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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
Resolutiones und Anordnungen wider zurücke kommen/ und sich allent-
halben darnach gerichtet werden muß. Ein Königlicher/ Fürstlicher
oder Gräflicher Hoff ist gleich dem Meer/ da alles hinein und wider
herauß fleust. Ja der Hoff ist die grosse Uhr/ nach dessen Zeiger und
Glockenschlag sich das gantze Land reguliret. Wie man die Actiones
und Handlungen bey Hof angebracht/ resolvirt und eingericht wer-
den/ also difficultiren und erstrecken dieselbe sich in die Administration
deß gantzen Landes/ und dessen wolgedeyhliche Regierung. Gibt nun
Gott dem Lande einen solchen Herrn/ der in allen Dingen/ und sonder-
lich auch mit der Tafel und Speisung gute Ordnung hält/ dabey gu-
te Temperantz und Mässigkeit sich befleissiget/ so können alle publica,
Iustici,
Cantzley/ Cammer- und andere Amptsgeschäffte/ neben deme/
was zur Hof-Oeconomi, Küchen und Keller gehöret/ dem Herrn suo
loco & tempore
gebührlich referiret, dessen decision und Erklärung ver-
nommen/ und eine jede Expedition an gehörigen Orten gefertiget/
und ohne Verzügligkeit/ wohin sie wider gehören/ spendirt und fortge-
schickt werden. Mangelt es aber hierin bey Hofe/ und die Herren leben
dissolut ohne Ordnung/ da kan zu gewöhnlicher rechter Zeit nicht ein
jedes reportirt, noch Rath gehalten/ vielweniger die Sachen reifflich
erwogen/ expedirt, und eine jede an seinen Ort gebracht werden/ son-
dern es müssen alle Geschäffte stecken/ die Botten müssen mit schwe-
ren Kosten ligen bleiben/ und die Beampten auß Mangel zurück blei-
bender Ordre ihres verhalten/ viel gute Occasiones und Bequemligkei-
ten/ auß Händen lassen und versäumen; Zu geschweigen der guten
Diaet, davon Gesundheit/ gute disposition Leibes und Verstandes/ auch
dexterität und Schuldigkeit aller Handlungen nicht wenig dependirt,
die aber durch unordentliches Wesen turbirt und zerstöret wird.

An verschiedenen Teutschen Höfen ist vor diesem gar keine Zeit
und Ordnung in der Speisung in acht genommen. Die Herrn/ so de-
bouchirtes
Leben geführet/ haben bißweilen auß dem Tage die Nacht/
und hinwider auß der Nacht den Tag/ wie der Prophet klaget/ ge-
macht/ da ist man insgemein den Abend für neun oder zehen Uhr
nicht zur Tafel gesessen/ in die tieffe Nacht/ ja biß an Morgen darbey/
und im Schwarm geblieben. Hinwider die beste von Gott zur trae-
vaille
und Arbeit/ sonderlich gewiedmete Frühstunden/ die sonst/ wie
man im Sprichwort zu sagen pfleget/ das Gold im Munde führet/
verschlaffen/ deß Nachmittags umb zwey oder drey Uhren die Mittags-
mahlzeit erst angestellet/ damit biß auff den späten Abend angehalten/
und alle Geschäffte ruhen/ und in Confusione stecken lassen/ etc. Da hat
offt der Hofprediger biß an den liechten Morgen sitzen müssen/ damit
er das Gebet thue/ wann die Herren nicht mehr gehen/ stehen oder spre-
chen können. Und wann die Herrn geschlaffen/ hat jederman den Hof-
prediger importuniren wollen/ daß er bey der Herrschafft eine Interces-

