen. Dann am Sontag hat
Gott das Werck der Erſchoͤpffung angefangen/ und geſagt Fiat lux,
es werde Liecht, Und die Summ und Jnhalt aller Sontags Predig-
ten gehet dahin/ Menſch es werde Liecht in deinem Hertzen/ lerne dich
ſelbſt und GOtt in rechtem Liecht erkennen/ daß du wiſſeſt wie du
koͤnneſt Chriſtlich leben/ ſelig ſterben/ und ein Kind des ewigen Liechts
bleiben. Am Sontag iſt unſer Erloͤſer und Seligmacher Chriſtus
JEſus von den Todten aufferſtanden/ und zu ſeinen Apoſteln kom-
men und geſagt: Friede ſey mit euch. Der Sontag iſt eben der Tag/ da
der H. Geiſt ſichtbarlicher Weiſe uͤber die Apoſtel außgegoſſen iſt/
darauff ſie die Magnalia Dei, die groſſe Thaten Gottes/ mit Freu-
den gepredigt haben. Drumb halten wir dieſen Tag billich hoch/ und
ſagen auß dem 118 Pſ. Diß iſt der Tag den der HErr gemacht hat.
An dieſem Tag ſollen wir nun nicht allein ruhen. Dann das koͤnnen
auch die Ochſen und die Eſel thun. Sondern wir ſollen ihn heiligen/
das iſt/ mit heiligen Gedancken/ mit heiligen Worten/ mit heiligen
Wercken ſollen wir nicht nur den Sontags Morgen/ ſondern den
gantzen Sontag zubringen/ und des Leibes Ruhe ſoll ſeyn der See,
len Werckeltag. Wann ein Schuſter oder Schneiderknecht des Son-
abends bey zeiten Feyerabend macht/ gehet drauff ins Wirtshauß
und ſaͤufft ſich voll/ liegt hernach den gantzen Sontag auff der Banck/
und klagt uͤber den Kopff/ das heiſt den Sabbat nicht geheiliget/
wann er ſchon feyret und keine Schue macht/ oder keine Hoſen flickt.
Drumb mercket wol dieſen Unterſcheid unter dem Feyren und
Heiligen
/ und ſagt/ gedencke dran.

Wann
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[191/0233] Hamburg. und meinen Zuhoͤrern ihre Ohren. Thue alles umb deines hochheili- gen Namens willen/ Amen. JCh hab am nechſt verwichenẽ Mitwochen gedacht/ daß Gott bey das Dritte Gebot ein Wort geſetzt/ welches bey andern uͤbrigen Geboten nicht zu finden iſt. Dann da ſagt Er/ Ge- denck des Sabbats daß du ihn heiligeſt. Sabbat heiſt ſo viel als ein Ruhetag. Dieſes Worts muͤſſen wir bey dieſem Gebot gewohnen. Vorzeiten war es der Sonabend. Dañ Gott hat ihm dieſen Wochen- tag ſelbſt erkohren/ und nach Erſchaffung Himmel und Erden mit ſei- ner Ruhe eingeweihet/ wie zu leſen iſt Gen. 2. und Exod 20. Es ha- ben aber die H. Apoſtel dieſen wochentlichen Feyertag vom Son- abend auff den Sontag fort gelegt. Nicht allein daß ein Unterſcheid ſey zwiſchen den Juden und Chriſten/ ſondern auch zu Ehren den dreyen Artickeln des Chriſtlichen Glaubens/ darzu wir uns offent- lich wieder alle Juden und Heyden bekennen. Dann am Sontag hat Gott das Werck der Erſchoͤpffung angefangen/ und geſagt Fiat lux, es werde Liecht, Und die Summ und Jnhalt aller Sontags Predig- ten gehet dahin/ Menſch es werde Liecht in deinem Hertzen/ lerne dich ſelbſt und GOtt in rechtem Liecht erkennen/ daß du wiſſeſt wie du koͤnneſt Chriſtlich leben/ ſelig ſterben/ und ein Kind des ewigen Liechts bleiben. Am Sontag iſt unſer Erloͤſer und Seligmacher Chriſtus JEſus von den Todten aufferſtanden/ und zu ſeinen Apoſteln kom- men und geſagt: Friede ſey mit euch. Der Sontag iſt eben der Tag/ da der H. Geiſt ſichtbarlicher Weiſe uͤber die Apoſtel außgegoſſen iſt/ darauff ſie die Magnalia Dei, die groſſe Thaten Gottes/ mit Freu- den gepredigt haben. Drumb halten wir dieſen Tag billich hoch/ und ſagen auß dem 118 Pſ. Diß iſt der Tag den der HErr gemacht hat. An dieſem Tag ſollen wir nun nicht allein ruhen. Dann das koͤnnen auch die Ochſen und die Eſel thun. Sondern wir ſollen ihn heiligen/ das iſt/ mit heiligen Gedancken/ mit heiligen Worten/ mit heiligen Wercken ſollen wir nicht nur den Sontags Morgen/ ſondern den gantzen Sontag zubringen/ und des Leibes Ruhe ſoll ſeyn der See, len Werckeltag. Wann ein Schuſter oder Schneiderknecht des Son- abends bey zeiten Feyerabend macht/ gehet drauff ins Wirtshauß und ſaͤufft ſich voll/ liegt hernach den gantzen Sontag auff der Banck/ und klagt uͤber den Kopff/ das heiſt den Sabbat nicht geheiliget/ wann er ſchon feyret und keine Schue macht/ oder keine Hoſen flickt. Drumb mercket wol dieſen Unterſcheid unter dem Feyren und Heiligen/ und ſagt/ gedencke dran. Wann

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/233>, abgerufen am 24.11.2024.