Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].SALOMO oder habe ihm gesaget/ was ihn der König vor Fragen auffgegeben habe/und wann sie zu bestimter Zeit nicht drauff antworten können/ so sey ihr gantzes Closter verlohren. Der Müller habe dem Apt geantwor- tet/ er solle deßwegen ohne Sorge seyn/ er wolle dem Könige schon antworten. Als nun der Müller in des Apts Kleidung nach Pariß kommen/ und Audientz erlanget habe/ da habe der König gefraget/ wie viel Sterne sind am Himmel? darauff hab der Müller geantwortet/ es sind 99767000. etc. Wanns der König nicht glauben wil/ so steige er hinauff/ und zehle sie selbst. Wieviel ist der König werth? Drauff antwortet der Müller/ er ist werth 29. Silberlinge. Dann der König aller Könige ist umb 30. Silberlinge verkaufft worden. So wird ja nun der König in Franckreich noch einen Silberling weniger gelten. Der König habe ferner gefragt/ Was hat der König im Sinn? Dar- auff habe der Müller geantwortet/ der König meynet/ ich sey der Apt/ aber er irret sich. Jch bin der Müller. Dem Könige in Franckreich wurde damals genung geantwortet. Allein es war ihm mit dieser Ant- wort nicht geholffen. Er wolte keine Weißheit des Müllers/ sondern das Closter haben. Und ich halte es in diesem Fall auch mit Herrn Cantzler Reinking/ welcher in seiner Policey/ so viel ich mich jetzo er- innern kan/ dafür hält/ sie habe gedacht/ er müsse ein tapfferer Courti- san seyn/ daß er so viel Weiber und Kebsweiber habe contentiren kön- nen. Jch halte dafür/ daß sie ein heimliches Anliegen gehabt habe/ wel- ches sie dem Salomon nicht mit Nutz und Frucht durch einen Lega- ten habe offenbaren können Die Philosophi sagen: Vnius rei possunt es- se plures fines. Es meynen etliche gelehrte Leute/ daß von dieser Königin herkomme Rex Abyssinorum, der sich in seinem Titul nennet einen Sohn David/ einen Sohn Salomons. Es sagen etzliche/ daß/ da die Königin auß Arabia den Salomon so trefflich beschencket habe/ da hab er ihr bey ihrem Abzuge wiederum ansehnliche Geschencke offeri- ret. Allein sie hab es mit Höfligkeit abgeschlagen/ und gebeten/ er wol- ke einmal bey ihr schlaffen/ damit sie von einem solchen fürtreflichen und Hochweisen Potentaten möge Erben bekommen. Jch lasse dieses an seinem Orte gestellet seyn. Das aber ist gewiß/ daß die Weißheit nicht allzeit erblich auff die Kinder fortgepflantzet werde/ wie an Sa- lomons Sohn dem Rehabeam zu sehen ist. Da unterdessen die Köni- gin sahe alle Weißheit Salomo/ und das Hauß/ das er gebauet hatte/ und die Speise für seinen Tisch/ und sei- ner Knechte Wohnung/ und seiner Diener Ampt/ und ihre Kleider/ und seine Geschencke/ und seine Brand- Opffer/ die er in dem Hause des HErrn opfferte/ konte sie sich nicht enthalten/ und sprach zum Könige: Es ist wahr/ was ich in meinem Lande gehöret habe von dei- nem
SALOMO oder habe ihm geſaget/ was ihn der Koͤnig vor Fragen auffgegeben habe/und wann ſie zu beſtimter Zeit nicht drauff antworten koͤnnen/ ſo ſey ihr gantzes Cloſter verlohren. Der Muͤller habe dem Apt geantwor- tet/ er ſolle deßwegen ohne Sorge ſeyn/ er wolle dem Koͤnige ſchon antworten. Als nun der Muͤller in des Apts Kleidung nach Pariß kommen/ und Audientz erlanget habe/ da habe der Koͤnig gefraget/ wie viel Sterne ſind am Himmel? darauff hab der Muͤller geantwortet/ es ſind 99767000. ꝛc. Wanns der Koͤnig nicht glauben wil/ ſo ſteige