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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der gedultige
kein Jauchtzen drinnen seyn. Es verfluchen sie die Ver-
flucher deß Tages/ und die da bereit seyn zu erwecken
den Leviathan. Jhre Sterne müssen finster seyn in ihrer
Demmerung/ sie hoffe auffs Liecht/ und komme nicht/
und müsse nicht sehen die Augenbrune der Morgenröte.
Daß sie nicht verschlossen hat die Tbür meines Leibes/
und nicht verbergen das Unglück für meinen Augen.
Warumb bin ich nicht gestorben von Mutterleibe an?
Warumb bin ich nicht umbkommen/ da ich auß dem Lei-
be kam? Warumb hat man mich auff den Schoß gesetzt?
Warumb bin ich mit Brüsten gesäuget?

Antenor wurde zornig/ als er diese Wort hörte/ und sagte: Mein
Herr/ wie heist ihr? Jch kenne euch zwar von Angesicht/ und hab
euch offt auff der Strassen gesehen/ aber ich kenne euren Namen
nicht. Er antwortet/ ich heisse Parmenio/ und bin euer Diener bey
Tag und Nacht. Herr Parmenio/ sagte Antenor/ könnet ihr euren
dreyen Töchtern sechtzig tausend Reichsthaler nachlassen/ und ver-
gleicht euch mit dem armen Hiob? Verzeihet mir/ daß ich teutsch
und auffrichtig mit euch rede. Das Hertz im Leib wil mir für Zorn
bersten/ wann ich höre daß mancher unersättlicher Geitzhals/ durch
allerhand verbotne Mittel zusammen scharret/ und wann einmal
der gerechte Gott auffstehet/ und bläset in ein solch unrecht erworbe-
nes Gut/ daß eins hie/ das ander dort hinfähret/ wie Spreur/ die der
Wind zerstreuet/ und ein solcher Wucherer und Geitzhals wil als-
dann sagen/ es gehet mir eben wie dem Hiob/ der HErr hats
gegeben/ der HErr hats genommen.
Wann euch geliebt ein
wenig mit mir im Grünen herumb zu spatzieren/ so wil ich euch er-
zehlen/ was Hiob für ein Mann gewesen sey/ und was das für eine
schöne Vergleichung sey zwischen euch und dem Hiob. Hiobs Ex-
empel schickt sich auff euer Person wie ein Faust auff ein Aug.

Der H. Geist beschreibt den Hiob/ daß er sey gewesen ein
Mann/ und hab gewohnt im Lande Utz/ sey gewesen
schlecht und recht/ darneben Gottsfürchtig/ und hab das
Böse gemeidet.
Er war ein Mann/ der nicht ein weibisch/ son-
dern ein männlich Hertz in seinem Leib hatte/ der sich im Glück und
Unglück hielt wie ein Mann/ der im Glück demütig/ im Unglück
hertzhafftig und gedultig war. Wann ihm Gott Unglück und Wi-
derwertigkeit zuschickte/ so saß er nicht und weinte wie ein ingrim-
misches altes Weib/ er rauffte nicht alsbald die Haar auß dem
Kopff/ und thät/ als ob unser HErr Gott gestorben sey. Sondern
er hielt sich wie ein Mann. Wann ihm auch Gott Glück gab/ so
überhub er sich nicht wie die wanckelmütige Weiber/ welche sich offt
in das Glück nicht können schicken. Sondern gibt ihm Gott viel
Eyer/ so machen sie viel Dotter/ sie wollen alle Tag Martini oder

Fastel-

Der gedultige
kein Jauchtzen drinnen ſeyn. Es verfluchen ſie die Ver-
flucher deß Tages/ und die da bereit ſeyn zu erwecken
den Leviathan. Jhre Sterne muͤſſen finſter ſeyn in ihrer
Demmerung/ ſie hoffe auffs Liecht/ und komme nicht/
und müſſe nicht ſehen die Augenbrune der Morgenroͤte.
Daß ſie nicht verſchloſſen hat die Tbür meines Leibes/
und nicht verbergen das Unglück für meinen Augen.
Warumb bin ich nicht geſtorben von Mutterleibe an?
Warumb bin ich nicht umbkommen/ da ich auß dem Lei-
be kam? Warumb hat man mich auff den Schoß geſetzt?
Warumb bin ich mit Bruͤſten geſaͤuget?

Antenor wurde zornig/ als er dieſe Wort hoͤrte/ und ſagte: Mein
Herr/ wie heiſt ihr? Jch kenne euch zwar von Angeſicht/ und hab
euch offt auff der Straſſen geſehen/ aber ich kenne euren Namen
nicht. Er antwortet/ ich heiſſe Parmenio/ und bin euer Diener bey
Tag und Nacht. Herr Parmenio/ ſagte Antenor/ koͤnnet ihr euren
dreyen Toͤchtern ſechtzig tauſend Reichsthaler nachlaſſen/ und ver-
gleicht euch mit dem armen Hiob? Verzeihet mir/ daß ich teutſch
und auffrichtig mit euch rede. Das Hertz im Leib wil mir fuͤr Zorn
berſten/ wann ich hoͤre daß mancher unerſaͤttlicher Geitzhals/ durch
allerhand verbotne Mittel zuſammen ſcharret/ und wann einmal
der gerechte Gott auffſtehet/ und blaͤſet in ein ſolch unrecht erworbe-
nes Gut/ daß eins hie/ das ander dort hinfaͤhret/ wie Spreur/ die der
Wind zerſtreuet/ und ein ſolcher Wucherer und Geitzhals wil als-
dann ſagen/ es gehet mir eben wie dem Hiob/ der HErr hats
gegeben/ der HErr hats genommen.
Wann euch geliebt ein
wenig mit mir im Gruͤnen herumb zu ſpatzieren/ ſo wil ich euch er-
zehlen/ was Hiob fuͤr ein Mann geweſen ſey/ und was das fuͤr eine
ſchoͤne Vergleichung ſey zwiſchen euch und dem Hiob. Hiobs Ex-
empel ſchickt ſich auff euer Perſon wie ein Fauſt auff ein Aug.

