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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hiob.
gens früh hingesand/ und habe seine Söhne und Töchter geheiliget/
und ein Brandopffer für sie geopffert. Denn er habe bey sich be-
dacht: Meine Söhne möchten gesündiget und Gott gesegnet haben
in ihrem Hertzen. Also wird Hiob ohne Zweiffel auch jetzt bey sich
gedacht haben/ da er gehört/ daß seine Söhn und Töchter von dem
Hause weren überfallen und erschlagen worden eben dazumal/
da sie gleich in der Gasterey beysammen gesessen/ und miteinander
gessen und getruncken hatten. Schrecklich war auch die Zeitung
deßwegen/ weil er hörte/ daß alle seine Kinder/ Söhne und Töchter
auff einmal erschlagen worden/ und daß kein einiges mit dem Leben
darvon kommen were. Dieser Wind ist nicht ein natürlicher/ son-
dern übernatürlicher Wind gewesen. Dann er kam nicht nur von
Norden oder von Westen/ sondern von vier Orten her/ und
stieß an die vier Ecken des Hauses. Zwar der unglückselige
Vater David bekam auch einmal die traurige Zeitung/
daß sein Sohn Amnon bey dem Gastgebot seines falschen
Bruders Absaloms von den Knechten plötzlich were überfallen und
erschlagen worden/ 2. Sam. 3. bald hernach bekam er auch die Zei-
tung/ daß der Absalom selber in der Schlacht mit den Haaren an
einer Eichen were hangen blieben/ und von dem Joab mit dreyen
Spiessen durchs Hertze durchrennet und durchstochen worden.
2. Sam. 17. Aber das waren nur zwey Söhne. Der König David
hatte noch mehr Kinder übrig/ und waren darzu zwey böse unge-
rahtene Söhne/ die dem Vater groß Jammer und Hertzenleid an-
gerichtet hatten. Hingegen bekam der Hiob die traurige Zeitung/
daß alle seine Kinder/ sieben Söhne und drey Töchter/ auff einmal
erschlagen worden/ und kein einiges mit dem Leben davon kommen
were. Es werden ohne Zweiffel fromme wolerzogene Kinder gewesen
seyn/ an denen der Vater seine Lust und Freude wird gesehenhaben.

O wie muß das wol dem lieben Vater/ dem Hiob/ so schmertzlich
weh gethan haben! Was solt er machen? Er stund zwar auff/
und zerrisse seine Kleider/ und rauffte sein Haupt/ und
fiel auff die Erde/ und betet an.
Allein er erholte sich baldwie-
der/ faste einen grossen Muth/ und dacht/ es sey in diesem Creutz kein
besser Mittel/ als das Kräutlein Patientia. Sagte demnach/ Na-
ckend bin ich von meiner Mutterleib kommen/ nacket
werde ich wieder dahinfahren. Der HErr hats gegeben/
der HErr hats genommen/ der Name des HErrn sey
gelobet.
Das war eine grosse Resolution. Sagt mir Herr Par-
menio
/ hätten nicht vier Männer gnugsam zu tragen an der Last/
die dem Hiob auff einen Tag ist auffgelegt worden? Aber hört doch
mit Verwunderung/ was der Teuffel für ein Schelm sey! Womit
der Teufel täglich umgehe/ was sein Thun und Vornehmen sey gegen
die Frommen/ das bezeugt Christus Luc. 22. da er sagt/ Simon/ Si-
mon/ sihe/ der Satan hat euer begehrt/ daß er euch sichte

wie

Hiob.
gens fruͤh hingeſand/ und habe ſeine Soͤhne und Toͤchter geheiliget/
und ein Brandopffer fuͤr ſie geopffert. Denn er habe bey ſich be-
dacht: Meine Soͤhne moͤchten geſuͤndiget und Gott geſegnet haben
in ihrem Hertzen. Alſo wird Hiob ohne Zweiffel auch jetzt bey ſich
gedacht haben/ da er gehoͤrt/ daß ſeine Soͤhn und Toͤchter von dem
Hauſe weren uͤberfallen und erſchlagen worden eben dazumal/
da ſie gleich in der Gaſterey beyſammen geſeſſen/ und miteinander
geſſen und getruncken hatten. Schrecklich war auch die Zeitung
deßwegen/ weil er hoͤrte/ daß alle ſeine Kinder/ Soͤhne und Toͤchter
auff einmal erſchlagen worden/ und daß kein einiges mit dem Leben
darvon kommen were. Dieſer Wind iſt nicht ein natuͤrlicher/ ſon-
dern uͤbernatuͤrlicher Wind geweſen. Dann er kam nicht nur von
Norden oder von Weſten/ ſondern von vier Orten her/ und
ſtieß an die vier Ecken des Hauſes. Zwar der ungluͤckſelige
Vater David bekam auch einmal die traurige Zeitung/
daß ſein Sohn Amnon bey dem Gaſtgebot ſeines falſchen
Bruders Abſaloms von den Knechten ploͤtzlich were uͤberfallen uñ
erſchlagen worden/ 2. Sam. 3. bald hernach bekam er auch die Zei-
tung/ daß der Abſalom ſelber in der Schlacht mit den Haaren an
einer Eichen were hangen blieben/ und von dem Joab mit dreyen
Spieſſen durchs Hertze durchrennet und durchſtochen worden.
2. Sam. 17. Aber das waren nur zwey Soͤhne. Der Koͤnig David
hatte noch mehr Kinder uͤbrig/ und waren darzu zwey boͤſe unge-
rahtene Soͤhne/ die dem Vater groß Jammer und Hertzenleid an-
gerichtet hatten. Hingegen bekam der Hiob die traurige Zeitung/
daß alle ſeine Kinder/ ſieben Soͤhne und drey Toͤchter/ auff einmal
erſchlagen worden/ und kein einiges mit dem Leben davon kommen
were. Es werden ohne Zweiffel from̃e wolerzogene Kinder geweſen
ſeyn/ an denen der Vater ſeine Luſt und Freude wird geſehenhaben.