er hinauff/ und zehle ſie ſelbſt. Wieviel iſt der Koͤnig werth? Drauff antwortet der Muͤller/ er iſt werth 29. Silberlinge. Dann der Koͤnig aller Koͤnige iſt umb 30. Silberlinge verkaufft worden. So wird ja nun der Koͤnig in Franckreich noch einen Silberling weniger gelten. Der Koͤnig habe ferner gefragt/ Was hat der Koͤnig im Sinn? Dar- auff habe der Muͤller geantwortet/ der Koͤnig meynet/ ich ſey der Apt/ aber er irꝛet ſich. Jch bin der Muͤller. Dem Koͤnige in Franckreich wurde damals genung geantwortet. Allein es war ihm mit dieſeꝛ Ant- wort nicht geholffen. Er wolte keine Weißheit des Muͤllers/ ſondern das Cloſter haben. Und ich halte es in dieſem Fall auch mit Herrn Cantzler Reinking/ welcher in ſeiner Policey/ ſo viel ich mich jetzo er- innern kan/ dafuͤr haͤlt/ ſie habe gedacht/ er muͤſſe ein tapfferer Courti- ſan ſeyn/ daß er ſo viel Weiber und Kebsweiber habe contentiren koͤn- nen. Jch halte dafuͤr/ daß ſie ein heimliches Anliegen gehabt habe/ wel- ches ſie dem Salomon nicht mit Nutz und Frucht durch einen Lega- ten habe offenbaren koͤnnen Die Philoſophi ſagen: Vnius rei poſſunt eſ- ſe plures fines. Es meynen etliche gelehrte Leute/ daß von dieſer Koͤnigin herkomme Rex Abyſſinorum, der ſich in ſeinem Titul nennet einen Sohn David/ einen Sohn Salomons. Es ſagen etzliche/ daß/ da die Koͤnigin auß Arabia den Salomon ſo trefflich beſchencket habe/ da hab er ihr bey ihrem Abzuge wiederum anſehnliche Geſchencke offeri- ret. Allein ſie hab es mit Hoͤfligkeit abgeſchlagen/ und gebeten/ er wol- ke einmal bey ihr ſchlaffen/ damit ſie von einem ſolchen fuͤrtreflichen und Hochweiſen Potentaten moͤge Erben bekommen. Jch laſſe dieſes an ſeinem Orte geſtellet ſeyn. Das aber iſt gewiß/ daß die Weißheit nicht allzeit erblich auff die Kinder fortgepflantzet werde/ wie an Sa- lomons Sohn dem Rehabeam zu ſehen iſt. Da unterdeſſen die Koͤni- gin ſahe alle Weißheit Salomo/ und das Hauß/ das er gebauet hatte/ und die Speiſe fuͤr ſeinen Tiſch/ und ſei- ner Knechte Wohnung/ und ſeiner Diener Ampt/ und ihre Kleider/ und ſeine Geſchencke/ und ſeine Brand- Opffer/ die er in dem Hauſe des HErrn opfferte/ konte ſie ſich nicht enthalten/ und ſprach zum Koͤnige: Es iſt wahr/ was ich in meinem Lande gehoͤret habe von dei- nem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SALOMO</hi></hi> oder</hi></fw><lb/> habe ihm geſaget/ was ihn der Koͤnig vor Fragen auffgegeben habe/<lb/> und wann ſie zu beſtimter Zeit nicht drauff antworten koͤnnen/ ſo ſey<lb/> ihr gantzes Cloſter verlohren. Der Muͤller habe dem Apt geantwor-<lb/> tet/ er ſolle deßwegen ohne Sorge ſeyn/ er wolle dem Koͤnige ſchon<lb/> antworten. Als nun der Muͤller in des Apts Kleidung nach Pariß<lb/> kommen/ und Audientz erlanget habe/ da habe der Koͤnig gefraget/ wie<lb/> viel Sterne ſind am Himmel? darauff hab der Muͤller geantwortet/<lb/> es ſind 99767000. ꝛc. Wanns der Koͤnig nicht glauben wil/ ſo ſteige<lb/> er hinauff/ und zehle ſie ſelbſt. Wieviel iſt der Koͤnig werth? Drauff<lb/> antwortet der Muͤller/ er iſt werth 29. Silberlinge. Dann der Koͤnig<lb/> aller Koͤnige iſt umb 30. Silberlinge verkaufft worden. So wird ja<lb/> nun der Koͤnig in Franckreich noch einen Silberling weniger gelten.