Der H. Geiſt beſchreibt den Hiob/ daß er ſey geweſen ein
Mann/ und hab gewohnt im Lande Utz/ ſey geweſen
ſchlecht und recht/ darneben Gottsfuͤrchtig/ und hab das
Boͤſe gemeidet.
Er war ein Mann/ der nicht ein weibiſch/ ſon-
dern ein maͤnnlich Hertz in ſeinem Leib hatte/ der ſich im Gluͤck und
Ungluͤck hielt wie ein Mann/ der im Gluͤck demuͤtig/ im Ungluͤck
hertzhafftig und gedultig war. Wann ihm Gott Ungluͤck und Wi-
derwertigkeit zuſchickte/ ſo ſaß er nicht und weinte wie ein ingrim-
miſches altes Weib/ er rauffte nicht alsbald die Haar auß dem
Kopff/ und thaͤt/ als ob unſer HErr Gott geſtorben ſey. Sondern
er hielt ſich wie ein Mann. Wann ihm auch Gott Gluͤck gab/ ſo
uͤberhub er ſich nicht wie die wanckelmuͤtige Weiber/ welche ſich offt
in das Gluͤck nicht koͤnnen ſchicken. Sondern gibt ihm Gott viel
Eyer/ ſo machen ſie viel Dotter/ ſie wollen alle Tag Martini oder

Faſtel-
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[140/0182] Der gedultige kein Jauchtzen drinnen ſeyn. Es verfluchen ſie die Ver- flucher deß Tages/ und die da bereit ſeyn zu erwecken den Leviathan. Jhre Sterne muͤſſen finſter ſeyn in ihrer Demmerung/ ſie hoffe auffs Liecht/ und komme nicht/ und müſſe nicht ſehen die Augenbrune der Morgenroͤte. Daß ſie nicht verſchloſſen hat die Tbür meines Leibes/ und nicht verbergen das Unglück für meinen Augen. Warumb bin ich nicht geſtorben von Mutterleibe an? Warumb bin ich nicht umbkommen/ da ich auß dem Lei- be kam? Warumb hat man mich auff den Schoß geſetzt? Warumb bin ich mit Bruͤſten geſaͤuget? Antenor wurde zornig/ als er dieſe Wort hoͤrte/ und ſagte: Mein Herr/ wie heiſt ihr? Jch kenne euch zwar von Angeſicht/ und hab euch offt auff der Straſſen geſehen/ aber ich kenne euren Namen nicht. Er antwortet/ ich heiſſe Parmenio/ und bin euer Diener bey Tag und Nacht. Herr Parmenio/ ſagte Antenor/ koͤnnet ihr euren dreyen Toͤchtern ſechtzig tauſend Reichsthaler nachlaſſen/ und ver- gleicht euch mit dem armen Hiob? Verzeihet mir/ daß ich teutſch und auffrichtig mit euch rede. Das Hertz im Leib wil mir fuͤr Zorn berſten/ wann ich hoͤre daß mancher unerſaͤttlicher Geitzhals/ durch allerhand verbotne Mittel zuſammen ſcharret/ und wann einmal der gerechte Gott auffſtehet/ und blaͤſet in ein ſolch unrecht erworbe- nes Gut/ daß eins hie/ das ander dort hinfaͤhret/ wie Spreur/ die der Wind zerſtreuet/ und ein ſolcher Wucherer und Geitzhals wil als- dann ſagen/ es gehet mir eben wie dem Hiob/ der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen. Wann euch geliebt ein wenig mit mir im Gruͤnen herumb zu ſpatzieren/ ſo wil ich euch er- zehlen/ was Hiob fuͤr ein Mann geweſen ſey/ und was das fuͤr eine ſchoͤne Vergleichung ſey zwiſchen euch und dem Hiob. Hiobs Ex- empel ſchickt ſich auff euer Perſon wie ein Fauſt auff ein Aug. Der H. Geiſt beſchreibt den Hiob/ daß er ſey geweſen ein Mann/ und hab gewohnt im Lande Utz/ ſey geweſen ſchlecht und recht/ darneben Gottsfuͤrchtig/ und hab das Boͤſe gemeidet. Er war ein Mann/ der nicht ein weibiſch/ ſon- dern ein maͤnnlich Hertz in ſeinem Leib hatte/ der ſich im Gluͤck und Ungluͤck hielt wie ein Mann/ der im Gluͤck demuͤtig/ im Ungluͤck hertzhafftig und gedultig war. Wann ihm Gott Ungluͤck und Wi- derwertigkeit zuſchickte/ ſo ſaß er nicht und weinte wie ein ingrim- miſches altes Weib/ er rauffte nicht alsbald die Haar auß dem Kopff/ und thaͤt/ als ob unſer HErr Gott geſtorben ſey. Sondern er hielt ſich wie ein Mann. Wann ihm auch Gott Gluͤck gab/ ſo uͤberhub er ſich nicht wie die wanckelmuͤtige Weiber/ welche ſich offt in das Gluͤck nicht koͤnnen ſchicken. Sondern gibt ihm Gott viel Eyer/ ſo machen ſie viel Dotter/ ſie wollen alle Tag Martini oder Faſtel-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/182>, abgerufen am 24.11.2024.