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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
solten einen Stüber gewinnen. Der Baron Baconus sagt: Primum esse
inventione aliqua nova, inundationem quandam Opum interdum lar-
gitur, sicuti contigit primo Saceari excoctori in Canariis. Proinde si quis
se peritum Dialecticum praestare possit, ut addat inventioni judicium, ma-
gna haud dubie efficiet, praesertim sitempora sint propitia.
Die guten ehr-
lichen Hessen haben angefangen Taback zu pflantzen/ welcher nach
Hamburg biß in Pommern geführt wird. Das ist hiebevor nicht ge-
schehen/ so lange Hamburg gestanden hat. Allein ich weiß daß sie sich
wol dabey befunden haben. Jch wil ihnen aber einen andern Rath ge-
ben. Sie besäen gantze Felder mit Anis und Fenchel/ und führen es
nach Hamburg/ was gilt es/ ob sie sich nicht besser dabey befinden wer-
den/ als wann sie ihr Korn und Hafer zu Marcke führen? ohne zweifel
hat Salomo viel solcher Inventionen seinen Leuten gezeiget/ und er
machte/ daß deß Silbers zu Jerusalem so viel war wie
der Steine.
Das ist eine Probe eines klugen Potentaten/ wann er
auch seinen Dienern und Unterthanen zu eim Stück Brodt hilfft.
Hierinne ließ König Gustavus der Grosse seine Weißheit sehen/ der
brachte einen hauffen schmutzige Kerle auß Schweden herauß/ und
wie die Printzen zogen sie wider hinein. Sie brachten Rundstück her-
auß/ und nahmen Rosenobel wider mit hinein. Das ist ein künstlicher
Bergmann/ der Kupffer in Silber und Gold verwandeln kan. Thales
einer auß den sieben Weisen in Griechenland hat pflegen zu sagen: Sa-
pientem ditescere posse quandocunque vellet,
ein weiser Mann könne
reich werden/ wenn er wolle. Das hat Thales geredet/ und hat es auch
in einem Jahre mit einer Art Kauffmanschafft wahr gemacht/ und im
Wercke erwiesen. Eben solche Mittel nahm Salomo an die Hand/
seine Weißheit zu offenbaren. Es war zwar das Land Canaan ein gu-
tes Land/ ein Land/ darin Milch und Honig floß. Allein in Holland
giebts auch Buttermilch/ und auff der Lüneburger Heyde gibts auch
Honig. Als aber Peter Hein einsmals mit seinen wolbeladenen Schif-
fen in Holland kam/ da brachte er mehr mit als alle die Buttermilch
in gantz Holland/ und alle der Honig auf der gantzen Lüneburger Heide
werth ist. Und Salomo war ein Herr/ der die Welt kante. Er wuste
was in der gantzen Welt-Lauff und Kauff sey/ wie andere Völcker ne-
gotiirten.
Drumb zeigete er seinen Leuten/ wie sie solten in Ophir segeln/
und Gold holen. Dann er wol wuste/ daß dieses verfluchte Metall unter-
weilens sey instrumentun virtutis exercendae, daß man ohne dieses Me-
tall offtmals nicht fortkommen könne in der Welt. Das ist meine gröste
politische Faute/ welche ich begangen/ daß ich bißher das Geld so ge-
ring geachtet habe. Jch weiß nicht was für Philosophische alte So-
cratische Schulfüchsche mich dahin bracht haben/ daß ich immerdar
mehr gesehen habe auff das honestum als auff das utile. Allein ich sehe
nun/ daß man ohne Geld nicht könne fortkommen in der Welt. Wenn

ich

SALOMO oder
ſolten einen Stuͤber gewinnen. Der Baron Baconus ſagt: Primum eſſe
inventione aliqua nova, inundationem quandam Opum interdum lar-
gitur, ſicuti contigit primo Saceari excoctori in Canariis. Proinde ſi quis
ſe peritum Dialecticum præſtare poſſit, ut addat inventioni judicium, ma-
gna haud dubie efficiet, præſertim ſitempora ſint propitia.
Die guten ehr-
lichen Heſſen haben angefangen Taback zu pflantzen/ welcher nach
Hamburg biß in Pommern gefuͤhrt wird. Das iſt hiebevor nicht ge-
ſchehen/ ſo lange Hamburg geſtanden hat. Allein ich weiß daß ſie ſich
wol dabey befunden haben. Jch wil ihnen aber einen andern Rath ge-
ben. Sie beſaͤen gantze Felder mit Anis und Fenchel/ und fuͤhren es
nach Hamburg/ was gilt es/ ob ſie ſich nicht beſſer dabey befinden wer-
den/ als wann ſie ihr Korn und Hafer zu Marcke fuͤhren? ohne zweifel
hat Salomo viel ſolcher Inventionen ſeinen Leuten gezeiget/ und er
machte/ daß deß Silbers zu Jeruſalem ſo viel war wie
der Steine.
Das iſt eine Probe eines klugen Potentaten/ wann er
auch ſeinen Dienern und Unterthanen zu eim Stuͤck Brodt hilfft.
Hierinne ließ Koͤnig Guſtavus der Groſſe ſeine Weißheit ſehen/ der
brachte einen hauffen ſchmutzige Kerle auß Schweden herauß/ und
wie die Printzen zogen ſie wider hinein. Sie brachten Rundſtuͤck her-
auß/ und nahmen Roſenobel wider mit hinein. Das iſt ein kuͤnſtlicher
Bergmann/ der Kupffer in Silber und Gold verwandeln kan. Thales
einer auß den ſieben Weiſen in Griechenland hat pflegen zu ſagen: Sa-
pientem diteſcere poſſe quandocunque vellet,
ein weiſer Mann koͤnne
reich werden/ wenn er wolle. Das hat Thales geredet/ und hat es auch
in einem Jahre mit einer Art Kauffmanſchafft wahr gemacht/ und im
Wercke erwieſen. Eben ſolche Mittel nahm Salomo an die Hand/
ſeine Weißheit zu offenbaren. Es war zwar das Land Canaan ein gu-
tes Land/ ein Land/ darin Milch und Honig floß. Allein in Holland
giebts auch Buttermilch/ und auff der Luͤneburger Heyde gibts auch
Honig. Als aber Peter Hein einsmals mit ſeinen wolbeladenen Schif-
fen in Holland kam/ da brachte er mehr mit als alle die Buttermilch
in gantz Holland/ und alle der Honig auf der gantzen Luͤneburger Heide
werth iſt. Und Salomo war ein Herꝛ/ der die Welt kante. Er wuſte
was in der gantzen Welt-Lauff und Kauff ſey/ wie andere Voͤlcker ne-
gotiirten.
Drumb zeigete er ſeinen Leutẽ/ wie ſie ſolten in Ophir ſegeln/
uñ Gold holen. Dañ er wol wuſte/ daß dieſes verfluchte Metall unter-
weilens ſey inſtrumentũ virtutis exercendæ, daß man ohne dieſes Me-
tall offtmals nicht fortkommen koͤñe in der Welt. Das iſt meine groͤſte
politiſche Faute/ welche ich begangen/ daß ich bißher das Geld ſo ge-
ring geachtet habe. Jch weiß nicht was fuͤr Philoſophiſche alte So-
cratiſche Schulfuͤchſche mich dahin bracht haben/ daß ich immerdar
mehr geſehen habe auff das honeſtum als auff das utile. Allein ich ſehe
nun/ daß man ohne Geld nicht koͤnne fortkommen in der Welt. Weñ

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[112/0154] SALOMO oder ſolten einen Stuͤber gewinnen. Der Baron Baconus ſagt: Primum eſſe inventione aliqua nova, inundationem quandam Opum interdum lar- gitur, ſicuti contigit primo Saceari excoctori in Canariis. Proinde ſi quis ſe peritum Dialecticum præſtare poſſit, ut addat inventioni judicium, ma- gna haud dubie efficiet, præſertim ſitempora ſint propitia. Die guten ehr- lichen Heſſen haben angefangen Taback zu pflantzen/ welcher nach Hamburg biß in Pommern gefuͤhrt wird. Das iſt hiebevor nicht ge- ſchehen/ ſo lange Hamburg geſtanden hat. Allein ich weiß daß ſie ſich wol dabey befunden haben. Jch wil ihnen aber einen andern Rath ge- ben. Sie beſaͤen gantze Felder mit Anis und Fenchel/ und fuͤhren es nach Hamburg/ was gilt es/ ob ſie ſich nicht beſſer dabey befinden wer- den/ als wann ſie ihr Korn und Hafer zu Marcke fuͤhren? ohne zweifel hat Salomo viel ſolcher Inventionen ſeinen Leuten gezeiget/ und er machte/ daß deß Silbers zu Jeruſalem ſo viel war wie der Steine. Das iſt eine Probe eines klugen Potentaten/ wann er auch ſeinen Dienern und Unterthanen zu eim Stuͤck Brodt hilfft. Hierinne ließ Koͤnig Guſtavus der Groſſe ſeine Weißheit ſehen/ der brachte einen hauffen ſchmutzige Kerle auß Schweden herauß/ und wie die Printzen zogen ſie wider hinein. Sie brachten Rundſtuͤck her- auß/ und nahmen Roſenobel wider mit hinein. Das iſt ein kuͤnſtlicher Bergmann/ der Kupffer in Silber und Gold verwandeln kan. Thales einer auß den ſieben Weiſen in Griechenland hat pflegen zu ſagen: Sa- pientem diteſcere poſſe quandocunque vellet, ein weiſer Mann koͤnne reich werden/ wenn er wolle. Das hat Thales geredet/ und hat es auch in einem Jahre mit einer Art Kauffmanſchafft wahr gemacht/ und im Wercke erwieſen. Eben ſolche Mittel nahm Salomo an die Hand/ ſeine Weißheit zu offenbaren. Es war zwar das Land Canaan ein gu- tes Land/ ein Land/ darin Milch und Honig floß. Allein in Holland giebts auch Buttermilch/ und auff der Luͤneburger Heyde gibts auch Honig. Als aber Peter Hein einsmals mit ſeinen wolbeladenen Schif- fen in Holland kam/ da brachte er mehr mit als alle die Buttermilch in gantz Holland/ und alle der Honig auf der gantzen Luͤneburger Heide werth iſt. Und Salomo war ein Herꝛ/ der die Welt kante. Er wuſte was in der gantzen Welt-Lauff und Kauff ſey/ wie andere Voͤlcker ne- gotiirten. Drumb zeigete er ſeinen Leutẽ/ wie ſie ſolten in Ophir ſegeln/ uñ Gold holen. Dañ er wol wuſte/ daß dieſes verfluchte Metall unter- weilens ſey inſtrumentũ virtutis exercendæ, daß man ohne dieſes Me- tall offtmals nicht fortkommen koͤñe in der Welt. Das iſt meine groͤſte politiſche Faute/ welche ich begangen/ daß ich bißher das Geld ſo ge- ring geachtet habe. Jch weiß nicht was fuͤr Philoſophiſche alte So- cratiſche Schulfuͤchſche mich dahin bracht haben/ daß ich immerdar mehr geſehen habe auff das honeſtum als auff das utile. Allein ich ſehe nun/ daß man ohne Geld nicht koͤnne fortkommen in der Welt. Weñ ich

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/154>, abgerufen am 22.11.2024.