sion
G 5

Regenten-Spiegel.
Reſolutiones und Anordnungen wider zuruͤcke kommen/ und ſich allent-
halben darnach gerichtet werden muß. Ein Koͤniglicher/ Fuͤrſtlicher
oder Graͤflicher Hoff iſt gleich dem Meer/ da alles hinein und wider
herauß fleuſt. Ja der Hoff iſt die groſſe Uhr/ nach deſſen Zeiger und
Glockenſchlag ſich das gantze Land reguliret. Wie man die Actiones
und Handlungen bey Hof angebracht/ reſolvirt und eingericht wer-
den/ alſo difficultiren und erſtrecken dieſelbe ſich in die Adminiſtration
deß gantzen Landes/ und deſſen wolgedeyhliche Regierung. Gibt nun
Gott dem Lande einen ſolchen Herꝛn/ der in allen Dingen/ und ſonder-
lich auch mit der Tafel und Speiſung gute Ordnung haͤlt/ dabey gu-
te Temperantz und Maͤſſigkeit ſich befleiſſiget/ ſo koͤnnen alle publica,
Iuſtici,
Cantzley/ Cammer- und andere Amptsgeſchaͤffte/ neben deme/
was zur Hof-Oeconomi, Kuͤchen und Keller gehoͤret/ dem Herꝛn ſuo
loco & tempore
gebuͤhrlich referiret, deſſen deciſion und Erklaͤrung ver-
nommen/ und eine jede Expedition an gehoͤrigen Orten gefertiget/
und ohne Verzuͤgligkeit/ wohin ſie wider gehoͤren/ ſpendirt und fortge-
ſchickt werden. Mangelt es aber hierin bey Hofe/ und die Herꝛen leben
diſſolut ohne Ordnung/ da kan zu gewoͤhnlicher rechter Zeit nicht ein
jedes reportirt, noch Rath gehalten/ vielweniger die Sachen reifflich
erwogen/ expedirt, und eine jede an ſeinen Ort gebracht werden/ ſon-
dern es muͤſſen alle Geſchaͤffte ſtecken/ die Botten muͤſſen mit ſchwe-
ren Koſten ligen bleiben/ und die Beampten auß Mangel zuruͤck blei-
bender Ordre ihres verhalten/ viel gute Occaſiones und Bequemligkei-
ten/ auß Haͤnden laſſen und verſaͤumen; Zu geſchweigen der guten
Diæt, davon Geſundheit/ gute diſpoſition Leibes und Verſtandes/ auch
dexteritaͤt und Schuldigkeit aller Handlungen nicht wenig dependirt,
die aber durch unordentliches Weſen turbirt und zerſtoͤret wird.

An verſchiedenen Teutſchen Hoͤfen iſt vor dieſem gar keine Zeit
und Ordnung in der Speiſung in acht genommen. Die Herꝛn/ ſo de-
bouchirtes
Leben gefuͤhret/ haben bißweilen auß dem Tage die Nacht/
und hinwider auß der Nacht den Tag/ wie der Prophet klaget/ ge-
macht/ da iſt man insgemein den Abend fuͤr neun oder zehen Uhr
nicht zur Tafel geſeſſen/ in die tieffe Nacht/ ja biß an Morgen darbey/
und im Schwarm geblieben. Hinwider die beſte von Gott zur træ-
vaille
und Arbeit/ ſonderlich gewiedmete Fruͤhſtunden/ die ſonſt/ wie
man im Sprichwort zu ſagen pfleget/ das Gold im Munde fuͤhret/
verſchlaffen/ deß Nachmittags umb zwey oder drey Uhrẽ die Mittags-
mahlzeit erſt angeſtellet/ damit biß auff den ſpaͤten Abend angehalten/
und alle Geſchaͤffte ruhen/ und in Confuſione ſtecken laſſen/ ꝛc. Da hat
offt der Hofprediger biß an den liechten Morgen ſitzen muͤſſen/ damit
er das Gebet thue/ wañ die Herꝛen nicht mehr gehen/ ſtehen oder ſpre-
chen koͤnnen. Und wann die Herꝛn geſchlaffen/ hat jederman den Hof-
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ſion
G 5
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[105/0147] Regenten-Spiegel. Reſolutiones und Anordnungen wider zuruͤcke kommen/ und ſich allent- halben darnach gerichtet werden muß. Ein Koͤniglicher/ Fuͤrſtlicher oder Graͤflicher Hoff iſt gleich dem Meer/ da alles hinein und wider herauß fleuſt. Ja der Hoff iſt die groſſe Uhr/ nach deſſen Zeiger und Glockenſchlag ſich das gantze Land reguliret. Wie man die Actiones und Handlungen bey Hof angebracht/ reſolvirt und eingericht wer- den/ alſo difficultiren und erſtrecken dieſelbe ſich in die Adminiſtration deß gantzen Landes/ und deſſen wolgedeyhliche Regierung. Gibt nun Gott dem Lande einen ſolchen Herꝛn/ der in allen Dingen/ und ſonder- lich auch mit der Tafel und Speiſung gute Ordnung haͤlt/ dabey gu- te Temperantz und Maͤſſigkeit ſich befleiſſiget/ ſo koͤnnen alle publica, Iuſtici, Cantzley/ Cammer- und andere Amptsgeſchaͤffte/ neben deme/ was zur Hof-Oeconomi, Kuͤchen und Keller gehoͤret/ dem Herꝛn ſuo loco & tempore gebuͤhrlich referiret, deſſen deciſion und Erklaͤrung ver- nommen/ und eine jede Expedition an gehoͤrigen Orten gefertiget/ und ohne Verzuͤgligkeit/ wohin ſie wider gehoͤren/ ſpendirt und fortge- ſchickt werden. Mangelt es aber hierin bey Hofe/ und die Herꝛen leben diſſolut ohne Ordnung/ da kan zu gewoͤhnlicher rechter Zeit nicht ein jedes reportirt, noch Rath gehalten/ vielweniger die Sachen reifflich erwogen/ expedirt, und eine jede an ſeinen Ort gebracht werden/ ſon- dern es muͤſſen alle Geſchaͤffte ſtecken/ die Botten muͤſſen mit ſchwe- ren Koſten ligen bleiben/ und die Beampten auß Mangel zuruͤck blei- bender Ordre ihres verhalten/ viel gute Occaſiones und Bequemligkei- ten/ auß Haͤnden laſſen und verſaͤumen; Zu geſchweigen der guten Diæt, davon Geſundheit/ gute diſpoſition Leibes und Verſtandes/ auch dexteritaͤt und Schuldigkeit aller Handlungen nicht wenig dependirt, die aber durch unordentliches Weſen turbirt und zerſtoͤret wird. An verſchiedenen Teutſchen Hoͤfen iſt vor dieſem gar keine Zeit und Ordnung in der Speiſung in acht genommen. Die Herꝛn/ ſo de- bouchirtes Leben gefuͤhret/ haben bißweilen auß dem Tage die Nacht/ und hinwider auß der Nacht den Tag/ wie der Prophet klaget/ ge- macht/ da iſt man insgemein den Abend fuͤr neun oder zehen Uhr nicht zur Tafel geſeſſen/ in die tieffe Nacht/ ja biß an Morgen darbey/ und im Schwarm geblieben. Hinwider die beſte von Gott zur træ- vaille und Arbeit/ ſonderlich gewiedmete Fruͤhſtunden/ die ſonſt/ wie man im Sprichwort zu ſagen pfleget/ das Gold im Munde fuͤhret/ verſchlaffen/ deß Nachmittags umb zwey oder drey Uhrẽ die Mittags- mahlzeit erſt angeſtellet/ damit biß auff den ſpaͤten Abend angehalten/ und alle Geſchaͤffte ruhen/ und in Confuſione ſtecken laſſen/ ꝛc. Da hat offt der Hofprediger biß an den liechten Morgen ſitzen muͤſſen/ damit er das Gebet thue/ wañ die Herꝛen nicht mehr gehen/ ſtehen oder ſpre- chen koͤnnen. Und wann die Herꝛn geſchlaffen/ hat jederman den Hof- prediger importuniren wollen/ daß er bey der Herꝛſchafft eine Interceſ- ſion G 5

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/147>, abgerufen am 22.11.2024.