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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der gedultige
he/ nicht allein die Menschen/ nicht allein die Araber sind meine
Feind/ sondern Gott selbst ist mir zuwider/ der straft mich und greift
mich an wie die Bürger und Gottlose Buben zu Sodoma und
Gomorra. Was hilfft mich mein Opffern? mein Allmosen geben?
meine Frömmigkeit? warum bete ich nicht ihre Götter an/ so gieng
es mir besser?

Aber das Unglück hatte noch kein End/ sondern da dieser Bot
noch redete/ da kam der dritte Bot/ und brachte noch eine böse Zei-
tung/ nemlich die Chaldäer hätten 3. Spitzen oder 3. Hauf-
fen gemacht/ und hätten die Cameel überfallen und ge-
nommen/ und darzu die Knaben mit der Schärffe des
Schwerds geschlagen/ und sey abermal allein darvon en-
trunnen/ daß ers ihm ansagen könte.
Das waren nun drey
schreckliche Zeitungen/ und drey grosse Unglück auff einen Tag.
Die Araber oder Sabäer die waren anfänglich von Mittag einge-
fallen/ und hatten ihm seine Rinder und Esel weggenommen;
bald darauff war das Feuer vom Himmel herab gefallen/ und hat-
te ihm alle seine Schaafe und Knaben verbrennet; Jetzt muß er
darzu vom dritten Boten hören/ daß auch die Chaldäer vom Mit-
ternacht einen Einfall gethan/ und ihm vollends alle seine Cameel
weggenommen hätten. Noch hätte sich der gute Hiob gerne zufrie-
den gegeben/ er hätte den Viehschaden noch gerne verschmertzt. Wir
lesen auch im Texte nicht/ daß er sich über das verlorne Vieh so hoch
betrübt und bekümmert habe/ wann nur der vierdte Botaußblieben
were. Dieser brachte die allererschrecklichste Zeitung von seinen lie-
ben Kindern mit sich: Deine Söhne und Töchter/ sagte er/
assen und truncken in dem Hause ihres Bruders des
Erstgebornen/ und sihe/ da kam ein grosser Wind von

der Wüsten/ und stieß auff die 4. Ecken des Hauses/ und
warffs auff die Knaben/ daß sie stürben/ und ich bin
allein entrunnen/ daß ich dirs ansagte.
Das war/ sag ich/
dem Hiob die allerschrecklichste Zeitung/ daß seine Kinder eines
solchen jähen plötzlichen Todes gestorben. Er wird ohne Zweiffel
bey sich gedacht und gefürchtet haben/ seine Söhne und Töchter die
würden sich etwa in der Gasterey mit Uppigkeit und übermessi-
gem Essen und Trincken an Gott dem HErrn schwerlich versündi-
get haben/ daß er sie plötzlich mit seiner Rach und Straffe überfal-
len/ und würden vielleicht dazu ohn alle Buß in ihren Sünden da-
hin gefallen/ und also zeitlich und ewig verloren seyn. Das ist etli-
cher Massen auß den vorgehenden Umständen zu vernehmen. Denn
kurtz vorher in dem ersten Capitel lesen wir/ daß auch die andern
Söhne vorher ein Wolleben oder eine Gasterey gemachet hatten/
ein jeglicher in seinem Hause auff seinen Tag/ und hätten ihre Schwe-
stern zu sich geladen zu essen und zu trincken. Und wann nun ein
Tag des Wollebens herum gewesen/ so hab Hiob der Vater des Mor-

gens

Der gedultige
he/ nicht allein die Menſchen/ nicht allein die Araber ſind meine
Feind/ ſondern Gott ſelbſt iſt mir zuwider/ der ſtraft mich und greift
mich an wie die Buͤrger und Gottloſe Buben zu Sodoma und
Gomorra. Was hilfft mich mein Opffern? mein Allmoſen geben?
meine Froͤmmigkeit? warum bete ich nicht ihre Goͤtter an/ ſo gieng
es mir beſſer?

Aber das Ungluͤck hatte noch kein End/ ſondern da dieſer Bot
noch redete/ da kam der dritte Bot/ und brachte noch eine boͤſe Zei-
tung/ nemlich die Chaldäer hätten 3. Spitzẽ oder 3. Hauf-
fen gemacht/ und hätten die Cameel uͤberfallen und ge-
nommen/ und darzu die Knaben mit der Schärffe des
Schwerds geſchlagen/ und ſey abermal allein darvon en-
trunnen/ daß ers ihm anſagen koͤnte.
Das waren nun drey
ſchreckliche Zeitungen/ und drey groſſe Ungluͤck auff einen Tag.
Die Araber oder Sabaͤer die waren anfaͤnglich von Mittag einge-
fallen/ und hatten ihm ſeine Rinder und Eſel weggenommen;
bald darauff war das Feuer vom Himmel herab gefallen/ und hat-
te ihm alle ſeine Schaafe und Knaben verbrennet; Jetzt muß er
darzu vom dritten Boten hoͤren/ daß auch die Chaldaͤer vom Mit-
ternacht einen Einfall gethan/ und ihm vollends alle ſeine Cameel
weggenommen haͤtten. Noch haͤtte ſich der gute Hiob gerne zufrie-
den gegeben/ er haͤtte den Viehſchaden noch gerne verſchmertzt. Wir
leſen auch im Texte nicht/ daß er ſich uͤber das verlorne Vieh ſo hoch
betruͤbt und bekuͤmmert habe/ wañ nur der vierdte Botaußblieben
were. Dieſer brachte die allererſchrecklichſte Zeitung von ſeinen lie-
ben Kindern mit ſich: Deine Söhne und Toͤchter/ ſagte er/
aſſen und truncken in dem Hauſe ihres Bruders des
Erſtgebornen/ und ſihe/ da kam ein groſſer Wind von

der Wuͤſten/ und ſtieß auff die 4. Ecken des Hauſes/ und
warffs auff die Knaben/ daß ſie ſtürben/ und ich bin
allein entrunnen/ daß ich dirs anſagte.
Das war/ ſag ich/
dem Hiob die allerſchrecklichſte Zeitung/ daß ſeine Kinder eines
ſolchen jaͤhen ploͤtzlichen Todes geſtorben. Er wird ohne Zweiffel
bey ſich gedacht und gefuͤrchtet haben/ ſeine Soͤhne und Toͤchter die
wuͤrden ſich etwa in der Gaſterey mit Uppigkeit und uͤbermeſſi-
gem Eſſen und Trincken an Gott dem HErrn ſchwerlich verſuͤndi-
get haben/ daß er ſie ploͤtzlich mit ſeiner Rach und Straffe uͤberfal-
len/ und wuͤrden vielleicht dazu ohn alle Buß in ihren Suͤnden da-
hin gefallen/ und alſo zeitlich und ewig verloren ſeyn. Das iſt etli-
cher Maſſen auß den vorgehenden Umſtaͤnden zu vernehmen. Deñ
kurtz vorher in dem erſten Capitel leſen wir/ daß auch die andern
Soͤhne vorher ein Wolleben oder eine Gaſterey gemachet hatten/
ein jeglicher in ſeinem Hauſe auff ſeinen Tag/ und haͤttẽ ihre Schwe-
ſtern zu ſich geladen zu eſſen und zu trincken. Und wann nun ein
Tag des Wollebens herum geweſen/ ſo hab Hiob der Vater des Moꝛ-

gens
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[158/0200] Der gedultige he/ nicht allein die Menſchen/ nicht allein die Araber ſind meine Feind/ ſondern Gott ſelbſt iſt mir zuwider/ der ſtraft mich und greift mich an wie die Buͤrger und Gottloſe Buben zu Sodoma und Gomorra. Was hilfft mich mein Opffern? mein Allmoſen geben? meine Froͤmmigkeit? warum bete ich nicht ihre Goͤtter an/ ſo gieng es mir beſſer? Aber das Ungluͤck hatte noch kein End/ ſondern da dieſer Bot noch redete/ da kam der dritte Bot/ und brachte noch eine boͤſe Zei- tung/ nemlich die Chaldäer hätten 3. Spitzẽ oder 3. Hauf- fen gemacht/ und hätten die Cameel uͤberfallen und ge- nommen/ und darzu die Knaben mit der Schärffe des Schwerds geſchlagen/ und ſey abermal allein darvon en- trunnen/ daß ers ihm anſagen koͤnte. Das waren nun drey ſchreckliche Zeitungen/ und drey groſſe Ungluͤck auff einen Tag. Die Araber oder Sabaͤer die waren anfaͤnglich von Mittag einge- fallen/ und hatten ihm ſeine Rinder und Eſel weggenommen; bald darauff war das Feuer vom Himmel herab gefallen/ und hat- te ihm alle ſeine Schaafe und Knaben verbrennet; Jetzt muß er darzu vom dritten Boten hoͤren/ daß auch die Chaldaͤer vom Mit- ternacht einen Einfall gethan/ und ihm vollends alle ſeine Cameel weggenommen haͤtten. Noch haͤtte ſich der gute Hiob gerne zufrie- den gegeben/ er haͤtte den Viehſchaden noch gerne verſchmertzt. Wir leſen auch im Texte nicht/ daß er ſich uͤber das verlorne Vieh ſo hoch betruͤbt und bekuͤmmert habe/ wañ nur der vierdte Botaußblieben were. Dieſer brachte die allererſchrecklichſte Zeitung von ſeinen lie- ben Kindern mit ſich: Deine Söhne und Toͤchter/ ſagte er/ aſſen und truncken in dem Hauſe ihres Bruders des Erſtgebornen/ und ſihe/ da kam ein groſſer Wind von der Wuͤſten/ und ſtieß auff die 4. Ecken des Hauſes/ und warffs auff die Knaben/ daß ſie ſtürben/ und ich bin allein entrunnen/ daß ich dirs anſagte. Das war/ ſag ich/ dem Hiob die allerſchrecklichſte Zeitung/ daß ſeine Kinder eines ſolchen jaͤhen ploͤtzlichen Todes geſtorben. Er wird ohne Zweiffel bey ſich gedacht und gefuͤrchtet haben/ ſeine Soͤhne und Toͤchter die wuͤrden ſich etwa in der Gaſterey mit Uppigkeit und uͤbermeſſi- gem Eſſen und Trincken an Gott dem HErrn ſchwerlich verſuͤndi- get haben/ daß er ſie ploͤtzlich mit ſeiner Rach und Straffe uͤberfal- len/ und wuͤrden vielleicht dazu ohn alle Buß in ihren Suͤnden da- hin gefallen/ und alſo zeitlich und ewig verloren ſeyn. Das iſt etli- cher Maſſen auß den vorgehenden Umſtaͤnden zu vernehmen. Deñ kurtz vorher in dem erſten Capitel leſen wir/ daß auch die andern Soͤhne vorher ein Wolleben oder eine Gaſterey gemachet hatten/ ein jeglicher in ſeinem Hauſe auff ſeinen Tag/ und haͤttẽ ihre Schwe- ſtern zu ſich geladen zu eſſen und zu trincken. Und wann nun ein Tag des Wollebens herum geweſen/ ſo hab Hiob der Vater des Moꝛ- gens

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/200>, abgerufen am 24.11.2024.