<lb/> Der Koͤnig habe ferner gefragt/ Was hat der Koͤnig im Sinn? Dar-<lb/> auff habe der Muͤller geantwortet/ der Koͤnig meynet/ ich ſey der Apt/<lb/> aber er irꝛet ſich. Jch bin der Muͤller. Dem Koͤnige in Franckreich<lb/> wurde damals genung geantwortet. Allein es war ihm mit dieſeꝛ Ant-<lb/> wort nicht geholffen. Er wolte keine Weißheit des Muͤllers/ ſondern<lb/> das Cloſter haben. Und ich halte es in dieſem Fall auch mit Herrn<lb/> Cantzler Reinking/ welcher in ſeiner Policey/ ſo viel ich mich jetzo er-<lb/> innern kan/ dafuͤr haͤlt/ ſie habe gedacht/ er muͤſſe ein tapfferer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Courti-<lb/> ſan</hi></hi> ſeyn/ daß er ſo viel Weiber und Kebsweiber habe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">contentiren</hi></hi> koͤn-<lb/> nen. Jch halte dafuͤr/ daß ſie ein heimliches Anliegen gehabt habe/ wel-<lb/> ches ſie dem Salomon nicht mit Nutz und Frucht durch einen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lega-<lb/> ten</hi></hi> habe offenbaren koͤnnen Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Philoſophi</hi></hi> ſagen: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vnius rei poſſunt eſ-<lb/> ſe plures fines.</hi></hi> Es meynen etliche gelehrte Leute/ daß von dieſer Koͤnigin<lb/> herkomme <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rex Abyſſinorum,</hi></hi> der ſich in ſeinem Titul nennet einen<lb/> Sohn David/ einen Sohn Salomons. Es ſagen etzliche/ daß/ da die<lb/> Koͤnigin auß Arabia den Salomon ſo trefflich beſchencket habe/ da<lb/> hab er ihr bey ihrem Abzuge wiederum anſehnliche Geſchencke <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">offeri-<lb/> ret.</hi></hi> Allein ſie hab es mit Hoͤfligkeit abgeſchlagen/ und gebeten/ er wol-<lb/> ke einmal bey ihr ſchlaffen/ damit ſie von einem ſolchen fuͤrtreflichen<lb/> und Hochweiſen Potentaten moͤge Erben bekommen. Jch laſſe dieſes<lb/> an ſeinem Orte geſtellet ſeyn. Das aber iſt gewiß/ daß die Weißheit<lb/> nicht allzeit erblich auff die Kinder fortgepflantzet werde/ wie an Sa-<lb/> lomons Sohn dem Rehabeam zu ſehen iſt. Da unterdeſſen die Koͤni-<lb/> gin ſahe <hi rendition="#fr">alle Weißheit Salomo/ und das Hauß/ das er<lb/> gebauet hatte/ und die Speiſe fuͤr ſeinen Tiſch/ und ſei-<lb/> ner Knechte Wohnung/ und ſeiner Diener Ampt/ und<lb/> ihre Kleider/ und ſeine Geſchencke/ und ſeine Brand-<lb/> Opffer/ die er in dem Hauſe des HErrn opfferte/ konte<lb/> ſie ſich nicht enthalten/ und ſprach zum Koͤnige: Es iſt<lb/> wahr/ was ich in meinem Lande gehoͤret habe von dei-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nem</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0138]
SALOMO oder
habe ihm geſaget/ was ihn der Koͤnig vor Fragen auffgegeben habe/
und wann ſie zu beſtimter Zeit nicht drauff antworten koͤnnen/ ſo ſey
ihr gantzes Cloſter verlohren. Der Muͤller habe dem Apt geantwor-
tet/ er ſolle deßwegen ohne Sorge ſeyn/ er wolle dem Koͤnige ſchon
antworten. Als nun der Muͤller in des Apts Kleidung nach Pariß
kommen/ und Audientz erlanget habe/ da habe der Koͤnig gefraget/ wie
viel Sterne ſind am Himmel? darauff hab der Muͤller geantwortet/
es ſind 99767000. ꝛc. Wanns der Koͤnig nicht glauben wil/ ſo ſteige
er hinauff/ und zehle ſie ſelbſt. Wieviel iſt der Koͤnig werth? Drauff
antwortet der Muͤller/ er iſt werth 29. Silberlinge. Dann der Koͤnig
aller Koͤnige iſt umb 30. Silberlinge verkaufft worden. So wird ja
nun der Koͤnig in Franckreich noch einen Silberling weniger gelten.