O wie muß das wol dem lieben Vater/ dem Hiob/ ſo ſchmertzlich
weh gethan haben! Was ſolt er machen? Er ſtund zwar auff/
und zerriſſe ſeine Kleider/ und rauffte ſein Haupt/ und
fiel auff die Erde/ und betet an.
Allein er erholte ſich baldwie-
der/ faſte einen groſſen Muth/ und dacht/ es ſey in dieſem Creutz kein
beſſer Mittel/ als das Kraͤutlein Patientia. Sagte demnach/ Na-
ckend bin ich von meiner Mutterleib kommen/ nacket
werde ich wieder dahinfahren. Der HErr hats gegeben/
der HErr hats genommen/ der Name des HErrn ſey
gelobet.
Das war eine groſſe Reſolution. Sagt mir Herr Par-
menio
/ haͤtten nicht vier Maͤnner gnugſam zu tragen an der Laſt/
die dem Hiob auff einen Tag iſt auffgelegt worden? Aber hoͤrt doch
mit Verwunderung/ was der Teuffel fuͤr ein Schelm ſey! Womit
der Teufel taͤglich umgehe/ was ſein Thun und Vornehmen ſey gegen
die From̃en/ das bezeugt Chriſtus Luc. 22. da er ſagt/ Simon/ Si-
mon/ ſihe/ der Satan hat euer begehrt/ daß er euch ſichte

wie
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[159/0201] Hiob. gens fruͤh hingeſand/ und habe ſeine Soͤhne und Toͤchter geheiliget/ und ein Brandopffer fuͤr ſie geopffert. Denn er habe bey ſich be- dacht: Meine Soͤhne moͤchten geſuͤndiget und Gott geſegnet haben in ihrem Hertzen. Alſo wird Hiob ohne Zweiffel auch jetzt bey ſich gedacht haben/ da er gehoͤrt/ daß ſeine Soͤhn und Toͤchter von dem Hauſe weren uͤberfallen und erſchlagen worden eben dazumal/ da ſie gleich in der Gaſterey beyſammen geſeſſen/ und miteinander geſſen und getruncken hatten. Schrecklich war auch die Zeitung deßwegen/ weil er hoͤrte/ daß alle ſeine Kinder/ Soͤhne und Toͤchter auff einmal erſchlagen worden/ und daß kein einiges mit dem Leben darvon kommen were. Dieſer Wind iſt nicht ein natuͤrlicher/ ſon- dern uͤbernatuͤrlicher Wind geweſen. Dann er kam nicht nur von Norden oder von Weſten/ ſondern von vier Orten her/ und ſtieß an die vier Ecken des Hauſes. Zwar der ungluͤckſelige Vater David bekam auch einmal die traurige Zeitung/ daß ſein Sohn Amnon bey dem Gaſtgebot ſeines falſchen Bruders Abſaloms von den Knechten ploͤtzlich were uͤberfallen uñ erſchlagen worden/ 2. Sam. 3. bald hernach bekam er auch die Zei- tung/ daß der Abſalom ſelber in der Schlacht mit den Haaren an einer Eichen were hangen blieben/ und von dem Joab mit dreyen Spieſſen durchs Hertze durchrennet und durchſtochen worden. 2. Sam. 17. Aber das waren nur zwey Soͤhne. Der Koͤnig David hatte noch mehr Kinder uͤbrig/ und waren darzu zwey boͤſe unge- rahtene Soͤhne/ die dem Vater groß Jammer und Hertzenleid an- gerichtet hatten. Hingegen bekam der Hiob die traurige Zeitung/ daß alle ſeine Kinder/ ſieben Soͤhne und drey Toͤchter/ auff einmal erſchlagen worden/ und kein einiges mit dem Leben davon kommen were. Es werden ohne Zweiffel from̃e wolerzogene Kinder geweſen ſeyn/ an denen der Vater ſeine Luſt und Freude wird geſehenhaben. O wie muß das wol dem lieben Vater/ dem Hiob/ ſo ſchmertzlich weh gethan haben! Was ſolt er machen? Er ſtund zwar auff/ und zerriſſe ſeine Kleider/ und rauffte ſein Haupt/ und fiel auff die Erde/ und betet an. Allein er erholte ſich baldwie- der/ faſte einen groſſen Muth/ und dacht/ es ſey in dieſem Creutz kein beſſer Mittel/ als das Kraͤutlein Patientia. Sagte demnach/ Na- ckend bin ich von meiner Mutterleib kommen/ nacket werde ich wieder dahinfahren. Der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen/ der Name des HErrn ſey gelobet. Das war eine groſſe Reſolution. Sagt mir Herr Par- menio/ haͤtten nicht vier Maͤnner gnugſam zu tragen an der Laſt/ die dem Hiob auff einen Tag iſt auffgelegt worden? Aber hoͤrt doch mit Verwunderung/ was der Teuffel fuͤr ein Schelm ſey! Womit der Teufel taͤglich umgehe/ was ſein Thun und Vornehmen ſey gegen die From̃en/ das bezeugt Chriſtus Luc. 22. da er ſagt/ Simon/ Si- mon/ ſihe/ der Satan hat euer begehrt/ daß er euch ſichte wie

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/201>, abgerufen am 25.11.2024.