Der Koͤnig habe ferner gefragt/ Was hat der Koͤnig im Sinn? Dar-
auff habe der Muͤller geantwortet/ der Koͤnig meynet/ ich ſey der Apt/
aber er irꝛet ſich. Jch bin der Muͤller. Dem Koͤnige in Franckreich
wurde damals genung geantwortet. Allein es war ihm mit dieſeꝛ Ant-
wort nicht geholffen. Er wolte keine Weißheit des Muͤllers/ ſondern
das Cloſter haben. Und ich halte es in dieſem Fall auch mit Herrn
Cantzler Reinking/ welcher in ſeiner Policey/ ſo viel ich mich jetzo er-
innern kan/ dafuͤr haͤlt/ ſie habe gedacht/ er muͤſſe ein tapfferer Courti-
ſan ſeyn/ daß er ſo viel Weiber und Kebsweiber habe contentiren koͤn-
nen. Jch halte dafuͤr/ daß ſie ein heimliches Anliegen gehabt habe/ wel-
ches ſie dem Salomon nicht mit Nutz und Frucht durch einen Lega-
ten habe offenbaren koͤnnen Die Philoſophi ſagen: Vnius rei poſſunt eſ-
ſe plures fines. Es meynen etliche gelehrte Leute/ daß von dieſer Koͤnigin
herkomme Rex Abyſſinorum, der ſich in ſeinem Titul nennet einen
Sohn David/ einen Sohn Salomons. Es ſagen etzliche/ daß/ da die
Koͤnigin auß Arabia den Salomon ſo trefflich beſchencket habe/ da
hab er ihr bey ihrem Abzuge wiederum anſehnliche Geſchencke offeri-
ret. Allein ſie hab es mit Hoͤfligkeit abgeſchlagen/ und gebeten/ er wol-
ke einmal bey ihr ſchlaffen/ damit ſie von einem ſolchen fuͤrtreflichen
und Hochweiſen Potentaten moͤge Erben bekommen. Jch laſſe dieſes
an ſeinem Orte geſtellet ſeyn. Das aber iſt gewiß/ daß die Weißheit
nicht allzeit erblich auff die Kinder fortgepflantzet werde/ wie an Sa-
lomons Sohn dem Rehabeam zu ſehen iſt. Da unterdeſſen die Koͤni-
gin ſahe alle Weißheit Salomo/ und das Hauß/ das er
gebauet hatte/ und die Speiſe fuͤr ſeinen Tiſch/ und ſei-
ner Knechte Wohnung/ und ſeiner Diener Ampt/ und
ihre Kleider/ und ſeine Geſchencke/ und ſeine Brand-
Opffer/ die er in dem Hauſe des HErrn opfferte/ konte
ſie ſich nicht enthalten/ und ſprach zum Koͤnige: Es iſt
wahr/ was ich in meinem Lande gehoͤret habe von dei-
nem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |